Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 23
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Metallplatte für Paulus von Streitberg

In der Sepultur befindet sich diese Metall-Platte für Paulus von Streitberg (-20.6.1570), Domherr zu Bamberg und Würzburg. Die Platte ist künstlerisch eine qualitätvolle und detailreiche Renaissance-Arbeit, die in einer Rundbogenarchitektur mit reichverzierten Pfeilern und Bogenfeldern den Verstorbenen abbildet, frontal den Betrachter anblickend, in der Linken ein Buch haltend, die Rechte vor dem Leib, in reichverziertem Gewand.

 

Sie enthält in der Mitte unter dem Portrait des Klerikers folgende Inschrift: "ANNO DOMINI MDLXX (1570) DIE VERO MARTIS XX MENSIS IVNII EXTREMAM VITAE SVAE CLAVSIT DIEM RE(VE)RENDVS ET NOBILIS DOMINVS PAVLVS DE STREITBERG CATHEDRALIVM BAMBERGENSIS ET HERBIPOLENSIS ECCLESIARVM CANONICVS CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE TESTAMENTARII POSVERVNT" - Im Jahre des Herrn 1570 am Dienstag, den 20. des Monats Juni beschloß den letzten Tag seines Lebens der ehrwürdige und edle Herr Paulus von Streitberg, Kanoniker der Domstifte von Bamberg und Würzburg, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Die Erben (wörtl.: die zum Testament Gehörigen) haben (ihm dieses Epitaph) errichtet. 1570 war vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders, deshalb ist der 20.6. ein Dienstag, die Extrapolation ergäbe den 30.6.1570 im gregorianischen System; in römischer (julianischer) Zeitrechnung wäre es ANTE DIEM XII KAL. IVL. MMCCCXXIII A. V. C.

Die Platte zeigt insgesamt fünf Wappen, unten in der Mitte befindet sich das zentrale Vollwappen der Familie von Streitberg, die anderen vier sind Schilde der Ahnenprobe. Das Wappen der von Streitberg zeigt im Schild eine aufrechte Handsichel, wobei sich sehr unterschiedliche Tingierungsangaben finden lassen. Schöler gibt das Feld rot, die Klinge silbern an, Rahrbach zeigt die silbernfeldrige Variante. In Siebmacher Band: BayA3 Seite: 101 Tafel: 66 findet sich die Variante mit silbernem Feld und blauer Klinge, so auch im Donaueschinger Wappenbuch, mit Abweichungen der Griff-Tingierung. Im Ingeramschen Wappenbuch wird das Wappen abgebildet mit golden-rot-golden geteiltem Griff, ebenso im Lehensbuch des Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz. In Siebmacher Band: BayA1 Seite: 184 Tafel: 188 und Band: ThüA Seite: 86 Tafel: 68 findet sich hingegen die rotfeldrige Variante, desgleichen an Epitaphien in Scheßlitz. Verschiedene farbige Darstellungen in Glasfenstern etc. mehren die Vielfalt der Varianten. Auf dem Helm wird die aufrechte Sichel wie im Schild geführt, außen mit fünf Federn besteckt.

   

Die von Streitberg sind ein Rittergeschlecht aus der fränkischen Schweiz, wo sie schon um 1120 belegt sind, sie waren im Ritterkanton Gebürg immatrikuliert und waren Vasallen der fränkischen Hochstifte. Die gleichnamige Stammburg ging 1285 an die Schlüsselberger über. Heute gehört Streitberg zum Ort Wiesenttal. Neben Burg Streitberg besaßen sie auch noch Burg Greifenstein in der Fränkischen Schweiz. Der Grundbesitz konzentrierte sich im Raum Ebermannstadt und im Landkreis Bamberg. Mit dem Hochstift Würzburg hatte die Familie sogar einmal eine Fehde. Die Familie der v. Streitberg ist mit Hans Wilhelm von Streitberg zu Strössendorf, Burggrub, Greifenstein, Heiligenstadt etc., der allen Besitz der Familie wieder in einer Hand vereinte, Ritterrat im Kanton Gebürg, Letzter seines Geschlechts, am 10.8.1690 erloschen. Paulus von Streitberg kam an das Domstift zu Würzburg am 28.4.1556, nachdem durch Resignation von Georg Stiebar von Buttenheim ein Platz frei wurde. Im Jahre 1561 wurde er Kapitularherr. Daneben wurde er auch in Bamberg als Domherr aufgeschworen.

