Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3146
Saarbrücken

Die ev. Stiftskirche St. Arnual - Graf Johann IV. von Nassau-Saarbrücken

Das hier gezeigte Epitaph für Johann IV. Graf von Nassau-Saarbrücken (5.4.1511-23.11.1574) steht an der östlichen Seitenwand des nördlichen Querhausarms links, im Eck zwischen dem Epitaph für die drei Grafen Johann Ludwig d. Ä., Johann Ludwig d. J. und Philipp II. von Nassau-Saarbrücken an der Nordwand zur Linken und dem Epitaph für Graf Philipp III. und seinen beiden Ehefrauen zur Rechten. Zwischen den beiden erstgenannten Epitaphien, also diesem und dem zur Linken, gibt es eine enge Verbindung, denn jenes ist für den Vater und zwei Brüder dieses Grafen Johann IV. Zu dem Epitaph zur Rechten ist die genealogische Verbindung wenig eng, dafür ist die stilistische Nähe zwischen den beiden Grabdenkmälern um so größer. Denn wir erleben hier eine weitere, richtungsweisende Entwicklung in der Epitaph-Kunst. Die augenfälligste Neuerung ist, daß das Dekorative und das Genealogisch-Heraldische noch dominierender werden. Prinzipiell ist es zwar der gleiche Aufbau wie beim Epitaph links daneben, mit einer frontal den Betrachter anschauenden Figur und einer aufwendigen Rahmenarchitektur, mit einer Schrifttafel obendrüber und einem oben abschließenden Wappen. Doch in den Rahmen eingefügt ist jetzt als neue gestalterische Zutat eine hufeisenförmig um die Relieffigur herumgeführte 32er Ahnenprobe, beginnend oben in der Mitte und zu beiden Seiten nach unten herablaufend, 16 auf jeder Seite ab Bogenscheitel gerechnet. Neu sind auch viele kleine Details, die Girlanden, die Muschelnische hinter der Relieffigur, das Verschwinden der flächigen Ornamentik, die bewegtere Rahmung der Inschriftentafel, die geflügelten Engelsköpfe in den Zwickeln und in der Mitte des Gebälks, die Konsolen mit Gesichtern etc. Die nach vorne und hinten schwingenden Volutenwangen lassen die Struktur tiefendynamisch in Bewegung geraten. Auch der Modewandel in der Darstellung der Rüstung fällt gegenüber dem Epitaph für die beiden Brüder und den Vater auf. Alle diese Merkmale lassen sich aber beim Epitaph rechts daneben wiederfinden, so daß diese beiden viel mehr eine stilistische Einheit bilden als das andere Paar.

 

Das Grabdenkmal aus farbig gefaßtem Sandstein erinnert an einen "Nachzügler" aus der letzten Generation der Grafen von Nassau-Saarbrücken der älteren Linie. Auf Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken d. Ä. (20.10.1472-4.6.1545) folgten in der Regierung der Grafschaft seine drei nichtgeistlichen Söhne. Nachdem der Vater gestorben war, bestätigten die drei Brüder am 1.8.1545 die Erbvereinbarung, die zuvor schon 1544 gemeinsam mit dem Vater als Teilung der Grafschaft vorbereitet worden war. Philipp Graf von Nassau-Saarbrücken (25.7.1509-19.6.1554) trat nach der Realteilung 1547 die Herrschaft in Saarbrücken an, Johann IV. Graf von Nassau-Saarbrücken (5.4.1511-23.11.1574) die zu Ottweiler und Homburg, Adolf Graf von Nassau-Saarbrücken (22.8.1526-26.11.1559) die zu Kirchheim bzw. Kirchheimbolanden. Die Grafschaft Saarwerden wurde von den drei Brüdern gemeinschaftlich verwaltet. Am 21.3.1546 bestätigte Kaiser Karl V. die Reichslehen.

