Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 3135
Saarbrücken
Die ev. Stiftskirche St. Arnual - Henning von Stralenheim
Ein prächtiges barockes Epitaph ist an einem südlichen Pfeiler des Langhauses angebracht, es ist ein Werk des Bildhauers Ferdinand Ganal (1703-1775) aus Saarlouis, und eine seiner besten und wichtigsten Arbeiten. Dominierend ist das schwarze und mit einer goldenen Inschrift versehene Mittelfeld, das zum Betrachter hin eine Wölbung nach außen besitzt. Es ist eingepaßt in eine Rahmenarchitektur aus Doppelpilastern, aus deren Gebälk ein Segmentbogen hervorwächst, der das Mittelfeld oben abschließt, wobei der Innenrand auf beiden Seiten mit einem Versatz modifiziert ist. Seitlich sind außen neben den Doppelpilastern unter einem drapierten Vorhang zwei weinende weibliche Figuren zu sehen, die sich jeweils mit einem Tuch die Augen wischen. In den Händen halten sie jeweils eine Fackel, optisch links aufrecht, gegenüber gestürzt. Unten vor der Inschrift befinden sich zwei Medaillons, von denen das optisch linke ein linksgewendetes Portrait des Verstorbenen zeigt, das andere jedoch einen Altar unter der Sonne, auf dem ein Feuer von einer weiblichen Figur mittels eines Spiegels entfacht wird. Auf derselben Höhe tragen außen Konsolen aus je zwei geflügelten Putten oder Engeln die Postamente der Trauernden. In der untersten Zone wird ein schwarzer, gewölbter Einsatz von Akanthusranken und unten einer grotesken Maske begleitet.
Die Inschrift des Mittelfeldes lautet: "HENNING / L(IBER) B(ARO) A STRALENHEIM / COMES ET DOMINVS IN FORBACH / DOMINVS HEREDITARIVS / IN ALTENDORF BAILLE ET BASBEC / PRAEFECTVS HEREDITAR(IVS) AGGERVM / DVCATVS BREMENSIS / OLIM / SACRAE REGIAE MAIESTATIS SVECIAE / LEGATVS AD AVLAM CAESAREAM / AD RESTAVRANDA SACRA SILESIACA / PLENIPOTENTIARIVS / GVBERNATOR GENERALIS DVCAT(VS) BIPONTINI / GENERALIS COPIARVM PEDESTRIVM / ET TRIBVNVS LEGIONIS / SAECVLI INVIDIAM ET INGRATITVDINEM / SPONTANEO SECESSV / POSITIS PVBLICIS NEGOTIIS / DEFVGIENS / HIC DEMVM VERAM QVIETEM INVENIT / OB(IIT) FORBACI MDCCXXXI D(IE) XV SEPTEMB(RIS) / MARITO DESIDERATISSIMO / VIDVA MAESTISSIMA / SOPHIA ELISABETHA CHRISTIANA / COMES DE WASABORG / M(ONVMENTVM) H(IC) P(IE P(OSVIT) / ... NOSTRI ... /..."; die untersten zwei Zeilen sind durch die Rocaille-Kartuschen der beiden Medaillons teilweise verdeckt.
Henning von Stralenheim Graf von Forbach (21.7.1665-15.9.1731). Eigentlich hieß er Henning Vieth (auch: Veith), und er legte einen beispiellosen gesellschaftlichen Aufstieg hin, und er stürzte am Ende tief. Er war bürgerlicher Herkunft und entstammte einer Stralsunder Familie. Sein Vater war Michael Vieth (1632-1703), Jurist, 1660 Protonotar und 1671 Syndikus in Stralsund, dann 1682 Richter in Wismar am dortigen Tribunal. Dieser Vater wurde am 4.7.1685 als Vieth (Veit) von Stralenheim geadelt. Weil das Gebiet damals zu Schwedisch-Pommern gehörte, war das ein schwedischer Adelstitel. Hennings Großvater war Henning Vieth (-1680), 1632 Ratsherr und 1655 Bürgermeister von Stralsund, vermählt 1631 mit Margaretha Klinckow (1610-1688), der Tochter des Stralsunder Ratsherren Joachim Klinckow. Hennings Mutter war Margareta Hallen (-1681), die erste Frau seines Vaters; die beiden hatten 1660 geheiratet. Margareta Hallen war die Tochter von Johann Hallenus, der mit dem Namen Hallen geadelt wurde.
