Bernhard
Peter
Wappen der
Trierer Fürstbischöfe
Die Geschichte der Wappen der Trierer Fürstbischöfe und Bischöfe - Teil (2): 1711-1801
Karl Joseph von Lothringen (1711-1715)
Eltern: Karl IV. Leopold Herzog von Lothringen (3.4.1643-18.4.1690), 1646 Abt zu Gorze, 1647-1659 Abbé de Senones, 1648-1659 Propst zu St.-Die, 1651-1661 Domherr zu Köln, 1657 Abbé de Jovilliers, 1661/1669 Herzog, 1678 Gubernator von Tirol und der ober- und vorderösterreichischen Lande, 1680 kaiserlicher Generalleutnant, Maria Eleonore Josepha von Österreich (1653-17.12.1697). Großeltern: Nikolaus Franz Herzog von Lothringen und Bar Marquis de Hattonchatel (6.12.1609-1670), Claudia Herzogin von Lothringen (1612-2.8.1648), Kaiser Ferdinand III. (1608-2.4.1657), Eleonora Gonzaga (18.11.1630-6.12.1686).
Hier haben wir wieder einen Bischof, der die Anhäufung kirchlicher Würden und Ämter liebte: Im Alter von zarten 15 Jahren war er bereits 1695 Bischof von Olmütz, 1698 wurde er Bischof von Osnabrück, 1711 wurde er Erzbischof von Trier, mußte Olmütz zwar dafür aufgeben, führte es aber dennoch weiter in seinem Wappen. Das Amt hatte er nur 4 Jahre inne, dann starb er früh, so daß kaum Wappen von ihm existieren, eines ist am Amtshaus Daun, eines am Amtshaus Welschbillig. Beide sind wie folgt aufgebaut (Variante 1):
Bildbeispiel: Welschbillig, kurtrierisches Amtshaus (jetzt Pfarrhaus) auf dem Gelände der ehemaligen Burg
Doch das ist nur die "mittlere" Version. Im Siebmacher wird noch eine "große" Version beschrieben, die drei Ebenen hat (Variante 2). Zwischen den Hauptschild (Ebene 1) mit den Amtswappen und den Herzschild (Ebene 3) mit dem Stammwappen wird ein Mittelschild (Ebene 2) mit Ansprüchen der Lothringer geschoben. Es handelt sich also einfach nur um ein erweitertes Familienwappen, das dem Amtswappenschild aufgelegt wird. Es ist dann wie folgt aufgebaut:
Eine weitere Darstellungsvariante ist die mit unterlegtem Johanniterkreuz (Malteserkreuz), denn der Träger war seit 1693 Großprior des Malteserordens zu Kastilien und Leon. Auf dem Photo oben sind Enden des achtspitzigen Kreuzes seitlich der Kartusche zu erkennen.
Eine bauplastisch belegte Sonderform löst die Feldergrenzen des Wappenbildes von Kurtrier auf. In heraldisch nicht korrekter Weise wird das kurtrierische durchgehende Balkenkreuz als teilendes Element in einem gevierten Schild eingesetzt. Ein solches Wappen (Variante 3) findet sich in der Pfarrkirche Mürlenbach in der Eifel (Danke an Herrn Ernst Becker für diesen Hinweis): Der Hauptschild zeigt ein durchgehendes rotes Balkenkreuz, bewinkelt von zwei Osnabrücker Rädern in 1 und 4 sowie von zwei Prümer Lämmern in 2 und 3; der Herzschild zeigt das Stammwappen Lothringen. Es ist nicht nur heraldisch unzulässig, ein einzelnes Feld durch Auflösung seiner Grenzen und Hinzunahme fremder Figuren seiner Identität zu berauben, sondern es ist auch farblich problematisch. Das Osnabrücker Rad steht auf silbernem Feld, hier mag eine Verschmelzung noch farblich nachvollzogen werden können, doch das Prümer Lamm steht auf rotem Feld, wodurch die silberne Feldfarbe des Trierer Kreuzes verunmöglicht wird, außerdem würde an jeweils zwei Kanten Rot an Rot grenzen. Dieses Wappen in Mürlenbach ist somit eine heraldisch unzulässige Verschmelzung der Einzelkomponenten. Unter dem Schild ist ein Johanniterkreuz zu sehen. Auf der barocken Kartusche ruht der Kurhut, hinter ihr sind schräggekreuzt Krummstab und Schwert als fürstbischöfliche Insignien.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716-1729)
Eltern: Philipp Wilhelm Kurfürst von der Pfalz (24.11.1615-12.9.1690), Elisabeth Amalia Magdalene von Hessen-Darmstadt (20.3.1635-4.8.1709). Großeltern: Wolfgang Wilhelm Pfalzgraf bei Rhein zu Zweibrücken-Neuburg Herzog von Bayern (4.11.1578-20.3.1653), Magdalene von Bayern (4.7.1587-25.9.1628), Georg II. Landgraf von Hessen-Darmstadt (17.3.1605-11.6.1661), Sophie Eleonore Herzogin von Sachsen (23.11.1609-2.6.1671).
