Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 165
Münnerstadt: Deutscher Orden, Henneberger und Würzburger Fürstbischöfe

Würzburger Fürstbischöfe in Münnerstadt: Zehntscheune

Dies ist die fürstbischöfliche Zehntscheune aus dem 17. Jh. Der Bauplatz ist aus zwei Gründen gut geeignet, erstens hat an dieser Stelle die Herrschaft über Münnerstadt eine uralte Tradition, zweitens war hier genug Platz und Baumaterial. Im 8. Jh. befand sich an dieser Stelle vermutlich ein främkischer Fronhof, der nach und nach ausgebaut wurde und im 12. Jh. zu einer respektablen Burg im Besitz der Grafen von Henneberg-Aschach wurde. Der Besitz von Münnerstadt war lange zwischen den Hennebergern und den Würzburger Fürstbischöfen geteilt. Im 17. Jh. verfiel die ungenutzte mittelalterliche Burg, Mauern, Zwinger, Türme, Palas ergaben ein parktisches Baumaterial für die riesige Zehntscheune, die hier in den Jahren 1684-1698 errichtet wurde. Besonders beachtenswert ist der prächtige Renaissance-Treppengiebel. Nur der Bergfried der alten Burg überlebte, er wurde erst in den 90ern des 19. Jh. zerstört.

Das Wappen über dem Haupteingang ist das des Fürstbischofs Johann Philipp II von Greiffenklau-Vollraths (1699-1719), des Würzburger Bauherren. Geviert. 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken. 2 und 3: von Greiffenklau-Vollraths, jeweils geviert, 1 und 4: Silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, 2 und 3: In Schwarz ein silberner Schräglinksbalken. 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Dieser Darstellung in einer opulenten und überdimenioniert wirkenden Kartusche fehlen die sonst üblichen Insignien wie Fürstenhut, Schwert und Krummstab.

Das Stammwappen Greiffenclau zu Vollraths zeigt nur ein goldenes Glevenrad in silbern-blau geteiltem Feld. Das vermehrte Wappen zeigt zusätzlich den silbernen Schräglinksbalken in schwarzem Feld der Herrschaft Ippelbrunn.

Die Familie von Greiffenclau zu Vollraths ist ein uraltes rheinisches Rittergeschlecht im Dienste der rheinischen Stifte. Seit 1337 sind sie als Besitzer von Vollraths (Vollrads) nachgewiesen. Durch Heirat kamen weitere Güter hinzu, so um die Wende zum 15. Jh. durch Heirat der Erbtochter die Herrschaft Ippelbrunn, worauf der Schild wie oben erwähnt geviert wurde. Im 18. Jh. kamen die Güter der Freiherren von Dehren hinzu, ebenfalls durch Heirat. Weiterer Grundbesitz liegt in Franken, v. a. im Kanton Baunach, mit Schloß in Gereuth. Den Domkapiteln waren die Greiffenclau zu Vollraths sehr verbunden, allein in Würzburg stellten sie zwischen 1666 und 1805 vierzehn Mitglieder desselben. Ähnlich aktiv sind sie in den Hochstiften Mainz, Speyer, Trier, Worms, Bamberg. Nach der Reformation blieben die Greiffenclau zu Vollraths den Stiften treu und erlangten noch einen Bedeutungszuwachs, indem sie viele vakant gewordene Stellen einnahmen. Bedeutende Vertreter der Familie sind Richard von Greiffenclau, Erzbischof zu Trier (1511-1531), Georg Friedrich von Greiffenclau, Fürstbischof in Worms (1616-1629) und Mainz (1616-1629), der hier erwähnte Johann Philipp II von Greifenclau, Fürstbischof in Würzburg (1699-1719) sowie in gleicher Position Karl Philipp von Greiffenclau (1749-1754). Mit Johann Erwein Freiherr von Greiffenclau zu Vollraths hat die Familie einen Erbtruchseß des Erzbistums Mainz, er stieg zum kurmainzischen Geheimrat und Vicedomus im Rheinland auf, weiterhin war er Ritterhauptmann im Kanton Mittelrhein und Burggraf zu Friedberg (gest. 1727). Das Geschlecht erlosch 1860 im Mannesstamme. Sophie von Greiffenclau zu Vollraths heiratete Hugo Graf Matuschka von Toppolezau, Freiherr von Spätgen, beider Wappen wurden 1862 vereinigt. Das Stammgut Volrads war bis 1997 noch in Familienbesitz.

Literatur:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Siebmachers Wappenbuch
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.

Münnerstadt (Franken): Deutschordensschloß - Tor - Deutschordensschloß - Treppenturm - Deutschordensschloß - Erker - Deutschordensschloß - Paar 1 - Deutschordensschloß - Paar 2 - Deutschordensschloß - Paar 3 - von Eltz-Wappen - Deutschherrenkeller - Zehntscheune - Augustinerkloster, Aula - Amtskellerei - Henneberger Hof und Stadttore

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