 

Abb. links: Heraldisch oben rechts befindet sich der Wappenschild für den Vater des Probanden, Friedrich von Streitberg zu Göppmannsbühl und Siegritz, sowie für den Großvater väterlicherseits, Ritter Georg von Streitberg zu Streitberg und Siegritz. Abb. rechts: Heraldisch oben links befindet sich der Wappenschild für die Mutter des Probanden, Sybilla von Wallenrode, sowie für den Großvater mütterlicherseits, Conrad von Wallenrode. Der Schild zeigt in Rot eine auf die Spitze gestellte, viereckige, silberne, an den Ecken kleeblattartig verzierte Schnalle mit durchgezogenem bzw. durchgestecktem Dorn (hier herrlich plastisch realisiert). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein beiderseits wie der Schild bez. Flug zu rot-silbernen Helmdecken. Das Wappen wird u. a. beschrieben im Siebmacher Band: OstN Seite: 240 Tafel: 167, Band: Pr Seite: 30 Tafel: 35, Band: Pr Seite: 433 Tafel: 475, Band: PrA Seite: 103 Tafel: 75. Im Scheiblerschen Wappenbuch ist es auf Folio 283 zu sehen.

 

Abb. links: Heraldisch unten rechts befindet sich der Wappenschild für die Großmutter väterlicherseits, Amalia von Laineck, Tochter von Ludwig von Laineck zu Nemmersdorf und Goldkronach und dessen Frau Anna von Truppach. Der Wappenschild der von Laineck ist gespalten, rechts rot-silbern geweckt, links in Blau ein goldener, rot gekrönter Löwe, so im Scheiblerschen Wappenbuch und im Siebmacher Band: BayA3 Seite: 188 Tafel: 134, abweichend in Siebmacher Band: BayA1 Seite: 157 Tafel: 162. Für die Helmzier finden sich verschiedene Angaben in der Literatur. In Siebmacher Band: BayA3 Seite: 188 Tafel: 134 wird ein wachsender goldener Löwe zu rot-silbernen Decken angegeben, im Scheiblerschen Wappenbuch ist es ein schräggeteilter Flug, im alten Siebmacher ebenfalls ein Flug, wobei die beiden aber völlig anders tingiert sind. Die Darstellung bei Grünenberg stimmt mit der im Scheiblerschen Wappenbuch überein. Die Familie stammt aus Oberfranken, und Laineck ist heute ein Stadtteil von Bayreuth. Abb. rechts: Heraldisch unten links befindet sich der Wappenschild für die Großmutter mütterlicherseits, Margaretha von Aufseß. Der Schild zeigt in Blau einen silbernen Balken, belegt mit einer roten Rose. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein Pfauenwedel zwischen zwei wie der Schild bez. Büffelhörnern, die Helmdecken wären blau-silbern.

Übersicht über die Vorfahren des Paulus von Streitberg:

Eltern:
  • Friedrich von Streitberg zu Göppmannsbühl und Siegritz
  • Sybilla von Wallenrode

Großeltern:

  • Georg von Streitberg zu Streitberg und Siegritz
  • Amalia von Laineck
  • Conrad von Wallenrode
  • Margaretha von Aufseß
  Urgroßeltern:
  • Eberhard von Streitberg
  • Anna von Trautenberg
  • Ludwig von Laineck
  • Anna von Truppach
  • Sebastian von Wallenrode
  • Ursula von Künsberg
  • Christoph von Aufseß
  • Anna von Leinach

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Der Dom zu Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
Genealogie der von Streitberg: Geschlechtsregister der Reichsfrei unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Gebürg http://books.google.de/books?id=49JDAAAAcAAJ
von Streitberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Streitberg_%28Adelsgeschlecht%29
von Laineck:
http://de.wikipedia.org/wiki/Laineck_%28Adelsgeschlecht%29
von Wallenrode:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wallenrode_%28Adelsgeschlecht%29
von Aufseß:
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufse%C3%9F_%28Adelsgeschlecht%29
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 443-445

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