Das war wieder so ein "Ämter-Sammler" auf dem Trierer Bischofsstuhl: Breslau, Worms, Ellwangen, Trier, später Mainz - kaum zu glauben, daß er alle Ämter tatsächlich nicht nur innehatte, sondern auch ausübte. Und weil das anscheinend noch nicht genug war, kam noch die Würde des Hoch- und Deutschmeisters des Deutschen Ordens hinzu. Vielbeschäftigter Mann, bei dem man annehmen muß, daß seine Wappen eine höhere Präsenz zeigten als seine Person.
Sein Wappen ist aufgeteilt in Hauptschild, Mittelschild, Hochmeisterkreuz und Herzschild und nochmals einen winzigen Schild auf diesem, hat also rein formal 5 (!) Ebenen übereinander. Der Hauptschild enthält das Familienwappen, also amtsunabhängige Komponenten, die auch während seiner Lebenszeit nicht verändert wurden. Der Mittelschild enthält Amtswappen, die im Laufe seiner Karriere Änderungen erfuhren. Zwischen Mittelschild und Herzschild liegt das Hochmeisterkreuz, der Herzschild mit dem schwarzen Adler in Gold gehört zu ihm. Das winzige Herzschildchen ganz obenauf ist wieder ein kirchenamtsabhängiges Detail.
Bildbeispiel: Haupteingang Schloß Horneck in Gundelsheim am Neckar, ehemaliger Sitz des Deutschmeisters
Der Mittelschild enthält ausschließlich geistliche Ämter. Dieser Mittelschild hat sich im Laufe des Lebens entsprechend verändert, er wurde immer den jeweiligen Ämtern angepaßt. Frühe Hochmeisterwappen zeigen im Mittelschild Worms, Ellwangen und Breslau, welches beide unteren Felder einnimmt. Als Fürstbischof von Trier rückt Breslau in ein einziges Feld (Nr. 4 oder 3), das Prümer Lamm belegt Feld 3 oder 4. Ein kleiner Herzschild (Ebene 5) noch auf dem Hochmeister-Herzschild zeigt das Trierer rote Kreuz in Silber. 1729 wurde dieses gegen das Mainzer silberne Rad in Rot ausgetauscht, dem Ämterwechsel entsprechend.
Die dritte und vierte Ebene des Wappens bildet das über alles gelegte Hochmeisterkreuz, ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz. Herzschild in Gold, belegt mit einem schwarzen Adler. Das aufgelegte kleinste Schildchen zeigt in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, Zeichen des Fürstbistums Trier.
Oben abgebildet Schloß Horneck in Gundelsheim am Neckar. Die Reihenfolge im Mittelschild kann sich ändern (Felder 3 und 4 ausgetauscht). Ein solches Beispiel befindet sich im Innenhof der Steipe am Hauptmarkt zu Trier.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Franz Georg von Schönborn (1729-1756)
Eltern: Melchior Friedrich Graf von Schönborn (16.3.1644-19.5.1717), Maria Anna Sophia Johanna von Boineburg und Lengsfeld (16.10.1652-11.4.1726). Großeltern: Philipp Erwein Freiherr von Schönborn (1607-4.11.1668), Maria Ursula von Greiffenclau-Volraths (15.7.1612-28.8.1682), Johann Christian Graf von Boineburg und Lengsfeld (1622-1672), Anna Christina Schütz von Holzhausen.
