Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3147
Saarbrücken

Die ev. Stiftskirche St. Arnual - Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken und seine beiden Ehefrauen

Das hier vorgestellte dreiteilige Epitaph steht an der Ostwand des nördlichen Querschiffarms und erinnert an Philipp III. Graf von Nassau-Saarbrücken (regierte 1575-1602), welcher identisch ist mit Philipp IV. Graf von Nassau-Weilburg (es kam zu unterschiedlichen Zählungen, weil Philipp III. von Nassau-Weilburg im Gegensatz zu Philipp I. und Philipp II. als einziger nicht in Saarbrücken Graf war). Früher stand an dieser Stelle ein Marienaltar, dieser wurde abgebaut, um Platz für das Grabdenkmal zu schaffen. Stilistisch befinden wir uns im gleichen Paradigma wie beim zuvor beschriebenen Epitaph für Graf Johann IV., dem letzten Grafen aus der alten Saarbrücker Linie, weil beide Kunstwerke vom gleichen Auftraggeber veranlaßt wurden. Dynastisch hat aber zwischen dem linken Epitaph an der Nordwand und dem rechten, diesem hier, ein Wechsel von der katholischen Saarbrücker Linie auf die evangelische Weilburger Linie stattgefunden. Die alte Linie war mit Graf Johann IV. mangels erbberechtigter Nachkommen im Mannesstamm erloschen, und aufgrund eines Erbvertrages und eines Testamentes kam jetzt die Weilburger Linie der Nassauer von Walrams Stamm zum Zuge und übernahm die Regierung in der Grafschaft Saarbrücken.

Das dreiteilige Epitaph im Stil der Renaissance erinnert an drei Personen, den Grafen selbst und seine beiden Ehefrauen. Dieses Epitaph folgt dem beim Epitaph für Graf Johann IV. neu eingeführten und ab da beibehaltenen neuen gestalterischen Konzept mit der um die Nische der Figur herumlaufenden Ahnenprobe, 32 Wappenschilde für jede Person und jede Nische. Zusammen mit dem Hauptwappen für jede Person im Aufsatz haben wir an diesem Epitaph insgesamt 99 Wappendarstellungen.

Philipp III. Graf von Nassau-Saarbrücken = Philipp IV. Graf von Nassau-Weilburg (14.10.1542-12.3.1602) wuchs am Geburtsort Weilburg am väterlichen Hof auf und wurde durch den dortigen Superintendenten und Hofprediger Caspar Goltwurm Athesinus (1524-1559) erzogen. Dann ging er zum Studium nach Jena und brachte es dort bis zum Rektor. Als sein Vater starb, war er erst 16 Jahre alt, daher stand er zunächst noch unter Vormundschaft, die sein Verwandter übernahm, Graf Johann IV. von Nassau-Saarbrücken, damals der Senior des Gesamthauses der Walramschen Linie. Auf der Grafschaft lasteten immense Schulden, und nur langsam konnte die Haushaltslage stabilisiert und gewendet werden. Die Grafschaft Weilburg wurde geteilt, sein Halbbruder Albrecht bekam Weilburg, er selbst nahm Residenz in Neuweilnau, wo schon sein Vater residiert hatte, und baute das dortige Schloß 1564-1566 aus. Der größte Teil des Erbes wurde gemeinsam regiert. Sein Vormund hatte in Übereinstimmung mit dem Erbvertrag von 1491 bereits zu Lebzeiten ein Testament zu seinen und seines Halbbruders Albrecht Gunsten abgefaßt, das 1570 durch Kaiser Maximilian II. auf dem Reichstag zu Speyer bestätigt wurde. Philipp hatte bereits 1562 am Wahl- und Krönungstag für Maximilian II. in Frankfurt am Main teilgenommen. Schon vor dem Tod des Grafen Johann IV. übte er in dessen Auftrag zusammen mit seinem Halbbruder ab 1571 die Regierung der Herrschaft Lahr und Malberg gemeinsam aus. Nach dem Tod des Erblassers teilten sich die Halbbrüder die Grafschaft am 7.12.1574 auf Schloß Homburg, Philipp erhielt dabei Saarbrücken, Saarwerden und Stauf, Albrecht bekam Ottweiler, Lahr und Mahlberg.

Politisch positionierte sich Philipp III. klar auf der protestantischen Seite. Er stand in Kontakt mit Wilhelm von Oranien und bereitete den niederländischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien und gegen den berüchtigten und verhaßten Herzog von Alba mit vor. Das Unternehmen war leider nicht von Erfolg gekrönt. Während seiner Regierungszeit galt es, die Grafschaft Saarbrücken gegen die Begehrlichkeiten des Herzogtums Lothringen zu schützen. Lothringen versuchte immer noch, Saarwerden als heimgefallenes Lehen zu definieren und für sich zu fordern. Am 22.12.1574 erwirkte er zu seinem Schutz durch das Reichskammergericht in Speyer ein kaiserliches Mandatum de non offendendo. Seit 1575 kam zu dem territorialen Streit auch noch das unterschiedliche Bekenntnis verschärfend hinzu. Am 23.8.1581 wurde ein Vertrag zur Befriedung Lothringens geschlossen. 1599 sah er sich erneut genötigt, vor dem oberrheinischen Kreistag Klage gegen Lothringen zu führen, weil er seine Interessen beschädigt sah.

