Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1688
Graz (Steiermark, Österreich)

Graz, Mariahilfkirche

Die Mariahilfkirche ist die Wallfahrts-, Kloster und Pfarrkirche der Minoriten. Sie liegt am westlichen Ufer der Mur an der Mariahilfstraße und wurde 1607-1611 als Stiftung der Eggenberger von Baumeister und Hofbaupolier Pietro Valnegro nach Entwürfen des Grazer Hofbaumeisters und Malers Giovanni Pietro de Pomis, einem Schüler des Malers Jacopo Tintoretto, erbaut. Es überrascht, daß die Hauptfassade nach Osten gerichtet ist und der Chor nach Westen, aber so fügt es sich ungleich besser in das städtebauliche Bild ein und gibt der Vorstadt ein repräsentatives Gesicht zum Fluß. Die ursprünglich turmlose, frühbarocke Fassade läßt eine Verwandtschaft zu S. Giorgio Maggiore in Venedig erkennen, einem Werk Palladios, das mit seinem großen Dreiecksgiebel auf doppelten Halbsäulenstellungen mit Figurennischen zwischen den äußeren Paaren als Vorbild hier wohl Pate stand. Der Minoritenkonvent schließt südlich an die Kirche an, gruppiert um einen geschlossenen und einen offenen Hof. Die Kirchen- und Klosterstiftung ist vor dem Hintergrund der Gegenreformation zu sehen und war eine gezielte Maßnahme zur Förderung des Katholizismus.

 

Die dominante, stark plastisch durchgestaltete, zweitürmige Barockfassade wurde 1742-44 von dem aus Wien stammenden Josef Hueber (1715-1787) neu gestaltet, ein Baumeister, der in der Steiermark an vielen Orten Spuren hinterlassen hat. Das war jedoch nach dem Aussterben der Fürsten von Eggenberg 1717. Dadurch entstand ein weithin sichtbarer städtebaulicher Akzent der Murvorstadt. Der bauplastische Schmuck stammt von Philipp Jakob Straub, der im Innern auch den spätbarocken Hochaltar angefertigt hat, und entstand 1740-1744. Über dem Torbogen ist die Mariahilfer Gnadenmutter zwischen zwei Engeln in dramatischen, anbetenden Posen dargestellt, in den beiden seitlichen Nischen stehen Figuren von Franz von Assisi als Ordensstifter und von Antonius von Padua als weiterem Ordensheiligen zwischen den doppelten Halbsäulenstellungen. Über dem Giebelfeld ist der Höllensturz Luzifers dargestellt, der gerade aus luftiger Höhe seinen Absturz erlebt, vertrieben von Erzengel Michael, während zwei weitere Erzengel zusehen. Ein vergoldeter Blitzstrahl trifft Luzifer, und eine Schlange als Symbol des Bösen windet sich um seinen Körper.

Im aus der ersten Fassadengestaltung stammenden, dreieckigen Giebelfeld befindet sich unter einem durch einen Engelskopf abgesetzten Fürstenhut das Stammwappen der Fürsten von Eggenberg, in Silber eine goldene Laubkrone zwischen drei (2:1) im Dreipaß gestellten, auf die Krone zufliegenden, goldengekrönten schwarzen Raben, die Krone gemeinsam mit ihren Schnäbeln haltend, vgl. Siebmacher Band: Kro Seite: 221 Tafel: 160, Band: BayA1 Seite: 68 Tafel: 69, Band: NÖ1 Seite: 74 Tafel: 37, Band: Un Seite: 150 Tafel: 118, Band: OÖ Seite: 34 Tafel: 17.

Um das Wappen liegt die Ordenskette des Ordens vom Goldenen Vlies, bestehend aus doppelten, Rücken an Rücken gestellten Feuerstählen und funkenschlagenden Steinen dazwischen. Mehrere Familienmitglieder wurden Mitglied in diesem Orden: Johann Ulrich Fürst v. Eggenberg, Herzog v. Krumau, Graf v. Adelsperg (1568-18.10.1634), der Stifter und Bauherr der Mariahilfkirche, wurde 1620 Ordensritter, Johann Anton Fürst von Eggenberg im Jahre 1644, Johann Christian Fürst von Eggenberg im Jahre 1694 und Johann Seifried Fürst von Eggenberg im Jahre 1697.

Literatur, Quellen und Links:
Informationstafel am Gebäude
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Graz, von Horst Schweigert, Verlag Schroll, Wien 1979
Liste der Ritter vom Goldenen Vlies:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ritter_des_Ordens_vom_Goldenen_Vlies
Minoritensäle Graz:
http://www.minoritensaal.at/index.php?option=com_content&view=article&id=49&Itemid=54
Geschichte der Pfarrkirche:
http://www.minoritensaal.at/index.php?option=com_content&view=article&id=73&Itemid=76
Baugeschichte:
http://www.minoritensaal.at/index.php?option=com_content&view=article&id=74&Itemid=77
Baubeschreibung:
http://www.minoritensaal.at/index.php?option=com_content&view=article&id=75&Itemid=78
Genealogie der Eggenberger:
http://genealogy.euweb.cz/bohemia/eggenbg.html
Walther Ernst Heydendorff, Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren, Verlag Styria, Graz 1965.

Barbara Kaiser, Schloß Eggenberg, Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum, Veröffentlichungen der Abteilung Schloß Eggenberg Nr. 7, Graz 1994.

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