Bernhard
Peter und Dominik Smasal
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1017
Heidelberg
Ehemalige Hofapotheke
Die ehemalige Hofapotheke am Heidelberger Marktplatz an der Ecke zur Apothekergasse (Hauptstraße 190) wurde Anfang des 18. Jh. erbaut, vermutlich von dem aus Voralberg gebürtigen Barockarchitekten Johann Jakob Rischer. Die kurfürstliche Hofapotheke ist hier seit dem 15. Jh. nachweisbar. Der Betreiber besaß das vom Kurfürsten verliehene Privileg, den kurfürstlichen Hof mit Medikamenten beliefern zu dürfen. Der heutige Bau entstand 1701 nach den Zerstörungen des Pfälzischen Erbfolgekrieges. Der Name Hofapotheke blieb auch nach dem Umzug des Hofes nach Mannheim bestehen. Heute befindet sich die Apotheke in einem anderen Gebäude am Bismarckplatz, der Gesundheit wird im alten Gebäude nicht mehr gedient, Ironie des Schicksals, denn hier ist heute ein Fastfood-Restaurant untergebracht.
Im gesprengten Segmentbogengiebel befindet sich das kurfürstliche pfälzische Wappen, entsprechend der Variante der Sulzbacher Linie. Damit ist das Wappen etwas später als das Gebäude zu datieren, denn das Feld Bergen op Zoom, Schlüssel der Zuordnung, kam erst 1728 ins pfälzische Wappen, und die Linie Sulzbach stellte erst ab 1742 mit Karl Theodor den pfälzischen Kurfürsten.
Es fällt auf, daß im Mittelschild die Pfalz an den bevorzugten Positionen 1 und 4 steht, abweichend vom Wappen der früheren altbayerischen Kurfürsten, die dem bayerischen Wappen den Vorzug gaben.
Das Wappen zeigt vier Ordensketten (genauere Besprechung bei der Karl-Theodor-Brücke):
Hinter allem ein breit gespannter roter, innen mit Hermelin gefütterter Wappenmantel, darauf der Kurhut (hier teilzerstört).
Genealogie zum Wappen:
Lebenslauf
des Wappenträgers:
10.12.1724 geboren auf Schloss
Drogenbusch bei Brüssel
1733 Pfalzgraf bei Rhein zu Sulzbach, Marquis v.Bergen-op-Zoom
17.1.1742 heiratet in Mannheim Maria Elisabeth Aloise Auguste Pfalzgräfin bei Rhein zu Sulzbach. Sie war die Enkelin von des letzten Kurfürsten Karl III Philipp von der Pfalz, denn sie war die Tochter von Joseph Karl Emanuel August Erbprinz bei Rhein zu Sulzbach (2.11.1694 - 18.7.1729) und Elisabeth Auguste Sophie Pfalzgräfin bei Rhein (17.3.1693 - 30.1.1728), letztere war die Tochter von Karl III. Philipp Kurfürst v. der Pfalz (4.11.1661 - 31.12.1742) und Louise Karoline Prinzessin Radziwillówna (1667 - 23.3.1695). Der Tod des Erstgeborenen, der Ausbleib weiterer Kinder, sowie die beiden unehelichen Verbindungen des Kurfürsten ließen die Ehe eine unglückliche werden.
31.12.1742 Kurfürst von der Pfalz (Karl IV). Obwohl aus der Seitenlinie Sulzbach, wurde er Kurfürst, weil die Hauptlinie ohne männlichen Nachkommen war. Wegen des frühen Todes von Vater und Onkel wurde er von Karl III Philipp von der Pfalz (Kurfürst 1716 bis 1742) erzogen und als Nachfolger herangezogen. Mit Karl III Philipp starb die Linie Pfalz-Neuburg der Wittelsbacher aus, Karl Theodor wurde Erbe all seiner Besitzungen.
1742-1777 Erste Goldene Ära Mannheims: kulturelle Blüte der Residenzstadt Mannheim, wirtschaftlicher Aufschwung, Mannheim wurde Barockstadt, Vollendung der Residenz und Schloßkirche Mannheim, Vollendung des Sommersitzes in Schwetzingen, Reformen im Geiste der Aufklärung, Förderung von Kunst und Wissenschaft.
1763 Gründung der Mannheimer Akademie der Wissenschaften
1763 Gründung des Collegium Anatomico-Chirurgicum in Düsseldorf
22.09.1766 Karl Theodor und Kurfürst Max III. Joseph von Bayern unterzeichnen eine Erbverbrüderung, in der Bayern und Pfalz als unteilbarer Gesamtbesitz behandelt werden.
