Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 897
Werneck (Unterfranken)

Schloß Werneck

Schloß Werneck in der Nähe von Schweinfurt ist die ehemalige Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe. Der Ort gelangte zwar schon im 13. Jh. an das Hochstift, doch erlangte er erst unter Julius Echter von Mespelbrunn eine gewisse Bedeutung, der aber noch Schloß Rimpar als Jagdschloß favorisierte. Erst Friedrich Carl von Schönborn, der Erbauer der Würzburger Residenz, beschloß, hier ein Schloß zu erbauen. Es sollte ein Jagdschloß werden, zugleich ländliche Zuflucht bei Pestausbrüchen, vor allem aber ein angenehmer Aufenthalt im Sommer, wenn die drückende Hitze über dem Maintal lag. Bei einer anläßlich seiner Amtsübernahme durchgeführten Huldigungsfahrt 1731 fiel ihm schon dieser Ort als idealer Platz für ein solches Schloß auf. Aber nicht nur das, das Schloß sollte auch hier im Norden des Füstentums fürstbischöfliche Präsenz zeigen, vor allem als Gegenpol zum nahen evangelischen Schweinfurt.

Es wurde 1733-1745 erbaut, erst von Balthasar Neumann - dem wohl berühmtesten fränkischen Barockbaumeister - als Bestandteil eines streng symmetrisch strukturierten Gartenbereiches geplant, dann von Johann Lucas von Hildebrandt weitergeplant, nicht minder berühmt. Beide Baumeister unterschieden sich etwas in ihrer Planung: Neumann sah eine Vierflügelanlage vor, deren Stadtseite stumpfwinklig gebrochen sein sollte. Hildebrand war das zu eng, er öffnet das Schloß zum Vorhof unter Verzicht auf den vierten Flügel und führt die beiden Turmakzente ein, die ursprünglich ein Gitter verbinden sollte, das aber nicht zur Ausführung kam. Neumann war Leiter der Bauarbeiten, und die Schloßkirche ist seine Schöpfung, eine Meisterleistung, diese Kirche in den querrechteckigen Eckpavillon einzupassen, so daß von außen die Funktion vollkommen der symmetrischen Form untergeordnet ist. Die Baukosten des Schlosses werden mit 368429 Gulden beziffert.

Der Ort höfischen Landlebens ohne zeremoniellen Zwang - so war es angedacht - wurde ein gewaltiges Bauwerk, das es von den Dimensionen fast schon mit der Würzburger Residenz selbst aufnehmen kann. Im Süden der Stadt liegt die Anlage, von dieser durch das eigens kanalisierte und umgeleitete Flßchen Wern getrennt, leicht nach Südosten gedreht. Vier Eckrisalite spannen ein Rechteck auf, drei Flügel sind dazwischen eingepaßt. Der längere Flügel, der Südflügel, besitzt einen Mittelrisalit, zum Ehrenhof und besonders weit zur Gartenseite vorspringend. Zur Stadtseite bilden die drei Flügel einen tiefen Ehrenhof, der durch zwei innen angebaute Treppentürme eine besondere architektonische Theatralik erhält. Im nordwestlichen Eckrisalit ist die Schloßkirche untergebracht. In allem fällt auf, daß die riesige Baumasse durch diese Risalite und Türme, dazu durch die unterschiedlichen Dachformen kräftig durchstrukturiert ist und eine einzigartige Architekturlandschaft bildet.

Zur Stadt hin lagern breit die Nebengebäude. Zwei rechteckige Einheiten (mit eigenem Innenhof), die jede viertelkreisförmig eingezogen sind, so daß sie gegenüber dem Ehrenhof einen Halbkreis bilden, geben zwischen sich einen schmalen Durchgang frei, der mit einem prachtvoll geschmiedeten Gitter aus der Meisterhand von Johann Georg Oegg verschlossen ist, welches eigentlich für die Würzburger Residenz angefertigt worden war und erst 1855 hier eingebaut wurde. Die ursprüngliche Planung sah nur diese beiden Elemente vor, später wurden sie jedoch an der südöstlichen bzw. südwestlichen Ecke durch lange seitliche Anbauten verlängert, so daß die Straßenfront jetzt mehr als dreimal so breit ist wie das eigentliche Schloß. Diese Nebengebäude sind ebenfalls an den Ecken mit Risaliten betont und strukturiert, insgesamt 8 an der Zahl.

Von der Fassadengliederung her ist das Schloß dreistöckig, über einem hohen Sockelgeschoß werden die beiden Obergeschosse durch zwischen jeder Fensterachse angebrachte Pilaster in Kolossalordnung zusammengefaßt.

Heute sehen wir das Schloß eingebettet in einen weitläufigen englschen Landschaftspark. Im Barock war die Planung eine andere: Die Landschaft wurde weiträumig durch ein System einer Hauptachse und einem Netz diagonaler Alleen strukturiert. Die Hauptachse sollte als point de vue ein Jagdschlößchen bekommen, das aber nicht ausgeführt wurde, davor zwei Fasanerien mit Gehegen.

Nach der Zeit als fürstbischöfliche Sommerresidenz mußte das Schloß die unterschiedlichsten Schicksale hinnehmen: Palast des Großherzogs von Toskana, wobei im Innern viel der ursprünglichen Ausstattung zerstört wurde, "Narrenhaus", Unteroffiziersschule der Luftwaffe, Lazarett, Nervenheilanstalt und orthopädische Klinik. Dieses ist das Schloß auch noch heute. Der Schloßpark ist hingegen frei zugänglich.

Im Giebel des Mittelrisalits befindet sich gartenseitig das Wappen des Bauherrn Friedrich Carl von Schönborn als Bischof von Würzburg und Bamberg (es gibt nur Wappen mit beiden Bistümern, da die Regierungszeiten deckungsgleich sind). Phototip: Bestes Licht vormittags, gutes Tele nötig. Hinter dem Schild schräggekreuzt Schwert und Krummstab als Insignien der weltlichen und geistlichen Macht, darüber der Fürstenhut, der ihm als Fürstbischof zustand, darüber wiederum die Kaiserkrone, die ihm als Bischof von Bamberg zustand, das dieses Privileg aus der kaiserlichen Stiftung des Bamberger Bistums ableitet. Zwei widersehende Löwen dienen als Schildhalter. Im einzelnen stehen die Felder für:

Optisch linke, heraldisch rechte Spalte, von oben nach unten:

Mittlere Spalte, von oben nach unten:

Optisch rechte, heraldisch linke Spalte, von oben nach unten:

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Wilfried Hansmann: Balthasar Neumann, Leben und Werk, Du Mont Taschenbücher, Köln 1986, ISBN 3-7701-1814-6
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X

Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn
Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Wappen der Fürstbischöfe von Bamberg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein - Der Bamberger Löwe

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