Philipp III. Graf von Nassau-Saarbrücken wurde in Saarbrücken zum Reformationsgrafen. Bereits sein Vater hatte in Nassau-Weilburg die Reformation eingeführt, und auch er selbst wuchs im evangelischen Glauben auf. Am 1.1.1575 führte er das Augsburger Bekenntnis in seiner Grafschaft ein, kurz darauf visitierte der aus Wetzlar stammende Saarbrücker Hofprediger und Superintendent Mag. Gebhard Beilstein die Grafschaft. Noch 1574 erklärte er das lutherische Bekenntnis als das alleine zulässige in seinem Herrschaftsbereich. Die katholischen Prediger wurden vor die Wahl gestellt, entweder die neue Lehre anzunehmen oder das Amt zu verlieren. Am 21.1.1576 wurden die Pfarreien neu gegliedert. In Bezug auf St. Arnual wurden eine Generalkirchenschaffnei und eine eigene Stiftsschaffnei St. Arnual gegründet. Ehemalige Kirchengüter wurden eingezogen. Man vereinigte den Stiftsbesitz von St. Arnual aber nicht mit der gräflichen Gütermasse, sondern verwaltete ihn als Sondervermögen. Es war festgelegt, daß die Einkünfte für Kirchen- und Schulzwecke verwendet werden müssen. Interessanterweise ist diese gräflich-nassau-saarbrückische Behörde die einzige Behörde, die die Umbrüche der Zeit der französischen Revolution und Besatzung überlebt hat und im Prinzip bis heute besteht, freilich unter dem heutigen Namen "Evangelisches Stift St. Arnual" firmierend. Die Güter sind im wesentlichen zwei große Stiftswälder in St. Arnual und in Klarenthal. Die Einkünfte werden auch heute noch satzungsgemäß für kirchliche und schulische Zwecke verwendet, im Klartext: Was erwirtschaftet wird, geht für Renovierungskosten der Stiftskirche drauf, und was übrigbleibt, wird an das Saarbrücker Ludwigsgymnasium gespendet. Zurück zur Neuorganisation unter Graf Philipp III.: Eine neue Kirchenordnung wurde erlassen. 1572 säkularisierte er das Kloster Rosenthal. Mehrere Schulen wurden neu eingerichtet. 1601 erließ er eine Apotheken- und Medizinalordnung. In Saarbrücken erbaute er das Sommerhaus, ein Vorläufer des späteren Saarbrücker Schlosses. Bei Saarbrücken ließ er das Jagdschloß Philippsborn errichten, eine Vierflügelanlage im Stil der Renaissance. Davon ist nicht mehr viel erhalten, weil die Anlage im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, heute sind die Reste Teil des Forsthauses Neuhaus. Nach diesem Grafen ist die Graf-Philipp-Straße in Alt-Saarbrücken benannt.

Die Inschrift im mittleren Teil des Aufsatzes lautet: "Im Jahr nach Christi unser(e)s Seligmachers / gebürt 1602 am 12 MARTII starb der / Hochwo(h)lgebor(e)n(e) Graff und Herr, Herr / Philips der Elter graüe züe Nassaw / züe Sa(a)rbrücken und züe Sa(a)rwerden / Herr züe Lahr".

Über dem mittleren Abschnitt des Epitaphs befindet sich das Hauptwappen für Philipp III. Graf von Nassau-Saarbrücken = Philipp IV. Graf von Nassau-Weilburg (14.10.1542-12.3.1602), es ist als einziges der ihm zugeordneten Wappen mit allen Kleinoden ausgeführt. Das Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken, Saarwerden, Moers und Lahr-Mahlberg besitzt die ab 1527 geführte Form und wurde so bis 1660 von allen Linien des Walramschen Stammes geführt:

Dazu werden drei hier besonders aufwendig mit in sich gedrehten Bügeln und Halsketten gestaltete Helme geführt, wobei zwischen den oberen Schildkartuschenrand und den drei Helmen noch ein Engelskopf mit weit zur Seite ausladenden Flügeln eingeschoben ist:

Jetzt kommen wir zum heraldisch spannendsten Teil des Epitaphs, der aus 32 einzelnen Schilden bestehenden Ahnenprobe, die sich vom Bogenscheitel beiderseits bis zum Fußende herab entwickelt. Alle Schilde sind mit kleinen Schrifttafeln namentlich zugeordnet. Die Schilde am Bogen folgen dem Verlauf desselben und lehnen sich zunehmend nach innen, so daß die obersten beiden Kopf an Kopf rechts und links an den Schlußstein anstoßen. Wenn wir die Ahnenfolge klassisch durchzählen, so sind am heraldisch rechten Teil des Bogens die Schilde (1), (3), (5) und (7) angebracht, am heraldisch linken Teil die Schilde (2), (4), (6) und (8). Im einzelnen sehen wir folgende Wappenschilde:

Bis auf die genannten Abweichungen im Detail paßt diese Wappenauswahl sowohl namentlich als auch in der Logik der Anordnung zur Genealogie des Grafen Philipp III. von Nassau-Saarbrücken (14.10.1542-12.3.1602). Seine Eltern waren (1) Philipp III. Graf von Nassau-Weilburg (20.9.1504-4.10.1559) und (2) Amalia von Isenburg und Büdingen (23.6.1522-). Seine Großeltern väterlicherseits waren (1) Ludwig I. Graf von Nassau-Weilburg (1466-28.5.1523) und (3) Maria von Nassau-Wiesbaden (9.8.1487-2.3.1548), diejenigen mütterlicherseits (2) Johann V. Graf zu Isenburg-Birstein (1476-18.5.1533) und (4) Anna von Schwarzburg-Blankenburg (23.2.1497-1546). In der Urgroßeltern-Generation finden wir väterlicherseits die Paarungen (1) Johann III. Graf von Nassau-Weilburg (27.6.1441-1480) und (5) Elisabeth Landgräfin von Hessen (1453-22.4.1489) sowie (3) Adolf III. Graf von Nassau-Wiesbaden (10.11.1443-6.7.1511) und (7) Margareta von Hanau-Babenhausen (15.5.1463-26.5.1504), und mütterlicherseits die Paarungen (2) Ludwig II. Graf von Isenburg Herr von Büdingen (1422-4.6.1511) und (6) Maria von Nassau-Wiesbaden-Idstein (1438-10.1.1480) sowie (4) Günther XXXIX. Graf von Schwarzburg-Blankenburg (30.5.1455-8.8.1531) und (8) Amalie von Mansfeld (1473-18.7.1517). Auf diesen Vorfahren-Ebenen deckt sich der Namens-Befund der Ahnenprobe mit den Vorfahren laut Stammtafeln. Und auch die Anordnung auf dem Bogen entspricht der erwarteten Logik und korrekten Position. Was sich nicht deckt, sind beim hessischen Wappen einzelne falsche Felder bei anderen Wappen abweichende Anordnungen, im großen Ganzen geht aber alles auf.