Als nachgeborener Sohn schlug er eine typische militärische Karriere ein und wurde Offizier in kaiserlichen Diensten. Er begann im Alter von 20 Jahren seinen Dienst am Hof Kaiser Karls V. in Brüssel. Am 7.4.1544 findet man ihn als Hauptmann über eine Abteilung Reisige zu Pferd im Krieg des Kaisers gegen König Franz I. von Frankreich. Zwei Jahre später brach der Schmalkaldische Krieg aus, in dem er auf kaiserlicher Seite kämpfte. 1547 hatte Johann IV. sein Hauptquartier bei Ulm aufgeschlagen, wo seine Aufgabe die Überwachung der Durchführung des Augsburger Interims war. 1549 findet man ihn bei der heimlichen Truppenanwerbung für Kaiser Karl V. Danach wurde Johann IV. 1550 Oberster der kaiserlichen Leibwache, begleitete den Kaiser mit einem Kommando über vier Fahnen nach Augsburg, und wurde 1552 Oberst-Kämmerer sowie kaiserlicher Kriegsrat. Im Fürstenaufstand, als sich die mit König Heinrich II. von Frankreich verbündeten deutschen Fürsten gegen den Kaiser erhoben hatten, hielt er treu zu Kaiser Karl V. Danach ging es noch einmal ins Feld, er hatte das Kommando über ein Regiment Landsknechte, und er nahm 1552-1553 an der erfolglosen Belagerung der Reichsstadt Metz teil. Zuletzt hatte er das Kommando über zehn Fahnen deutschen Kriegsvolkes. 1553 beendete er die Meuterei kaiserlicher Truppen in Trier, die ausbrach, nachdem der Kaiser in die Niederlande abgereist war. Danach bat er aufgrund mehrerer erlittener Verwundungen um Entlassung aus kaiserlichem Dienst, was ihm gestattet wurde. Doch nicht für lange, denn schon 1554 kommandierte er erneut in kaiserlichen Diensten 50 Fahnen gegen Frankreich. Bis 1557 diente er noch seinem Kaiser und dessen Nachfolger, Philipp II. von Spanien. Erst 1557 nahm er seinen Abschied und kümmerte sich aktiver um seine Grafschaft. Denn bisher war ihm seine militärische Karriere wichtiger als seine Untertanen gewesen, z. B. hatte er zeitweise die Herrschaft Ottweiler verpfändet, um sich den Sold seiner Soldaten leisten zu können, als der Kaiser mit seinen Zahlungen in Rückstand war. Da nahm Johann IV. eben mal 12000 fl. auf, um seine Leute zu entlohnen. Dennoch residierte er zwischen den Kriegseinsätzen immer wieder in Ottweiler.

Sein Bruder Philipp II. hatte am 17.6.1535 Gräfin Katharina Apollonia von Leiningen-Hardenburg (-1585) geheiratet, blieb aber kinderlos. Nach seinem Tod am 19.6.1554 wurde 1554 die Grafschaft Nassau-Saarbrücken zwischen den überlebenden Brüdern Adolph und Johann IV. neu aufgeteilt, wobei Johann Saarbrücken sowie die Vogtei Herbitzheim und Adolph Saarwerden bekam. Auch die die vom Hochstift Metz abhängigen Lehen wurden aufgeteilt. Adolph hatte am 28.8.1553 in Boppard Anna von Isenburg-Grenzau (-26.1.1558) geheiratet, aber ebenfalls keine Nachkommen. Deshalb gab es am 26.11.1559 den nächsten Erbfall, und der letzte, zweitälteste Bruder von einst vier Brüdern vereinte wieder die gesamte Grafschaft Nassau-Saarbrücken in einer Hand, denn mit diesem Erbfall wurde er auch alleiniger Inhaber von Saarwerden, Lahr-Mahlberg und der Hälfte von Kirchheim-Stauf mit dem Saarbrücker Anteil an Kirchheim, Stauf, Frankenstein, Wöllstein und Altenbaumberg.

Die Inschrift an seinem eigenen Epitaph lautet: "Im Jahr nach Christi unsers Seligmachers / geburt 1573 am 23 NOVEMBRIS starb der / hochwo(h)lgenor(e)ne grave undt herr, herr iohan(n) / grave zue naßau zue Sa(a)rbrücken undt zue / Sa(a)werden, herr zue Lahrs der letzte dieß/er Sa(a)rbrückischen lini(e)".