Henning Veit von Stralenheim folgte beruflich nicht seinem Vater, sondern machte zunächst eine militärische Karriere. Arbeit und Karrieremöglichkeiten gab es in der zweiten Hälfte des 17. Jh. mehr als genug. Erst stand er in französischen Diensten und stieg bis zum Hauptmann auf, dann wechselte er in kaiserlich-habsburgische Dienste und wurde Major der Reichsarmee. 1688 nahm er im Kampf gegen die stete Türkengefahr an der Belagerung von Belgrad unter dem Kommando von Maximilian II. Emanuel von Bayern teil, ein Schauplatz des Großen Türkenkrieges 1683-1699. Dabei erlitt er eine Kopfverletzung, die seine weitere militärische Verwendung ausschloß; eine Sprachbehinderung blieb zeitlebens als Folge bestehen. Damals war er erst 23 Jahre alt. Nach Reisen nach Spanien und Italien ("Kavalierstour") ging er in die Zivilverwaltung, zunächst ab 1691 in kurpfälzischen Diensten. Er brachte es bis zum Kammerherr und Geheimen Kriegsrat, ehe er 1698 in königlich-schwedische Dienste trat. Und seitdem prägte Schweden seine weitere Karriere. Kurzzeitig war er für das Herzogtum Bremen Regierungsrat in Stade ("PRAEFECTVS HEREDITAR(IVS) AGGERVM / DVCATVS BREMENSIS") und Gesandter Schwedens am Hof in Celle. 1699 wechselte er als Gesandter Schwedens an den Wiener Kaiserhof ("SACRAE REGIAE MAIESTATIS SVECIAE / LEGATVS AD AVLAM CAESAREAM"). Im selben Jahr erhielt er am 27.7.1699 die Erhebung in den schwedischen Freiherrenstand. Sein Dienstherr war der schwedische König Karl XII., zugleich Herzog von Bremen und Verden, der dritte aus der Linie Pfalz-Kleeburg entstammende schwedische König. Vermutlich wurde er durch den schwedischen König mit Einkünften in Balje und Basbec im Herzogtum Bremen belehnt ("DOMINVS HEREDITARIVS / IN .... BAILLE ET BASBEC").
Henning von Stralenheim wurde in den folgenden Jahren als schwedischer Gesandter eingesetzt und bildete einen wichtigen Draht des schwedischen Königs zum Kaiser am Wiener Hof. 1707 verließ er den schwedischen Hof in Richtung Schlesien (Großer Nordischer Krieg, Schweden eroberte 1706 Sachsen), wo er zweieinhalb Jahre in Breslau lebte. Der Hintergrund des Abschieds vom Hofe war eine Duellforderung an den ungarischen Kammerherrn Graf Márk Czobor de Czoborszentmihály, welcher seinerzeit den schwedischen König beleidigt hatte. In seiner Breslauer Zeit bewirkte Henning von Stralenheim viel für die schlesischen Protestanten, u. a. das Religionsedikt 1707, Altranstädter Konvention ("AD RESTAVRANDA SACRA SILESIACA"). Henning von Stralenheim übernahm das Gut Altendorf in Oberschlesien ("DOMINVS HEREDITARIVS / IN ALTENDORF"). Kaiser Joseph I. erhob Henning von Stralenheim 1708 in den Grafenstand. Er wollte ihm die Grafschaft Limburg als Lehen geben, außerdem das Reichsoberjägermeisteramt, doch diese Ideen riefen den Widerstand des schwedischen Königs hervor: Dieser verbot seinem Diplomaten die Annahme der Geschenke und machte ihm zur Kompensation des Entgangenen einen besseren Vorschlag: Am 21.3.1710 wurde Henning von Stralenheim Gouverneur des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken ("PLENIPOTENTIARIVS / GVBERNATOR GENERALIS DVCAT(VS) BIPONTINI"), das ja immer noch in Personalunion vom schwedischen König regiert wurde (der im Herzogtum als Karl II. gezählt wurde).