Auf der heraldisch rechten Seite (Schwertseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, die in der nächsten und übernächsten Generation väterlicherseits hinzukommen, wobei nur diejenigen mit einer Nummer versehen sind, die sich in der logisch korrekten Position befinden. Im einzelnen sind das:

                           

Auf der heraldisch linken Seite (Spindelseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, die in der nächsten und übernächsten Generation mütterlicherseits hinzukommen, wobei nur diejenigen mit einer Nummer versehen sind, die sich in der logisch korrekten Position befinden. Im einzelnen sind das:

Nach den Europäischen Stammtafeln waren die Ururgroßeltern auf der Vatersseite die Paarungen (1) Philipp II. Graf von Nassau-Weilburg (12.3.1418-10.3.1492) und (9) Margarethe von Heinsberg-Loon (25.7.1426-13.2.1446), (5) Ludwig II. Landgraf von Hessen (1402-17.1.1458) und (13) Anna von Sachsen (5.6.1420-17.9.1462), (3) Johann Graf von Nassau-Wiesbaden (1419-9.5.1480) und (11) Maria von Nassau-Dillenburg (2.2.1418-11.10.1472) sowie (7) Philipp I. Graf von Hanau-Babenhausen (8.5.1417-10.5.1480) und (15) Anna (Agnes) von Lichtenberg (25.10.1442-1474). Alle diese Zuordnungen werden durch die Wappen korrekt abgebildet und befinden sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge.

Die Urururgroßeltern väterlicherseits waren nach den Europäischen Stammtafeln die Paarungen (1) Philipp I. Graf von Nassau-Weilburg (1368-2.7.1429) und (17) Elisabeth von Lothringen (-17.1.1456), (9) Johann III. Herr von Loon zu Heinsberg und Löwenberg (-1.5.1443) und (25) Walpurg von Moers, (5) Hermann II. Landgraf von Hessen (-10.6.1413) und (21) Margarethe von Zollern-Nürnberg (-15.1.1406), (13) Friedrich I. Kurfürst von Sachsen (11.4.1370-4.1.1428) und (29) Katharina von Braunschweig-Calenberg (-28.12.1442), (3) Adolf II. Graf von Nassau-Wiesbaden (1386-26.7.1426) und (19) Margarethe von Baden (25.1.1404-7.7.1442), (11) Engelbert I. Graf von Nassau-Dillenburg-Siegen (-3.5.1442) und (27) Johanna von Polanen-Leck-Breda (10.1.1392-15.5.1445), (7) Reinhard II. (III) Graf von Hanau (-26.6.1451) und (23) Katharina von Nassau-Beilstein (-6.9.1459) sowie (15) Ludwig V. von Lichtenberg (12.5.1417-) und (31) Elisabeth von Hohenlohe-Weikersheim. Nur die Wappen (17), (19), (29) und (31) befinden sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge, alle anderen, also (21), (23), (25) und (27) folgen nicht der erwarteten Logik und Reihenfolge. Die meisten dieser namentlichen Zuordnungen werden durch die Wappen abgebildet, allerdings ist Polanen zu wenig und Mark zuviel, außerdem ist die Darstellung von Moers als Moers-Saarwerden auf dieser Vorfahrenebene fragwürdig. Bzgl. Polanen sei angemerkt, daß hier zwei Vorfahren zweimal vorkommen, auf jeder Seite (sogenannter Ahnenschwund).

Die Ururgroßeltern mütterlicherseits waren nach den Europäischen Stammtafeln die Paarungen (2) Diether I. Graf von Isenburg-Büdingen und (10) Elisabeth von Solms-Braunfels, (6) Johann Graf von Nassau-Wiesbaden (1419-9.5.1480) und (14) Maria von Nassau-Dillenburg (2.2.1418-11.10.1472), (4) Heinrich XXVI. Graf von Schwarzburg-Blankenburg (23.10.1418-1488) und (12) Elisabeth von Cleve (-1488) sowie (8) Volrad von Mansfeld (-28.11.1499) und (16) Margarethe von Honstein (-15.10.1508). Alle diese Zuordnungen werden durch die Wappen korrekt abgebildet und befinden sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge.

Die nächstzurückliegende Generation der Urururgroßeltern mütterlicherseits liefert die Paarungen (2) Johann II. Graf von Isenburg-Büdingen und (18) Margareta von Katzenelnbogen (-17.1.1438), (10) Otto I. von Solms-Braunfels und (26) Agnes von Falkenstein und Münzenberg, (6) Adolf II. Graf von Nassau-Wiesbaden (1386-26.7.1426) und (22) Margarethe von Baden (25.1.1404-7.7.1442), (14) Engelbert I. Graf von Nassau-Dillenburg (-3.5.1442) und (30) Johanna von Wassenaer (10.1.1392-15.5.1445), (4) Heinrich XXIV. Graf von Schwarzburg-Blankenburg (1388-7.10.1444) und (20) Katharina von Braunschweig-Gifhorn, (12) Adolf I. Herzog von Cleve Graf von der Mark (-1448) und (28) Maria de Bourgogne (-30.10.1463), (8) Volrad II. von Mansfeld und (24) Margaretha von Schlesien-Priebus sowie (16) Johann II. Graf von Honstein-Vierraden und (32) Anna (Agnes) von Anhalt-Zerbst (-8.4.1492). Nur die Wappen (18), (20) und (30) befinden sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge, alle anderen, also (22), (24), (26), (28) und (32) folgen nicht der erwarteten Logik und Reihenfolge. In dieser Reihe tauchen zudem zwei Vorfahren auf, die auch auf der anderen Seite zu sehen sind, aber nur hier taucht das Wappen für Wassenaer-Polanen-Leck-Breda auf. Keinen Widerhall in der Vorfahrenliste finden die nach Befund vorhandenen Wappen Henneberg, Mansfeld, Gleichen und Stolberg. Umgekehrt fehlen die aufgrund der Ahnenliste erwarteten Wappen (22) Baden, (24) Schlesien, (26) Falkenstein und (32) Anhalt.

Die Inschrift im optisch linken Teil des Aufsatzes lautet: "Im Jahr Nach Christi unser(e)s Seligmachers / geburt 1581 am 29. DECEMBRIS starb / Die Hochwo(h)lgebor(e)ne gravin und Frau, Frau / Erica gebor(e)ne graüin zue manierschiedt blanckenheim / graüin und Frau zue Naßau sa(a)rbrücken & Herren / graüe philipßen zue Naßau Ersten gemahlin".