In St. Arnual gab Johann IV. von Nassau-Saarbrücken das prächtige, im vorherigen Kapitel beschriebene Epitaph für seinen Vater und zwei seiner Brüder in Auftrag. Er verlegte 1560 seine Residenz nach Saarbrücken. Schloß Homburg wurde neu befestigt. Zehn Jahre später begann er noch ein Renaissanceschloß in Neunkirchen, das im wesentlichen ein Jagdschloß war und von seinen Nachfolgern vollendet wurde. Von diesem sind nur geringe Reste in Form von Grundmauern erhalten, weil es ab 1752 abrissen wurde. Er mußte sich mit mehreren Nachbarn wegen diverser Territorialstreitigkeiten auseinandersetzen, zum einen ging es um Grenzstreitigkeiten mit Pfalz-Zweibrücken, deren Grund mittlerweile 3 Generationen zurücklag, zum anderen ging es um mehrere beim Reichskammergericht anhängige Prozesse mit Lothringen wegen Saarwerden und mit anderen wegen Moers. Johann IV. hat diese Probleme nicht angezettelt, mußte aber für die Kosten aufkommen, um die geerbten Ansprüche zu wahren. Unter Johann IV. kam es 1569 nach einer Auseinandersetzung zur Auflösung des Kollegiatstifts St. Arnual, das zuvor den vergeblichen Versuch gemacht hatte, sich mit dem Argument einer angeblichen Reichsunmittelbarkeit aus der Grafschaft zu lösen. Auch die Abtei Neumünster ließ er am 29.7.1574 wenige Monate vor seinem Tod aufheben.

Im Gegensatz zu seinem Vater ergriff Johann IV., obwohl er selbst der katholischen Konfession treu blieb, keine Maßnahmen gegen den sich ausbreitenden Protestantismus. In dieser Zeit des Umbruchs machte das konfessionelle Mosaik auch nicht vor der eigenen Familie Halt: Einer seiner Brüder war Domherr gewesen. Seine Verwandten in Weilburg hatten sich bereits der neuen Lehre zugewandt, ebenso sein jüngerer Bruder Adolph, der in seinem Herrschaftsgebiet die Reformation eingeführt hatte. Nach dessen Tod erbte er also ein Gebiet, in dem die Bevölkerung sich bereits den Protestantismus zu eigen gemacht hatte. Dennoch blieb er selbst der letzte katholische Herrscher der Grafschaft Saarbrücken. Reichspolitisch war Johann IV. anders als sein Bruder aktiv und nahm an verschiedenen Fürsten- und Grafenversammlungen teil. 

Johann IV. setzte zwar Nachkommen in die Welt, aber keine, die als Erbe in Frage kamen. Seine erste unstandesgemäße Beziehung war die mit Adelheid von Kronenkracht. Daraus gingen zwei Söhne hervor, Johann Friedrich und Johann Ludwig. Angesichts des sich immer eindeutiger abzeichnenden Erlöschens der Linie mangels Ehefrau legitimierte er diese beiden Söhne 1562, und 1570 wurden sie auch geadelt. Seine zweite unstandesgemäße Beziehung war die mit Elisabeth Selz, daraus entstand ein Sohn Philipp, und auch dieser kam als Erbe der Grafschaft nicht in Frage. Beide Beziehungen waren wohl nicht morganatisch, sondern unehelich, Maitressen. Letztendlich blieb Johann IV. zeitlebens unverheiratet. Er wurde am 30.11.1574 in St. Arnual bestattet. Bereits am 12.10.1563 hatte er angesichts seiner Erbenlosigkeit ein Testament zugunsten seiner Weilburger Verwandten Albrecht und Philipp III. abgefaßt, das 1570 durch Kaiser Maximilian II. bestätigt worden war und nun zum Tragen kam. Und bereits 1571 hatte er Saarwerden zugunsten seiner Weilburger Verwandten abgestoßen.

Und jetzt wurde Johann IV. selber zum Erbfall. Nacheinander hatten fünf Nassauer Grafen die Saarbrücker Grafschaft regiert, die ersten beiden noch zusammen mit Weilburg, die letzten drei nur in Saarbrücken, weil es zu einer Aufspaltung der Linien gekommen war. Aufeinander waren gefolgt 1.) Philipp I. (regierte 1381-1429), in Nassau-Weilburg als Philipp I. gezählt, 2.) Johann III. (regierte 1429-1472), in Nassau-Weilburg als Johann II. gezählt, 3.) Johann Ludwig I. (regierte 1472-1545), 4.) Philipp II. (1545-1554) und 5.) Johann IV. (regierte 1554-1574). Mit dem letzten erlosch diese Linie im Mannesstamm, und die Grafschaft wurde von der Weilburger Linie übernommen. Das Epitaph gleich rechts neben dem für "unseren" Johann IV. ist für den ersten Saarbrücker Herrscher aus der Weilburger Linie, für Philipp III. (regierte 1575-1602), in Nassau-Weilburg als Philipp IV. gezählt. Und weil nach dem Ableben von Johann IV. niemand mehr übrig war, muß der Auftrag zu diesem Epitaph von der Weilburger Linie ausgegangen sein, was den Stilwechsel einerseits im Vergleich zu seinen Brüdern und die Stilgleichheit andererseits im Vergleich zum Epitaph seines Nachfolgers erklärt.