1716/1717 kaufte Henning von Stralenheim von den Schwestern Esther Juliane und Sophie Sibylle von Leiningen-Westerburg-Oberbronn die Herrschaft Forbach, wo er sich von Baumeister Jonas Erikson Sundahl ein Schloß errichten ließ, das heutige Château Barrabino. Noch im Jahr seines Einzugs erhob ihn Herzog Leopold I. von Lothringen am 13.8.1717 zum Graf von Forbach ("COMES ET DOMINVS IN FORBACH"), so daß er doch noch den Grafenstand erreicht hatte. Die ehemalige Herrschaft Forbach war nun zu 3/8 eine Grafschaft geworden. Lange währte sein Glück nicht, denn aufgrund von Intrigen wurde er am 9.8.1718 nach einem Konflikt mit Stanislaus I. Leszczynski (König von Polen, Großfürst von Litauen, dann ab 1737 Herzog von Lothringen und Bar) als Gouverneur des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken gestürzt und sogar drei Monate lang unter Hausarrest gestellt ("SAECVLI INVIDIAM ET INGRATITVDINEM"). Einzig seine Grafschaft Forbach blieb ihm, und dort lebte er fortan. Die Grafschaft prosperierte aufgrund der von ihm gebauten Glashütte in Stiring-Wendel (Sophienhütte, nach seiner Ehefrau benannt). Am 20.2.1720 folgte die kaiserliche Bestätigung der Reichsgrafenwürde durch den Wiener Hof, zwei Jahre nach dem Tod des schwedischen Königs Karl XII., der keine Nachkommen hatte, weshalb Schweden und Pfalz-Zweibrücken 1718 an seinen Vetter Gustav Samuel Leopold gefallen waren. Nach seinem Tod wurde Henning von Stralenheim am 18.9.1731 in der Stiftskirche St. Arnual bestattet, und seine Witwe gab dieses Grabdenkmal in Auftrag ("M(ONVMENTVM) H(IC) P(IE P(OSVIT)").
Das Stammwappen bzw. einfache Adelswappen der Familie von Stralenheim von 1685 zeigt in Gold auf einem schwebenden, roten, gemauerten Stufengiebel aus sechs Quadersteinen einen mit sechs roten Rosen besetzten grünen Laubkranz, auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken zwei wachsende, silbern geharnischte Arme, die oben mit den Händen einen Laubkranz wie im Schild halten. Das freiherrliche Wappen von 1699 ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau ein goldener, bewurzelter (ausgerissener) Baumstumpf, der an den Seiten noch geastet dargestellt werden kann, Feld 2 und 3: in Rot zwei silberne Sparren, Herzschild: in Gold auf einem schwebenden, roten, gemauerten Stufengiebel aus sechs Quadersteinen ein mit sechs roten Rosen besetzter grüner Laubkranz (Stammwappen). Diese Form sehen wir hier am Epitaph, das aber nicht in heraldischen Tinkturen gefaßt ist, sondern einfach teilvergoldet ist ohne Rücksicht auf die heraldisch korrekten Farben. Nicht repräsentiert sind die beiden zu dieser Entwicklungsstufe gehörenden Helme des Oberwappens, das wäre Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken zwei wachsende, silbern geharnischte Arme, die oben mit den Händen einen Laubkranz wie im Schild halten, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken sechs Fähnchen, abwechselnd in den Farben Silber, Blau und Rot, drei nach rechts und drei nach links wehend. Diese Fähnchen verweisen auf die drei Farben des Feldes des Wasa-Wappens. Dazu wird noch auf dem oberen Schildrand eine siebenperlige Rangkrone geführt. Als Schildhalter werden zwei silberne Greifen geführt, die sind am Epitaph zu sehen. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: PoA Seite: 96 Tafel: 60.
