Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 3137
Saarbrücken
Die ev. Stiftskirche St. Arnual - Hans Heinrich von Eltz
Dieses an der Wand des südlichen Seitenschiffs montierte Epitaph ist für den unvermählt und kinderlos verstorbenen Hans Heinrich von Eltz (-6.9.1608) aus der Linie Eltz-Wecklingen (Wecklingen ist heute ein Stadtteil von Blieskastel, ca. 4 km südwestlich von der eigentlichen Stadt gelegen). Ganz oben ist im Aufsatz in einem gesprengten Dreiecksgiebel das Hauptwappen angebracht, das der Herren und Grafen von Eltz, geteilt, oben in Rot ein wachsender goldener Löwe, unten silbern und ledig, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silbern gestulpter roter Turnierhut, aus dem ein goldener Löwe wächst zwischen einem mit silbernen Lindenblättern bestreuten roten Flug. Das Hauptfeld wird von einer aus vier Abschnitten bestehenden, goldenen Inschrift auf schwarzem Grund eingenommen. Ganz oben stehen die genealogischen Angaben zum Verstorbenen, dann folgt ein Bibelzitat, dann folgt eine Stifterinschrift von Hans (Johann) Philipp von Eltz, der dieses Monument zum ewigen Gedenken an seinen früh verstorbenen Bruder hat anfertigen lassen, zuletzt kommt ein weiteres Bibelzitat.
An den beiden Seiten des Epitaphs ist eine aus acht Wappenschilden bestehende Ahnenprobe angebracht, vier auf jeder Seite, also eine Ahnenprobe auf Urgroßeltern-Ebene. Alle Schilde sind oberhalb mittels eines kleinen, gebogenen Schriftbandes namentlich zugeordnet. Die beiden obersten Schilde stehen für die Familien von Eltz ("ELTZ"), geteilt, oben in Rot ein wachsender goldener Löwe, unten silbern und ledig, aus Courtoisie einwärtsgewendet, und Landschad von Steinach ("LANDSCHAD"), in Gold eine schwarze Harfe. Hans Heinrich von Eltz war der Sohn von Friedrich von Eltz (-26.12.1601), kurpfälzischer Amtmann zu Wolffstein, und Juliana Landschad von Steinach (-1596).
Die zweite Reihe der Ahnenprobe zeigt heraldisch rechts das Wappen der Herren von Nassau-Sporkenburg ("NASSAVWR"), in blauem, mit silbernen Kugeln bestreutem Schild ein goldener Löwe, aus Courtoisie einwärtsgewendet, und der Herren von Bödigheim/Bödickheim ("BEDICKVM"), zwei schräggekreuzte Messer unbekannter Tinktur (ohne Literaturbeleg, Hinweise willkommen). Die Großeltern väterlicherseits waren Philipp Jakob von Eltz (-9.12.1574), Herr von Blieskastel und von Wecklingen, und dessen Frau, Anna von Nassau-Sporkenburg (1526-1600), Heirat 1548, aus einem seit dem 12. Jh. belegten, aus den frühesten Burgmannenfamilien der Burg Nassau entstammenden niederadligen Geschlecht, das sich zuletzt nach der Sporkenburg bei Eitelborn nannte, und das vor allem genealogisch nichts mit dem Haus Nassau zu tun hat. Die Großeltern mütterlicherseits waren Johann Dietrich Landschad von Steinach (-1571) und Margaretha von Bödigheim/Bödickheim (-1589).
Mit der dritten und vierten Reihe der Ahnenprobe wechseln wir auf die in der nächstzurückliegenden Vorfahrengeneration neu hinzukommenden Familien. In der dritten Reihe sehen wir heraldisch rechts den Schild der von Löwenstein ("LEWENST"), in einem schwarzen, mit silbernen Schindeln bestreuten Feld ein gekrönter silberner Löwe (NICHT die wittelsbachische Bastardlinie), aus Courtoisie einwärtsgewendet, und in der vierten Reihe den Schild der von Schöneck ("SCHENECK"), in Gold ein roter Balken. Die Urgroßeltern väterlicherseits waren 1.) Friedrich von Eltz-Wecklingen (1484-6.8.1556), Herr von Blieskastel und Wecklingen, der Sohn von Hans von Eltz und Margaretha von Helmstatt (-18.3.1508), 2.) Dorothea von Löwenstein/Lewenstein (-1542), die Tochter von Johann von Löwenstein/Lewenstein (-1535) und Margareta von Guntheim, 3.) Johann von Nassau-Sporkenburg (-22.3.1533), der Sohn von Heinrich von Nassau-Sporkenburg und Anna von Selbach, dieser Johann erwarb 1518 zusammen mit seinem Bruder Quirin die Burg und die Herrschaft Sporkenburg, und 4.) Margareta von Schöneck (1498-1572), Heirat 1524, die Tochter von Georg von Schöneck (-1508) und Wilhelma von Gerhardshain-Lützeroth, durch diese Ehe kam das reiche Erbe der von Schöneck an die von Nassau-Sporkenburg. Denn diese Familie, die auf dem Hunsrück und in der Eifel begütert waren, erlosch mit Georg von Schöneck als letztem männlichen Vertreter. Margaretha (bzw. ihr Stellvertreter) wurde als Erbtochter z. B. 1509 mit der Vogtei zu Hatzenport belehnt.