Die Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken, Saarwerden, Moers und Lahr-Mahlberg besitzt die ab 1527 geführte Form und wurde so bis 1660 von allen Linien des Walramschen Stammes geführt:

Dazu werden drei hier besonders aufwendig mit in sich gedrehten Bügeln gestaltete Helme geführt, wobei zwischen den oberen Schildkartuschenrand und den mittleren Helm noch ein geflügelter Engelskopf eingeschoben ist:

Jetzt kommen wir zum heraldisch spannendsten Teil des Epitaphs, der aus 32 einzelnen Schilden bestehenden Ahnenprobe, die sich vom Bogenscheitel beiderseits bis zum Fußende herab entwickelt. Alle Schilde sind mit kleinen Schrifttafeln namentlich zugeordnet. Die Schilde am Bogen folgen dem Verlauf desselben und lehnen sich zunehmend nach innen, so daß die obersten beiden Kopf an Kopf rechts und links an den Schlußstein anstoßen. Wenn wir die Ahnenfolge klassisch durchzählen, so sind am heraldisch rechten Teil des Bogens die Schilde (1), (3), (5) und (7) angebracht, am heraldisch linken Teil die Schilde (2), (4), (6) und (8). Im einzelnen sehen wir folgende Wappenschilde:

Bis auf die genannten Abweichungen im Detail paßt diese Wappenauswahl sowohl namentlich als auch in der Logik der Anordnung zur Genealogie des Grafen Johann IV. von Nassau-Saarbrücken: Er war der Sohn von (1) Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken d. Ä. (20.10.1472-4.6.1545) und (2) Katharina von Moers und Saarwerden. (1491-16.9.1547). Seine Großeltern waren väterlicherseits (1) Johann III. von Nassau-Saarbrücken (4.4.1423-25.7.1472) und (3) Elisabeth von Württemberg-Urach (1447-3.6.1505) sowie mütterlicherseits (2) Johann II. Graf von Moers und Saarwerden (-1507) und (4) Anna von Berg 's Heerenberg (-1553). Seine Urgroßeltern waren die Paarungen (1) Philipp I. Graf von Nassau-Weilburg (1368-2.7.1429) und (5) Elisabeth von Lothringen (-17.1.1456), (3) Ludwig I. Graf von Württemberg-Urach (-23.9.1450) und (7) Mechthild Pfalzgräfin bei Rhein (7.3.1419-22.8.1482), (2) Jakob I. Graf zu Moers und Saarwerden und (6) Kunigunde Gräfin von Waldburg-Sonnenberg sowie (4) Oswald I. Graf von Berg 's Heerenberg (28.2.1442-1506) aus dem Adelsgeschlecht Leck, das eine jüngere Linie des Adelsgeschlechts Wassenaer darstellt, und (8) Elisabeth von Moers zu Moers. Auf dieser Ebene deckt sich der Namens-Befund der Ahnenprobe mit den Vorfahren laut Stammtafeln. Was sich nicht deckt, sind bei mehreren Wappen einzelne falsche Felder und beim Wappen Berg eine völlige Vertauschung.

Auf der heraldisch rechten Seite (Schwertseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, die in der nächsten und übernächsten Generation väterlicherseits hinzukommen, im einzelnen:

Nach den Europäischen Stammtafeln waren die Ururgroßeltern auf der Vatersseite die Paarungen Johann I. Graf von Nassau-Weilburg (1309-20.9.1371) und Johanna von Saarbrücken (-1381), Friedrich V. von Lothringen Graf von Vaudémont Seigneur de Rumigny, de Boves et d'Aubenton (-25.10.1415) und Marguerite de Joinville (1354-28.4.1417), Eberhard IV. Graf von Württemberg (1388-2.7.1419) und Henriette Gräfin von Mömpelgard (-1444) sowie Ludwig III. Kurfürst von der Pfalz (-30.12.1436) und Mechthild von Savoyen (-1438). Von den in dieser Generation neu hinzugekommenen Wappen sind die von (9) Saarbrücken, (11) Mömpelgard und (13) Vaudémont an der erwarteten Position, (15) Savoyen hingegen befindet sich sehr weit unten an nicht erwarteter Position. Auf dieser Ebene deckt sich der Namens-Befund der Ahnenprobe mit den Vorfahren laut Stammtafeln. Was sich nicht deckt, sind zwei völlige Vertauschungen, beim Wappen Joinville-Vaudémont und beim Wappen Châtillon.

