Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 811
"Schönborn-Barock":
Schloß Bruchsal - Teil (14)
Schloß Bruchsal, Wappen 13: Corps de logis, Gartenseite
Baugeschichte:
Wie auch die Ehrenhoffassade,
so ließ Franz Christoph Freiherr von Hutten, der Nachfolger des
Damian Hugo von Schönborn, auch die Gartenfassade aufbessern.
Wie auch auf der anderen Seite wurde hier ein Altan auf Säulen
vorgebaut, der die Fassade auflockern sollte und ihr mehr
räumliche Staffelung geben sollte. Dabei wurde die gartenseitige
Gestaltung aufwendiger und weiter ausgreifend. 1753 wurde diese
Umbaumaßnahme in Angriff genommen und 1755 vollendet. Der
Bildhauer Joachim Günther erhielt den Zuschlag für die
Ausführung der plastischen Arbeiten, die er so zur Zufriedenheit
seines Auftraggebers ausführte, daß sie ihm 1755 die Ernennung
zum Hofbildhauer einbrachten. Das Prunkwappen im Giebel schuf
aber Johann Michael Feichtmayr aus Augsburg.
Das
Prunkwappen am gartenseitigen Giebel des Corps de logis:
Hier haben wir eine gänzlich vom übrigen heraldischen Programm
abweichende Darstellung, denn hier wird weder das Wappen des
Hochstifts gezeigt, weder Speyer noch Weißenburg treten auf, und
auch kein Hinweis auf die Ämter im Dienste des Deutschen Ordens
finden sich. Hier ist nur das Familienwappen dargestellt, nun ja,
was heißt "nur" - hier wird dafür das vollständige
Familienwappen geboten mit allen Feldern, nicht nur das
Stammwappen wie bei den anderen Darstellungen. Alles ist aber
ausschließlich in den Farben weiß und Vergoldung gehalten, es
werden keine heraldischen Tingierungen wiedergegeben, das Wappen
wird zum Ornament im dreieckigen Giebelfeld.
Spiegelung des Prunkwappens im Giebel im Schloßteich.
Das Oberwappen kommt aber nicht ohne die Symbolik des Amtes aus: Zwei mächtige, vergoldete Lorbeergewinde rollen sich über dem Schild schneckenförmig ein. In der gebildeten Lücke stemmt ein weißer Putto den vergoldeten Fürstenhut empor, über dem Vortragekreuz und Kardinalshut zu sehen sind. Rechts und links davon ragen die hinter dem Schild schräggekreuzten Amtsinsignien Krummstab und Schwert für weltliche und geistliche Macht heraus. Alles ist eingebettet in eine verschwenderische Dekoration aus Rocaille-Ornamenten und floralem Dekor. Ganz außen befinden sich inmitten des sich wild auftürmenden Rocaille-Werkes zwei vergoldete Löwen, beide dem Betrachter zugewandt.
Hier sei noch einmal auf das Faktum hingewiesen, daß dieses Schönborn-Wappen erst unter seinem Nachfolger angebracht wurde. Bestes Licht für's Photographieren: spätnachmittags bis früher Abend. Hier eine Aufnahme bei Sonnenuntergang.
Am Mittelrisalit des Corps de logis ist auch gartenseitig ein Altan vorgebaut, unter dessen Balustrade das Hutten-Wappen angebracht ist.
Das gartenseitige Hutten-Wappen. Bestes Licht für's Photographieren wegen der starken Biegung ist wie hier Sonnenuntergang, der das Ganze zusätzlich vergoldet.
Der gartenseitige Mittelrisalit des Corps de logis bei Sonnenuntergang.
Abb.: Grundriß der Gesamtanlage mit Position des besprochenen Wappens.
Blick vom Garten am Corps de logis vorbei in Richtung Kirchturm.
Nebendienerbau.
