Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 803
"Schönborn-Barock":
Schloß Bruchsal - Teil (6)
Schloß Bruchsal, Wappen: Der Kirchenflügel (2)
Nachfolgende Abbildung zeigt einen Blick von Süden auf das Äußere des Kirchenflügels. Nichts deutet von außen auf die Funktion im Innern hin. Der seitlich und in der Dachlandschaft vorspringende Mittelrisalit enthält die Vierung der Kirche. Einen Kirchturm sucht man in unmittelbarer Nähe vergebens, der steht weit ab im Südwesten links außerhalb des Bildes, um die Harmonie der symmetrischen Anlage nicht zu stören. Der sichtbare östliche Teil des Flügels war funktional halbiert, die linken drei Fensterachsen gehören zur Hofkirche, die rechten drei Fensterachsen zur Verwaltung. Der Hochaltar der Hofkirche ist hinter der vierten Fensterachse von rechts zu suchen.
Baugeschichte:
Ein retardierendes Moment: Die französische Besetzung
Es folgte eine Unterbrechung
der Bauarbeiten 1734-1737. Vor dem Hintergrund der Königswahl in
Polen kam es zur Kriegserklärung Frankreichs an den Kaiser,
französische Truppen besetzten Bruchsal, nachdem der
Fürstbischof in die Schönborn-Schlösser Heusenstamm und danach
Gaibach geflohen war. Marschall von Berwick bewohnte den
unfertigen Schloßbau. Erst am 11.3.1737 konnte Hugo Damian
wieder von seiner Residenzstadt Besitz ergreifen und sein
ehrgeiziges Bauprojekt weiterverfolgen. Es folgten die
Vergoldungs- und Versilberungsarbeiten im Innern der Hofkirche
durch Coelestin Schwab. 1738 wurde die Orgel eingebaut. Am
1.10.1740 fand der erste Gottesdienst in der vollständig
fertiggestellten Kirche statt, aber erst 1744 die Konsekration.
Wappen
5: Kopfende des Kirchenflügels
Genau wie sein nördliches
Pendant hat auch der Kirchenflügel einen Eingang am Kopfende in
Richtung auf den Vorplatz, und jenem genau gleich ist dieser mit
einem Prunkwappen geschmückt.
Bestes Licht für's Photographieren: vormittags.
Das
Prunkwappen am Kopfende des Kirchenflügels:
Auf schlichtem, unregelmäßig geformten, weiß mit goldener
Bordierung gestrichenen Untergrund werden unter einem roten
Kardinalshut mit beiderseits 10 (1:2:3:4, teilweise verdeckt)
roten Fiocchi drei einzelne Wappenschilde zusammengestellt, die
beiden äußeren stark asymmetrisch verzogen, der untere in der
Mitte mit je zwei Ketten an die äußeren Schilde angekettet,
hinter den Schilden ein Vortragekreuz und ein Krummstab auf den
geistlichen Rang und ein Schwert auf die Landesherrschaft
verweisend. Oberhalb der Schilde, aber unterhalb des
Kardinalshutes ist ein roter, hermelinverbrämter Fürstenhut zu
sehen. Das Wappen ist darstellungsgleich mit dem Pendant am
Kammerflügel.
Das
Kopfende diente der Verwaltung
Im Ostteil des Kirchenflügels
befanden sich Teile der fürstbischöflichen Verwaltung. Im
östlichen Kopfbau waren im Erdgeschoß das Archiv und die
Registratoren untergebracht. Kanzlei, Ratsstube, Sekretariat
(Aktuarium) fanden im ersten Obergeschoß ihre Unterbringung,
dazu war noch ein Nebenaudienzzimmer vorgesehen. Im
Mansardengeschoß wurden insgesamt 6 Räume zur Unterbringung von
Kanzleiangestellten und Schreibern ausgebaut.
Schicksal
der Kirche von 1807 bis heute
Nach der Auflösung der
geistlichen Fürstentümer wird die Hofkirche 1807 durch
großherzogliche Verfügung evangelische Kirche. In der Zeit von
1811-1945 war sie Simultankirche für Katholiken und
Protestanten. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde die
Katholische Hofkirche wieder aufgebaut. Heute ist die Kirche
modern wiederhergestellt, denn es ging nicht nur die gesamte
Ausstattung im Krieg verloren, sondern als man den ausgebombten
Flügel als letzten Teil des Gesamtkomplexes restaurieren wollte,
waren die stehengebliebenen Umfassungsmauern so marode geworden,
daß ein Neuaufbau die angemessenere Lösung war. 1966 konnte der
erste Gottesdienst im wiederhergestellten Kirchenschiff gefeiert
werden, die (zweite) Konsekration erfolgte 1970.
Abb.: Grundriß der Gesamtanlage mit Position des besprochenen Wappens.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
(insbesondere Band Bistümer)
Kurt Lupp: Schloß Bruchsal, Bau, Zerstörung und Wiederaufbau,
Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt
Bruchsal, Band 21, Verlag Regionalkultur, 2003, ISBN
3-89735-263-X
Hans Leopold Zollner, Damian Hugo von Schönborn und seines
"Lebens Arbeit", Beiträge zur Landeskunde,
regelmäßige Beilage zum Staatsanzeiger für Baden-Württemberg,
Nr. 6, Dez. 1975
http://www.schloss-bruchsal.de/de/schloss-bruchsal
http://www.schloesser-magazin.de/de/saekularisation/Schloss-Bruchsal/236276.html
http://www.belle-alliance.com/bruchsal/bruchsal.html
Hans Huth: Schloss Bruchsal. Die ehemalige Residenz der
Fürstbischöfe von Speyer (Langewiesche-Bücherei). 3. Auflage.
Langewiesche, Königstein 1990, ISBN 3-7845-0311-X
Hajo Rheinstädter: Schloß Bruchsal. Führer. Verwaltung der
Staatlichen Schlösser und Gärten
Baden-Württemberg/Staatsanzeiger für
Baden-Württemberg/Brausdruck, Heidelberg 1996, ISBN
3-932489-02-0
Artur Hassler: Der Wiederaufbau des Bruchsaler Schlosses -
Sonderbeilage der BNN 28.2.1975 zur Schloßeinweihung
Thomas Moos: Bruchsal, ein Rundgang durch Geschichte und
Gegenwart, Verlag Regionalkultur, ISBN 3-89735-202-8
Hans Huth: Der Wiederaufbau des Schlosses in Bruchsal -
Denkmalpflege in Baden-Württemberg 4/1975, S. 143-148
Bruchsal: Übersicht + Konzept - Kammerflügel (1) - Kammerflügel (2) - Corps de logis, Ehrenhof - Kirchenflügel (1) - Kirchenflügel (2) - Schloßkirchturm - Forstamtsgebäude - Kanzleibau - Kommandantenwohnung - Damianstor - Landhospital - Großer Dienerbau - Corps de logis, Gartenseite - Torpfosten - Hofapotheke
Die Entwicklung des Wappens der von
Schönborn
Die Wappen der Fürstbischöfe und
Bischöfe von Speyer
Wappen des Deutschen Ordens - Hochmeister des
Deutschen Ordens
Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2008
Impressum