Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 41
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Wappen-Darstellungen im Würzburger Dom, Sepultur der Domherren (2. Teil), 15. Jh.

Abb.: Truchseß von Wetzhausen (in Gold zwei in zwei Reihen silbern-rot geschachte Balken, Helmzier: Zwei wie der Schild bez. Büffelhörner (Balken als Spangen), dazwischen ein Jungfrauenrumpf in roter Gewandung mit goldenem Zopf und ebensolcher Krone. Helmdecken rot-golden), Bautafel für einen Domkapitular. Beschreibung der Familie auf der vorigen Seite mit dem anderen Wappen im betreffenden Chor.

Es gab mehrere Mitglieder der Familie im Würzburger Domkapitel im fraglichen Zeitraum: Heinrich Truchseß von Wetzhausen (-18.10.1465) war Domkanoniker und Archidiakon, außerdem Landrichter des Herzogtums in Ostfranken. Dr. iur. can. Burkhard Truchseß von Wetzhausen (-26.10.1465) war Domkanoniker und Dompfarrer, Domkustos und außerdem seit 1450 Landrichter des Herzogtums in Ostfranken. Er war seit 1461 Vikar an der Marienkapelle und Vikar an der Grafeneckhard-Kapelle. Er war der letzte im Mannesstamm der Familienlinie zu Burgpreppach. Dann gibt es noch Martin Truchseß von Wetzhausen (-14.6.1475), der auf einem Schlußstein im Ostflügel des Kreuzgangs namentlich erwähnt wird. Dieser ist einer der Stifter des fünften Chores von Norden. Der andere Stifter ist sein Bruder, der Domkanoniker und Archidiakon Gottfried Truchseß von Wetzhausen (-26.6.1489).

Abb.: Wappen des Reinward von Kosbod (vermutlich das thüringische Geschlecht von Kospoth): in Blau drei (2:1) silberne Sterne. Helmzier zwei blau-silbern geteilte Büffelhörner. Helmdecken blau-silbern. Inschrift; "rei(n)wart vo(n) kosbod thu(m)/her un(d) ertzpri(e)st(er) czu w(ir)tzp(ur)k". Die in Frage kommenden von Kospoth aus Thüringen werden im Siebmacher jedoch mit anderer Helmzier gelistet. Rings außenherum sind vier weitere beschriftete Wappenschilde als Ahnenprobe. Oben rechts wiederholt sich das Wappen der von Kospoth ("Kosbod"). Gegenüber steht das Wappen der von Schwenz ("Schwencz", Siebmacher: Zwei konzentrische, einen großen Ring bildende Kreise, über die strahlenförmig in Form eines Sternes acht Stäbe, oben mit Federn beiderseits besteckt, gelegt sind). Unten rechts befindet sich das Wappen der von Paseck (?) ("paseck", ein Pfahl, nicht verifiziert), gegenüber das Wappen der von Schönfels ("schonfels", Siebmacher: in Schwarz ein silberner Schrägbalken). Reinward von Kosbod war ab 1432 Würzburger Domherr, ab 1443 Archidiakon zu Crailsheim, Künzelsau und Hall und Landrichter des Herzogtums zu Franken. Die Genealogie ist offen; die Ahnen sind nicht bekannt.

Abb.: Georg von Künsberg, in Blau eine silberne eingebogene Spitze. Helmzier ein silbern gestulpter flacher roter Hut, aus dem zwei rote Büffelhörner wachsen, an der Spitze jeweils mit einer Eichel besteckt. Helmdecken rot-silbern. Bauinschrift für den Domkapitular Georg von Künsberg: "Geor(g)ius de Kunsperg C(an)onic(us) h(uius) eccl(esiae herbipolensis)", mit kleinem Schreibfehler: Canonocus statt Canonicus. Georg von Künsberg war 1438 Domherr in Würzburg, sppäter auch Archidiakon in Mellrichstadt. Er starb am 10.10.1463. Sein Wappen ist auch im Ostflügel des Kreuzgangs auf einem Schlußstein zu finden.

