Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1697
Graz (Steiermark, Österreich)
Graz, Schloß Eggenberg (2): Galeriegänge
Im großen Innenhof werden drei Seiten von dreigeschossigen Pfeilerarkaden mit vorgelegten Dreiviertelsäulen gesäumt. Die Gestaltung der Innenhöfe geht auf den Steinmetzen Carlo Gianolo zurück. Zu beiden Seiten der Hauptachse des Schlosses gibt es im Inneren symmetrische Stiegenläufe. Die Baumeister des Schlosses sind vor allem Giovanni Pietro de Pomis, nach dessen Tod 1633 Laurenz van der Syppe bis 1634, danach Pietro Valnegro und Antonio Pozzo sowie die beiden Steinmetzen Domenico und Carlo Gianolo, letzterer als Verantwortlicher für die Arkaden und Innenhöfe, die bis 1641 fertiggestellt wurden. Der bauplastische Dekor selbst ist zurückhaltend, die Gestaltung lebt vom abwechslungsreichen Spiel von Licht und Schatten.
Bei dem Rundgang durch die offenen Galerien begegnen uns in den Obergeschossen über den Türen zu den Prunkräumen außen insgesamt sechs einzelne Wappendarstellungen, von denen jedes einzelne für ein Feld des Hauptschildes im fürstlichen Wappen der Eggenberger steht. Das zweite vermehrte Wappen, das spätere, wie es ab 1647 geführt wurde, ist einmal geteilt und zweimal gespalten mit Herzschild: Feld 1: in Silber fünf (2:1:2) goldenbebutzte rote Rosen (Herrschaft und Fürstentum Krumau, ab 1622), Feld 2: golden-blau geteilt mit einem aus einer liegenden silbernen Mondsichel sich erhebenden silbernen Ankerkreuz darüber (Grafschaft Gradisca, ab 1647), Feld 3: in Rot ein golden gekrönter und bewehrter silberner Adler (Herrschaft Aquileja, ab 1647), Feld 4: blau-rot gespalten mit einem golden gekrönten silbernen Adler (Grafschaft Adelsberg, Postojna, ab 1619), Feld 5: in Blau ein aufrechter goldener Anker (Herrschaft Pettau, Ptuj, ab 1622, mal mit Ankerstock, mal ohne und nur mit Ring), Feld 6: in Rot ein silbernes achtspeichiges Rad (Radkersburg, Herrschaft Radgona), manchmal Feldfarbe abweichend auch als golden angegeben, Herzschild: in Silber eine goldene Laubkrone zwischen drei (2:1) im Dreipaß gestellten, auf die Krone zufliegenden, goldengekrönten schwarzen Raben (Vögeln, Adlern), die Krone gemeinsam mit ihren Schnäbeln haltend (Stammwappen Eggenberg). Jede der Hauptschildkomponenten ist mit einem Einzelwappen über den Türen repräsentiert:
Abb. links: Einzelwappen für die Grafschaft Adelsberg, blau-rot gespalten mit einem golden gekrönten silbernen Adler. Adelsberg, liegt südwestlich von Laibach (Ljubljana) und gehörte früher zum Kronland Krain, ist heute Postojna in Slowenien. Im Jahre 1619 erhielt Hans Ulrich von Eggenberg die Grafschaft Adelsberg in Krain, und seitdem führten die Eggenberger den Titel eines Grafen von Adelsberg. Das Stadtwappen des heutigen Postojna zeigt einen blau-rot gespaltenen Schild mit eingepfropfter silberner Spitze, über der Spaltung ein silberner rotgezungter und goldenbewehrter Adler, in der Spitze ein S-förmig gekrümmter Salamander o.ä.
Abb. rechts: Einzelwappen für Radkersburg (Herrschaft Radgona), in Rot ein silbernes achtspeichiges Rad, manchmal wird die Feldfarbe abweichend auch als golden angegeben.
Abb. links: Einzelwappen für die Herrschaft Aquileja, in Rot ein golden gekrönter und bewehrter silberner Adler. Aquileja liegt heute in Friaul, Italien. Es kam an die Eggenberger 1647 in Zusammenhang mit der Schaffung der gefürsteten Grafschaft Gradisca.
