Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2034
Geldersheim (Landkreis Schweinfurt, Unterfranken)

Die kath. Pfarrkirche St. Nikolaus in Geldersheim

Die katholische Pfarrkirche St. Nikolaus bildete einst das Zentrum einer typisch unterfränkischen Kirchenburg mit einer geschlossenen vierseitigen Bebauung rings um den Kirchhof. Die Kirchenburg von viereckigem Grundriß erstreckt sich im Bereich zwischen der Würzburger Straße und der Straße Zürch, die Bebauung im Norden, Osten und Süden ist erhalten; an der schmäleren Westseite hingegen ist die Kirchenburg offen. Der einstige Zugang erfolgte bis 1887 nur von Norden her durch das ca. 1230 erbaute und später mehrfach veränderte Schultor, das so heißt wegen einer ab 1500 im Obergeschoß eingerichteten Schule. An diesem Schultor befindet sich außen ein Wappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (ohne Abb.).

 

Abb. links: Blick auf die Nordflanke der Pfarrkirche mit dem im untersten Bereich noch aus dem frühen 13. Jh. stammenden, 1617/1618 oben erneuerten und 1692 aufgestockten und mit einer welschen Haube versehenen, seitlich angebauten Chorturm, daneben ein kleiner Treppenturm. Abb. rechts: Treppenturm der Nordseite und Nordportal der Kirche. Die Keimzelle der heutigen Kirchenburg war eine mittelalterliche Pfalzkapelle, deren Chor noch erhalten ist. In der Spätromanik erbaute man neben der Pfalzkapelle um 1230 eine Pfarrkirche, und 1610-1618 wurde die heutige Pfarrkirche St. Nikolaus unter Abriß des alten Kirchenschiffes errichtet, es wurde ein weiß gekalkter Saalbau mit eingezogenem Chor, mit sandsteinrot abgesetzten Fenstern, Gesimsen und Portalen, wobei die Fenster noch im nachgotischen Stil gehalten sind, die Portale aber schon in die Renaissance verweisen. Innen ist die Kirche im 18. Jh. barock ausgestattet worden.

 

Abb. links: Nordportal der Kirche, links daneben der Wappenstein des Würzburger Fürstbischofs Johann Gottfried von Aschhausen (Beschreibung s. u.). Ein ähnliches Wappen befand sich einst im Oval in der Lücke des gesprengten Dreiecksgiebels, der wiederum in einen gesprengten Segmentbogengiebel eingepaßt ist; jener Wappenstein ist aber so verwittert, daß man gerade noch das Rennfähnchen in Feld 3 erkennen kann und die Bamberger Schrägleiste in Feld 1. Abb. rechts: Westansicht des Langhauses mit Westportal, frei von Wappen oder Inschriften.

Johann Gottfried von Aschhausen wurde 1593 Dechant auf der Comburg und im Würzburger Stift Haug, 1609 Bischof von Bamberg, 1610 Dompropst zu Würzburg, 1617 Bischof von Würzburg. Gestorben ist er im Jahre 1622 am 29.12. Sein Amtswappen aus der Zeit von 1617-1622 ist wie folgt aufgebaut: Hauptschild: geviert, Felder 1 und 4: in Gold ein rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Löwe, überdeckt von einer silbernen Schrägleiste, für das Hochstift Bamberg, Felder 2 und 3: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, und "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, für das Hochstift Würzburg, Herzschild: in Rot ein silbernes Rad (hier in abwegigen Farben), das eigentliche Stammwappen derer von Aschhausen.

Der Hauptschild enthält also nur die Symbole seiner beiden geistlichen Fürstentümer, wobei Bamberg das höher angesehene war und daher in Feld 1 kommt. Hier wird das Wappen mit einer schräg auf den oberen Schildrand gesetzten silbernen Inful mit goldenen Verzierungen geführt, und hinter dem Schild sind schrägrechts der Krummstab und schräglinks das gestürzte Schwert des Fürstbischofs zu sehen, hinter dem Schild gekreuzt.

 

Die in ihrem heutigen Baubestand aus dem 16.-18. Jh. stammende Gadenanlage, die die Kirche einst vollständig umgab, ist noch an zwei Seiten erhalten und bietet eine Fülle malerischer Speicherhäuschen in gemischter Bauweise, unten massiv, oben Fachwerk. Im Gegensatz zu anderen Gadenanlagen sind die Gaden in Geldersheim meistens zweigeschossig. Diese Häuschen mit Pultdach waren von innen an die Außenmauer der Kirchenburg angebaut. Etliche davon sind in neuerer Zeit seit 1988 aufwendig restauriert worden, und in einigen Gaden wurde ein 2001 eröffnetes archäologisches Museum eingerichtet, um andere kümmert sich ein eigener Gadenverein.

 

Literatur, Links und Quellen:
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974, 192 Seiten.
Geldersheim stellt sich vor:
http://www.total-lokal.de/pdf/97505_50_01_10_01.pdf
Verein für Heimat- und Brauchtumspflege:
http://www.heimatverein-geldersheim.de/verein/heimat/
Geldersheim:
http://www.landkreis-schweinfurt.de/Geldersheim_Geme......_p_anzahl=25
Unterfränkische Kirchenburgen:
http://www.ale-unterfranken.bayern.de/publikationen/25767/linkurl_1_2.pdf
Kirchenburgen und Wehrkirchen:
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45794
Gemeinde Geldersheim:
http://www.geldersheim.de/index.php?seite=aeoeuess - Geschichte: http://www.geldersheim.de/index.php?seite=geschichte
Archäologisches Museum:
http://www.geldersheim.de/uploads/flyer_museum.pdf
Liste der Baudenkmäler:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Geldersheim
Geschichte von Geldersheim:
http://www.schweinfurtfuehrer.de/stadtrandgemeinden/geldersheim/

Untertor

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
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