Erika von Manderscheid-Blankenheim (3.1.1545-25.12.1581) heiratete Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken (1542-1602) am 9.4.1563. Sie entstammte einem bedeutenden Eifelgeschlecht. Die Herren von Manderscheid stammen von der gleichnamigen Burg in der Eifel (Kreis Wittlich). Urkundlich sind sie seit Anfang des 12. Jh. faßbar, sie waren Lehnsleute der Grafen von Luxemburg. Nach ihrem Erlöschen wurden sie von den Herren von Kerpen beerbt, die die neue Linie Manderscheid stellten. Durch Erbschaft kamen im 15. Jh. Schleiden und Jünkerath als Gebietsgewinne hinzu. Die Burg Blankenheim wurde erstmals 1115 erwähnt, und nach ihr nannten sich die Herren von Blankenheim. 1380 wurde die reichsunmittelbare Herrschaft rings um die Burg zur Grafschaft erhoben. Als die Grafen von Blankenheim 1406 im Mannesstamme ausstarben, fiel das Gebiet 1415 erst an die Familie von Loon. Dietrich III. von Manderscheid erwarb 1468/1469 durch Erbschaft die Grafschaft Blankenheim und den Grafentitel. Die Grafen von Manderscheid-Blankenheim spalteten sich in die Linien 1.) zu Blankenheim (1488, ab 1524 Linie zu Blankenheim und Linie zu Gerolstein), 2.) zu Schleiden (später zu Virneburg, kam 1545 hinzu) und 3.) zu Keil (Kayl) und Falkenstein, erloschen 1742. Zurück zu Erika: Aus dieser Ehe gab es eine einzige Tochter, das war Anna Amalie von Nassau-Saarbrücken (1565-7.3.1605), welche am 22.9.1584 in Neuweilnau Georg Graf von Nassau-Dillenburg-Beilstein (1.9.1562-1623) aus der ottonischen Linie heiratete. Sie hatte mit ihm insgesamt 15 Kinder, darunter Ludwig Heinrich Fürst von Nassau-Dillenburg (9.5.1594-12.7.1662) und Albrecht Graf von Nassau-Dillenburg (1.11.1596-1626). 7 Kinder verstarben als Kleinkind, weitere als Jugendliche oder junge Erwachsene. Erika von Manderscheid-Blankenheim ist in Dillenburg an den Blattern gestorben und wurde in der Schloßkirche zu Dillenburg bestattet, nicht hier in St. Arnual. 1780 erlosch die Linie Manderscheid-Blankenheim mit Franz Joseph, und damit erlosch das ganze gräfliche Haus Manderscheid. Die Güter kamen erst an die böhmischen Grafen von Sternberg, dann wurden sie 1794 von Frankreich besetzt, gingen 1801 endgültig verlustig, während die Grafen von Sternberg 1803 mit den Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt wurden. Die anderen Manderscheider Linien waren schon früher erloschen.

Über dem optisch linken Abschnitt des Epitaphs befindet sich das Hauptwappen für Erika von Manderscheid-Blankenheim (3.1.1545-25.12.1581), es ist als einziges der ihr zugeordneten Wappen mit allen Kleinoden ausgeführt. Der Schild ist zweimal geteilt und zweimal gespalten und mit einem Herzschild belegt:

Dazu werden drei Helme geführt:

Auch diese Ehefrau besitzt eine aus 32 einzelnen Schilden bestehende Ahnenprobe, die sich vom Bogenscheitel beiderseits bis zum Fußende herab entwickelt, in identischer Art und Anordnung wie in der Mitte beim Ehemann. Nicht ganz, denn bei dieser Ahnenprobe sind bis auf das Wappen (1) Manderscheid alle anderen nur aufgemalt und nicht plastisch herausgearbeitet, desgleichen sind die Beschriftungen nicht im Relief ausgeführt, sondern nur mit goldener Farbe aufgemalt. Wenn wir die Ahnenfolge klassisch durchzählen, so sind am heraldisch rechten Teil des Bogens die Schilde (1), (3), (5) und (7) angebracht, am heraldisch linken Teil die Schilde (2), (4), (6) und (8). Im einzelnen sehen wir folgende Wappenschilde:

Hier gibt es erschreckend viele Abweichungen in der Zuordnung zur sich aus den Europäischen Stammtafeln ergebenden Genealogie der Gräfin Erika von Manderscheid-Blankenheim und auch bei den einzelnen Wappen im Detail. Oder anders ausgedrückt: Hier paßt so gut wie nichts wirklich. Erika von Manderscheid-Blankenheim-Schleiden (3.1.1545-25.12.1581) war die Tochter von Franz von Manderscheid-Schleiden-Virneburg (24.1.1514-2.9.1549) und Anna von Isenburg-Neumagen (-28.7.1581). Hier müßte Wappen (2) diese Linie abbilden, nicht die Hauptlinie Isenburg-Büdingen. Die Großeltern väterlicherseits waren Dietrich IV. Graf von Manderscheid-Schleiden (14.8.1481-2.7.1551) und Elisabeth de Neufchâtel Dame de Châtel-sur-Moselle, de Bainville, de Chaligny et du Pay (1485-20.11.1533). Neufchâtel ist zwar in der Ahnenprobe vorhanden, aber nicht hier, wo es hingehört, und außerdem mit unzutreffendem Schildbild. Die Großeltern mütterlicherseits waren Salentin VII. Herr von Isenburg und Neumagen und Elisabeth Vogt von Hunolstein-Neumagen (-1536), Erbin von Neumagen und Sankt Johannisberg. Das Wappen der Vogt von Hunolstein ist zwar in der Ahnenprobe vorhanden, aber nicht hier, wo es hingehört, und außerdem falsch. Die Urgroßeltern väterlicherseits waren Kuno I. Graf von Manderscheid-Schleiden (1444-24.7.1489) und Mechthild/Mathilde von Virneburg einerseits und Claude de Neufchâtel (-24.2.1505) und Bonne von Bolchen (Boulay, Bulich, de Bulliche) andererseits. Virneburg ist vorhanden, aber falsch, aber Bolchen ist nur an anderer Stelle weiter unten zu finden, wobei es hierhin gehört, und es ist ebenfalls fehlerbehaftet. Die Urgroßeltern mütterlicherseits waren Gerlach III. Herr von Isenburg-Grenzau (-1502) und Hildegard von Sierck (-1491), Herrin von Monclair, einerseits, und Heinrich Vogt von Hunolstein (-24.2.1486) und Elisabeth von Bolchen (Boulay, Bulich, de Bulliche, -27.8.1507) andererseits. Die Wappen Sierck und Bolchen sind wieder nur an anderer Stelle weiter unten zu finden, wobei sie hierhin gehörten und statt dessen durch andere Wappen ersetzt wurden. Und auch diese sind fehlerbehaftet. Leider stimmt diese Ahnenprobe also bereits auf Elternebene nur zur Hälfte und in den beiden weiter zurückliegenden Generationen gar nicht mit den üblichen genealogischen Daten und heraldischen Erwartungen überein.