Nun zu seiner Frau, die durch das zweite Wappen repräsentiert wird: Das war Sophia Elisabeth Christiana von Wasaburg (24.8.1694-10.12.1756). Sie war die Tochter von Gustav Adolf von Wasaburg (21.4.1653-4.7.1732), welcher 1653-1680 Herr der Grafschaft Nystad, Herr zu Wildeshausen und Huntlosen und braunschweig-lüneburgischer Oberleutnant war, und dessen Ehefrau, Angelika Katharina von Leiningen-Westerburg (24.4.1663-). Sophia Elisabeths Großeltern waren väterlicherseits Gustav Graf von Wasaburg (24.5.1616-25.10.1653), 1634-1650 Regent von Osnabrück, 1637 Baron Vibyholm, 1645 Gouverneur von Estland, 20.8.1646 Graf von Nystad, Herr zu Saaris, 1646 schwedischer Reichsrat, 1648 Herr zu Wildeshausen und Huntlosen und Dahlen, und dessen Ehefrau, Anna Sophia von Wied-Runkel (3.9.1616-1694), der Schwester von Graf Friedrich III. von Wied. Die Großeltern mütterlicherseits waren Georg Wilhelm Graf von Leiningen-Westerburg (10.2.1619-1695) zu Schaumburg und Westerburg, und dessen Ehefrau, Sophia Elisabeth Gräfin zur Lippe-Detmold (31.3.1626-23.8.1688).
Sophia Elisabeth Christiana ("SOPHIA ELISABETHA CHRISTIANA / COMES DE WASABORG") entstammte also dem gräflichen Haus Wasaburg (Vasaborg), das seine Wurzeln in einer Bastardlinie des schwedischen Königshauses Wasa (Vasa) hatte, beginnend mit einer außerehelichen Beziehung des schwedischen Königs Gustav II. Adolf mit der Holländerin Margarethe Cabeliau. Das Ergebnis dieser Liebelei war Gustav Gustavson (24.5.1616-25.10.1653), der Offizier im Dreißigjährigen Krieg wurde und das Hochstift Osnabrück 1633 militärisch besetzte und bis 1650 administrierte. 1637 wurde dieses uneheliche Königskind zum Freiherrn von Wasaburg (Vasaborg) gemacht, 1647 zum Grafen von Nystad, damals hatte seine Halbschwester den schwedischen Thron inne. Dieser Gustav Gustavson war der Großvater der Ehefrau von Henning von Stralenheim. Und die Halbschwester dieses Großvaters war jene berühmt-berüchtigte Königin Christina I. (1626-19.4.1689, reg. 1632-1654), auf deren bewegtes Leben im Kapitel zu Schweinfurt näher eingegangen wird.
