Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 3134
Saarbrücken
Die ev. Stiftskirche St. Arnual - Agnes von Schmidtberg
Eine der im vorherigen Kapitel vom Aufbau her ganz ähnliche Grabplatte ist die für Agnes von Schmidtberg (1547-17.3.1586) im nördlichen Seitenschiff. Die in Kapitalis ausgeführte Inschrift in der mittleren Zone hat den Wortlaut: "ANNO 1586 (A)VF MONTAG / NACH LAETARE IST IN GOTT / VERS(C)HEIDEN DIE EHREN VND / TVGENTREICH(E) AGNES SCHMID/BERGIN DES EHRENHAFTEN / VND VORNE(H)MEN HANSE(N) WOLF/LIN SCHAF(F)NERS ALHIE EHELI/CHE HAVSFRAW DERE(N) SEELE / VND VNS ALLEN DER AL(L)M(A)ECH/TIG(E) GOTT GN(A)EDIG VND EIN / FROE(H)LICHE AVFFERSTEHVNG / VERLEIHEN WOLLE AMEN". Man ging sparsam mit Platz und Arbeit um, einerseits gibt es mehrere Ligaturen, wo man eine senkrechte Haste einsparen konnte, andererseits sind Buchstaben ineinandergeschachtelt, vor allem bei den großen runden Buchstaben C, O, G, oder überkreuzen sich mit ihren vertikalen und schrägen Linien.
Wie die im vorherigen Kapitel beschriebene Platte besitzt auch diese zwei Wappenzonen oberhalb und unterhalb des für die Inschrift reservierten Mittelfelds. Insgesamt gibt es vier Vollwappen; eine Zuordnung auf kleinen Schriftbändern wie im Fall der anderen Platte unterblieb hier. Agnes' Eltern waren Adam Schmidtberg von Sierck, Gerichtsschreiber und Stadtschreiber, und Anna von Jornitz gen. Steuss/Stuyß aus Trier. Letztgenannte war die Tochter von Johann von Jornitz genannt Stuyß, Bürgermeister zu Ottweiler, Ratsherr und Pelzermeister, sowie dessen Ehefrau, Margaretha Wiltz von Rottard. Besagte Agnes von Schmidtberg hat Hans Wölflin von Rottweiler (1535-1590) geheiratet, Stiftsschaffner und Einnehmer zu St. Arnual, Herr zu Repoldskirchen. Das Datum ihres Ablebens ist in der Inschrift mit "Montag nach Laetare" angegeben. Laetare ist der Freudensonntag oder Rosensonntag, auch Todsonntag (nicht zu verwechseln mit dem Totensonntag oder Ewigkeitssonntag in den evangelischen Kirchen) oder Brotsonntag genannt, der vierte Fasten- oder Passionssonntag, also 21 Tage vor dem Ostersonntag. Im Jahr 1586 fiel der Ostersonntag auf den 6. April, also war Laetare am 16. März, und der Montag danach war der 17. März.
Wir sehen heraldisch oben rechts das Wappen der von Schmidtberg, lt. Siebmacher Band: WüA Seite: 138 Tafel: 75 in Blau drei goldene Wellenbalken ("Querströme"), überhöht von einem goldenen Vollmond zwischen zwei goldenen, hier sechszackigen Sternen, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Hirschrumpf. Diese Familie wurde am 14.4.1580 von Herzog Karl III. von Lothringen in den Adelsstand erhoben; der Begünstigte war der genannte Adam Schmidtberg, Sohn von Mathias Schmydberg, Schöffe in Sierck-les-Bains. Eine weitere Adelserhebung erfolgte 1617; der Begünstigte war Wenzel Schmidt aus einer aus Lehrensteinsfeld kommenden Familie. Die Familie, der später auch Güter in Adersbach und das mittlere Schloß Thalheim bei Heilbronn gehörten, erlosch am 16.4.1777 mit Johann Friedrich Karl von Schmidtberg. Gegenüber sehen wir das Wappen der Wölflin, einen widersehenden Wolf, der eine geraubte Gans im Maul hält, auf dem bewulsteten Helm das Schildbild wachsend (ohne Literaturnachweis). Es ist also das Wappen des Ehemannes von Agnes. Beide Wappen sind mit den Helmdecken miteinander verschlungen, was als Indiz ehelicher Verbindung gedeutet werden kann, insbesondere wenn man die unterschiedliche Behandlung der beiden unteren Wappen sieht, zwischen denen ein geflügelter Engel als Schildhalter steht und beide Vollwappen sorgfältig voneinander trennt.
