Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1677
Graz (Steiermark, Österreich)

Graz, Palais Kollonitsch

Das dreigeschossige Palais Kollonitsch befindet sich in der Altstadt von Graz in der Schmiedgasse 21. Das Anwesen ist eine Vierflügelanlage im Stil der Spätrenaissance rings um einen rechteckigen, an zwei Seiten von dreigeschossigen, kreuzgratgewölbten Arkadengängen gesäumten Innenhof, der durch eine breite Durchfahrt hinter einem asymmetrisch gesetzten, rustizierten Rundbogenportal erreicht wird. Die Schauseite zur Schmiedgasse besitzt sechs Fensterachsen und zwei eckständige polygonale Erker auf je drei toskanischen Stützsäulen, mit je vier weiteren Fenstern in jedem der beiden Obergeschosse.

Von 1641 bis 1874 war das Anwesen in Besitz der namengebenden Familie. 1641 hatte der Bauherr Otto Gottfried Graf Kollonitsch (auch: Kollonitz, kroatischer Uradel), lt. Inschrift am Gebäude k. k. Regimentsrat und Kämmerer von Erzherzog Leopold Wilhelm, den Vorgängerbau, das sog. Judelhaus, erworben. Vorbesitzer waren Erhard von Polheim, Freiherr Hanns Wilhelm von Galler und Sebastian Khneißel. Otto Gottfried Graf Kollonitsch riß das Judelhaus weitgehend ab und bezog nur wenige Teile aus dem 15. und 16. Jh. in das von ihm 1642 neu erbaute Stadtpalais ein. Der letzte Besitzer aus der Familie war Graf Maximilian von Kollonitsch (1800-17.6.1874), und mit ihm starb das Grafengeschlecht im Mannesstamm aus. Graf Max, vermählt mit Augusta Baronesse von der Vorst-Lombeck-Gudenau (3.6.1801-3.7.1862) hatte seinen einzigen Sohn Ladislaus v. Kollonitsch (12.7.1833-31.1.1863) überlebt, der mit Adalberta Podstacky-Liechtenstein (geb. 26.10.1834) zwei Töchter hatte.

Ganz so kontinuierlich, wie es scheint, war die Familiengeschichte jedoch nicht, denn die Eltern von Graf Max, dem letzten Besitzer, waren Maximilian v. Kollonitz (1761-4.3.1827) und Katharina Haugwitz (1771-1827), und seine Großeltern väterlicherseits waren Csömöri Baro Zay László (4.6.1705-6.9.1780) und dessen zweite Frau Walburga Josepha Hamilton. In erster Ehe hatte der Großvater von Max Maria Eleonore Gräfin v. Kollonitz (30.10.1711-6.4.1759) geheiratet, die Tochter von Johann Heinrich Ernst Anastasius Graf Kollonitz v. Kollograd (1679-1721) und Maria Elisabeth Benedikta v. Waldstein (13.2.1679-27.4.1742). Großvater László (Ladislaus) Freiherr Zay von Csömör, Erb- und Bannerherr zu Zay Ugrocz, ungarischer Hofrat, war 1728 vom Wiener Erzbischof Sigismund von Kollonitz (30.5.1676-12.4.1751), dem Letzten seines Stammes, mit Erlaubnis von Karl VI. adoptiert worden, um die Familie fortzusetzen, so daß jetzt die Zay Träger des Namens waren.

1882 wurde das Anwesen verkauft und lief durch verschiedene Hände, darunter zuerst der Immobilienmakler Martin Prandstetter-Theimer, dann 1916 die Genossenschaft der Gastwirte in Graz, seit 1972 ist es wieder in Privatbesitz.

Über dem Rundbogenportal befindet sich zwischen den Fenstern des ersten und denen des zweiten Obergeschosses eine zweiteilige Wappentafel von außerordentlich hoher künstlerischer Qualität, hoher Plastizität und guter Erhaltung mit zwei reich gestalteten Vollwappen zwischen zwei Schildhalterlöwen, das Ganze über der Bauinschrift. Das Wappen auf der heraldisch rechten Seite gehört zu Otto Gottfried Graf v. Kollonitsch (1598-10.6.1664), Sohn von Adam Freiherr v. Kollonitsch (-1612) und dessen am 2.12.1590 in Marburg geehelichten Frau Johanna v. Stadl, sowie Enkel von Ferdinand v. Kollonitsch (-17.1.1574), dessen Frau Maria v. Triebeneck, Erasmus v. Stadl und dessen Frau Eva Zollner.

Otto Gottfried Graf v. Kollonitsch war mit Johanna Sophie von Thurn verheiratet. Gemeinsam hatten sie folgende Kinder: Johanna v. Kollonitsch (geb. 1641, jung verstorben), Maria Rosina v. Kollonitsch (geb. 1648, vermählt mit Sigmund Ludwig Kuenburg), Otto Seyfried v. Kollonitsch (1638-1675, vermählt in erster Ehe mit Maria Anna Zollner v. Mössenberg und in zweiter Ehe mit Susanna Elisabeth v. Saurau) und Georg Gottfried Otto v. Kollonitsch (1639/1640-1672, vermählt mit Maria Elisabeth Renata Gräfin Stubenberg, 2 Töchter).