Das Wappen des Hauses Wasa ist seit der Mitte des 16. Jh. zweimal blau-silbern-rot schräggeteilt, über allem eine goldene Garbe, mit zwei Bändern zusammengebunden. Gustav Gustavson, der Begründer des Hauses Wasaburg (Vasaborg), bekam seinerzeit 1637 eine geminderte Version davon, gespalten, rechts rot-silbern-blau geteilt und mit einer halben goldenen und zweimal gebundenen Garbe belegt, links blau-rot-silbern geteilt. Nach 1646 wurde das Wappen des Hauses Wasaburg einerseits verbessert, durch Feldervermehrung, andererseits noch weiter gemindert, durch weitere Abweichung vom königlichen Wasa-Wappen: Es ist nun geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber zwei aufrechte, gebogene, voneinander abgewendete Barben (Fische) mit einander zugewandten Rücken, mit natürlichen, blauen Schuppen, darüber schwebt eine goldene Laubkrone, Feld 2 und 3: in Rot ein golden gekrönter goldener Greif, Herzschild: in Schwarz eine goldene, zweimal gebundene Garbe, schräglinks belegt mit einem roten Faden (Wasaburg, Wasa-Garbe mit anderer Feldfarbe und Bastardfaden). Dazu werden drei gekrönte Helme geführt, die hier allerdings nicht dargestellt werden, Helm 1 (Mitte): die goldene Wasa-Garbe zwischen einem schwarz-golden übereck geteilten Paar Büffelhörner, Helm 2 (rechts): ein blau-rot übereck geteilter und beiderseits mit seinem silbernen Balken belegter Flug (wir erkennen eine Erinnerung an das Feld des Wasa-Wappens), Helm 3 (links): ein goldener, golden gekrönter Greif. Die Helmdecken sind rot-silbern-blau-silbern.
Die Tinkturen werden nach einem Kupferstich aus dem Jahr 1750 angegeben, und diese Farbgebung wird auch durch die Darstellungen im Vasaborg-Grabchor in der Riddarholm-Kirche in Stockholm bestätigt. Interessant ist aber auch die Tatsache, daß mit der Wahl der Tinkturen Schwarz und Silber weiter zurück in die Geschichte gegriffen wurde, denn die ganz frühen Wasa-Wappen zeigen in goldenem Feld eine schwarze Garbe, und so wurde es bis Anfang des 16. Jh. noch geführt. Erst König Gustav I. Wasa kombinierte die väterliche Garbe mit dem mütterlichen Wappen des Hauses Eka, und seitdem liegt die goldene Garbe auf dem zweimal schräggeteilten und blau-silbern-rot tingierten Feld. Insofern ist der Wasaburg-Herzschild ein farblich invertiertes altes Wasa-Wappen. Den Schräglinksfaden des Herzschildes hat der Künstler am Epitaph übrigens "vergessen", und man kann sich vorstellen, daß es der Auftraggeberin recht war.
Über den beiden Wappenkartuschen für die Ehepartner ruht eine große goldene Laubkrone. Diese beiden Wappen sind eingebunden in eine üppige Dekoration mit Kriegswaffen und -Trophäen, Helme, Trommeln, Kriegstrompeten, Lanzen, Pfeile, Fahnen, Schwerter, Beilen, Pickeln etc. Besonders prominent treten auf beiden Seiten je zwei Fahnen hervor, von denen die eine den doppelköpfigen Reichsadler und die andere den Forbacher Löwen trägt. Hinter den beiden Wappenkartuschen sind radial mehrere goldene Strahlenbündel zu sehen, die natürlich der Apotheose des Verstorbenen dienen, aber ebenso redend den Namen Stra(h)lenheim repräsentieren.
Sophia Elisabeth war aber die zweite Frau im Leben des Diplomaten, denn in erster Ehe hatte er 1698 die reiche Erbin Nicolea Katharina Veronica Freiin von Hackelberg (1678-1715) geheiratet, die Tochter von Freiherr Julius von Hackelberg, Erbherr von Schöningen mit Elsa von der Borch, und erst in zweiter Ehe heiratete er 1716 Sophia Elisabeth von Wasaburg.