Abb. rechts: Einzelwappen für die Herrschaft und das spätere Fürstentum und Herzogtum Krumau, in Silber fünf (1:3:1) goldenbebutzte rote Rosen. Dabei werden hier die Rosen anders gestellt als in den Wappendarstellungen normalerweise üblich, nämlich 1:3:1 anstelle von 2:1:2. Krumau liegt an der Moldau in Südböhmen und heißt heute Ceský Krumlov und liegt in der Tschechischen Republik. Die Herrschaft gehörte erst der Krummauer Linie der Witigonen, den Herren von Krumlov, die 1253 die gleichnamige Burg gründeten, und nach deren Aussterben 1302 kamen die Stadt und die Burg für dreihundert Jahre zur Rosenberger Linie dieses Geschlechtes (bis 1602). Der wegen der Erschöpfung der Silberminen bis zum Hals in Schulden steckende Peter Wok von Rosenberg verkaufte schließlich 1602 die Herrschaft an den Kaiser Rudolf II von Habsburg, und Kaiser Ferdinand II. schenkte Herrschaft und Schloß nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) im Jahre 1622 an Johann Ulrich von Eggenberg für erwiesene Dienste sowie vor allem für finanzielle Hilfe. Der entsprechende Donationsbrief datiert vom 6.12.1622. Geld gegen Landrechte, dieser Handel machte die Eggenberger reich und mächtig, und nach diesem Prinzip waren schon die Fugger reich geworden. Nach Erhebung Krumaus zu einem Fürstentum 1623 und zu einem Herzogtum 1628 wurde Krumau Regierungssitz und nahm einen bedeutenden Aufschwung. Nach den Eggenbergern kam Krumau 1719 an die Schwarzenberger, die zwar 1871 nach Frauenberg umzogen, Krumau aber trotz Enteignung 1938 bis 1947 verwalteten. 1918 war das Herzogtum Krumau an die Tschechoslowakei gefallen. Übrigens ist im heutigen Stadtwappen von Ceský Krumlov ein Widerhall des Eggenberger Wappens zu sehen: In Blau eine silberne Stadtmauer mit Tor und zwei rotbedachten Türmen, dazwischen ein silberner Schild mit einer roten, golden bebutzten und grün bespitzten Rose zwischen drei (2:1) im Dreipaß gestellten, auf die Rose zufliegenden, schwarzen Raben, die Rose gemeinsam mit ihren Schnäbeln haltend. Die Krone der Eggenberger ist also durch die Rose aus dem alten Krumauer Wappen ersetzt worden.
Abb. links: Einzelwappen für die Herrschaft Pettau in der ehemaligen Untersteiermark, heute Ptuj in Slowenien, die ab 1622 im Eigentum der Eggenberger war, in Blau ein aufrechter goldener Anker, mal mit Ankerstock dargestellt wie an der Vorderfront, mal ohne und nur mit Ring wie hier. Die Herren von Pettau, ein salzburgisches Ministerialengeschlecht, starben 1438 aus und wurden von den Schaunbergern gefolgt (Anna von Pettau war mit Graf Johann von Schaunberg verheiratet), die 1445 verzichteten. 1479 kamen die Ungarn, danach Salzburg, danach 1555 die Herzöge der Steiermark, und 1622 wurde Pettau an die Eggenberger verkauft. Die Herren von Pettau waren übrigens Erblandmarschälle der Steiermark, dieses Amt kam nach ihrem Erlöschen auch an die Schaunberger.