Die sich unter beiden Wappen hinziehende Inschrift lautet in den linken beiden Dritteln: "OTT(O) GOTTFRI(E)D GRAV VON KOLONITSCH HERR ZVE FREIPERG VND KOLNIZ FREIHERR ZVE BVRGSCHLEINIZ HAIINDORF VND IDEMSPEIGEN ROM(ISCHEN) KAI(SERS) MAI(ESTAET) I O REGIMENTSRAT IHR(ER) HOCHFYRSTL(ICHEN) DVRCH(LAVCHT) ERZHERZ(OG) LEOP(OLD) WILHEL(M) CA(EM)MERER - HANC DOMVM EXSTRVI CVRAVIT A(NN)O SALVT(IS) 1642".

Das rechte Drittel der Tafel enthält abgesetzt die separate Inschrift für die Ehefrau: "IOHANNA SOPHIA GRAVIN VON KOLONITSCH GEBORNE GRAVIN VON THVRN".

Das Wappen für Otto Gottfried Graf v. Kollonitsch (1598-10.6.1664) ist zweimal gespalten und einmal geteilt mit geviertem Herzschild. Interessanterweise sind hier die beiden mittleren Felder 2 und 5 des Hauptschildes im Vergleich zu den anderen vier Feldern erheblich verschmälert, so daß sie wie ein Pfahl in einem ansonsten gevierten Schild wirken. Hauptschild: Feld 1 und 6: in Rot ein oben mit drei schräglinks gestellten Lindenblättern besteckter silberner Schrägrechtsbalken (Kolnitz, Kollnitz), Feld 2: in Schwarz eine silberne, auf ihrer Basis stehende "Pyramide" (eigentlich ein Tetraeder bzw. ein facettiertes Dreieck, evtl. für Gonobitz), Feld 3 und 4: in Rot ein natürlicher Panther (natürlicher Leopard, also golden mit schwarzen Flecken, für Triebenegg), Feld 5: in Rot ein aufrecht gestelltes goldenes Fischgerippe (Graden, Gradner). Herzschild: Feld 1 und 4: in Silber ein aufspringender natürlicher Wolf, Feld 2 und 3: in Rot ein goldenes achtspeichiges Wagenrad (Stammwappen Kollonitsch).

Dazu werden insgesamt fünf gekrönte Helme geführt, wobei die beiden äußersten hier seitlich neben dem Schild plaziert werden. Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der natürliche Panther (natürlicher Leopard, golden mit schwarzen Flecken) sitzend (Triebenegg), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rechts rot-silbern und links golden-rot geteilten Flug, Helm 4 (rechts neben dem Schild): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken fünf rote Straußenfedern (Graden, Gradner), vor denen eigentlich noch ein balkenweise gelegtes goldenes Fischgerippe sein müßte, welches aber hier fehlt, Helm 5 (links neben dem Schild): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, silberner, schwarz gefleckter Brackenrumpf, das Ohr mit einem schwarzen Schragen bezeichnet (Kolnitz, Kollnitz).

Werfen wir einen Blick auf die Entwicklung, die zu diesem Komplexwappen geführt hat:

1.) Stammwappen Kollonitz: In Rot ein goldenes Wagenrad, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug.

2.) Vermehrtes Wappen: Geteilt, oben in Silber aus der Teilung wachsend ein natürlicher Wolf, unten in Rot ein goldenes Wagenrad (Stammwappen), auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rechts golden-rot und links rot-silbern geteilten Flug.

3.) Freiherrliches Wappen (1588): Geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein aufspringender natürlicher Wolf, Feld 2 und 3: in Rot ein goldenes Wagenrad (Kollonitz). Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rechts golden-rot und links rot-silbern geteilten Flug, Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug (Kollonitz).

4.) Vermehrtes Wappen der 1587 mit Leonhard III. erloschenen Frhr. v. Kolnitz (Kollnitz): Geviert mit gespaltenem Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot ein oben mit drei schräglinks gestellten Lindenblättern besteckter silberner Schrägrechtsbalken (Kolnitz, Kollnitz), Feld 2 und 3: in Rot ein natürlicher Panther (natürlicher Leopard, für Frhr. v. Triebenegg, bei Z. Bartsch: Trüebeneckh; dort stets golden mit schwarzen Flecken, im Gatz abweichend silbern, im Siebmacher nur als natürlich bezeichnet, weiterhin fiel der Felsen weg, den der Leopard erklimmt), Herzschild gespalten, rechts in Schwarz eine silberne, auf ihrer Basis stehende Pyramide (evtl. für Gonobitz), links in Rot ein aufrecht gestelltes goldenes Fischgerippe (Graden, Gradner, taucht übrigens auch bei den v. Windischgrätz im vermehrten Wappen auf). Drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein balkenweise gelegtes goldenes Fischgerippe vor drei roten Straußenfedern (Graden), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, silberner, schwarz gefleckter Brackenrumpf, das Ohr mit einem schwarzen Schragen bezeichnet (Kolnitz, Kollnitz), Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der natürliche Panther (natürlicher Leopard) sitzend (Triebenegg, nach Bartsch golden mit schwarzen Flecken tingiert).