Auf der heraldisch linken Seite (Spindelseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, idealerweise diejenigen, welche in der nächsten und übernächsten Generation mütterlicherseits hinzukommen, wobei sich nichts in der logisch korrekten Position befindet, wie später diskutiert werden wird. Im einzelnen identifizieren wir bei den Wappen, erst einmal nur diese für sich betrachtet:

                         

Auf der heraldisch linken Seite (Spindelseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, idealerweise diejenigen, welche in der nächsten und übernächsten Generation mütterlicherseits hinzukommen, wobei sich nichts in der logisch korrekten Position befindet, wie später diskutiert werden wird. Bei Lichte besehen ist diese Partie die inhaltlich unzutreffendste und abenteuerlichste in der ganzen Stiftskirche. Im einzelnen identifizieren wir bei den Wappen, erst einmal nur diese für sich betrachtet:

Daß diese Wappen größtenteils, also bis auf ein einziges, gemalt und nicht gehauen sind, läßt schon nichts Gutes ahnen. Beim näheren Hinsehen überrascht, allein 8x das Wappen der Grafen Wertheim zu sehen. Das ist auch ohne Blick in die Genealogie komplett unrealistisch, insbesondere wenn es auch noch immer schön abwechselnd kommt. Daneben finden wir 3x Sierck und 2x Vinstingen, nicht unmöglich, aber alles zusammen hinterläßt den Eindruck, daß irgendwie die Lücken in der Abstammung mangels besseren Wissens mit Wertheim aufgefüllt wurden. Wenn wir dann in die Genealogie schauen und feststellen, daß in der Vorfahrenabfolge nach den gängigen Stammtafeln nicht ein einziges Mal die Familie der Grafen von Wertheim auftaucht, läßt diese Ahnenprobe den Betrachter ratlos zurück, der sich dann ernsthaft die Frage stellt, warum man 32 Ahnen abbildet, wenn die Richtigkeit schon beim ersten Paar scheitert? In der Tat sind nur die beiden obersten der insgesamt 32 Wappen an der richtigen Stelle, aber nur eines davon mit dem richtigen Inhalt. Ein knappes Dutzend weiterer Wappen läßt sich in der Genealogie wiederfinden, ist aber nicht an der logisch richtigen und erwarteten Position aufgemalt. Und der Rest ist pure Dekoration und bildet nicht eine verifizierbare Genealogie ab. Diese Ahnenprobe ist eine Mischung aus wenigen cum grano salis korrekten Wappen, genau genommen nur 13, noch weniger korrekten Wappen an der richtigen Position, nämlich nur 1, Wappen aus irgendeiner Genealogie des Ehemannes und frei hinzugedichteten Wappen. Und das am penetrantesten wiederholte Wappen der Grafen von Wertheim ist das am wenigsten in der Genealogie auftauchende Wappen, denn dort gibt es weder einen Grafen noch eine Gräfin von Wertheim unter den Vorfahren. Auch Savoyen und Saarwerden haben hier nichts verloren, genausowenig wie Vinstingen, Neuenahr und Limburg. Sierck brauchen wir nur einmal, nicht dreimal. Wichtige Familien aus der Ahnentafel fehlen. Diese Ahnenprobe kann man getrost zu 6% als richtig, zu 94% als vorrangig dekorativ, zu 34% als in der Ahnentafel irgendwo vorhanden und zu 66% als frei erfunden bezeichnen. Das Auftauchen des Wappens Sombreffe hat seine Erklärung darin, daß Dietrich IV. Graf von Manderscheid-Schleiden (14.8.1481-2.7.1551) in erster Ehe Margareta/Marguerite von/de Sombreffe (-1518) geheiratet hatte, danach in zweiter Ehe Elisabeth de Neufchâtel, und nur die zweite Frau ist hier genealogisch und heraldisch relevant.

Zum Abgleich die Ahnenfolge, wie sie sich aus den Stammtafeln ergibt: Erika von Manderscheid-Schleiden (-25.12.1581) hatte als Ururgroßeltern Dietrich III. Graf von Manderscheid und Blankenheim, Herr zu Schleiden und Junkerath (-20.2.1488) und Elisabeth von Schleiden-Blankenheim (-1469), Erbin von Schleiden, und Wilhelm Graf von Virneburg Herr zu Falkenstein und Franziska von Rodemachern (-27.2.1483), Thibaut IX. de Neufchatel Seigneur de Blamont, de Neufchatel, de Châtel-sur-Moselle, de Montrond, de Grancey, d'Epinal, d'Hericourt, de Clemont, de Bermont, de Chastelot, de l'Isle-sur-le-Doubs Vicomte de Baume (1417-4.12.1469) und Bonne (Jutta) de Châteauvillain Dame de Boussenois, de Gemeaux, de Grancey, de Poncegrive, de Selongey et de Varennes, Johann von Bolchen, Herr von Zolver, und Margareta von Elter (d'Autel), Gerlach II. Graf von Isenburg-Grenzau und Jutta von Eppstein-Münzenberg, Arnold VII. Graf von Sierck (-1443), Herr von Monclair und Eva Wild- und Rheingräfin von Dhaun (-1485), Nicolas VI. Vogt von Hunolstein (-1455) und Demudis Kämmerer von Worms gen. von Dalberg sowie Johann von Bolchen, Herr von Zolver, und Margareta von Elter (d'Autel).