Ein Sammler von kirchlichen Würden: Erst nur Erzbischof von Trier, dann auch Fürstbischof von Worms und schließlich auch Fürstpropst von Ellwangen. Hier sei das komplette Wappen beschrieben, wie Franz Georg es ab 1732 bis zu seinem Tode 1756 geführt hat: Das komplexe Wappen hat 13 verschiedene Felder und drei Ebenen:
Schöne Beispiele finden sich an seinem Grabaltar im Trierer Dom, an der Kirche St. Paulin zu Trier und an der Abtei Prüm. Ein weiteres Wappen befindet sich an der Wallfahrtskirche Schönenberg über Ellwangen. Wegen der außerordentlichen Vielfalt und Anzahl wird dieses Wappen in der Regel ohne Helme geführt. Fürstenhut, Kreuz, Schwert und Krummstab markieren den hohen Rang des Trägers.
Bildbeispiele: Abb. links Abtei Prüm, Nordfassade des kurfürstlichen Schlosses. Abb. rechts: Trier, St. Paulin, über dem Hauptportal.
Es gibt dieses Wappen aber auch mit allen zugehörigen Helmen, das sind 11 Stück! Der innerste, mittlerste Helm gehört dabei zum Herzschild und zeigt das Stammkleinod der Familie. Die nächsten vier Helme, also die beiden inneren je rechts und links vom zentralen Helm, gehören thematisch zum Mittelschild und zeigen die Kleinode der kirchlichen Ämter. Und die verbleibenden sechs Helme, je die drei äußeren, stehen für sechs von acht Feldern des Hauptschildes und gehören zum vermehrten Familienwappen, wobei nur die beiden Felder mit Gnadenwappen, das sind der Reichsadler und das österreichische Wappen, ganz oben und ganz unten in der Mittelachse, unberücksichtigt bleiben.
Bildbeispiel: Trier, St. Paulin, Wappendarstellung am Übergang vom Langhaus zum Chor
Von diesem Wappen gibt es auch eine "Kurzform", eine Besonderheit, die das Schönbornwappen mit dem des Fürstbistums zu einem vollkommen neuen Bild vereint, das Beider Bestandteile ohne Feldgrenzen übereinander legt. Die Blasonierung müßte lauten: In Silber mit rotem durchgehenden Kreuz auf drei schwebenden, aufsteigenden silbernen Spitzen schreitend ein goldener, gekrönter und rotgezungter Löwe. Hauptschild und Herzschild verschmelzen hier entgegen den Regeln der Heraldik, die Individualität der Felder und Inhalte möglichst zu wahren. Eine solche Wappenvereinigung ist in der Heraldik unüblich, vielmehr als barocke Inszenierung des Kurfürsten zu sehen, der sich so stark mit dem Fürstbistum gleichsetzt, daß buchstäblich die Grenzen zwischen Person und Amt verwischen. Es ist eine barocke Apotheose des Bauherrn, der das Bischofsamt als so untrennbar mit seiner Person verbunden sieht, daß die klassischen Grenzen überflüssig werden.
Bildbeispiel: Trier, St. Paulin, an allen Fenstern des Landhauses sowie an den eingezogenen Partien der Front rechts und links des Turmes.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768)
Eltern: Carl Lothar von Walderdorff (22.1.1656-1722), Herr zu Molsberg und Isenburg, Kapitänleutnant bei der kaiserlichen Armee, kaiserlicher Obrist, kämpfte 1683 gegen die Türken vor Wien, Anna Catharina Elisabeth von Kesselstatt (5.1.1671-1733). Großeltern: Georg Friedrich von Walderdorff (18.9.1618-13.7.1672), Herr zu Molsberg und Isenburg, kaiserlicher Leutnant im susischen Regiment, Reiterhauptmann in Mainz, wurde am 8.7.1660 zusammen mit seinen Brüdern in den Reichsfreiherrenstand erhoben, Johanna Elisabeth Frey von Dehrn (1618-16.4.1658), Johann Eberhard von Kesselstatt (25.4.1621-25.4.1673), Anna Antonetta Freiin von Orsbeck (-1716).
