Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 164
Münnerstadt: Deutscher Orden, Henneberger und Würzburger Fürstbischöfe

Kommendebauhof / Deutschherrenkeller in Münnerstadt

Dieses Doppelwappen von 1741 ist in die Wand des sog. Deutschherrenkellers, des alten Kommendebauhofs, unweit des Deutschordensschlosses eingemauert. Es folgt dem allgemeinen Schema: Chef (Landkomtur) heraldisch rechts, Komtur zu Münnerstadt heraldisch links. Die Inschrift unter beiden Wappen nennt die jeweiligen Wappenträger.

Wappen des Carl Heinrich Freiherr von Hornstein:
Das heraldisch rechte Wappen ist das des "Carl Heinrich Freiherr von Hornstein, Landkomtur der Ballei Franken, Komtur zu Ellingen und Würzburg, Deutschordensritter, Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht zu Köln wie auch des Herrn Hoch- und Deutschmeisters beiderseits wirklich Geheimer Rat, Premierminister und Obrist Kämmerer, Anno 1741." Das ist der gleiche Landkomtur, dessen Wappen uns drinnen im Innenhof des Deutschordensschlosses begegnet. 13 Jahre später als jenes, hat zwar zwischenzeitlich der Komtur zu Münnerstadt gewechselt (s. u.), Hornstein ist aber immer noch Landkomtur. Er hatte dieses Amt 1718-1743 inne und verstarb, inzwischen von seinem Nachfolger aus gesundheitlichen Gründen abgelöst, im Jahre 1745.

Die von Hornstein sind ein uraltes schwäbisches Adelsgeschlecht aus der Gegend um Sigmaringen mit den Stammhäusern Hornstein und Hertenstein. Begründer beider Linien waren Heinrich von Hornstein1247 und Manegold von Hertenstein 1243. Sie gehörten zur schwäbischen Reichsritterschaft. Nachdem die Hornsteiner Linie erlosch, nannten sich die von Hertenstein bis ca. 1550 "von Hornstein" mit dem Zusatz "von Hertenstein", der später wegfiel. 1636 bzw. 1688 bekamen die Familien den Freiherrenbrief. Es erfolgte eine Aufspaltung in zwei Linien, eine benannt nach Göffingen bzw. Wackerstein, die andere nach Grüningen. Das wurde die bayerische Linie derer von Hornstein, die sich heraldisch von dem anderen Zweig durch ein neues Wappen abgrenzten. 1857 starb die Linie von Göffingen aus. Die jetztigen von Hornstein sind eine dritte Linie, die von Hornstein-Bussmannshausen.

Besagter Carl Heinrich Freiherr von Hornstein wurde 1718 zum Landkomtur der Ballei Franken gewählt und ließ das barocke Deutschordensschloß in Ellingen im wesentlichen errichten, zumindest den zentralen Hauptbau und die gegenüberliegende Brauerei. Bei dem in der Inschrift erwähnten Hochmeister, dessen Geheimrat er war, handelt es sich um Clemens August von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln, Bischof von Hildesheim, Paderborn und Münster (geb. 1700, Hochmeister 1732–1761), dem er wie schon dessen Vorgänger Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Fürstbischof von Trier und Mainz, Fürstbischof von Breslau, Bischof von Worms (geb. 1664, Hochmeister 1694–1732) diente. Das Stammwappen der ältesten Line derer von Hornstein ist eigentlich in Blau über einem goldenen Dreiberg im Schildfuß eine halbkreisförmig gebogene silberne Hirschstange, hier im Laufe der Zeit schwärzlich oxidiert. Hier ist der Dreiberg durch eine goldene Krone ersetzt, ferner ist der Schild mit dem Deutschordenskreuz (Felder 1 und 4) geviert. Dieser Schild ist zusätzlich von einem zweiten Schild mit dem schwarzen Deutschordenskreuz in Silber unterlegt.

Wappen des Hartmann Sigmund Reichard Ernst Freiherr von Fechenbach:

Dieses Wappen ist das des "Hartmann Sigmund Reichard Ernst Freiherr von Fechenbach, des Hohen Deutschen Ordens Ritter, Komtur zu Münnerstadt, Ihrer Majestät der Königin von Ungarn und Böhmen löblich General Molck Regiments zu Fuß wirklich bestellter Hauptmann, Anno 1741". Das Adelsgeschlecht von Fechenbach ist eine alte fränkische Familie, eigentlich ein rheinisches Adelsgeschlecht, das im 14. Jh. nach Franken kam, 1522 wurden sie zu Freiherren. Karl Georg von Fechenbach aus diesem Geschlecht war der letzte Fürstbischof von Würzburg vor der Säkularisation (1795-1803), danach (1805-1808) auch Bischof von Bamberg. Die Familie starb 1892 im Mannesstamme aus, der letzte dieses Namens war Philipp Hugo Götz Oswald Freiherr von Fechenbach. Das Wappen ist in Silber ein schwarzes Steinbockshorn, Helmzier 2 Bockshörner, rechts silber/schwarz und links schwarz/silber geteilt. Andere Varianten möglich. Helmdecken schwarz-silbern. Hier sind die Bockshörner der Helmzier zu Büffelhörnern vereinfacht. Das Schildbild des schwarzen Steinbockshornes in Silber kommt in Franken gleich bei drei Familien vor: Kottwitz von Aulenbach, von Adelsheim und von Fechenbach. Hartmann Sigmund Reichard Ernst stammt aus der Linie der Fechenbach zu Sommerau.