Die nächstzurückliegende Generation der Urururgroßeltern besteht nach den Europäischen Stammtafeln aus den Paarungen Dietrich II. Graf von Manderscheid (-1469) und Irmengard von Daun (-14.4.1456), Johann II. Herr von Schleiden und Johanna (Anna) von Blankenheim, Philipp I. Graf von Virneburg (-1443) und Katharina von Saffenberg, Johann III. zu Rodemachern, Cronenberg und Neuerburg und Irmgard von Bolchen, Thiebaut VIII Sire de Neufchâtel Seigneur de Châtel-sur-Moselle, de Blamont, de Clemont, de l'Isle-sur-le-Doubs, du Chastelot, d'Henricourt, de Montbarrey, de Rans, de Nancuise Vicomte de Baume (-21.5.1459) und Agnes de Montfaucon de Marnay, du Fay, d'Orre Dame de Blaigny (-1439), Bernard de Châteauvillain Seigneur de Thil, de Marigny, de Pierrepont, de Nully et de Châteauvillain (-4.12.1452) und Jeanne de Saint-Clair dit de Vez, Johann von Bolchen, Zolver und Useldingen und Irmgard von Gymnich, Johann d'Autel (von Elter) und Jehanne d'Aspremont, Salentin VI. Graf von Nieder-Isenburg und Adelheid von Isenburg-Büdingen-Grenzau, Gottfried VII. Graf von Eppstein-Münzenberg (-1437) und Jutta/Judith von Nassau-Dillenburg (-1424), Arnold von Sierck Graf von Monclair (1366-1455) und Elisabeth/Lisa Beyer von Boppard, Erbin von Bayon, Johann III. Rheingraf von Stein Wildgraf von Dhaun (-1428) und Adelheid von Kyrburg und Schmidtburg (-6.10.1438), Nicolaus V. Vogt von Hunolstein und Ida von Erbach-Erbach, Schenkin zu Erbach, Johann (Hennichin) Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-9.10.1415) und Anna von Bickenbach (-22.5.1415), erneut Johann von Bolchen, Zolver und Useldingen und erneut Irmgard von Gymnich, erneut Johann d'Autel (von Elter), Herr zu Autel und Aspremont und erneut Jehanne/Jeanne d'Aspremont. Diese Liste und vor allem ihre Logik sind meilenweit entfernt von dem, was wir als Befund sehen.

Die Inschrift im optisch rechten Teil des Aufsatzes lautet: "Im Jahr nach Christi unser(e)s Seligmachers / geburt 1611 ahm 5. maii starb die hochwo(h)lgebor(e)n(e) / greüin und Frau Frau Elisabeth gebor(e)ne gräv/in züe Nasau Caczenelnbogen grävin undt fraw / züe Nassau Sa(a)brücken & Graff Philipßen / züe Naßau Sa(a)rbrücken zweite gemahlin".

Elisabeth von Nassau-Katzenelnbogen (24.1.1564-5.5.1611) hatte Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken am 3.10.1583 in Neuweilnau geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem am 12.3.1602 erfolgten Tod ihres ersten Ehemannes heiratete sie zum zweiten Mal, am 7.5.1603 Graf Wolfgang Ernst I. von Isenburg-Birstein (29.12.1560-21.5.1633). Aus dieser zweiten Ehe hatte sie einen Sohn, der aber noch als Kleinkind verstarb, das war Wolfgang Ernst zu Isenburg-Büdingen (31.3.1605-4.3.1606). Sie selbst verstarb in Frankfurt am Main.

In Summa hatte Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken also keinen eigenen Stammhalter und Erben in die Welt gesetzt. Die Grafschaft fiel an seinen Neffen, Ludwig II. Graf von Nassau-Saarbrücken (1602-1627), identisch mit Ludwig II. von Nassau-Weilburg. Dieser saß 1593 zu Ottweiler, 1602 zu Saarbrücken und 1605 zu Idstein und Wiesbaden. Dieser Erbe war der Sohn von Philipps Halbbruder Albrecht Graf von Nassau-Weilburg (26.12.1537-11.11.1593) und Anna von Nassau (1541-12.2.1616). Halbbruder und Neffe deshalb, weil Philipp III. Graf von Nassau-Weilburg (20.9.1504-4.10.1559, begraben in der alten Schloßkirche Weilburg, Doppelkirche St. Andreas und St. Martin) dreimal geheiratet hatte, in erster Ehe Elisabeth von Sayn (-5.2.1531, begraben in der alten Schloßkirche Weilburg), in zweiter Ehe Anna von Mansfeld-Hinterort (-26.12.1537, begraben in der alten Schloßkirche Weilburg), woraus Albrecht Graf von Nassau-Weilburg (26.12.1537-11.11.1593) entsprossen war und damit auch der Erbe Ludwig II., und in dritter Ehe Amalia von Isenburg-Büdingen (23.6.1522-18.05.1579, begraben in Offenbach), woraus Philipp III. Graf von Nassau-Saarbrücken (14.10.1542-12.3.1602) entsprossen war.

Nach dem Tod von Albrecht Graf von Nassau-Weilburg teilten sich seine drei Söhne das Erbe wie folgt: Wilhelm (-25.11.1597) und Johann Casimir (-29.3.1602) bekamen Weilburg, Ludwig bekam Ottweiler mit Homburg, Kirchheim und Lahr. 1597 bekam Johann Casimir Weilburg zur Gänze. 1602 fiel ganz Weilburg an Ludwig. Und ebenfalls 1602 erbte Ludwig die Grafschaft Nassau-Saarbrücken von seinem Onkel. 1605 beerbte er auch Johann Ludwig von Nassau-Wiesbaden (-9.6.1605). Ludwig II. vereinte damit in seiner Hand den gesamten Besitz der walramschen Linie. Er verlegte seinen Regierungssitz für seinen Gesamtbesitz von Weilburg in das Schloß Saarbrücken.