5.) Das gräfliche Wappen der Kollonitsch (Kollonitz) von Kollograd wie oben beschrieben ist eine Vereinigung des freiherrlichen Wappens Kollonitz als Herzschild mit dem Wappen Kolnitz als Hauptschild unter Verwendung aller fünf Helme, wobei im Siebmacher folgende, von der obigen bauplastischen Darstellung abweichende Reihenfolge angegeben wird, mit allen Helmen auf dem Schildrand sitzend: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug, Helm 2 (rechts innen): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein balkenweise gelegtes goldenes Fischgerippe vor drei roten Straußenfedern (Graden), Helm 3 (links innen): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rot-silbern und links golden-rot geteilten Flug, Helm 4 (rechts außen): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender, silberner, schwarz gefleckter Brackenrumpf, das Ohr mit einem schwarzen Schragen bezeichnet (Kolnitz, Kollnitz), Helm 5 (links außen): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der natürliche Panther (natürliche Leopard) sitzend (Triebenegg).

Das Wappen Kollonitsch bzw. Zay-Kollonitsch und seine verschiedenen Entwicklungsstadien werden beschrieben im Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 238 Tafel: 119, Band: NÖ2 Seite: 614 Tafel: 302, Band: OÖ Seite: 156 Tafel: 46-47. Das vermehrte Wappen der Freiherren von Kolnitz wird bei Z. Bartsch abgebildet, dort mit goldenen, schwarz gefleckten, natürlichen Leoparden in Schild und Helmzier.

Das Wappen für Johanna Sophie Gräfin von Thurn ist geviert mit gespaltenem Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber ein roter Zinnenturm mit Fenstern und einem Rundbogentor (Stammwappen Thurn, della Torre), Feld 2 und 3: in Blau zwei schräggekreuzte goldene doppelte Lilienstäbe, darunter eine goldene Lilie (Reichsvikariat in der Lombardei), Herzschild gespalten, rechts in Rot ein halber silberner Adler am Spalt, links in Silber ein rotes Kreuz (Heiligenkreuz, Grafen von Thurn Freiherren zum Heiligenkreuz).

Zu dem Wappen gehören insgesamt vier gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Zinnenturm, Helm 2 (Mitte links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Adler, Helm 3 (rechts außen): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine silberne Taube mit grünem Ölzweig im Schnabel, Helm 4 (links außen): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, roter, doppelschwänziger Löwe.

Das ist übrigens die Familie, deren Wappen, im Schild noch um den Löwen von Valsassina ergänzt, von den Taxis wegen einer nicht bewiesenen, aufgrund von Wunschdenken präsumierten Abstammung mit kaiserlicher Genehmigung von 1650 bei der Namensvereinigung usurpiert wurde.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Palais Kollonitsch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Kollonitsch
Palais Kollonitsch:
http://www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Graz%20-%20Palais%20Kollonitsch
Familie Kollonitsch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kollonitsch
Familie Kollonitsch: GHdA-Adelslexikon Bd. 6 (91), 1987, S. 402 f.
Kolnitz: Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567), Facsimile-Ausgabe mit historischen und heraldischen Anmerkungen von Dr. Josef v. Zahn und Heraldische Besprechung von Alfred Ritter Anthony v. Siegenfeld, Graz u. Leipzig, Ulrich Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff) 1893, Seite 55 Tafel 65.
Triebeneck: Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567), Facsimile-Ausgabe mit historischen und heraldischen Anmerkungen von Dr. Josef v. Zahn und Heraldische Besprechung von Alfred Ritter Anthony v. Siegenfeld, Graz u. Leipzig, Ulrich Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff) 1893, Seite 147 Tafel 82.
Bischöfliche Kollonitsch-Wappen: Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, z. B. S. 608, S. 618.
Herwig Ebner, Burgen und Schlösser Graz, Leibnitz, Weststeiermark, 1967, 204 Seiten, ISBN-10: 3850300285, ISBN-13: 978-3850300285
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Graz, von Horst Schweigert, Verlag Schroll, Wien 1979
Die Kunstdenkmäler der Stadt Graz, Die Profanbauten des 1. Bezirkes (Altstadt), 1997, 712 Seiten, Verlag: F. Berger, ISBN-10: 3850284379, ISBN-13: 978-3850284370
Sigismund von Kollonitsch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sigismund_von_Kollonitz - http://geschichte.landesmuseum.net/personen/personendetail.asp?id=2145905251
Die Kollonitsch auf diversen Bischofsstühlen:
http://epa.oszk.hu/01500/01536/00023/pdf/UJ_1997_081-103.pdf

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