Bernhard Peter
Sächsische Wappen (1), Ernestinische Linie

Entstehung von Sachsen-Wittenberg
Beginnen wir unsere Geschichte von Sachsen mit dem Aussterben der Billunger 1106. Das Herzogtum Sachsen kam erst an Lothar von Süpplingenburg, dann 1138 an die Askanier (Albrecht der Bär), aber schon 1142 an Heinrich den Stolzen, einen Schwiegersohn Lothars aus dem Hause der Welfen. Heinrich der Löwe aus gleichem Hause erweiterte das Herzogtum um Mecklenburg und um das westliche Pommern. 1180 stürzte er, und das war das Ende des alten Herzogtums Sachsen. Nachfolger in der Beherrschung des riesigen Gebietes waren das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, die Askanier in Ostsachsen (Ostfalen), das Herzogtum Engern und Westfalen und die Hochstifte. Ostsachsen erhielt Bernhard III. zu Lehen. Das Herzogtum umfaßte die Gebiete der heutigen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Gegen Ende des 13. Jh. teilte sich das Herzogtum Sachsen unter den beiden Söhnen Bernhards, Heinrich bekam die alten askanischen Grafschaften sowie Erb- und Stammlande in der Region des Vorharzes und der unteren Saale (Anhalt), und Albrecht I. erhielt Sachsen-Wittenberg, also das Herzogtum Sachsen sowie mehrere askanische Stammgüter östlich und direkt an der Mulde sowie Streubesitz in der alten askanischen Grafschaft Aschersleben. Albrecht I. nannte sich ab 1227 Herzog von Sachsen, Engern und Westfalen. Als Albrecht I. 1261 starb, teilten sich erst seine beiden Söhne in die Regierung. Der ältere Bruder löste sich aber 1282 mit Landesteilen im Norden aus der gemeinsamen Regierung heraus, und Albrecht II teilte schließlich das Land 1295 endgültig mit seinen Neffen anläßlich deren Volljährigkeit. Der abgespaltene Landesteil ist Sachsen-Lauenburg. Albrecht II regierte über das verbliebene Gebiet und nannte es Sachsen-Wittenberg. Aber das askanische Herzogtum verlor nicht nur Gebiet, es gewann auch welches: 1290 kam die Burggrafschaft Magdeburg hinzu, ferner die Grafschaft Brehna. Das neue askanische Herzogtum Sachsen war gebietsmäßig insgesamt immer noch erheblich kleiner als das alte. Dennoch war es eines der bedeutendsten Herzogtümer des Reiches, denn die Goldene Bulle legte 1356 fest, daß es die Kurwürde dauerhaft bekommt und einen der sieben Kurfürsten stellt. Die Herzöge von Sachsen-Wittenberg regierten bis zu ihrem Aussterben 1422.

Genealogie von Sachsen-Wittenberg

Die Wappen der Askanier und der Rautenkranz
Das Wappen Sachsens, aller späteren Herzogtümer etc. ist der Rautenkranz: Von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz. Das Schildbild stammt aus der Zeit der Askanier und ging später 1423 auf die Wettiner mit der Übernahme von Namen und Land über.

Die Askanier hatten einen gespaltenen Schild, vorne als Markgrafen von Brandenburg den roten brandenburgischen Adler am Spalt in Silber, ihr eigentliches Geschlechtswappen, hinten die schwarz-goldenen Teilungen ohne Rautenkranz, das Wappen von Ballenstedt. Diesen aus Brandenburg und Ballenstedt gespaltenen Schild zeigt z. B. die Züricher Wappenrolle, desgleichen die Heidelberger Handschrift des sächsischen Land- und Lehensrechtes. Heute sehen wir genau neun Teilungen als korrekt an, damals unterlag die Anzahl noch einer größeren Variationsbreite. Die Helmzier war ein breitkrempiger, oben mit einem Pfauenstoß besteckter Hut. Im Laufe der Entwicklung wurde daraus ein Spitzhut oder Schaft, der mit dem Schildbild belegt wurde.

