Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1674
Graz (Steiermark, Österreich)

Graz, Palais Inzaghi

Das dreigeschossige repräsentative Anwesen an der Ecke Bischofsplatz 1 / Bindergasse 3 mit siebenachsiger Fassade ist das Palais Inzaghi, eines von insgesamt drei Grazer Stadtpalais mit diesem Namen. Das Haus ist benannt nach Franz Anton Graf von Inzaghi, einem Theaterdirektor von Graz, unter dessen Direktion 1775 das neue Redouten- und Schauspielhaus erbaut wurde und der der Besitzer der Herrschaft Kindberg war. Er erwarb das größere der beiden Häuser ca. 1750-75 und ließ es von Baumeister Joseph Hueber umgestalten. Es wurde ein harmonischer, symmetrischer Bau, stilistisch an der Schwelle vom späten Barock zum frühen Klassizismus. Zuvor hatte das Anwesen den Grafen von Stubenberg gehört. Die Grafen von Inzaghi sind ein lombardisches Geschlecht, das im 17. Jh. in die österreichischen Erblande kam und am 2.9.1681 in den Reichs- und erbländischen Grafenstand erhoben worden war, hier durch den steirischen Zweig vertreten. Landstände in Krain 1681 und in Görz 1686. Johann Nepomuk Graf Inzaghi Freiherr v. Kindberg (27.4.1734-13.1.1818) kaufte 1798 das kleinere Nachbarhaus. Mit dem Aussterben der Familie der Grafen Inzaghi im Mannesstamm mit Johann Nepomuks Sohn Karl Rudolph Graf Inzaghi (5.12.1777-17.5.1856) und dessen Bruder, dem k.u.k. Hauptmann Philipp (Filippo) Graf Inzaghi, geb. 1779, ging das Palais nach des Letzteren Ableben am 30.7.1857 in den Besitz der Grafen von Attems über. Die ehelichen Verbindungen zwischen beiden Familien waren vielseitig, so hatte z. B. der oben erwähnte Karl Rudolph die Maria Elisabeth Rosalia Anna Johanna Nepumocena Aloisia Theresia Gräfin v. Attems (11.11.1777-1.9.1844) geheiratet. Und Ignaz Maria Weikhard Probus Alois Franz de Paula Felix Johann Nepomuk Mathia Graf v. Attems (24.2.1774-17.12.1861) hatte Aloisia Gräfin von Inzaghi (27.11.1793-23.3.1879) geheiratet. Auch heute noch gehört das Haus der Familie der Grafen von Attems, die die Räumlichkeiten an diverse Firmen vermietet hat.

Unter Friedrich Graf Attems (8.8.1818-21.9.1901) wurde 1861 das kleinere Haus rechts neben dem Haupthaus abgerissen und vom Architekten Joseph Mixner genau in der gleichen Aufteilung und Gliederung wie das Nachbarhaus neu aufgebaut, so daß es zu dessen vierachsiger Ergänzung wurde, nur durch einen kleinen Knick im Frontverlauf abgesetzt. Die Idee der Angleichung machte den Baukörper geschlossener und dominanter, opferte aber die Symmetrie der südwestlichen, dem Bischofsplatz zugewandten Schauseite, denn jetzt sitzt das rustizierte Rundbogenportal mit der Wappenkartusche des Franz Anton Graf von Inzaghi auf dem Gebälk zwischen zwei steinernen Löwen, einem um 1775/80 entstandenen und Bildhauer Johann Piringer (Johannes Pieringer) zugeschriebenen Werk, nicht mehr in der Mitte.

Das Wappen der Grafen Inzaghi in der ovalen Kartusche ist dreimal geteilt, Feld 1: in Gold ein schwarzer gekrönter Doppeladler, hier mit Kaiserkrone zwischen den Häuptern, zwischen zwei blauen Lilien (fehlen hier), Feld 2: in Rot ein silberner, schreitender, doppelschwänziger Löwe, Feld 3: in Silber ein roter, schreitender, doppelschwänziger Löwe, Feld 4: in Gold ein schwarzer, schreitender, doppelschwänziger Löwe. Ein solcher Rhythmus von drei inhaltlich gleichen Feldern übereinander in jeweils anderer Tinktur ist bemerkenswert. Ein Oberwappen ist hier nicht dargestellt worden; unter der Kartusche sind ein Palmzweig und ein belaubter Zweig schräggekreuzt, über der Kartusche befindet sich ein kranzartiges Laubgewinde. Das Wappen wird beschrieben z. B. im Siebmacher Band: Mä Seite: 290 Tafel: 207.

Zu diesem Wappen gehören drei Helme, Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken der schwarze gekrönte Doppeladler, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, roter, doppelschwänziger Löwe, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, silberner, doppelschwänziger Löwe. Alternativ kommt die neunperlige gräfliche Rangkrone vor.

Literatur, Quellen und Links:
Palais Inzaghi: http://www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Graz%20-%20Palais%20Inzaghi%20%28Bischofsplatz%29
Palais Inzaghi:
http://de.wikipedia.org/wiki/Palais_Inzaghi_%28Bischofplatz%29
Genealogie Attems:
http://genealogy.euweb.cz/attems/attems4.html
Karl Graf von Inzaghi:
http://www.biographien.ac.at/oebl_3/39.pdf
Wappen Inzaghi: Siebmacher, Bände Mähren, Krain, Görz, Bistümer. Auszug Siebmacher Mähren:
http://www.historie.hranet.cz/heraldika/pdf/kadich-blazek1899-281-290.pdf
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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