Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 180
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Sepultur, Epitaph für Wilhelm Jakob zu Rhein

In der Sepultur des Würzburger Domes befindet sich dieses barocke Epitaph in einer der östlichen Kapellen. Es ist für Wilhelm Jakob Amarin zu Rhein (29.12.1699-28.11.1769), der am 6.11.1726 als Domherr zu Speyer aufschwor und danach noch Domherr in Worms und am 31.1.1728 in Würzburg wurde, nachdem diese durch den Tod des Dompropstes Johann Philipp Fuchs von Dornheim frei geworden war. Er war Cantor, Scholasticus und Jubiläus und Vicarius in Spiritualibus Generalis. Als er im Alter von 69 Jahren starb, erlosch mit ihm auch die ganze Linie der Familie zu Dornach. Aus einer anderen Linie der Familie tritt später, am 1.2.1757, ein fast namensgleiches Mitglied ins Würzburger Domkapitel ein, Wilhelm Jakob Beatus Joseph zu Rhein (12.9.1746-), der nicht mit ersterem verwechselt werden darf.

 

Die Inschrift nennt noch zwei weitere Domherren, Ignatius Theobaldus von Reinach (-10.9.1727), Kanoniker in Würzburg und auf der Comburg, Propst zu St. Burkard in Würzburg, und ferner Wilhelm Jakob von Reinach (-18.5.1737), Kanoniker in Würzburg, Jubiläus und Senior, Propst zu St. Johannes in Haugis (Stift Haug). Die Ahnenprobe gehört freilich ausschließlich zu dem eingangs genannten Wilhelm Jakob Amarin zu Rhein, so wie auch das zentrale, nach links gewendete Wappen oben über der Inschrift, das einzige Vollwappen der Tafel, das Familienwappen der zu Rhein zeigt (Abb. oben rechts). Bis auf ein einziges Wappen (Rosenbach) sind alle nach links gewendet, was vermutlich mit der Art der Anbringung der Tafel auf der Seitenwand der Kapelle zusammenhängt, so daß die Wappentiere den Hinzutretenden anblicken und nicht ins Eck blicken.

Das Wappen der zu Rhein zeigt in Silber einen grünen Löwen, auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein grüner, rotbewehrter und -gezungter Löwe wachsend, am Rücken ein silberner Kamm, an den vier Spitzen mit grünen (natürlichen) Pfauenfedern besteckt. Das Wappen dieser aus Basel stammenden und im Elsaß sowie in Breisach verbreiteten Familie wird beschrieben im Siebmacher Band: Els Seite: 25 Tafel: 30, Band: Erg Seite: 21 Tafel: 8. Im Wappenbuch der Stadt Basel wird es mit zwei Helmen dargestellt: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit grün-silbernen Decken wachsend ein rotbewehrter und -gezungter, grüner Löwe mit silbernem, mit silbernen Hahnenfedern bestecktem Rückenkamm. Helm 2 (links): auf dem Helm mit grün-silbernen Decken wachsend ein rotbewehrter und -gezungter, grüner Löwe mit silbernem, mit grünen Pfauenspiegeln bestecktem Rückenkamm. Hier am Epitaph wird es nur mit einem Kleinod geführt, desgleichen bei Kindler von Knobloch. Diese Familie bekam am 6.8.1773 von König Ludwig XV. zu Compiègne eine Anerkennung ihres Freiherrenstandes, und am 25.8.1816 wurde ein Zweig der Familie im Königreich Bayern bei der Freiherrenklasse immatrikuliert.

 

Abb. links: heraldisch rechte Spalte, erste Schildkartusche von oben mit dem Wappen der zu Rhein wie zuvor beschrieben. Dieser Schild steht für die väterliche Stammlinie, vertreten durch den Vater des Probanden, Reinhold Wilhelm zu Rhein (29.9.1654-15.1.1704), zu Dornach, kgl. frz. Kapitän im Regiment Elsaß, den Großvater väterlicherseits, Johann Sebastian zu Rhein (-19.6.1666), und dessen Vater, Johann Christoph zu Rhein (-29.9.1629). Abb. rechts: heraldisch rechte Spalte, zweite Schildkartusche von oben mit dem einwärts gewendeten Wappen der von Koppenstein, blau-golden geschacht mit einem roten Freiviertel, darin ein schwarzer Rabe. Das Wappen beschrieben im Gruber, im Loutsch, im Zobel und bei Hauptmann, im Siebmacher Si2, 102, in den Supplementen 3, 6 und im Band: ThüA Seite: 62 Tafel: 48. Dieser Schild steht für die Großmutter väterlicherseits, Maria Katharina von Koppenstein (n. Kindler von Knobloch, n. Salver: Magdalena Katharina), sowie für ihren Vater, Friedrich Walrab von Koppenstein.