Nun zu diesen: Der Logik der Platte nach müßten das die Wappen der von Jornitz gen. Steuss/Stuyß (s. o.) bzw. der von Franken sein, denn der Ehemann Hans Wölflin von Rottweiler war der Sohn von Bernhard Wölflin von Rottweil(er) (1500-1558) und Margaretha von Franken. Das Wappen heraldisch rechts unten ist das der Steus/Steis/ Stuys/Stuyß/Steuss und zeigt eine gesichtete Strahlensonne mit 12 abwechselnd geraden und gewellten Strahlen, und als Beizeichen im rechten Obereck ein widergekreuztes Steckkreuzchen, auf dem Helm zwei Steinbockshörner. Dieses seltene Wappen finden wir bei Meyer, und dort werden die Tinkturen wie folgt angegeben: In Blau eine goldene, gesichtete Strahlensolle, im rechten Obereck ein rotes Kreuzchen, auf dem Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Decken ein goldenes Paar Steinbockshörner. Dieses Wappen wird für den aus Trier stammenden Hektor Steus angegeben, 1642 Baccalaureus, 1654 Ratsschöffe in Trier. Das vierte und letzte Wappen heraldisch links unten für die Familie Frank/Franken/Francken zeigt in geteiltem Schild fünf (2:1:2) schragenweise gestellte Ringe, auf dem Helm ein mit dem Schildbild belegter Flug (Tinkturen unbekannt). Auch diese Familie ist unter den Trierer Ratsherren- und Schöffenfamilien zu finden, und Meyer gibt zwar keine Tinkturen an, liefert aber folgenden Hintergrund: Dieses Wappen führte Caspar Frank, 1542 Schöffe zu Trier, und weitere Familienmitglieder siegeln entsprechend von 1485 bis 1552. Meyer verweist auf Strassers Wappensammlung, Mappe 12 für Details.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.2174854,7.0178719,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.2174384,7.0179076,73m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Stift St. Arnual auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Sankt_Arnual
Webseite des Stifts St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/
Stiftskirche St. Arnual: https://ev-stift-st-arnual.de/stiftskirche/stiftskirche-st-arnual/
Ev. Kirchengemeinde St. Arnual: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/
Geschichte der Stiftskirche auf den Seiten der ev.
Kirchengemeinde: https://evangelische-kirche-st-arnual.de/gottesdienste-2/
Georg Jakob Meyer, Hausmarken und Wappen aus dem moselländischen
Raum, Band 1, Wappen Trierer Ratsherren aus kurfürstlicher Zeit
1580-1797, Trier 1962, S. 115
Georg Jakob Meyer, Hausmarken und Wappen aus dem moselländischen
Raum, Band 2, Wappen Trierer Schöffen aus ältester
kurfürstlicher Zeit 1200-1580, Trier 1962, S. 24
Genealogie auf Geneanet: https://gw.geneanet.org/fraloy?lang=de&p=hans&n=wolflin+von+rottweil - https://gw.geneanet.org/fraloy?lang=en&n=von+schmidtberg&p=adam - https://gw.geneanet.org/rzender?lang=en&n=wolfin+von+rottweiler&p=hans#note-wed-1 - https://gw.geneanet.org/rzender?lang=en&n=von+schmidtberg&p=agnes und abhängige Seiten
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Prof. Dr. Joachim
Conrad vom 27.10.2024, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
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