Die von Fechenbach stammen vermutlich ursprünglich aus dem Rheinland. 1214 werden Otto und Brunwardus von Vechinbach erwähnt. 1315 erwarb die Familie den Besitz Laudenbach, welcher zum Stammsitz wurde. Der Ort Fechenbach selber, welcher der Familie den Namen gab, ging 1450 an die Rüdt von Collenberg. Dazu hatten die Fechenbachs einen Anteil an Sommerau, gehörten damit sowohl zum Ritterkanton Odenwald als auch Rhön-Werra. Die Erhebung in den Freiherrenstand erfolgte 1522. Das Domkapitel zu Würzburg wird von der Familie reichlich mit Mitgliedern versorgt. Im 18. Jh. erreicht die Familie hohe kirchliche Würden, deren Krönung schließlich der Würzburger Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach wird, zugleich der letzte Fürstbischof auf dem Würzburger Thron vor der Säkularisierung. Die Familie ist ausgestorben.

Lebensdaten des Hartmann Sigmund Reichard Ernst Freiherr von Fechenbach:
1720 Kriegsdienste im kaiserlichen Regiment Guido Graf von Starhemberg
1721 Fähnrich
ca. 1727 Hauptmann
1737-1741 Hauptmann im Regiment zu Fuß des Generals Molck
1726 Eintritt in den Deutschen Orden in Ellingen
1735-1738 Komtur in Kloppenheim
1738-1739 Zeit der Exkommunizierung. Der Hintergrund war folgender: Als Offizier holte er einen Deserteur gewaltsam aus dem Kirchenasyl und stieß dabei einen Kapziner-Pater gewaltsam zurück, der ihn hindern wollte.
1738-1746 Komtur zu Münnerstadt
1742-1743 Haft auf Burg Neuhaus bei Mergentheim. Hintergrund dieser Verurteilung sind einerseits Mißwirtschaft und andererseits Umgang mit weiblichen Bediensteten
1745 erneute Untersuchungshaft wegen ähnlicher Vorwürfe, wobei die Schuld diesmal aber den Verwalter trifft.
1746 verstorben in Münnerstadt

Wappen des Wolfgang von Rosenberg:
Weiter links am selben Haus ist noch ein wesentlich älterer Wappenstein eingemauert, er datiert von 1533. Er zeigt heraldisch rechts das Wappen des damaligen Komturs Wolfgang von Rosenberg, ein geteiltes und 5x in verwechselten Tinkturen von Rot und Silber gespaltenes Wappen. Die zugehörige Helmzier wäre ein roter und ein silberner Schwanenhals, voneinander abgewendet, dazwischen eine rote Rose mit goldenem Butzen, bisweilen mit grünen Kelchblättern dargestellt. Die Helmdecken wären rot-silbern.

Die Familie von Rosenberg ist eine der angesehensten Rittergeschlechter Frankens. Sie wird 1251 AD erstmals erwähnt. Sie sind eine Abspaltung der von Uissigheim. Stammburg ist Burg Rosenberg zwischen Osterburken und Boxberg. Im Odenwald spielten sie eine wichtige Rolle in der Ritterschaft. Drei Ritterhauptleute stellten sie: Georg von Rosenberg 1496, Albrecht von Rosenberg 1562, Albrecht Christoph von Rosenberg 1617. Domkapitulare dieses Namens finden wir in Würzburg und in Speyer. In Speyer stellten sie einen Bischof. In Schweinfurt spielten sie eine wichtige Rolle, insbesondere Alfred von Rosenberg (Reichsvogt, gest. 1409), und sein Sohn. Sie starben 1632 aus.

Lebensdaten des Wolfgang von Rosenberg:
1509 Ordenseintritt in Mergentheim
1521-1524 Hauskomtur Virnsberg
1524-1532 Hauskomtur Mergentheim
1532-1534 Komtur in Münnerstadt
1534-1537 Komtur in Rothenburg ob der Tauber
1537-1540 Komtur in Horneck
1539-1543 Komtur in Virnsberg
1540 Ratsgebietiger der Ballei Franken
1543 verstorben in Virnsberg

Literatur:
Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, hrsg. von Prof. Dr. Udo Arnold, Band 45: Ekhard Schöffler, Die Deutschordenskommende Münnerstadt: Untersuchungen zur Besitz-, Wirtschafts- und Personalgeschichte, Elwert Verlag Marburg, 1991, ISBN 3-7708-0969-6
Hans-Georg Böhm: Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens 1198-1618, Frankonia Buch 1990, Fränkische Nachrichten Druck- und Verlags-GmbH, Tauberbischofsheim, ISBN 3-924780-15-3
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Wappen.htm
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Siebmachers Wappenbuch
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4

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