Das Wappen hat zwei Ebenen, die untere ist der Hauptschild mit den Kirchenämtern, die obere ist der Herzschild mit dem Familienwappen. Beide sind aus je zwei Komponenten geviert, was das Wappen insgesamt sehr symmetrisch wirken läßt. Es ist im Detail wie folgt aufgebaut:
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Der Zeit entsprechend fehlen bei der Darstellung meistens die Helmzieren. Theoretisch möglich und denkbar wären:
Einen Beleg mit einer solchen Darstellung habe ich bisher nicht gefunden. Üblich ist die Abbildung mit Krone über dem Herzschild, Fürstenhut über dem Hauptschild und dahinter Kreuz, Schwert und Krummstab.
Bildbeispiel: Abtei Prüm, Nordfassade des kurfürstlichen Schlosses
Eine parallel geführte, vereinfachte Variante, überflüssige Vierungen werden entfernt, und der Herzschild hat nur das Stammwappen. Aufbau:
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
1763 wird er auch Bischof von Worms. Seitdem wird Worms im Wappen geführt, überflüssige Vierungen werden entfernt, und der Herzschild hat nur das Stammwappen. Aufbau:
Bildbeispiel: Koblenz, Liebfrauenkirche, Schlüssel hier schräglinks, Lamm einwärts.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768-1801)
Eltern: Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen König von Polen (17.10.1696-5.10.1763), Maria Josefa Benedikta Antonia Theresia Xaveria Philippine Erzherzogin von Österreich (8.12.1699-). Großeltern: Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen König von Polen (1670-1.2.1733), Markgräfin Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth (29.12.1671-5.9.1727), Kaiser Joseph I. (26.7.1678-17.4.1711), Wilhelmine Amalie Prinzessin von Braunschweig-Calenberg (21.4.1673-10.4.1742).
Clemens Wenzeslaus war zuerst Bischof von Augsburg, ehe er auch Erzbischof von Trier wurde. Demzufolge finden wir kein Wappen aus der Trierer Zeit ohne die Augsburger Komponente. Aber erst nach dem Trierer Amt bekam er die Propstei Ellwangen, also gibt es zwei Wappen-Varianten: 1768-1787 ohne Ellwangen und 1787-1803 mit Ellwangen.
Ersteres soll hier dargestellt werden: Das Wappen hat drei Ebenen, die untere ist der Hauptschild mit den Kirchenämtern, Kurfürst und Erzbischof von Trier sowie Bischof von Augsburg, die mittlere Ebene ist der Mittelschild mit weitreichenden familiären Ansprüchen auf Polen und Litauen, denn Clemens Wenzeslaus Hubertus Franziskus war Prinz von Polen, die oberste Ebene ist der Herzschild mit dem Familienwappen, denn er war gebürtig ein Wettiner und Herzog von Sachsen. Das frühe Wappen dieses Fürstbischofs ist im Detail wie folgt aufgebaut:
Bildbeispiel: Trier, Hauptwache am Hauptmarkt
1787 erwarb er die Fürstpropstei Ellwangen. Im Fürstenrat des Reichstags befand sich deren Platz rangmäßig vor der Fürstabtei Prüm, deshalb wurde Ellwangen nun auf Platz 3 und Prüm auf Platz 4 des Hauptschildes geführt:
Prüm war Platz 33, Ellwangen Platz 29 im Reichsfürstenrat. In der gemäß ihrer Rangfolge richtigeren Anordnung findet man das Wappen am Rathaus in Niederselters.
