Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 476
Memmelsdorf bei Bamberg: Schloß Seehof

Schloß Seehof - Teil (6): Kaskade

Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779) widmete sich insbesondere dem Ausbau der Gärten und stattete diesen verschwenderisch mit Statuen aus. Seine Regierungszeit gilt als eigentliche Blütezeit von Schloß Seehof, in der Schloß und Park mit Glanz und Prunk gefüllt wurden. Adam Friedrich von Seinsheim nutzte am häufigsten Seehof als Rückzugsort, und er füllte es mit höfischem Leben und fürstlichen Zerstreuungen: Jagd, Konzerte, Aufführungen im Heckentheater und das Spiel aller Spiele: Gesellschaft. Die formalen Gärten wurden ausgeweitet, ein Labyrinth wurde geschaffen.

Unter großem Aufwand werden Wasserspiele installiert, wozu ein langer Tunnel für den Transport des Wassers gegraben werden mußte. Es gibt nur einen barocken Schloßpark, der ähnlich reich mit Figuren und Figurengruppen und aufwendigen Wasserspielen ausgestattet wurde, - wen wundert’s, ebenfalls im Auftrag des gleichen Fürstbischofs erbaut – nämlich Veitshöchheim bei Würzburg. Ferdinand Tietz bekam jetzt richtig viel Arbeit: In den Jahren 1760-1773 meißelte er ca. 300 (!!) weitere Statuen für Schloß Seehof im Auftrag des Fürstbischofs, insgesamt mit den unter dem vorhergehenden Fürstbischof geschaffenen hatte er runde 400 Statuen für Seehof gefertigt! Die gesamte antike Götterwelt und Mythologie war im Park einst vertreten.

Leider ist davon nur sehr wenig erhalten, während der Verfallszeit im 19. und frühen 20. Jh. kam vielen abhanden oder wurde zerstört. Was an Originalen noch erhalten ist, befindet sich in den Räumen der Orangerie, nur wenige sind als Kopien im Park aufgestellt.  Erhalten sind neben der Kaskade die monumentalen Gruppen des Raubes der Proserpina und des Jupiters mit seinen Blitzen westlich des Hauptgebäudes.

Die große Kaskade, die am zum See hinabführenden Hang zwischen einer doppelläufigen Treppenanlage erbaut wurde, ist zwar unvollständig, kann aber einen leichten Eindruck vermittelt, wie verschwenderisch das ganze Ensemble einst mal ausgestattet gewesen war. Die Kaskade und die erhaltenen Parkfiguren sind bildhauerische Meisterleistungen in Oberfranken.

Die Planungen mit Johann Michael Fischer für die Kaskade begannen bereits 1761, Baubeginn war 1764, schließlich konnte sie 1771 in Betrieb genommen werden. Die künstlerische Gestaltung des Figurenprogramms übernahm der Hofbildhauer Ferdinand Tietz. Das Hauptproblem war, daß man hinreichenden Druck brauchte, um Fontänen etc. dieses Ausmaßes gleichzeitig betreiben zu können, daß Seehof aber praktisch in einer Ebene lag. Die dafür benötigte Wasserdruckleitung war sechs Kilometer lang, und später (1764) wurde durch den Schammelsberg zur Wasserführung ein begehbarer Tunnel von 640 m Länge durch den Fels geschlagen, ein singulärer Aufwand für das fürstbischöfliche Vergnügen.

Die Kaskade ist seit 1995 wieder restauriert und wieder in Betrieb. Die zentrale Figur ist Herkules, der von der Ruhmesgöttin Fama mit einem Lorbeerkranz gekrönt wird. Zu seinen Füßen ist Diomedes zu sehen sowie einige Attribute, die auf die legendären Tates des Herkules verweisen. An der Kaskade sind vor allem die Flußgötter Main und Regnitz zu sehen, aus deren Amphoren das Wasser quillt, darüber steht ganz oben Herkules, bekrönt von Fama, ringsum zu seinen Füßen niedergeworfen seine Widersacher. Dergestalt triumphierend, herkulesgleich – so hat sich der barocke Herrscher wohl am liebsten gesehen! Nichts von der Demut einen Klerikers, nichts von Erdenferne und Himmelreichsnähe, sondern barocker Fürst durch und durch. Und damit auch dem letzten Besucher klar wird, wer hier Herkules ist und wer die unterworfenen Kreaturen, halten oben rechts und links der Kaskade zwei Löwen große Kartuschen, links eine mit dem Wappen von Adam Friedrich von Seinsheim, rechts eine mit seinen verschlungenen Initialen AF.