 

Abb. links: heraldisch rechte Spalte, dritte Schildkartusche von oben mit dem gewendeten Wappen der von Roggenbach, von Rot, Schwarz und Silber halbgespalten und geteilt. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 12 Tafel: 9, Band: Els Seite: 19 Tafel: 22, Band: PrGfN Seite: 19 Tafel: 14. Dieser Schild steht für die Urgroßmutter Maria Ursula von Roggenbach aus der väterlichen Abstammung, Tochter von Hans Adolf von Roggenbach. Sie hatte Johann Christoph zu Rhein (-29.9.1629) geheiratet. Abb. rechts: heraldisch rechte Spalte, unterste Schildkartusche mit dem gewendeten Wappen der von Steinkallenfels, grün-golden geteilt, oben mit einem schreitenden silbernen Löwen. Das Wappen wird beschrieben bei Gruber, und im Siebmacher Band: NaA Seite: 39 Tafel: 65, Band: Els Seite: 20 Tafel: 25. Dieser Schild steht für die noch fehlende Urgroßmutter aus der väterlichen Abstammung, Elisabeth von Steinkallenfels. Sie hatte Friedrich Walrab von Koppenstein geheiratet.

 

Abb. links: heraldisch linke Spalte, oberste Schildkartusche mit dem gewendeten Wappen der von Reinach, in Gold ein roter, blau bewehrter, rotgezungter Löwe mit blauem Kopf. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 70 Tafel: 42, Band: Bay Seite: 53 Tafel: 55, Band: Els Seite: 18 Tafel: 22 sowie im Baseler Wappenbuch. Dieser Schild steht für die Mutter des Domherren, Maria Sophia Sibylla von Reinach zu Spechbach und Steinbrunn (9.3.1664-6.10.1720), und für den Großvater mütterlicherseits, Wilhelm Jakob von Reinach zu Spechbach und Steinbrunn (1617-14.12.1684), Obervogt zu Thann, Herr zu Spechbach und Teilherr von Lümschweiler, sowie für dessen Vater, Bernardin von Reinach (27.6.1591-1656) zu Obersteinbrunn und zu Oberspechbach. Abb. rechts: heraldisch linke Spalte, zweite Schildkartusche von oben mit dem Wappen der von Rosenbach, von Silber und Schwarz geteilt, oben aus der Teilung hervorkommend ein schwarzer, rotgezungter, golden gekrönter Löwe. Das Wappen, welches hier als einziges nicht gewendet ist, wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA3 Seite: 47 Tafel: 29 und im Aschaffenburger Wappenbuch. Dieser Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Maria Ursula von Rosenbach (1630-13.6.1680), Tochter von Dietrich Melchior von Rosenbach und Anna Maria zu Rhein (29.7.1597-).

 

Abb. links: heraldisch linke Spalte, dritte Schildkartusche von oben mit dem Wappen der Blarer von Wartensee, in Silber ein roter Hahn. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 45 Tafel: 27 und im Basler Wappenbuch. Dieser Schild steht für die Urgroßmutter Helena Blarer von Wartensee, Tochter von Wolf Dietrich Blarer von Wartensee und Barbara von Lichtenfels aus der mütterlichen Abstammung. Sie hatte Bernardin von Reinach (27.6.1591-1656) geheiratet. Abb. rechts: heraldisch linke Spalte, unterste Schildkartusche mit dem Wappen der zu Rhein wie eingangs beschrieben. Dieser Schild steht für die in der Aufstellung noch fehlende Urgroßmutter aus der mütterlichen Abstammung, Anna Maria zu Rhein (29.7.1597-). Sie war die Ehefrau von Dietrich Melchior von Rosenbach. Damit taucht das Familienwappen zum zweiten Mal, und wenn man das zentrale Vollwappen oben in der Mitte mitrechnet, sogar zum dritten Mal auf dem Epitaph auf.

Übersicht über die Vorfahren des Wilhelm Jakob Amarin zu Rhein:

Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Würzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 708-709, nicht S. 739.
Genealogie von Reinach: Julius Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch, hrsg. von der Badischen Historischen Kommission, Band 3: M - R, Heidelberg, 1919
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0440/image etc., insbesondere http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0451 und http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0451
Genealogie zu Rhein: dito,
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0515 ff., insbesondere http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0521
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Wappen zu Rhein: Wappenbuch der Stadt Basel. Unter den Auspizien der historischen u. antiquarischen Gesellschaft in Basel herausgegeben von W. R. Staehelin, Zeichnungen Carl Roschet et al., 3 Teile in mehreren Folgen, Basel
Wappen zu Rhein:
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0514
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der 'landeskundlichen Vierteljahresblätter'

Dom, Sepultur, Conrad Ludwig Zobel von Giebelstadt - Dom, Sepultur, Johann Richard von Franckenstein - Dom, Sepultur, Paulus von Streitberg - Dom, Sepultur, Philipp von Hohenlohe - Dom, Sepultur, Johann Gerwick von Schwarzenberg - Dom, Sepultur, Gottfried von Wirsberg - Dom, Sepultur, Friedrich Johann Georg und Franz Peter von Sickingen - Dom, Sepultur, Martin von Wiesenthau - Dom, Sepultur, Albert Schenk von Limpurg - Domkreuzgang 1 - Domkreuzgang 2 - Domkreuzgang 3 - Dom Sepultur 1 - Dom Sepultur 2

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