In der zweiten Hälfte des 13. Jh. (1261) erscheint der Rautenkranz als Beizeichen zur Differenzierung. Ein Zweig mit Blättern wurde schräg über den Schild gelegt. Der Rautenkranz war also ursprünglich eine Wappendifferenzierung des alten Askanierwappens durch den jüngeren Bruder Albrecht von Sachsen, während Heinrich von Aschersleben das Askanierwappen unverändert (von Schwarz und Gold neunmal geteilt) führte.

Ein Rautenkranz ist eine sich horizontal oder diagonal (auch gebogen, das macht keinen Unterschied) durch das Wappen ziehende Zierleiste in einer speziellen Form, bestehend aus einem "tragenden Balken" mit daran sitzenden kleeblattförmigen Blättchen, die durch geschwungene Bögen miteinander verbunden sind und evtl. noch Zwischenzacken haben können, einer Girlande oder einem langen Kronreifsegment oder einer balkenförmig in die Länge gezogenen Krone sehr ähnlich. Die Formen sind vielfältig, immer jedoch ist der Bezug zu einer Blattform gegeben.

Der wirkliche heraldische Ursprung ist noch nicht geklärt, die Theorien reichen von einer Blattkrone über Dornenkrone, Schapel (Sendelbinde) oder stilisierter Herzogskrone bis hin zum einfachen Ornament, dem wahrscheinlichsten Ursprung. Da gerade in der formativen Zeit der Heraldik die graphische Aussagekraft wichtiger war als der später hinzugedichtete Symbolismus, kann man primär von einer ornamentalen Differenzierung des Wappens ausgehen, die sekundär mit assoziativen Begrifflichkeiten belegt wurde, und wegen der Ähnlichkeit mit Blättern der Raute (Weinraute, Ruta graveolens aus der Familie der Rutaceae, der Rautengewächse), einer alten Gewürz- (vgl. auch Grappa) und im mittelalterlichen Arzneischatz wichtigen Heilpflanze (ätherische Öle, aber - cave - auch photosensibilisierend durch die Furanocumarine), könnte dieser feststehende Begriff entstanden sein.

Interessant ist hier eine Figur aus einem Reitersiegel des Herzogs Erich I von Sachsen-Lauenburg aus dem 14. Jh., wo auch die Pferdedecke mit einer Art belaubter Zweige mit analogen Blättchen belegt ist, was entweder die Ableitung des Motivs von einem belaubten Zweig stützt oder aber die nachträgliche Belegung des Motivs mit dieser gegenständlichen Zuordnung.

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

 

Abb.: Zeichnung von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1902.

Die Wettiner übernehmen
Als die Herzöge von Sachsen-Wittenberg ausstarben, brauchte man einen verdienten Nachfolger. Die Wahl fiel auf den Wettiner Friedrich, Markgraf von Meißen. Wer war der neue Kurfürst? Friedrich I. Kurfürst v. Sachsen wurde am 11.4.1370 in Altenburg geboren. Er war Markgraf Friedrich IV. von Wettin, von Meißen und Landgraf von Thüringen. "Die Wettiner" wird das Geschlecht nach der Stammburg Wettin nordöstlich von Halle an der Saale genannt. Seit dem ausgehenden 11. Jh. waren sie Markgrafen von Meißen. Friedrich wurde auch der Streitbare, bellicosus, genannt. 1391 zog er mit dem Deutschen Orden gegen Polen, 1400 Kauf von Königsberg, 1409 Gründer der Universität Leipzig, Kämpfer gegen Hussiten, so daß die folgende Belehnung durch Kaiser Sigismund als Belohnung für den Einsatz in den Hussitenkriegen zu verstehen ist. Das Aussterben der Askanier fiel mitten in die Hussitenkriege, in deren Folge böhmische Truppen die Länder Sachsens verwüsteten, die Hussiten bis Magdeburg vordrangen, die Oberlausitz, Colditz, Dresden, Altenburg und Plauen brandschatzten und sogar Meißen belagerten. Am 6.1.1423/1.8.1425 wurde er Kurfürst und mit dem Herzogtum Sachsen, mit dem Erzmarschallamt, der Pfalz Allstedt, der Grafschaft Brehna und der Burggrafschaft Magdeburg belehnt. Damit waren die Wettiner in den erlauchten Kreis der sieben ranghöchsten Reichsfürsten aufgestiegen und duften den deutschen König wählen. Der Name "Sachsen", der eigentlich dem neu hinzugewonnenen Territorium zugeordnet war, übertrug sich nach und nach auf die gesamten wettinischen Besitzungen, bis er allein das gesamte Territorium bezeichnete, auch die ehemals thüringischen Gebiete. Kurfürst Friedrich starb am 4.1.1428 in Altenburg. Seine Abstammung:

