Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 99
Würzburg
- ein heraldischer Leckerbissen
Dom zu Würzburg, Sepultur, Epitaph für Martin von Wiesenthau
In der Sepultur hängt seitlich in einer der östlichen Kapellenräume ein steinernes Epitaph im Stil der Renaissance für Martin von Wiesenthau (-18.11.1554). Dieser Kleriker kam am 3.4.1509 an das Domstift und ging 1523 zu Kapitel. Das Grabdenkmal ist klar in drei Zonen gegliedert: Die größte Zone in der Mitte zeigt den Verstorbenen vor dem Gekreuzigten kniend, die unterste Zone ist für die große Inschrift reserviert, und der halbrunde Aufsatz für Heraldik und Genealogie in Form der aus vier Schilden bestehenden Ahnenprobe.
Die von zwei hochrechteckigen Feldern mit floralem Ornamentwerk flankierte, durch einige Bruchlinien stellenweise zerstörte Sockelinschrift lautet: "CLERICVS ILLE LEVANS AD CHRISTIVM VVLNERA PALMAS HIC MANET ANGELICAM CORPORIS AVRE TVBAM AVDIAT VT LAETVS SVPPLEX DEPOSCE VIATOR VT DECET HIC FIXI MYSTICA MEMBRA DEI HVNC SI FORTE VIRVM PLACEAT COGNOSCERE QVONDAM NOTO MARTINVS NOMINE DICTVS ERAT STRENVVS AVRATO GENITOR RVTILABAT AB ENSE STIRPS A WIESETHAW NOBILE STEMMA DEDIT HOC DECVS EX PROAVIS PROPRIVM FORTASSE REQVIRIS FLAMEN IN HAC SVMMA CLASSICVS AEDE FVIT HVIC DEDIT ORNAVIT CELEBRAVIT ET AVXIT HONORE MVSA FIDES PIETAS RELIGIONIS AMOR".
Über dem Rundbogen ist als zweite Inschrift zu lesen: "WOLFGANGVS THEODERICVS A WIESNTHAW FRATER GERMANVS ET HAERES VNICVS ITEMQVE PRAEFECTVS AVLAE BAMBERGENSIS PONEBAT". Das bedeutet, daß dem Kleriker dessen Bruder Wolf Dietrich von Wiesenthau dieses Epitaph hat errichten lassen. Wolf Dietrich war sein einziger Erbe. Die dritte Inschrift ist über dem zentralen Relief direkt unter dem oberen Gesims: "(OBIIT) ANNO CHRISTI MDLIIII DIE 18 NOVEMBRIS".
Das zentrale Wappen ist das der Herren von Wiesenthau, in Silber (oder auch Gold) ein roter Rautenpfahl (Pfahl aus roten, liegenden Rauten), auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar schwarzer, an den Spitzen jeweils mit einer silbernen Kugel besteckter Büffelhörner. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 62 Tafel: 63, Band: BayA3 Seite: 140 Tafel: 95-96 und bei Schöler Tafel 20. Im Scheiblerschen Wappenbuch wird es auf Folio 260 abgebildet. Die Farbe des Feldes kann silbern oder golden sein, das wechselt, und für beide Varianten finden sich Belege. Im Alten Siebmacher ist die Feldfarbe Gold, im Scheiblerschen Wappenbuch Silber.
Der gleiche Schild steht heraldisch rechts oben für den Vater des Probanden, Wilhelm von Wiesenthau, und den Großvater väterlicherseits, Philipp von Wiesenthau, Sohn von Hans von Wiesenthau und Margarethe von Aufseß. Der zweite Schild der Ahnenprobe, der untere auf der Schwertseite (heraldisch rechts, optisch links), zeigt das Wappenbild der von Wolfskeel, in Gold ein hier bekleideter, sonst meist nackt dargestellter Mohr, der in seiner ausgestreckten rechten Hand drei rote Blumen hält, wobei das Wappen hier aus Courtoisie völlig gespiegelt ist. Der Schild steht für die Großmutter väterlicherseits, Agatha Wolfskeel von Reichenberg, Tochter von Hans Wolfskeel von Reichenberg und Veronica von Streitberg.
Der dritte Schild der Ahnenprobe, auf der Spindelseite der obere, zeigt das Wappenbild der von Redwitz, blau-silbern siebenmal geteilt mit einem roten Wellenschrägbalken darüber; er steht für die Mutter des Klerikers, Anna von Redwitz, und den Großvater mütterlicherseits, Martin von Redwitz, Sohn von Wolf von Redwitz und Elisabeth Marschall von Ebnet. Der vierte und letzte Schild der Ahnenprobe, auf der Spindelseite der untere, zeigt das Wappenbild der Förtsch von Thurnau, im Zackenschnitt (Spitzenschnitt) von Rot und Silber schräggeteilt. Der Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Dorothea Förtsch von Thurnau, Tochter von Hans Förtsch von Thurnau und Christina von Bickenbach.
Literatur,
Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Der Dom zu Würzburg, Schnell
Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell &
Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh.
Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder
Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 358-360
Genealogie Förtsch, Wiesenthau und Redwitz: Biedermann,
Geschlechtsregister der Reichsfrei unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Franken Löblichen Orts Gebürg http://books.google.de/books?id=49JDAAAAcAAJ
Genealogie Wolfskeel von Reichenberg: Biedermann:
Geschlechts-Register Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft
Landes zu Francken Löblichen Orts Ottenwald (Odenwald) http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ
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