Abb. rechts: Einzelwappen für die gefürstete Grafschaft Gradisca, die ab 1647 von den Eggenbergern besessen wurde, golden-blau geteilt mit einem aus einer liegenden silbernen Mondsichel sich erhebenden silbernen Ankerkreuz darüber. Gradisca d'Isonzo liegt heute in Friaul, Italien, an der Grenze zu Slowenien. Gradisca wurde 1471-1481 von Venedig als gegen die Türken gerichtete Festung erbaut, kam aber 1521 an Österreich, und die Stadt wurde mit dem von der inneren Grafschaft Görz abgespaltenen Umland verbunden und in den Rang einer Grafschaft erhoben. 1647 wurde die Grafschaft Gradisca den Fürsten von Eggenberg übertragen, die nun zusätzlich den Titel eines gefürsteten Grafen von Gradisca trugen. Hintergrund waren beachtliche Summen, die die Eggenberger verliehen hatten und insbesondere anläßlich einer Italiengesandtschaft ausgelegt hatten, und gegen diese Forderungen nebst einem gehörigen Aufschlag wurde die gefürstete Grafschaft Gradisca gerechnet. Also erfolgte wieder einmal der Handel Forderungen fallen lassen gegen territoriale Abfindung. Diesmal war es ein gefürstetes Reichsterritorium, was Johann Anton von Eggenberg, Herzog von Krumau, in den Rang eines Reichsfürsten mit Sitz und Stimme auf der Fürstenbank erhob, und mit Erlangung der Reichsstandschaft bekam Johann Anton von Eggenberg die einzige Würde, die sein Vater noch nicht erlangt hatte. Als die Eggenberger 1717 ausstarben, fiel die Grafschaft zurück an Österreich. 1754 wurde die Grafschaft Gradisca mit der Grafschaft Görz zur gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca vereinigt, bis 1918 Kronland der Habsburgermonarchie. Deren vereinigtes Wappen zeigte einen gespaltenen Schild, rechts (Görz) schrägrechtsgeteilt, oben in Blau ein rotbewehrter goldener Löwe, unten fünfmal von Silber und Rot schräglinksgeteilt, links (Gradisca) in golden-blau geteiltem Feld ein silbernes Ankerkreuz (ohne die silberne Mondsichel). So taucht das kombinierte Feld auch im Großen Staatswappen der Habsburgermonarchie auf. Das heutige Gradisca d'Isonzo führt hingegen wieder in golden-blau geteiltem Schild ein silbernes Kreuz, das aus einer silbernen Mondsichel hervorwächst, allerdings hat das Kreuz nun gerade abschließende Arme.
Abb. links: Blick in den großen Innenhof, Abb. rechts: Blick in einen der beiden kleinen Innenhöfe.
Bei der Diskussion des zweiten vermehrten, fürstlichen Wappens der Eggenberger, das hier nur in den Einzelteilen seines Schildes vorgestellt wurde, wurde bisher noch nicht auf das Oberwappen eingegangen. Zu ihm gehören insgesamt sieben gekrönte Helme:
Es fällt auf, daß das Stammkleinod nicht mehr vertreten ist, dafür aber drei Helme mit Gnadenzeichen und Hofämtern. Dazu werden an Prunkstücken ein hermelingefütterter Wappenmantel und ein Fürstenhut geführt.
Literatur,
Quellen und Links:
Barbara Kaiser, Schloß
Eggenberg, Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum,
Veröffentlichungen der Abteilung Schloß Eggenberg Nr. 7, Graz
1994
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Bände Niederösterreich
und Oberösterreich, Bayern und Ungarn.
Eggenberger: http://www.coresno.com/aktuell/61-kategorie-beitraege/3450-lex-eggenberg.html
Eggenberger: http://www.museum-joanneum.at/en/schloss_eggenberg/the_eggenberg_family - http://www.museum-joanneum.at/en/schloss_eggenberg/the_eggenberg_family/family_history - Stammtafel: http://www.museum-joanneum.at/upload/file/Stammtafel_Eggenberg_2011_06.pdf
Walther Ernst Heydendorff, Die Fürsten und Freiherren zu
Eggenberg und ihre Vorfahren, Verlag Styria, 1965
Eggenberger Wappen: http://www.ckrumlov.info/docs/de/mesto_histor_egezna.xml - http://www.ckrumlov.info/img/430b.jpg - http://www.ckrumlov.info/img/291b.jpg
Schloß Krumau: http://www.castle.ckrumlov.cz/docs/de/zamek_oinf_sthrza.xml - http://www.zamek-ceskykrumlov.eu/historie-hradu-a-zamku/
Herrschaft Krumau: http://www.encyklopedie.ckrumlov.cz/docs/de/mesto_histor_slerod.xml
Burg Pettau: http://www.gradovi.net/show.php?id=70&lang=eng
Schloß Eggenberg: http://www.museum-joanneum.at/de/schloss_eggenberg - http://www.museum-joanneum.at/de/schloss_eggenberg/weltkulturerbe-schloss-eggenberg
Schloß Eggenberg: http://www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Eggenberg%20%28Graz%29
Schloß Eggenberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Eggenberg_%28Graz%29
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