Komponente: Die Markgrafschaft Meißen und ihr Wappen
Das Wappen der Markgrafschaft Meißen ist in Gold ein schwarzer Löwe, rot bewehrt, doppelschwänzig. Die Helmzier ist ein rot-silbern gestreifter Mannesrumpf mit bärtigem Haupte und mit rot-silbern gestreifter Mütze (Judenmütze, Heidenmütze), an der eine natürliche Pfauenquaste hängt. Helmdecken schwarz-golden oder später rot-silbern.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Leisnig, Burg Mildenstein, um 1415-1423, mit interessanter Helmzier-Variante.

Das ursprüngliche Helmkleinod war übrigens ein mit Gold umwundener Pfauenfederhalter, der durch die Mitte einer silbernen Scheibe gesteckt war, beschrieben von Conrad von Würzburg im "Turnei von Nantheiz": ".....ein stange uf sime helme stuont rilich von pfawen vederin. daz kleinoet edel unde fin sach man da verre glesten. Der stil biz an die questen bewunden waz mit golde. nach höher wirde solde enmitten gienc dar ümbe ein schibe, diu mit krümbe die lichten stangen da besloz. von silber was sie niender bloz, wan si verdecket was da mite." Eine Stange auf seinem Helme stand reichlich mit Pfauenfedern (besteckt). Das edle und feine Kleinod sah man von Ferne glänzen. Der Stil war bis an die Quaste mit Gold umwunden. Weiter oben ging die Stange durch eine Scheibe, und im verdeckten Bereich war die Stange nur noch silbern. Auch die Züricher Wappenrolle zeigt eine alte Form der Helmzier. Diese wurde später zugunsten des wachsenden, in den Farben des thüringischen Löwen gestreiften Mannes aufgegeben. Erstmals ist diese neue Helmzier 1349 in einem Siegel Friedrichs des Strengen zu sehen.