Die Urururgroßeltern väterlicherseits waren nach den Europäischen Stammtafeln die Paarungen (1) Gerlach I. Graf von Nassau-Wiesbaden (-7.1.1361) und (17) Agnes von Hessen (-13.1.1332), (9) Johann II. Graf von Saarbrücken und (25) Ghislette von Bar zu Pierrepont, (5) Johann I. Herzog von Lothringen (1346-1390) und (21) Sophie von Württemberg (-1369), (13) Henri de Joinville Seigneur de Joinville et de Reynel Graf von Vaudéemont und (29) Marie von Luxemburg, (3) Eberhard III. Graf von Württemberg (-1417) und (19) Antonia Visconti (-26.3.1405), (11) Heinrich II. Graf von Mömpelgard Seigneur d'Orbe (-28.9.1396) und (27) Marie de Châtillon Vicomtesse de Blaigny (-1394), (7) König Ruprecht von der Pfalz (5.5.1352-18.5.1410) und (23) Elisabeth von Zollern-Nürnberg (1358-26.6.1411) sowie (15) Amadeus von Savoyen-Piemont Fürst von Achaja (1363-7.5.1402) und (31) Catherine von Genevois = von Genf (-1407). Im Vergleich zu dieser Liste können wir die meisten Namen wiederfinden, bis auf die Hohenzollern Burggrafen von Nürnberg und die Grafen von Genf, dafür haben wir Österreich und Bayern zusätzlich. Die logische Reihenfolge wird in der Anordnung der Schilde nach dem Namen Vaudémont nicht mehr eingehalten.

Auf der heraldisch linken Seite (Spindelseite) sehen wir unterhalb des Bogens von oben nach unten die 12 Wappen, die in der nächsten und übernächsten Generation mütterlicherseits hinzukommen, im einzelnen:

Die Ururgroßeltern mütterlicherseits waren nach den Europäischen Stammtafeln die Paarungen (2) Johann I. Graf von Moers und Saarwerden (-1431) und (10) Adelheid von Diersberg und Geroldseck, (6) Eberhard I. Graf von Waldburg (-22.9.1479) und (14) Kunigunde von Montfort-Tettnang, (4) Wilhelm II. von Wassenaer Herr von Berg (22.2.1404-1465) und (12) Luitgard von Bentheim (-21.5.1445) sowie (8) Vinzenz Graf von Moers zu Moers (-30.4.1499) und (16) Anna Pfalzgräfin bei Rhein zu Simmern-Zweibrücken. Die nächstzurückliegende Generation der Urururgroßeltern liefert die Paarungen (2) Friedrich III. Graf von Moers und (18) Walburg von Saarwerden, (10) Heinrich V. von Diersberg und Geroldseck und (26) Ursula von Eberstein in Neu-Eberstein, (6) Johann II. Truchsess von Waldburg (-1424) und (22) Elisabeth von Montfort, (14) Wilhelm V. Graf von Montfort-Tettnang und (30) Kunigunde von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz, (4) Otto von Polanen Herr von der Leck (-20.10.1428) und (20) Sophia von Berg (-27.5.1412), (12) Everwin I. Graf von Bentheim (1397-6.3.1454) und (28) Mechtild von Steinfurt (-1420), (8) Friedrich IV. Graf von Moers zu Moers und (24) Engelberta von Cleve (-7.12.1458) sowie (16) Stefan Pfalzgraf bei Rhein zu Simmern und Zweibrücken Herzog von Bayern (23.6.1385-1459) und (32) Anna Gräfin von Veldenz (1390-1439). Weder die Eifelgeschlechter noch die niederländischen und badischen Familien können in der Genealogie systematisch oder überhaupt verifiziert werden. Hier können wir leider nur einzelne Namen bei den Wappen wiederfinden, Befund und Stammtafeln klaffen so weit auseinander, daß für diese Partie der Ahnenprobe großflächige Nichtübereinstimmung attestiert werden muß. Lediglich Geroldseck befindet sich an der richtigen Position, und Eberstein, Montfort und Moers lassen sich in der Genealogie wiederfinden, alles andere ist Diskrepanz.