Bildbeispiel: Niederselters (Taunus), ehemalige kurfürstliche Kaserne, heute Rathaus
Eine andere Anordnung, mit Ellwangen auf Platz 4 und Prüm auf Platz 3, findet man hingegen am kurfürstlichen Schlößchen von Bad Bertrich im Dreiecksgiebel des Mittelrisalites der östlichen Gebäudeseite:
Bildbeispiel: Bad Bertrich, Schlößchen, 1786-1787 erbaut
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Die Geschichte der Wappen der Trierer Fürstbischöfe und Bischöfe - Teil (3): 1802-2020
Charles Mannay (1802-1816)
Das Wappen des Bischofs aus napoleonischer Zeit ist eine ganz und gar gegen die Regeln guter Heraldik verstoßende Komposition: In Blau ein Monogramm, bestehend aus einem breiten lateinischen M, das in der Mitte von einem gestreckten lateinischen C belegt ist. Inful auf und Bischofsstab hinter dem Schild.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Joseph Alois Hommer (1828-1836)
Das Wappen des Bischofs, der am 7.8.1823 vom König von Preußen die Anerkennung seines Adels erhielt, ist geteilt:
Hinter dem Schild Kleeblattkreuz und Krummstab, auf dem Schild die Bischofsmütze.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Wilhelm Arnoldi (1842-1864)
Lt. Siebmacher Bistümer: in Schwarz ein Kleeblattkreuz. Hinter dem Schild Kleeblattkreuz und Krummstab, auf dem Schild die Bischofsmütze. Die vorhandenen bauplastischen Beispiele in Trier stimmen hinsichtlich der Tingierung nicht mit diesen Angaben überein.
Bildbeispiel: Trier, Kilianskapelle.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Leopold Pelldram (1865-1867)
Erstmalig taucht wieder das Trierer Kreuz im Wappen auf, das zwischenzeitlich ganz unterschlagen worden war. Das Wappen des Bischofs ist geviert:
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Dr. Matthias Eberhard (1867-1876)
Die Sache mit dem wiederaufgenommenen Trierer Kreuz wird weiter verbessert, jetzt steht es wieder in den angestammten Feldern 1 und 4. Das Wappen des Bischofs ist geviert:
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Dr. Matthias Wehr (1951 - 1966)
Das Wappen von Matthias Wehr (6.3.1892-6.11.1967), Trierer Bischof (20.12.1951-19.11.1966) ist nach klassischen Gestaltungsprinzipien geviert:
Bildbeispiel: Trier, St. Paulin, über dem Hauptportal
Auf bzw. hinter dem Schild sehen wir beim Bildbeispiel mittig ein Kreuz, heraldisch rechts eine Inful und heraldisch links einen Bischofsstab, über allem die Insignien nach modernem Schema klerikaler Wappen, ein schwarzer (eigentlich grüner) Galero mit abhängenden Fiocchi, hier 2 x 10 in 4 Reihen und in der grüner Farbe (dazu siehe weiter unten).
Matthias Wehr stammte aus dem saarländischen Kreis Merzig, besuchte Schule und Universität in Trier, Innsbruck und Rom, promovierte dreimal, nämlich 1914 (Dr. phil.), 1922 (Dr. theol.) und 1924 (Dr. iur. can.), wurde am 26.3.1921 zum Priester geweiht, lehrte 1929-1951 an der Theologischen Hochschule in Trier Kirchenrecht und Pastoraltheologie und wurde 1951 dortselbst Rektor. Dann kam der hochgelehrte Wehr ganz schnell an die Spitze des Bistums: Am 3.8.1951 wurde er Weihbischof in Trier, am 29.10. des Jahres empfing er die Bischofsweihe, und am 20.12. des Jahres saß er auf dem Trierer Bischofsstuhl.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Trier, St. Paulin, über dem Hauptportal
Dr. Reinhard Marx (2002 - 2008)
Am Bischofspalast in Trier in der Liebfrauenstraße wird mit dem Amtseintritt eines neuen Bischofs das Feld in der spätbarocken, von zwei Schildhalterlöwen flankierten Kartusche ausgetauscht - eine lebendige heraldische Tradition. Hier das Wappen von Dr. Reinhard Marx:
Das persönliche Wappen, in Blau ein goldener Markuslöwe, ist unterlegt von einem zweiten silbernen Schild mit dem roten Trierer Kreuz. Der Wappen-Schild ist auf ein bischöfliches Vortragekreuz aufgelegt. Über dem Wappen schwebt ein grüner Prälatenhut mit 2x 10 ebenfalls grünen Fiocchi in 4 Reihen.
Damit ist die Wappenkomposition zur einfachen, schlichten und wirkungsvollen Kombination aus Person und Amt zurückgekehrt, wie sie schon in der Gotik praktiziert wurde: Das Trierer Kreuz bekam schon unter Otto Graf von Ziegenhain (1418-1483) einen Herzschild mit dem Familienwappen aufgelegt.