Aus beiden Ehen gab es Nachkommen. Die Nachfahren aus erster Ehe verblieben im Freiherrenstand und wandten sich nach Hannover, beginnend mit Heinrich August Freiherr von Stralenheim, Generalmajor in kur-braunschweig-lüneburgischen Diensten und Kommandant von Harburg. Sein Sohn Adolf Freiherr von Stralenheim, Oberjägermeister in kur-braunschweig-lüneburgischen Diensten, setzte die Linie fort, er hatte die Söhne August Karl Wilhelm und Karl Friedrich. Am 27.12.1912 erfolgten die königlich-sächsische Bestätigung des schwedischen Adels- und Freiherrenstandes und die Eintragung in das Sächsische Adelsbuch für die Brüder Henning Freiherr von Stralenheim auf Imbshausen und Suderburg und Adolf Freiherr von Stralenheim auf Bovenden. Die freiherrliche Linie blüht fort, allerdings unter dem Doppelnamen von Plate-Stralenheim.
Die Nachfahren aus zweiter Ehe bildeten die gräfliche Linie, ausgehend vom Sohn Gustav Henning von Stralenheim-Wasaburg (1719-9.1.1787), Offizier und Generalleutnant in französischen Diensten, vermählt mit Carolina (Louise) von Esebeck, und diese Linie, zunächst Grafen von Forbach, kombinierte die Namen und Wappen beider Elternteile als Grafen von Stralenheim-Wasaburg. Er hatte als Söhne Gustav Heinrich (1766-1818) und Carl August (1780-1842), französischer Oberst, und eine Tochter Christiana Louise (1783-1857), die 1811 Karl Adam von Lewenhaupt heiratete. Am 13.12.1817 erfolgte die Immatrikulation im Königreich Bayern bei der Grafenklasse für Gustav Heinrich Graf Stralenheim-Wasaburg. Die gräfliche Linie ist 1872 mit Carl Graf von Stralenheim (1810-1872), bayerischer Oberst, bis 1870 Stadtkommandant von Lindau, im Mannesstamm erloschen.
Das kombinierte Wappen dieser gräflichen Linie vereint die beiden hier gezeigten Wappen mehr schlecht als recht wie folgt: Geviert mit Herzschild, Feld 1: in Blau einwärts ein golden gekrönter silberner Greif (zwei veränderte Tinkturen!), Feld 2: in Blau ein goldener, bewurzelter (ausgerissener) Baumstumpf, der an den Seiten noch geastet dargestellt werden kann, Feld 3: in Gold zwei aufrechte, gebogene, voneinander abgewendete Barben (Fische) mit einander zugewandten Rücken, mit natürlichen Schuppen, darüber schwebt eine goldene Laubkrone (veränderte Feldfarbe!), Feld 4: in Rot zwei silberne Sparren, Herzschild gespalten, rechts in Schwarz ein Bündel silberner Pfeile, die an zwei Stellen zusammengebunden, mit den Spitzen nach oben gelegt, schräglinks belegt mit einem roten Faden (eine Verballhornung der Wasa-Garbe, Motivwandel), links in Gold auf einem halben schwebenden, roten, gemauerten Stufengiebel aus sechs Quadersteinen ein halber, mit sechs roten Rosen besetzter grüner Laubkranz am Spalt (halbiertes Stammwappen). Wir sehen, die aus dem Stralenheim-Wappen stammenden Elemente wurden im wesentlichen beibehalten, wenn man von der unschönen Halbierung des Stammwappens einmal absieht, aber die aus dem Wasaburg-Wappen stammenden Elemente wurden bis zur Unkenntlichkeit verändert. Auch der Bastardfaden im Wasaburg-Wappen ist längst Geschichte und wird nicht mehr dargestellt. Mit der genannten Farbgebung ist das Wappen in den Tyroffschen Wappenbüchern verzeichnet; weitere Kupferstiche aus dem 19. Jh. folgen dem ebenfalls.