In der dritten Reihe sehen wir heraldisch links den Schild der von Gemmingen ("GEMMIGEN"), in Blau zwei goldene Balken, und in der vierten und letzten Reihe den Schild der von Helmstatt ("HELMSTAT"), in Silber ein flugbereiter (auffliegender) schwarzer Rabe. Die Urgroßeltern mütterlicherseits waren 1.) Christoph Landschad von Steinach (1505-1585), der Sohn von Hans Landschad von Steinach (1455-1531) und Margareta von Fleckenstein, 2.) Anna von Gemmingen-Guttenberg (-1562), die Tochter von Dietrich von Gemmingen-Guttenberg (-1526) und Ursula von Nippenburg, 3.) Georg von Bödigheim/Bödickheim, der Sohn von Philipp von Bödigheim/Bödickheim und Elisabetha von Lützelburg, und 4.) Anna von Helmstatt, die Tochter von Johannes (Hans) von Helmstatt und Anna Beyer von Boppard (nach Damian Hartard von Hattstein).
In Wecklingen erinnert nicht mehr viel an die Herrschaft durch die Herren von Eltz, die dort im 16. Jh. eine eigene Linie gründeten und um ca. 1555 ein bastioniertes Renaissanceschloß erbauen ließen. Der Bauherr war Philipp Jakob von Eltz, der Großvater des Verstorbenen. Aufständische Bauern plünderten das Schloß 1560, offensichtlich nicht ohne Grund; weitere Zerstörungen gab es im Dreißigjährigen Krieg. 1659 kam der Besitz an die von der Leyen, die ihren Sitz in Blieskastel hatten. Als die Französische Revolution ins Saarland getragen wurde, plünderten und zerstörten erneut revolutionär gesonnene Aufständische das Schloß in Wecklingen, dessen Reste 1793 auf Regierungsbeschluß hin abgebrochen wurden. Das so gewonnene Baumaterial wurde anderweitig verbaut. Zuletzt stand nur noch ein wappengeschmückter Torbogen, der 1945 von amerikanischen Truppen zerstört wurde. Heute erinnern nur noch Trümmer und ein Keller daran, daß hier einmal ein Schloß der Herren von Eltz stand. Die sogenannte "Burg" im Ort hat nichts damit zu tun und ist eine "Folly".
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.2174854,7.0178719,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.2174384,7.0179076,73m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Stift St. Arnual auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Sankt_Arnual
Webseite des Stifts St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/
Stiftskirche St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/stiftskirche/stiftskirche-st-arnual/
Ev. Kirchengemeinde St. Arnual: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/
Geschichte der Stiftskirche auf den Seiten der ev.
Kirchengemeinde: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/gottesdienste-2/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Prof. Dr. Joachim
Conrad vom 27.10.2024, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Damian Hartard von Hattstein, Die Hoheit des Teutschen
Reichs-Adels, Band 1, http://books.google.de/books?id=f-A-AAAAcAAJ
Familie von Eltz auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Eltz_(rheinländisches_Adelsgeschlecht)
Familie Landschad von Steinach auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Landschad_von_Steinach
Familie von Schöneck auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schöneck_(Adelsgeschlecht)
Familie von Gemmingen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemmingen-Guttenberg - https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_des_Adelsgeschlechts_Gemmingen
Familie von Helmstatt auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmstatt
Genealogien nach diversen Stammtafeln bei Geneanet: https://gw.geneanet.org/frebault?lang=de&n=von+nassau+sporkenburg&p=johann - https://gw.geneanet.org/frebault?lang=de&n=von+eltz&p=philipp+jakob und abhängige Seiten sowie https://gw.geneanet.org/jksir?lang=en&n=von+eltz&oc=2&p=friedrich - https://gw.geneanet.org/jksir?lang=en&n=landschad+von+steinach&p=juliane - https://gw.geneanet.org/jksir?lang=en&n=landschad+von+steinach&p=johann+dietrich und abhängige Seiten und https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=de&n=landschad+von+steinach&p=hans - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=de&n=von+bodigheim&p=margareta sowie abhängige Seiten
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