Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 71
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Konrad von Bibra, Epitaph

Im nördlichen Querhaus des Würzburger Kiliansdomes befindet sich das Grabdenkmal des Fürstbischofs Konrad von Bibra (1540-1544), gefertigt von Peter Dell d. Ä. Es ist von Stil, Konzeption, Aufbau und Proportionen sehr ähnlich dem des Konrad von Thüngen im südlichen Querhaus.

Die Hauptzone des Epitaphs wird von zwei reichverzierten Halbsäulen gerahmt. Die Reliefzone zwischen den Säulen zeigt den Fürstbischof betend in kniender Stellung vor dem Bild des Gekreuzigten. Die Inful ist vor ihm abgelegt, am Boden liegt der Bischofsstab, der trotz der Beschädigungen im unteren Bereich an seiner rechts befindlichen Krümme identifiziert werden kann. In der Gebälkzone ist in der Mitte das fächer- bzw. muschelförmig gestaltete Dach über dem Relief und unter dem rund vorspringenden Oberteil zu sehen. Seitlich von diesem befinden sich lotrecht über den Säulenkapitellen die ersten zwei Wappen der Ahnenprobe, je von einem Löwen gehalten, der die Schilde mit seinen beiden Vorderpranken packt und das Maul grimmig auf die Oberkante der Schilde legt.

Der untere Teil des Epitaphs unter der bildlichen Reliefzone ist leider stark in Mitleidenschaft gezogen, was die Lesbarkeit der Inschrift erheblich beeinträchtigt. Auch die beiden hier befindlichen Wappen, die zu einer 4er-Ahnenprobe gehören, sind beschädigt.

Eine Aufsatz-Zone zeigt drei Wappen, das fürstbischöfliche Vollwappen in der Mitte und noch einmal zwei separate Schilde, die von je einem Geharnischten begleitet werden. Optisch links oben befindet sich der Fränkische Rechen, optisch rechts oben das Rennfähnlein. Der Schildhalter steht jeweils innen; die Beiden sind auf unterschiedliche und individuelle Weise gerüstet und gekleidet.

Wappen des Bischofs Konrad von Bibra (1540-1544): Geviert. Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken. Feld 2 und 3: Stammwappen von Bibra, in Gold ein steigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz. Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Die beiden Helmzieren gehören beide zu Würzburg, die Hörner zum Fränkischen Rechen, die Fähnchen und Federn zum Rennfähnlein. Die Helmzier der von Bibra (ein goldener beiderseits mit dem Biber belegter Adlerflug) ist nicht dargestellt.

Die fränkischen von Bibra standen früher in den Diensten der Henneberger, eventuell waren sie auch Ministerialen der Klöster Hersfeld und Fulda. In Würzburg bekleideten die von Bibra traditionell das Amt des Erb-Untermarschalls, erst im Wechsel mit den von der Kere (Kehr, Keer), später nach deren Erlöschen ab 1654 alleine. Eine zweite Ehrenstellung erlangte die Familie von Bibra ab 1721: Sie hatten dann auch das Amt der Erbtruchsesse im Hochstift Bamberg inne, ein Amt, das früher die Truchseß von Pommersfelden bekleideten, nach deren Aussterben gingen Besitz und Wappen der Truchsessen von Pommersfelden an die Schönborns, das Amt aber an die von Bibra. Vertreter der Familie sind eng mit dem Hochstift Würzburg verbunden und leisteten diesem wichtige Dienste. In kirchlicher oder ritterlich-kirchlicher Hinsicht ist die Familie von Bibra eines der bedeutendsten fränkischen Geschlechter: Zwei Bischöfe von Würzburg (Lorenz und Konrad), ein Fürstbischof von Fulda (Heinrich von Bibra), in Hersfeld Äbte und Pröpste, dsgl. in Veßra und Rohr, sechs Ritter des Deutschen Ordens, zwischen 1394 und 1790 achtzehn Mitglieder des Domkapitels zu Würzburg, in Bamberg vierzehn Domherren - der Name Bibra steht in Franken für beispiellosen Einsatz für kirchliches Geschehen in Franken. Heute existieren von der Familie Bibra aus dem Valentinischen Stamm die Linie Adelsdorf (Euerheim) und Gleicherwiesen, aus dem Bernhardischen Stamm die Linien Brennhausen, von und zu Bibra und Irmelshausen.

Die beiden oberen Wappen der Ahnenprobe sind hingegen gut zu erkennen. Optisch links, heraldisch rechts oben befindet sich der Wappenschild der von Bibra wie beschrieben. Es gehört zu des Fürstbischofs Vater, Hartung von Bibra (-1505), würzburgischer Amtmann zu Rauheneck. Der Großvater väterlicherseits des Probanden war Lampert von und zu Bibra, der Urgroßvater Conrad von und zu Bibra. Gegenüber ist das Wappen der von Seckendorff zu erkennen mit den beiden unten miteinander verbundenen und zu einer Acht verschlungenen roten Lindenzweigen mit je vier Blättern auf silbernem Feld. Es steht hier für die Mutter des Fürstbischofs, Margarethe von Seckendorff-Aberdar (-1504). Der Großvater mütterlicherseits war Conrad von Seckendorff-Aberdar. Das Silber ist hier durch Oxydation total geschwärzt.