Zerstörung
des Bruchsaler Schlosses:
In den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges schien es, als
würde Bruchsal verschont bleiben. Nur einmal 1940 wurden bei
einer Bombardierung vier Häuser in der Stadt zerstört. 1944
mehrten sich die Angriffe auf Bahnhof und Gleisanlagen. Und kurz
vor Schluß, am 1.3.1945, zwei Monate vor der Kapitulation, brach
die große Katastrophe über Bruchsal herein. In nur 40 Minuten
wurden 895 Sprengbomben und 49500 Brandbomben auf Bruchsal
abgeworfen, was in einem militärisch vollkommen sinnlosen Akt
der Zerstörung und Barbarei 85 % der Stadt in Schutt und Asche
legte. Es schien so, als sei das Schloß hoffnungslos und
unwiederbringlich verloren, und niemand glaubte damals an
Wiederherstellung. Die Umfassungsmauern standen noch fast
vollständig bis zum Dachgesims, einige Breschen gingen jedoch
bis zum Bodenniveau, alle Fenstergewände waren ausgebrannt, die
Decken waren sämtlich in Trümmern herabgefallen. Unversehrt war
nur der Raum unter dem Rondell des Treppenhauses von Balthasar
Neumann. Von der Innenausstattung hat sich nichts erhalten. Der
südliche Verbindungsbau war von Sprengbomben komplett vernichtet
worden. Das Torwachtgebäude war zu einem Drittel zerstört. Der
amerikanische Militärgouverneur ließ Mauerteile mit
fragwürdiger Stabilität abtragen, darunter auch den
Ehrenhofgiebel. und Teile der Südfassade des Corps de logis.
Erst am 13.11.1945 wurden per Erlaß weitere Abbrucharbeiten
verhindert, und die Absicht zum Wiederaufbau wurde erstmalig
formuliert.
Abb.: Seitlicher Blick von SSW auf das Corps de logis
Wiederaufbau
des Bruchsaler Schlosses:
1946 erfolgte erst einmal die Sicherung des Bestehenden durch
Schutzdächer. 1947-1953 fanden erste
Wiederherstellungsmaßnahmen an Kammerflügel und Nebengebäuden
statt. Ursprünglich sollte die Stadtverwaltung in das
wiederhergestellte Schloß einziehen. Zuerst wurden die
parkseitigen Nebengebäude, Nebendienstdienergebäude (1946) und
Kavalierbau (1949), wiederhergestellt, weiterhin der Bandhof, der
Seminarbau und der südliche Remisenbau. Das waren alles
Gebäude, bei denen eine absehbare Nutzung als Wohnung oder
Amtssitz den Aufwand rechtfertigte. Auch der Kanzleibau wurde als
zukünftiger Sitz des Amtsgerichts in Angriff genommen,
Fertigstellung 1951. Weitere Pavillons folgten. Das eigentliche
Schloß war zu dem Zeitpunkt immer noch Ruine. Begonnen wurde
1948 mit dem Kammerflügel, der als Sitz des Landratsamtes
vorgesehen war. 1950 konnte er seiner Bestimmung übergeben
werden. Die Räume im Innern wie der Kammermusiksaal wurden 1955
fertiggestellt. 1953 erhielt der Schloßkirchturm wieder seine
barocke Haube. Das Corps de Logis war der dickste Brocken: Der
Rohbau wurde 1953-1956 wiederhergestellt. Inzwischen war die
Nutzung als Stadtverwaltung vom Tisch und die Verwendung als
Nordbadisches Barockmuseum beschlossen. Der größte Aufwand war
jedoch die Wiederherstellung im Innern, die die Zeitspanne von
1957-1991 in Anspruch nahm. Diese Wiederherstellung wurde zu
einer vorbildhaften, zu einer mustergültigen und wegweisenden,
zumal viele Techniken eigens wiederentdeckt bzw. neu entwickelt
werden mußten und Erfahrungen in der historisch getreuen
Wiederherstellung mühsam gesammelt werden mußten. Das
Torwachtgebäude wurde 1958 wiederhergestellt. Problemfall war
noch der Kirchenflügel, der in diesem Jahr immer noch ein
Gerippe leerer Wände ohne Dach war. 1959 konnte dieser endlich
in Angriff genommen werden. Die Außenmauern konnten nicht
erhalten werden, und die lange Zeit ohne Schutz gegen
Witterungseinflüsse hatten die letzten Reste der
Innenausstattung verwittern lassen. Die Schädigung durch
Feuchtigkeit ließ keine Sanierung mehr zu, dieser Flügel wurde
komplett abgebrochen und bis 1970 neu errichtet. Die Kirche im
Innern wurde modern und nüchtern eingerichtet, da von der
Ausstattung so gut wie nichts gerettet werden konnte. Die
Außenanlagen mit Park, Wasserbecken, Boulingrins (vertiefte
Rasenflächen) etc. wurden 1973-1996 wiederhergestellt.