Warum diese Diskrepanz in der Behandlung der Ahnen väterlicherseits und mütterlicherseits? Dieses Epitaph wurde nach Übernahme durch die Weilburger Linie angefertigt, ein Auftrag von seinem Nachfolger Philipp III. von Nassau-Weilburg-Saarbrücken. Saarbrücker und Weilburger Linie hatten sich nur über drei Grafen hinweg voneinander getrennt, so daß beide Linien väterlicherseits viele gleiche Vorfahren hatten, vor allem in den zurückliegenden Generationen. Die mütterliche Abstammung hingegen war alleiniges Ahnengut von Johann IV., und es kann vermutet werden, daß sich die neue Herrscherlinie einfach nur oberflächlich in diese Genealogie eingearbeitet hatte, oder sagen wir etwas deutlicher, daß man sein eigenes Wissen um die Vorfahren bei der Gestaltung nutzte, aber bei den Fehlstellen die Recherche gering hielt, oder noch deutlicher, daß der dekorative Zweck auch dadurch erfüllbar war, daß man nicht akribisch genau die wirklichen Ahnen abbildete. Anders läßt sich der erstaunliche Widerspruch zwischen abgebildeten Wappen und der Genealogie nach den Europäischen Stammtafeln nicht erklären. Umgekehrt wird durch diesen Befund zusätzlich zur stilistischen Übereinstimmung deutlich, daß der Auftrag zu diesem Epitaph von der Weilburger Linie ausgegangen sein muß. Eine Schlüsselstelle der Verwechslung ist die Familie von Berg / von Berghes, und nach dem Fehlerfortpflanzungsgesetz stimmt auch alles weiter zurück nicht mehr.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.2174854,7.0178719,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.2174384,7.0179076,73m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Stift St. Arnual auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Sankt_Arnual
Webseite des Stifts St. Arnual:
https://ev-stift-st-arnual.de/
Stiftskirche St. Arnual:
https://ev-stift-st-arnual.de/stiftskirche/stiftskirche-st-arnual/
Ev. Kirchengemeinde St. Arnual:
https://evangelische-kirche-st-arnual.de/
Geschichte der Stiftskirche auf den Seiten der ev. Kirchengemeinde:
https://evangelische-kirche-st-arnual.de/gottesdienste-2/
Verwendung der Innenaufnahmen mit
freundlicher Erlaubnis von Herrn Prof. Dr. Joachim Conrad vom 27.10.2024, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Geschichte des Nassauischen Wappens, von Hermann Adrian Guenther von Goeckingk http://books.google.de/books?id=cIVDAAAAYAAJ (nur mit US-Adresse)
Piet Bultsma, Nassauer Wappengeschichte: http://www.wapenschilder.nl/, unter "boek" -> http://www.wapenschilder.nl/goudenleeuw/default.html
Nassauer Wappengeschichte:
http://nl.wikipedia.org/wiki/Wapen_van_Nassau 
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Peter Volkert: Saarbrücken, Stiftskirche St. Arnual, Rheinische Kunststätten Heft 10/1968, hrsg. vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz
Hans-Walter Hermann (Hrsg.): Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken, Köln 1998
Hans-Walter Herrmann: Die Stiftskirche in Saarbrücken / St. Arnual, kunsthistorische Reihe des Landesinstituts für Pädagogik und Medien, Saarbrücken-Dudweiler 1997, ISBN 3-928189-25-5, Begleitheft ISBN 3-928189-24-7
Prof. Dr. Joachim Conrad: Johann IV. von Nassau-Saarbrücken, in den Saarland-Biographien:
http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=33
Johann IV. von Nassau-Saarbrücken in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_IV._(Nassau-Saarbrücken)
Ernst Joachim: Johann IV. Graf von Nassau-Saarbrücken, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 264 f.
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_IV._(Graf_von_Nassau-Saarbrücken)
Liste der Grafen von Nassau-Saarbrücken in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_nassauischen_Herrscher#Grafen_und_Fürsten_von_Nassau-Saarbrücken_(1442%E2%80%931799)
Grafschaft Saarbrücken auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Saarbrücken
Haus Nassau-Saarbrücken auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nassau-Saarbrücken
ein herzliches Dankeschön an Laurent Granier, an Dominique Delgrange und an Anne Behaghel-Dindorf für wertvolle Hinweise zum Wappen "Châtillon" und Mendoza

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