Über dem optisch rechten Abschnitt des Epitaphs befindet sich das Hauptwappen für Elisabeth von Nassau-Katzenelnbogen (24.1.1564-5.5.1611), es ist als einziges der ihr zugeordneten Wappen mit allen Kleinoden ausgeführt. Diese Linie der Nassauer gehört nicht zu Walrams Stamm, zu denen die Weilburger und Saarbrücker Linien gezählt werden, sondern zur ganz anderen Linie, der ottonischen Linie. Der Schild ist geviert:

Dazu werden drei Helme geführt:

Auch diese zweite Ehefrau besitzt nicht nur ein Hauptwappen, sondern auch eine aus 32 einzelnen Schilden bestehende Ahnenprobe, in identischer Art und Anordnung wie in der Mitte beim Ehemann und wie auf der gegenüberliegenden Seite bei der ersten Ehefrau. Wenn wir die Ahnenfolge klassisch durchzählen, so sind am heraldisch rechten Teil des Bogens die Schilde (1), (3), (5) und (7) angebracht, am heraldisch linken Teil die Schilde (2), (4), (6) und (8). Im einzelnen sehen wir folgende Wappenschilde:

Bis auf die genannten Abweichungen im Detail paßt diese Wappenauswahl sowohl namentlich als auch in der Logik der Anordnung zur Genealogie der Gräfin Elisabeth von Nassau-Katzenelnbogen: Ihre Eltern waren (1) Johann VI. Graf zu Nassau-Katzenelnbogen-Diez (22.11.1535-1606) und (2) Elisabeth Landgräfin von Leuchtenberg (1538-6.7.1579). Die Großeltern väterlicherseits waren (1) Wilhelm I. Graf von Nassau-Dillenburg (10.4.1487-6.10.1559) und (3) Juliana zu Stolberg-Wernigerode (15.2.1506-16.6.1580), und die Großeltern mütterlicherseits waren (2) Georg III. Landgraf von Leuchtenberg (13.12.1502-1555) und (4) Markgräfin Barbara von Brandenburg-Ansbach (24.9.1495-1552). Die Urgroßeltern väterlicherseits waren (1) Johann V. Graf von Nassau-Dillenburg (9.11.1455-30.7.1516) und (5) Elisabeth von Hessen (1466-17.1.1523) sowie (3) Bodo/Botho VIII. Graf zu Stolberg (4.1.1467-22.6.1538) gen. der Glückselige und (7) Anna Gräfin von Eppstein-Königstein-Rochefort (-7.8.1538, Schwester des letzten Eppsteiners). Die Urgroßeltern mütterlicherseits waren (2) Johann IV. Landgraf von Leuchtenberg (1470-1.9.1531) und (6) Margarete von Schwarzburg (-1.2.1518) sowie (4) Friedrich I. Markgraf von Brandenburg-Ansbach (8.5.1460-4.4.1536) und (8) Sofia/Zofia von Polen (6.5.1464-5.10.1512). Auf diesen Vorfahren-Ebenen deckt sich der Namens-Befund der Ahnenprobe mit den Vorfahren laut Stammtafeln. Und auch die Anordnung auf dem Bogen entspricht der erwarteten Logik und korrekten Position. Was sich nicht deckt, sind beim hessischen Wappen einzelne falsche Felder, bei anderen Wappen abweichende Anordnungen, Elemente und Farben (Brandenburg, Leuchtenberg, Königstein), im großen Ganzen geht aber alles auf.

Auf der heraldisch rechten Seite (Schwertseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, die in der nächsten und übernächsten Generation väterlicherseits hinzukommen, wobei nur diejenigen mit einer Nummer versehen sind, die sich in der logisch korrekten Position befinden. Im einzelnen finden wir folgende Schilde:

                         

Auf der heraldisch linken Seite (Spindelseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, die in der nächsten und übernächsten Generation mütterlicherseits hinzukommen, wobei nur diejenigen mit einer Nummer versehen sind, die sich in der logisch korrekten Position befinden. Im einzelnen sind das:

Nach den Europäischen Stammtafeln waren die Ururgroßeltern auf der Vatersseite die Paarungen (1) Johann IV. Graf von Nassau-Dillenburg (1.8.1410-3.2.1475) und (9) Maria von Loon-Heinsberg (1424-20.4.1502), (5) Heinrich III. Landgraf von Hessen (15.10.1440-13.1.1483) und (13) Anna von Katzenelnbogen (5.9.1443-16.2.1494), (3) Heinrich XIX. (IX., d. Ä.) Graf zu Stolberg (12.5.1436-17.9.1511) und (11) Margarethe oder Mechthild von Mansfeld sowie (7) Philipp I. von Eppstein Herr von Königsstein und (15) Louise von der Mark. Alle diese Zuordnungen werden durch die Wappen korrekt abgebildet und befinden sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge.

Die Urururgroßeltern väterlicherseits waren nach den Europäischen Stammtafeln die Paarungen (1) Engelbert I. Graf von Nassau-Dillenburg-Siegburg (-3.5.1442) und (17) Johanna von Polanen-Leck-Breda (10.1.1392-15.5.1445), (9) Johann II. Herr von Jülich, Heinsberg, Löwenberg und Gennep, Dalenbroich (-24.6.1438) und (25) Anna von Solms-Braunfels (-1433), (5) Ludwig I. Landgraf von Hessen (6.2.1402-17.1.1458) gen. der Friedfertige und (21) Anna von Sachsen (5.6.1420-17.9.1462), (13) Philipp I. Graf von Katzenelnbogen (1402-1479) und (29) Anna von Württemberg (1408-16.4.1471), (3) Bodo VII. Graf zu Stolberg (-15.3.1455) und (19) Anna von Schwarzburg-Blankenburg (26.1.1416-24.12.1481), (11) Volrad II. von Mansfeld und (27) Margaretha von Schlesien-Priebus, (7) Eberhard III. Herr von Eppstein-Königstein und (23) Anna von Nassau-Wiesbaden (-1465) sowie (15) Ludwig I. von der Mark Graf von Rochefort und (31) Nicole d'Aspremont (-1470). Nur die Wappen (17), (19) und (29) befinden sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge, alle anderen, also (21), (23), (25), (27) und (31) folgen nicht der erwarteten Logik und Reihenfolge. Einige Wappendarstellungen sind nicht ganz korrekt, wie z. B. (17). Alle dieser namentlichen Zuordnungen bis auf eine werden durch die Wappen abgebildet, allerdings gibt es eine einzige Position, die nicht zu den Vorfahren gemäß Stammtafeln passt, so wird Savoyen abgebildet, wo wir Aspremont brauchen.