Sophia Elisabeth ("MARITO DESIDERATISSIMO / VIDVA MAESTISSIMA") blieb nach 1731 zunächst in Forbach wohnen. 1736 verlor sie jedoch durch ein Gerichtsurteil einen Teil ihrer Herrschaft. Die Grafen von Leiningen hatten sich ihrerseits beim Verkauf 1716 ein Vorkaufsrecht ausbedungen, davon machten deren Erben 1751 Gebrauch. Die Grafen von Leiningen-Guntersblum blieben wenige Jahre Inhaber der Grafschaft Forbach. In den letzten Lebensjahren lebte Sophie Elisabeth in Dischweiler bei Kochern (Cocheren, dép. Forbach-Boulay-Moselle). Der Titel eines Grafen von Forbach ging andere Wege: Christian IV. Pfalzgraf bei Rhein zu Zweibrücken Herzog von Bayern (6.9.1722-5.11.1775) war 1756 mit der von ihm zurückgekauften Grafschaft Forbach belehnt worden. Er heiratete am 3.9.1757 morganatisch die absolut unstandesgemäße Tänzerin Maria Johanna Camasse (2.9.1734-1.12.1807) und versuchte als regierender Pfalzgraf und Herzog die Situation zu retten, indem er durch Standeserhöhung die Geliebte gesellschaftlich aufwertete: Mit der Eheschließung ließ er seine französische Tänzerin entweder durch König Ludwig XV. von Frankreich oder durch den Herzog von Lothringen (ungeklärt) zur Gräfin von Forbach erheben. 1766 wurde Lothringen eine französische Provinz, und auch Forbach ging diesen Weg.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.2174854,7.0178719,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.2174384,7.0179076,73m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Stift St. Arnual auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Sankt_Arnual
Webseite des Stifts St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/
Stiftskirche St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/stiftskirche/stiftskirche-st-arnual/
Ev. Kirchengemeinde St. Arnual: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/
Geschichte der Stiftskirche auf den Seiten der ev.
Kirchengemeinde: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/gottesdienste-2/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Prof. Dr. Joachim
Conrad vom 27.10.2024, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Henning von Stralenheim auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Henning_von_Stralenheim
Geschichte von Forbach auf Wikipedia: https://fr.wikipedia.org/wiki/Forbach
Château Barrabino auf Wikipedia: https://fr.wikipedia.org/wiki/Ch%C3%A2teau_Barrabino
Genealogie der von Stralenheim: https://www.geni.com/people/Gustav-De-Strahlenheim-Wasaburg/6000000060708963210
Genealogie der von Stralenheim: https://www.adelsvapen.com/genealogi/Von_Stralenheim-Wasaburg
Genealogie der von Stralenheim: https://gw.geneanet.org/jksir?lang=en&n=stralenheim&p=gustav+henning
B. Schlegel und C. A. Klingspor, Den med sköldebref förlänade
men ej på riddarhuset introducerade svenska adelns ättartaflor,
1875.
Prof. Dr. Joachim Conrad: Henning von Stralenheim, in den
Saarland-Biographien: http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=2309
Das Adelsgeschlecht der von Stralenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Stralenheim_(Adelsgeschlecht)
Das Haus Wasaburg in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wasaburg
Das Haus Wasaburg im Wappenwiki: https://wappenwiki.org/index.php/House_of_Vasaborg
Das Haus Stralenheim im Wappenwiki: https://wappenwiki.org/index.php/House_of_Stralenheim
Haik Thomas Porada, Das Grabmal für Henning von Stralenheim in
der früheren Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken als Zeugnis
der schwedischen Großmachtzeit, Teil 1, in: Pommern. Zeitschrift
für Kultur und Geschichte 58. Jg. Nr. 4 (2020), S. 19-28, Teil
2, in: ebd. 59. Jg. Nr. 1 (2021), S. 4-11.
Max Besler: Geschichte des Schlosses, der Herrschaft und der
Stadt Forbach, Hupfer, Forbach 1895
Genealogisches Handbuch des Adels GHdA (Adelslexikon) Band XIV,
Band 131 der Gesamtreihe, Verlag C. A. Starke, Limburg 2003, S.
185 ff.
Wappen des Hauses Wasa im Wappenwiki: https://wappenwiki.org/index.php/House_of_Vasa
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