Abb.: Seitlicher Blick von Westen auf den Kirchenflügel (rechts) und den südlichen Verbindungsbau (im Schatten). Links im Bild angeschnitten das Corps de logis.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
(insbesondere Band Bistümer)
Kurt Lupp: Schloß Bruchsal, Bau, Zerstörung und Wiederaufbau,
Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt
Bruchsal, Band 21, Verlag Regionalkultur, 2003, ISBN
3-89735-263-X
Stephan Mauelshagen, Ordensritter - Landesherr - Kirchenfürst:
Damian Hugo von Schönborn, Veröffentlichungen der Historischen
Kommission der Stadt Bruchsal, Band 18, Verlag Regionalkultur,
2001, ISBN 3-89735-173-0
Informationstafeln an den Gebäuden
Hans Leopold Zollner, Damian Hugo von Schönborn und seines
"Lebens Arbeit", Beiträge zur Landeskunde,
regelmäßige Beilage zum Staatsanzeiger für Baden-Württemberg,
Nr. 6, Dez. 1975
Kurt Andermann, Otto B. Roegele, Residenzen der Bischöfe von
Speyer: Speyer - Udenheim - Bruchsal, Veröffentlichungen der
Historischen Kommission der Stadt Bruchsal, Band 5, Verlag
Regionalkultur, 1989
http://www.schloss-bruchsal.de/de/schloss-bruchsal
http://www.schloesser-magazin.de/de/saekularisation/Schloss-Bruchsal/236276.html
http://www.belle-alliance.com/bruchsal/bruchsal.html
Hans Huth: Schloss Bruchsal. Die ehemalige Residenz der
Fürstbischöfe von Speyer (Langewiesche-Bücherei). 3. Auflage.
Langewiesche, Königstein 1990, ISBN 3-7845-0311-X
Hajo Rheinstädter: Schloß Bruchsal. Führer. Verwaltung der
Staatlichen Schlösser und Gärten
Baden-Württemberg/Staatsanzeiger für
Baden-Württemberg/Brausdruck, Heidelberg 1996, ISBN
3-932489-02-0
Artur Hassler: Der Wiederaufbau des Bruchsaler Schlosses -
Sonderbeilage der BNN 28.2.1975 zur Schloßeinweihung
Thomas Moos: Bruchsal, ein Rundgang durch Geschichte und
Gegenwart, Verlag Regionalkultur, ISBN 3-89735-202-8
Hans Huth: Der Wiederaufbau des Schlosses in Bruchsal -
Denkmalpflege in Baden-Württemberg 4/1975, S. 143-148
Bruchsal: Übersicht + Konzept - Kammerflügel (1) - Kammerflügel (2) - Corps de logis, Ehrenhof - Kirchenflügel (1) - Kirchenflügel (2) - Schloßkirchturm - Forstamtsgebäude - Kanzleibau - Kommandantenwohnung - Damianstor - Landhospital - Großer Dienerbau - Corps de logis, Gartenseite - Torpfosten - Hofapotheke
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