Später führte die Familie von Künsberg ein vermehrtes Wappen. Die eingebogene Spitze wurde nur noch als Herzschild aufgelegt. Der Schild darunter wurde geviert: 1 und 4: in Gold ein gekrönter blauer Löwe, 2 und 3: in Blau ein gekrönter goldener Löwe mit einer goldenen Fußangel (?) in der rechten Pranke. Die Löwen sind oben einander zugewendet, unten voneinander abgewendet. Die von Künsberg sind ein oberfränkisches Rittergeschlecht. Seit 1622 hatten sie in der Wernsteiner Linie das Erbmarschallamt der Nürnberger Burggrafen inne. 1690/91 wurde ihnen der Freiherrenstand bestätigt. Weitere Dienstherren sind das Hochstift Bamberg und die Markgrafen von Bayreuth-Kulmbach. Zwischen 1476 und 1676 finden wir 8 Mitglieder der Familie als Angehörige des Würzburger Domkapitels. Im Johanniterorden findet man ebenfalls Vertreter der Familie - insgesamt ein Geschlecht in äußerst angesehenen Stellungen der Verwaltung der Hochstifte und der Markgrafen. Heute gibt es in Bayern die Linien Weidenberg und Ermreuth-Obersteinbach. Bedeutende Vertreter sind der Würzburger Domkapitular Georg Heinrich von Künsberg, Landrichter des Herzogtums Ostfranken, gest. 1676, und Karl-Dietrich von Künsberg zu Schernau, Kammerherr in Diensten von Kurmainz und Bamberg, Hofrat, Oberstallmeister und Hofmarschall sowie Ritterrat in zwei Ritterkantonen.

Abb.: Wappen der von Brende, Bautafel für Arnold von Brende, von Brend, von Brenden (in Silber ein schwarzes Hirschgeweih mit Grind, Helmzier zwei Hirschstangen oder ein ganzes Hirschgeweih, Helmdecken schwarz-silbern). Arnold von Brende studierte in Heidelberg und war spätestens 1426 Domherr in Würzburg. 1448-1466 war er Domkantor. Ab 1466 war er Domscholaster. 1466-1482 war er Cellarius. Außerdem war er Archidiakon, ab 1449 Oberpfarrer in Höchstatt. Zuletzt war er Senior des Kapitels. Er starb am 27.2.1484. Seine Originalgrabplatte im Domkreuzgang ging verloren. Sein Wappen ist auch im Ostflügel des Kreuzgangs auf einem Schlußstein zu finden.

Die von Brend waren fränkische Reichsritter des Kantons Rhön-Werra und Ministerialen des Würzburger Hochstiftes. Zwischen 1331 und 1525 stellten die von Brende insgesamt vier Domkapitulare in Würzburg. Erste urkundliche Erwähnung findet die Familie 1156 mit Guntram von Brend. Ihr Stammhaus ist Brendlorenzen. Die Familie Brend gehörte auch zu den Ganerben in der Burg Salzburg bei Neustadt. Im 14. Jh. erweiterten sie ihren Besitz nach Westen vor allem ins Sinntal und bauten diesen reichlich aus. Das Geschlecht stirbt (vermutlich mit dem Domkapitular Martin von Brend 1525) im 16. Jh. aus.

Abb.: Diese Tafel im zweiten Chor von Norden auf der Südseite mißt 110 cm in der Höhe und 80 cm in der Breite. Sie ist für Rudolf von Scherenberg. Hauptwappen: in Gold eine nach oben geöffnete rote Schere. Helmzier: Auf dem gekrönten Helm Kopf und Hals einen gekrönten silbernen Löwen. Helmdecken rot-golden (hier abweichend). In der heraldisch rechten oberen Ecke befindet sich noch ein einzelner Scherenberg-Schild als letzter Rest der Ahnenprobe, die einst vier Schilde umfaßte. Der Verlust der anderen drei Schilde und eines großen Teils der Bauinschrift erfolgte am 16.3.1945 durch den Bombenkrieg. Die Inschrift lautet(e): "Rudolf(us) de scheren/berg Scolastic(us) et Ca/no(nicus Ec)cl(es)i(a)e herbi(polensis)". Da es sich um den späteren Würzburger Bischof handelt, ist die Datierung hier durch ein enges Zeitfenster gegeben: Da er als Scholaster erwähnt wird, ergibt sich die Untergrenze 1458. Da er 1466 zum Bischof gewählt wurde, ist die Obergrenze jenes Jahr. Die fehlenden drei Wappensteine waren oben links von Massbach, unrten rechts von Egloffstein und unten links von Schaumberg. Alle Wappenschilde waren einst beschriftet, oben steht noch "Scherenberg" und "maßbach", unten stand einmal "Eglofstein" und Schawmberg". Das korrespondiert mit den Eltern, Erhard von Scherenberg (-1440) und Anna von Maßbach, sowie mit den Großeltern: Konrad von Scherenberg und Petronella von Egloffstein väterlicherseits, Richard von Maßbach und Anna von Schaumberg mütterlicherseits. Sein Wappen ist auch im Ostflügel des Kreuzgangs auf einem Schlußstein zu finden.