Zur Übersicht die Vorfahren von Konrad von Bibra:

Eltern:
  • Hartung von Bibra (-1505)
  • Margarethe von Seckendorff-Aberdar (-1504)

Großeltern:

  • Lampert von und zu Bibra
  • Catharina Stiebar von Buttenheim
  • Conrad von Seckendorff-Aberdar
  • Margaretha von Vestenberg
  Urgroßeltern:
  • Conrad von und zu Bibra
  • Catharina von Holzadel
  • Albrecht Stiebar von Buttenheim
  • Susanna von Seckendorff
  • Friedrich von Seckendorff
  • Katharina von Wolfstein
  • Albrecht von Vestenberg
  • Margarethe Fuchs von Dornheim

Dom, Konrad von Bibra, Messingbeschlag der Grabplatte

Der Messing-Beschlag, der einst die eigentliche Grabplatte zierte, wurde an die Wand eines Seitenschiffs übertragen. Die zentrale Bischofsfigur hat vor sich das Amtswappen, mit einer Inful auf dem Schild, ohne klassisches Oberwappen. Die Umrahmung mit der Inschrift ist leider nicht mehr vollständig, den Namen Conradus kann man jedoch noch gut in der untersten Partie lesen. Wie anhand alter Abbildungen aufgeklärt werden konnte, lautete sie einmal vollständig: "ANNO MDXLIV DIE S CIRIACI OBIIT R(EVERENDISSI)MVS IN CHRISTO PATER ET D(OMI)N(VS) D(OMI)N(VS) CONRADVS A BIBRA EP(ISCOPV)S HERBIP(OLENSIS) CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE A(MEN)".

 

Die vier Ecken enthalten runde Medaillons mit den Wappenschilden der Ahnenprobe wie beschrieben. Die beiden oberen sind zusammen mit dem Großteil der Inschrift verlorengegangen. Abgebildet sind hier die beiden erhaltenen unteren mit den Wappen der Stiebar von Buttenheim (Abb. links), in einem silbern-schwarz geteilten Schild oben eine aus der Teilung hervorkommende rote Saufeder mit Querstange, und der von Vestenberg (Abb. rechts), in Grün ein silberner Balken.

 

Diese beiden Wappen sind hier deutlich besser zu sehen als am steinernen Epitaph. Die Großmutter väterlicherseits war Catharina Stiebar von Buttenheim, eine Tochter von Albrecht Stiebar von Buttenheim und Susanna von Seckendorff. Die Großmutter mütterlicherseits war Margaretha von Vestenberg.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Würzburger Fürstbischöfe:

Rudolf II. von Scherenberg 1466-1495
Lorenz von Bibra 1495-1519
Konrad II. von Thüngen 1519-1540
Konrad III. von Bibra 1540-1544
Melchior Zobel von Giebelstadt 1544-1558
Friedrich von Wirsberg 1558-1573
Julius Echter von Mespelbrunn 1573-1617
Johann Gottfried von Aschhausen 1617-1622
Philipp Adolf von Ehrenberg 1623-1631
Franz von Hatzfeld 1631-1642
Johann Philipp von Schönborn (desgl. Erzbischof von Mainz) 1642-1673
Johann Hartmann von Rosenbach 1673-1675
Peter Philipp von Dernbach (desgl. Bischof von Bamberg) 1675-1683
Konrad Wilhelm von Wernau 1683-1684
Johann Gottfried von Guttenberg 1684-1698
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1699-1719
Johann Philipp Franz von Schönborn 1719-1724
Christoph Franz von Hutten 1724-1729
Friedrich Carl von Schönborn (desgl. Bischof von Bamberg) 1729-1746
Anselm Franz von Ingelheim 1746-1749
Karl Philipp von Greiffenclau-Vollraths 1749-1754
Adam Friedrich von Seinsheim (dsgl. Bischof von Bamberg) 1755-1779

Literatur und Links:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Konrad von Bibra:
http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016329/images/index.html?seite=549
Stammbaum der von Bibra:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/61/ConradvBchart.jpg
Alfred Wendehorst, Konrad III. von Bibra, in: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 533
http://www.deutsche-biographie.de/pnd118868381.html
Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg. Teil 3: Die Bischofsreihe von 1455 bis 1617. de Gruyter, Berlin u. a. 1978, Germania sacra N. F. 13: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, ISBN 3-11-007475-3, S. 100–109. Online:
http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/21/110 ff.
Konrad von Bibra:
http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_III._von_Bibra
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Genealogie: Biedermann, Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 419-421

Dom, Konrad von Thüngen - Dom, Melchior Zobel von Giebelstadt - Dom, Friedrich von Wirsberg - Dom, Julius Echter von Mespelbrunn - Dom, Joh. Gottfr. von Aschhausen - Dom, Philipp Adolf von Ehrenberg - Dom, Christoph Franz von Hutten - Dom, Franz Ludwig von Erthal - Dom, Karl Georg von Fechenbach

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