Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 148
Würzburg
- ein heraldischer Leckerbissen
Dom zu Würzburg, Georg Karl von Fechenbach, Epitaph
Das Epitaph für den Würzburger Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach (lebte 20.2.1749-9.4.1808, amtierte 12.3.1795-9.4.1808) steht im Seitenschiff des Kiliansdomes an der Außenwand. Die Inschrift lautet: "P(OST) M(ORTEM) R(EVERENDISSI)MI AC CEL(EBRISSI)MI PRINCIPIS AC DOMINI BAMB(ERGENSI) ET WIRCEB(URGENSI) EPISCOPI FRAN(CONIAE) O(RIENTALIS) DUCIS D(OMINI) GEORGII CAROLI BARONIBUS DE FECHENBACH IN LAUTENBACH HOC CENOTAPHIUM A(NNO) MDCCCXXV (1825) QUOD NUNC EST CATHEDRALIS HUIUS ECCLESIAE CAPITULUM BONI CURAVIT". Es wurde also erst 1825, lange nach dem Tod des Fürstbischofs, errichtet, als sich die Wogen nach der Säkularisierung und der Umwandlung des Fürstbistums in ein geistliches Bistum etwas geglättet hatten. Das Epitaph ist zeitgemäß schlicht und besteht nur aus Inschrift, Büste und Wappen auf einem ansatzlosen Rundbogenabschluß.
Das fürstbischöfliche Wappen ist geviert mit Herzschild, Hauptschild: Feld 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, für das Hochstift Bamberg, Feld 2: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, für das Herzogtum zu Franken, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräggestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg, Herzschild: in Silber ein schwarzes Steinbockshorn, Stammwappen der von Fechenbach.
Die Vereinigung der Symbole beider Hochstifte im selben Wappen vereinfacht eine komplexe Geschichte. Der Schild suggeriert, Karl Georg von Fechenbach habe wie seine Vorgänger auch beide Fürstbistümer in Personalunion regiert, doch es ist komplizierter. Karl Georg von Fechenbach wurde am 12.3.1795 in Würzburg zum letzten Fürstbischof gewählt, am 1.6.1795 päpstlich bestätigt und am 21.6.1795 konsekriert. Eigentlich sollte er auch in Bamberg seinem verstorbenen Vorgänger auf den dortigen Bischofsthron folgen, doch da gab es einen kleinen Haken: Er war zum gegebenen Zeitpunkt noch gar nicht Mitglied im Bamberger Domkapitel, war noch gar nicht präbendiert. Da das Kapitel immer ein Mitglied aus ihren eigenen Reihen zu wählen gewohnt war, regte sich Widerstand der Kapitelmitglieder, und sie wählten statt dessen aus ihren Reihen Christoph Franz von Buseck zum Bamberger Fürstbischof, übrigens ein Onkel von Karl Georg von Fechenbach. So wurde die Personalunion, in der beide Hochstifte schon seit längerem regiert wurden, 1795 durchbrochen. Die Wahl Christoph Franz von Busecks machte hingegen indirekt den Weg frei: Der frisch gewählte Fürstbischof verzichtete auf seine Dompräbende zugunsten seines abgewiesenen Neffen. Der durfte jetzt theoretisch auch Fürstbischof von Bamberg werden, aber nun saß sein Onkel auf dem Thron, den er erst wieder durch sein Ableben frei machte. Karl Georg von Fechenbach, der zudem am 26.5.1800 Koadjutor in Bamberg und damit designierter Nachfolger war, stand in Bamberg also bereits in den Startlöchern, um beide Hochstifte wieder in Personalunion vereint regieren zu können. Doch er hatte die Rechnung ohne den Frieden von Lunéville und ohne die Säkularisierung gemacht. Tiefgreifende politische Umwälzungen machten seine Träume zunichte. Bayerische Truppen besetzten 1802 das Hochstift, und Karl Georg von Fechenbach zog sich am 28.11.1802 durch Niederlegung aller Regierungsgewalt auf sein rein geistliches Amt zurück. In erbitterten Auseinandersetzungen mit der bayerischen Besatzungsmacht versuchte er zu retten, was noch zu retten war, während Bayern ihm das Hochstift unter den Füßen hinweg ausplünderte. Seinem Onkel in Bamberg erging es nicht viel besser, er wurde 1802 zum Rücktritt gezwungen. 1805 erfolgte nach dessen Tod die Wahl Karl Georg von Fechenbachs zum Bischof von Bamberg als Nachfolger seines verstorbenen Onkels. 1806 kam Würzburg an das Großherzogtum Toscana. Mit dem Tod des Karl Georg von Fechenbach 1808 begann in Würzburg und Bamberg eine bis 1818 währende Sedisvakanz. Zum Zeitpunkt seines Todes waren also ostfränkisches Herzogtum, Schwert, Fürstenhut, Kaiserkrone etc. im Wappen tatsächlich eine überholte Symbolsprache und inhaltlich nur noch Erinnerung, denn weltliche Regierungsgewalt besaß er in Würzburg seit 1802 nicht mehr, noch ehe er in Bamberg gewählt wurde.
Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:
Johann Philipp von Schönborn
(desgl. Erzbischof von Mainz) 1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach 1673-1675
Peter Philipp von Dernbach (desgl. Bischof von Bamberg) 1675-1683
Konrad Wilhelm von Wernau 1683-1684
Johann Gottfried von Guttenberg 1684-1698
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1699-1719
Johann Philipp Franz von Schönborn 1719-1724
Christoph Franz von Hutten 1724-1729
Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg)
1729-1746
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1749-1754
Adam Friedrich von Seinsheim (dsgl. Bischof von Bamberg)
1755-1779
Franz Ludwig von Erthal (dsgl. Bischof von Bamberg) 1779-1795
Georg
Karl von Fechenbach 1795-1808
Sedisvakanz 1808-1818
Literatur,
Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Georg Karl von Fechenbach: http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Karl_von_Fechenbach
Franz Xaver von Wegele, Georg Karl von Fechenbach, in: Allgemeine
Deutsche Biographie, Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig
1882, S. 791 f. http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Georg_Karl
Alfred Wendehorst, das Bistum Würzburg 1803-1957, Würzburg
1965, S. 9-34,
Hanns Hubert Hofmann, Freiherren von Fechenbach, in: Neue
Deutsche Biographie, Band 5, Duncker & Humblot, Berlin
1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 36 f. online: http://www.deutsche-biographie.de/xsfz15615.html
Dom, Konrad von Thüngen - Dom, Konrad von Bibra - Dom, Melchior Zobel von Giebelstadt - Dom, Friedrich von Wirsberg - Dom, Julius Echter von Mespelbrunn - Dom, Joh. Gottfr. von Aschhausen - Dom, Philipp Adolf von Ehrenberg - Dom, Christoph Franz von Hutten - Dom, Franz Ludwig von Erthal
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