Andererseits ist das Wappen auch ein Bruch mit einer anderen Tradition, denn der Schild mit dem Markuslöwen ist kein Familienwappen, sondern wurde eigens für den Bischof von Trier geschaffen. In Paderborn führte er ein ganz anderes Wappen, in dem der Markuslöwe nicht vorkam, so daß hier nicht die geringste Kontinuität gegeben ist. Nur der Wahlspruch ist geblieben.
Bischofspalast zu Trier, Wappen des Bischofs Dr. Reinhard Marx
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Trier, Bischofspalast in der Liebfrauenstraße (inzwischen ausgetauscht)
Dr. Stephan Ackermann (2009 - ad multos annos)
Zum Amtsantritt wurde das Wappen am Bischofspalast in Trier in der Liebfrauenstraße ausgewechselt. Das Wappen ist geviert:
Der Wappen-Schild ist auf ein bischöfliches Vortragekreuz aufgelegt. Über dem Wappen schwebt ein grüner Prälatenhut mit 2x 10 ebenfalls grünen Fiocchi in 4 Reihen. 10 Fiocchi in vier Reihen? Wie ein Erzbischof also? Die Ausnahme von der Regel, daß ein Bischof drei Reihen und ein Erzbischof vier Reihen führt, ist das Bistum Trier: Früher war es ein Erzbistum, seit 1802 und dem Konkordat zwischen Papst Pius VII. und Kaiser Napoleon (damals war das Gebiet Frankreich zugehörig) ist Trier nicht mehr Erzbistum, sondern Bistum. Das blieb auch so, nachdem Trier wieder preußisch geworden war. Dennoch hat sich aus Tradition nichts an der heraldischen Symbolik geändert, nach wie vor werden grüner Prälatenhut mit 2x 10 Fiocchi in vier Reihen geführt, desgleichen wird der Schild einem bischöflichen Vortragekreuz aufgelegt. Die Wappen aller Trierer Bischöfe von Charles Mannay (1802-1816) bis hin zu Bischof Ackermann (ab 2009) zeigen diese historisch begründete Besonderheit, mit Ausnahme (die Ausnahme von der Ausnahme) des Wappens von Hermann Josef Spital (1981-2001).
Wahlspruch des Bischofs &bdquoIn lumine tuo Domine&ldquo &ndash &bdquoIn deinem Licht, o Herr&ldquo, ein Zitat aus "Apud te, Domine, est fons vitae, et in lumine tuo videbimus lumen" - "Herr, bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht" (Ps 36,10).
Symbolik: Palmzweig (Attribut des Namenspatrons Stephanus, erster Märtyrer des Christentums) und Pflug (redendes Wappen für den Familiennamen "Ackermann", naheliegend ein Gerät zur Feldbearbeitung, zugleich Sinnbild für die Seelsorge) wurden von Dr. Stephan Ackermann schon als Weihbischof im Wappen geführt, wenn auch ein klein wenig anders positioniert. Die Symbole wurden lediglich mit dem Trierer Kreuz, dem Bistumssymbol, geviert. In seinem Wappen als Weihbischof war das Trierer Kreuz zwar auch vorhanden, aber nur einmal im oberen Teil des Schildes.
Ein weiteres aus Metall gefertigtes Wappen befindet sich übrigens an der schmiedeeisernen Brüstung der Freitreppe.
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
Literatur:
Siehe zusätzlich allgemeines
Quellenverzeichnis bzw. die bei den jeweiligen Objekten
angegebenen Quellen.
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Ein herzliches Dankeschön an Herrn
Ernst Becker aus Mürlenbach für wertvolle Hinweise zum
Lothringen-Wappen in der dortigen Pfarrkirche.
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum von St. Paulin mit
freundlicher Erlaubnis von Pfarrer J. Waldorf vom 13.3.2013,
wofür ihm hier ganz herzlich gedankt sei.
Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)
Die Entwicklung des Wappens der von
Schönborn
Die Wappen der
Herren, Freiherren und Grafen von Walderdorff
©
Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2013
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