Die Ururgroßeltern mütterlicherseits waren nach den Europäischen Stammtafeln die Paarungen (2) Friedrich IV. Landgraf von Leuchtenberg (-19.5.1487) und (10) Dorothea von Rieneck Frau von Grünsfeld und Lauda (-24.3.1503, Epitaph in Grünsfeld), (6) Günther XXXVIII. Graf von Schwarzburg (1450-29.11.1484) und (14) Katharina von Querfurt (-22.2.1521), (4) Albrecht Kurfürst von Brandenburg (24.11.1414-11.3.1486) und (12) Anna von Sachsen (7.3.1437-31.10.1512) sowie (8) Kazimierz IV. Jagiellonczyk König von Polen (30.11.1427-7.6.1492) und (16) Elisabeth von Österreich (-30.8.1505). Alle diese Zuordnungen werden durch die Wappen korrekt abgebildet und befinden sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge, wenn man einmal cum grano salis akzeptiert, daß für Elisabeth von Österreich die Königreiche Ungarn und Böhmen genommen wurden, immerhin war sie die Tochter von Herzog Albrecht V. von Österreich, der als Albrecht II. römisch-deutscher König sowie König von Ungarn, Kroatien und Böhmen war.

Die nächstzurückliegende Generation der Urururgroßeltern mütterlicherseits liefert die Paarungen (2) Leopold Landgraf von Leuchtenberg (-1463) und (18) Lisa von der Alben gen. Suber, (10) Philipp I. Graf von Rieneck (-5.12.1488) und (26) Amalie Pfalzgräfin bei Rhein zu Mosbach (22.2.1433-15.5.1483), (6) Heinrich XXVI. Graf von Schwarzburg-Blankenburg (23.10.1418-1488) und (22) Elisabeth von Cleve (1.10.1420-1488), (14) Bruno V. von Querfurt (-26.2.1496) und (30) Anna von Gleichen (-22.3.1431), (4) Friedrich I. Kurfürst von Brandenburg (1371-1440) und (20) Elisabeth Herzogin von Bayern (1383-13.11.1442), (12) Friedrich II. Kurfürst von Sachsen (22.8.1412-7.9.1464) und (28) Margaretha von Österreich (-12.2.1486), (8) Wladyslaw II. Jagiello König von Polen (-1.6.1434) und (24) Sofja Iwanowna Kiewskaja, Sofia von Kiew (-21.9.1461) sowie (16) König Albrecht II. von Habsburg (1397-27.10.1439) und (32) Elisabeth von Luxemburg (28.2.1409-1442). Nur das Wappen (30) befindet sich an der logisch richtigen Stelle in der Abfolge, alle anderen, also (18), (20), (22), (24), (26), (28) und (32) folgen nicht der erwarteten Logik und Reihenfolge. Die Wappen Pfalz, Bayern, Luxemburg, Alben gen. Suber werden nach Vorfahrenliste erwartet, sind aber durch andere Wappen ersetzt, die sich wiederum nicht in der Abstammung wiederfinden lassen, wie z. B. Troppau-Oppeln, Sachsen und Wertheim. Hier gibt es also in der letzten Generation auf Ururgroßeltern-Ebene erhebliche Diskrepanzen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.2174854,7.0178719,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.2174384,7.0179076,73m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Stift St. Arnual auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Sankt_Arnual
Webseite des Stifts St. Arnual:
https://ev-stift-st-arnual.de/
Stiftskirche St. Arnual:
https://ev-stift-st-arnual.de/stiftskirche/stiftskirche-st-arnual/
Ev. Kirchengemeinde St. Arnual:
https://evangelische-kirche-st-arnual.de/
Geschichte der Stiftskirche auf den Seiten der ev. Kirchengemeinde:
https://evangelische-kirche-st-arnual.de/gottesdienste-2/
Verwendung der Innenaufnahmen mit
freundlicher Erlaubnis von Herrn Prof. Dr. Joachim Conrad vom 27.10.2024, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Geschichte des Nassauischen Wappens, von Hermann Adrian Guenther von Goeckingk http://books.google.de/books?id=cIVDAAAAYAAJ (nur mit US-Adresse)
Piet Bultsma, Nassauer Wappengeschichte: http://www.wapenschilder.nl/, unter "boek" -> http://www.wapenschilder.nl/goudenleeuw/default.html
Nassauer Wappengeschichte:
http://nl.wikipedia.org/wiki/Wapen_van_Nassau 
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Peter Volkert: Saarbrücken, Stiftskirche St. Arnual, Rheinische Kunststätten Heft 10/1968, hrsg. vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz
Hans-Walter Hermann (Hrsg.): Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken, Köln 1998
Hans-Walter Herrmann: Die Stiftskirche in Saarbrücken / St. Arnual, kunsthistorische Reihe des Landesinstituts für Pädagogik und Medien, Saarbrücken-Dudweiler 1997, ISBN 3-928189-25-5, Begleitheft ISBN 3-928189-24-7
Liste der Grafen von Nassau-Saarbrücken in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_nassauischen_Herrscher#Grafen_und_Fürsten_von_Nassau-Saarbrücken_(1442%E2%80%931799)
Grafschaft Saarbrücken auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Saarbrücken
Haus Nassau-Saarbrücken auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nassau-Saarbrücken
Schwennicke, Hrsg.: Europäische Stammtafeln, Marburg, versch. Bände
Grote: Stammtafeln
Ernst von Oidtman und seine genealogisch-heraldische Sammlung
W. Möller: Stamm-Tafeln westdeutscher Adels-Geschlechter im Mittelalter, Darmstadt, versch. Bände, Degener Verlag, Neustadt Aisch
Prof. Dr. Joachim Conrad: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, in den Saarland-Biographien
http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=524
Prof. Dr. Joachim Conrad: Erika von Nassau-Saarbrücken, in den Saarland-Biographien:
http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=523
Philipp III. von Nassau-Saarbrücken auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_IV._(Nassau-Weilburg)
Prof. Dr. Joachim Conrad: Philipp III. von Nassau-Saarbrücken in den Saarland-Biographien:
http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=7
Philipp III. von Nassau-Saarbrücken auf World-History
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