Die Familie von Scherenberg ist ein uraltes fränkisches Reichsrittergeschlecht, das bereits 1212 erwähnt wird (Hartmut von Scherenberg). Das Geschlecht hat verschiedene Linien (Scherenberger, Zabelsteiner, Donnersdorfer). Die Stammburg war schon 1436 zerstört. Der einzige bedeutende Vertreter der Familie ist der Würzburger Fürstbischof Rudolf von Scherenberg, der auf dem väterlichen Besitz in Frankenwinheim geboren wurde. Mit ihm starb das Geschlecht aus. Die Familie hatte Grundbesitz im Grenzbereich Unterfranken/Oberfranken (Donnersdorf, Eberbrunn, Eberhartsbrunn, Altmannsdorf, Frankenwinheim, Dingolshausen, Oberschwappach, Bimbach, Neuses, Kleingressingen etc.).

Abb.: Wappen im dritten Chor von Norden auf der Südseite, Steingröße 90 x 90 cm. Ulrich Voit von Rieneck (in Rot ein schreitender silberner Widder, Helmzier auf einem flachen roten Hut mit Aufschlag der silberne schreitende Widder. Helmdecken rot-silbern), Bauinschrift für Ulrich Voit von Rieneck: "ulrich voyt von ri(e)neck thumher(r) zu wurcpurg". Er war Domkanoniker und Senior. Eltern nach Salver und DI 27: Reinhard Voit von Rieneck und Hildegard von Aholfingen, Großeltern: Johann Voit von Rieneck und Maria von Wichsenstein sowie Konrad von Aholfingen und Anna von Scharenstetten. Seit 1400 ist Ulrich als Domherr belegt. Er starb am 14.5.1467. Sein Wappen ist auch im Ostflügel des Kreuzgangs auf einem Schlußstein zu finden.

Später hatten die Voit von Rieneck ein vermehrtes Wappen, wo das Stammwappen nur noch als Herzschild geführt wurde. 1 und 4 des gevierten Hauptschildes: in Rot 5 goldene Balken (Grafen von Rieneck), 2 und 3: in Rot ein goldenes Schragenkreuz. Der mittlere Helm war der Stammhelm, Helm 2 und 3 (die beiden flankierenden Helme also) hatten als Zier einen wachsenden Schwan mit erhobenen Flügeln (Grafen von Rieneck). Helmdecken rechts rot-silbern, links rot-golden.

Die Familie Voit von Rieneck trägt die Amtsbezeichnung, die sie als Vögte im Dienste der Grafen von Rieneck innehatten. Erste Erwähnungen 1272 und 1349. Im Raum Karlstadt am Main hatten sie im 14. Jh. Grundbesitz. In kirchlichen Ämtern gelangte die Familie zu hohem Ansehen. Es gibt viele Angehörige des Würzburger Domkapitels, mit Philipp Valentin Voit von Rieneck einen Fürstbischof von Bamberg (1653-1672), mit Carl Friedrich Voit von Rieneck einen Dompropst in Würzburg und Bamberg sowie Propst zu St. Burkard in Würzburg. Letzterer wurde 1679 zum Reichsgrafen erhoben. Ihr Wappen wurde um die Komponenten der Grafen von Rieneck erweitert und vermehrt. Die Familie, deren letzte Angehörige in Traustadt residierten, starb 1823 aus.

Literatur, Links und Quellen:
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Der Dom zu Würzburg, Schnell Kunstführer Nr. 232, 11. Auflage 1997, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, ISBN 3-7954-4194-3.
Herrn N. Sack ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 126, Nr. 254, S. 133, Nr. 270 und 271, S. 127, Nr. 257 und 258, S. 132, Nr. 268, S. 151, Nr. 318

Dom, Sepultur, Conrad Ludwig Zobel von Giebelstadt - Dom, Sepultur, Johann Richard von Franckenstein - Dom, Sepultur, Paulus von Streitberg - Dom, Sepultur, Philipp von Hohenlohe - Dom, Sepultur, Johann Gerwick von Schwarzenberg - Dom, Sepultur, Gottfried von Wirsberg - Dom, Sepultur, Friedrich Johann Georg und Franz Peter von Sickingen - Dom, Sepultur, Martin von Wiesenthau - Dom, Sepultur, Albert Schenk von Limpurg - Dom, Sepultur, Wilhelm Jakob zu Rhein - Domkreuzgang 1 - Domkreuzgang 2 - Domkreuzgang 3 - Dom Sepultur 1

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006, 2013
Impressum