Das Wappen von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779) ist schräggeviert mit geviertem Herzschild, der von einer Rangkrone überhöht wird. Man beachte, daß die Schraffur des Steines schon den üblichen Schraffuren für die Farben entspricht. Über dem Schild waren früher sicher Fürstenhut und Kaiserkrone, beides ist nicht mehr erhalten. Schwert und Krummstab fehlen ebenfalls.

Wenn in einem Wappen Elemente der beiden Hochstifte Bamberg und Würzburg kombiniert werden, finden wir immer und grundsätzlich die Symbole für Bamberg in den höherwertigen, angeseheneren Feldern im Schild, so z. B. Feld 1 und 4 im schräggevierten Schild, während die Symbole für Würzburg auf die seitlichen Plätze kamen, Feld 2 und 3 im schräggeviertem Schild. Das eigentliche Familienwappen des Bischofs liegt im Herzschild.

Was ist der Grund? Zum einen war Bamberg eine kaiserliche Stiftung, ein kaiserliches Hochstift, weshalb die Bischofswappen auch die Kaiserkrone zeigen. Würzburg war eine Gründung von Bonifatius, seines Zeichens Missionar und Kirchenreformer, nicht Kaiser. Zum anderen war das Bistum Bamberg exemt, also aus der kirchenrechtlichen Zuständigkeitsstruktur ausgegliedert und Rom unmittelbar unterstellt, was ihm eine weitreichende Eigenständigkeit ermöglichte, ohne einem Erzbistum unterstellt zu sein. Diese Exemtion war ein besonderen Privileg, das z. B. auch das Kloster Fulda besaß. Würzburg, obwohl älter und mächtiger, hatte dieses Privileg nicht. Würzburg wurde gegen Ende des 8. Jh. Suffraganbistum des von Karl dem Großen zum Erzbistum erhobenen Bistums Mainz. Auch auf Reichstagen nahm der Bamberger Bischof einen höheren Rang ein als der Kollege aus Würzburg.

Der rechte die Kaskade oben flankierende Löwe mit dem Initialen-Schild vor dem Hintergrund der zentralen Vierflügelanlage.

Position des Wappens

Schloß Seehof - Figuren im Park

An den Sockeln der großformatigen Figuren, die sich auf der Westseite des Schlosses befinden, sind weitere Wappendarstellungen zu sehen. In beiden Fällen handelt es sich um das Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp Anton von Franckenstein, zweimal geteilt und zweimal gespalten, mit Herzschild:

 

Position der beiden Wappen, das untere ist bei den obigen Photos das jeweils sonnenbeschienene Exemplar, das obere das wegen der hohen Bäume im Schatten liegende Gegenstück.

Literatur und Links:
Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner, Reclams Kunstführer Deutschland I, 2, Bayern Nord, Franken, Oberpfalz, 9. Auflage, Philipp Reclam Verlag Stuttgart, 1956, ISBN 3-15-010318-5, S. 282 ff.
Bayerische Schlösserverwaltung, Die fürstbischöfliche Sommerresidenz Marquardsburg oder Schloß Seehof, Kurzführer
http://www.portalkunstgeschichte.de/freizeit_reise/reiseberichte/3.php
Klaus Grewe: Die Kaskade von Schloß Seehof in Memmelsdorf und ihre aufwendige Wasserleitung. - In: Wasser im Barock. Mainz 2004. (Geschichte der Wasserversorgung; Bd. 6), S. 133-147.
Michael Petzet, Emil Bauer: Schloß Seehof - Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe, Verlag Fränkischer Tag Bamberg 1995, ISBN 3-928648-17-9
Hinweistafeln am Objekt
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
http://www.schloss-seehof.de

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Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
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