30.6.1769 Kauf des Rittersitzes Paland in Weissweiler
1773 Kauf der Herrschaften Bretzenheim und Winzenheim
30.12.1777 Kurfürst v. Bayern (Karl II). Die bayerische Linie der Wittelsbacher starb 1777 mit Kurfürst Max III. Joseph von Bayern aus. Übernahme der Regierung durch Karl Theodor gemäß Erbverbrüderungsvertrag und
1778 Verlegung des Regierungssitzes und der Hofhaltung nach München
1778-1779 Bayerischer Erbfolgekrieg: Österreich erhebt Anspruch auf Niederbayern und die Oberpfalz, ein sog. Kabinettskrieg entwickelt sich, "Kartoffelkrieg" genannt, Preußen greift ein, 13.5.1779 Friede von Teschen, Innviertel gelangt an Österreich, Karl-Theodor gewinnt Anerkennung der Rechtmäßigkeit seiner Erbfolge.
2.10.1779 Hoftheater Mannheim nimmt den Spielbetrieb auf und entwickelt sich schnell zu einer der bedeutendsten Bühnen
1780 Gründung der Societas Meteorologica Palatina, der ersten international tätigen meteorologischen Gesellschaft.
1785 gescheiterter Versuch, ganz Bayern gegen die Österreichischen Niederlande zu tauschen, politisch sehr unkluge Idee, die ihn beim bayerischen Volk unbeliebt machte. Letztendlich verhinderte Friedrich II von Preußen das Geschäft durch Mobilisierung des Fürstenbundes.
1788-1789 zeitweilige Verlegung der Residenz zurück nach Mannheim
1789 Verlust des Stammlandes als Folge der französischen Revolution
21.5.1791 sehr umstrittene und politisch unkluge Szene: Der Stadtrat von München wurde zur Abbitteleistung vor einem Bildnis Karl Theodors gezwungen, was einen Eklat verursachte.
15.2.1795 heiratet er Maria Leopoldine Josepha Johanna Erzherzogin v. Österreich-Este, Prinzessin v. Modena, ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau. Diese Ehe wurde eine noch unglücklichere als die erste und blieb kinderlos, weil sich seine Frau jeglichem Kontakt verschloß.
16.2.1799 gestorben in der Münchner Residenz an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Nachfolger wurde Herzog Maximilian IV Joseph von Pfalz-Zweibrücken (Maximilian I von Bayern, 27.5.1756 - 13.10.1825). In München erinnern an ihn noch die Gemeinde Karsfeld, der Karlsplatz (Stachus) sowie das Karlstor. Auf seine Initiative geht die Anlage des Englischen Gartens zurück.
Weitere Wappen von Karl Theodor:
Literatur,
Links und Quellen:
Genealogien: Prof.
Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007,
Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Siebmachers Wappenbücher
Ludwig Holzfurtner: Die Wittelsbacher:
Staat und Dynastie in acht Jahrhunderten, Kohlhammer
Taschenbücher.
Werner Hesse: Hier Wittelsbach hier Pfalz. Geschichte der
pfälzischen Wittelsbacher von 1214 - 1803, Landau / Pfalz,
Pfälzische Verlagsanstalt, 1986
Hans F. Nöhbauer: Die Wittelbacher. Eine deutsche Chronik - eine
europäische Dynastie, Scherz Verlag 1979.
Rudolf Reiser, Die Wittelbacher 1180-1918. Ihre Geschichte in
Bildern. München, Bruckmann 1979.
Wittelsbach und Bayern, Hrsg. v. Hubert Glaser. München. Hirmer
/ Piper 1980, 6 Bände.
Hubert Glaser: Wittelsbach: Kurfürsten im Reich, Könige von
Bayern. Zur Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums,
München, Hirmer Verlag GmbH München, 1993.
ISBN 3777462209.
Schloß (1): Übersicht - Schloß (2): Ruprechtsbau - Schloß (3): Torturm - Schloß (4): Treppenturm - Schloß (5): Gläserner Saalbau - Schloß (6): Ottheinrichsbau - Schloß (7): Friedrichsbau (1) - Schloß (8): Friedrichsbau (2) - Schloß (9): Karlsschanze - Südportal Heiliggeistkirche - ehemalige Hofapotheke - Palais Morass - Heiliggeiststraße 7 - Alte Brücke - Jesuitenkolleg - Rathaus - Obere Neckarstraße
Wappen der Wittelsbacher (1): Pfalz
Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter
2008
Impressum