Die Markgrafschaft Meißen ist ein uraltes Herrschaftsgebiet, erstmals ist 968 ein hier eingesetzter Markgraf bezeugt. Der alte Name der Burg war Misni, sie war ein wichtiger Stützpunkt der Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet. Die Burg ist seit 1046 Sitz der Markgrafen von Meißen gewesen. Ursprünglich entstammten die Markgrafen wechselnden Familien. Seit 1089 ist die Markgrafschaft im Besitz der Wettiner (Heinrich I. von Eilenburg), erst als Lehen von Kaiser Heinrich IV., seit 1123/25 erblich. Seit 1089 ist dieses Gebiet fast ununterbrochen im Besitz der Wettiner, bis 1918. Zu solch einer Unterbrechung kam es, als Konrad 1123 seine Herrschaft antrat und ihm erst nur das wettinische Hausgut zustand und erst 1125 auch in den Lehnsbesitz der Markgrafschaft Meißen kam. Erhebliche Gebietszuwächse vergrößerten das Herrschaftsgebiet. Konrad wurde zum Begründer einer großen Territorialherrschaft. So kamen Eilenberg, Camburg, die Mark Niederlausitz, Bautzen, Dresden, Rochlitz, Groitzsch und diverse Kirchenvogteien hinzu. Wirtschaftliche Grundlage wurde der Bergbau im Erzgebirge, seit 1168 auf dem Gebiet des neu gegründeten Zisterzienserklosters Altzella Silber gefunden wurde und der Stifter des Klosters, Markgraf Otto von Meißen, den Mönchen "ein Angebot machte, das diese nicht ablehnen konnten", nämlich einen Gebietstausch. Silber wurde zum Regal, der Bergbau war landesherrliches Recht. Dies wurde die Grundlage des Wohlstandes der Markgrafen und führte zu einem Boom der Entwicklung des Erzgebirges und seiner Städte. 1195 machte der Kaiser einen Versuch, die Markgrafschaft als erledigtes Reichslehen einzuziehen, erfolglos. Heinrich der Erlauchte wurde zu einem der mächtigsten Herrscher, dessen Gebiet die Mark Meißen, die Ostmark, die Pfalzgrafschaft Sachsen und die Landgrafschaft Thüringen umfaßte, insgesamt vier Fahnlehen des Reiches. Mit seinem Tod endete die erste große Blütezeit der Mark Meißen. Unter dem destruktiven Markgraf Albrecht dem Entarteten (Beiname stammt aus dem 16. Jh.) ging die Markgrafschaft 1295 tatsächlich verloren, wurde aber von Friedrich I. wiedererlangt. 1310 war die wettinische Herrschaft in der Mark und in der Landgrafschaft Thüringen wiederhergestellt. Diese Markgrafschaft ist eines der ältesten und wichtigsten Gebiete der Wettiner. 1423 ging die Markgrafschaft im Herzogtum Sachsen-Wittenberg auf, als Kurland und Kurwürde von den ausgestorbenen Askaniern auf die Wettiner (Markgrafen von Meißen) übertragen wurden.

Diese Ernennung trägt gemeinsam mit der im Jahre 1417 erfolgten Ernennung der Markgrafen von Brandenburg zu Kurfürsten der Entwicklung der östlichen Marken Rechnung, die ihren Ausbau zum Reichsterritorium erfolgreich vollzogen hatten, und ist Symbol für die Etablierung dieser beiden östlichen Territorien, deren positive Entwicklung durch Mitspracherecht im Reich honoriert wurde. Gleichzeitig wurde durch diese beiden Ernennungen die Saat einer Konkurrenz zwischen beiden Kurfürstentümern gesät, die die deutsche Geschichte in Zukunft bestimmen würde.

Damit verlor auch der Meißnische Löwe seine heraldische Dominanz zugunsten des Rautenkranzes. Hinzu kam das Symbol für die Kurwürde, in schwarz-silbern geteiltem Schild zwei schräggekreuzte rote Schwerter, die sog. Kurschwerter.

 

Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895.

Komponente: Die Landgrafschaft Thüringen und ihr Wappen
Das Wappen der Landgrafschaft Thüringen ist in Blau ein golden gekrönter und bewehrter Löwe, von Silber und Rot siebenmal geteilt. Die Helmzier zeigt zwei silberne Büffelhörner, die mit je fünf erst goldenen, später grünen Lindenzweigen besteckt sind, der jeweils fünfte in der Hornmündung. Helmdecken rot-silbern. Früher wurde die Helmzier ohne Helmkrone getragen, die bürgerte sich erst später in der Papierheraldik ein.

   

Abb. links: Leisnig, Burg Mildenstein, um 1415-1423. Abb. Mitte: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Eine Anmerkung zu den Lindenzweigen. In letzter Zeit werden sie als Lindenzweige interpretiert und immer grün dargestellt. Doch was war es ursprünglich? Der Einzug eines Ritters in voller Pracht war ein Fest der Selbstdarstellung, und dies konnte man auch akustisch untermalen. In die Hörner der Helmzier wurden Löcher gebohrt, und dort wurden Stäbchen eingeführt, die mit kleinen metallischen Anhängern besetzt waren, die bei jeder Bewegung fröhlich klimperten. Lesen wir die Beschreibung von Conrad von Würzburg im "Turnei von Nantheiz": "Sin helm was mit zwein hornen gezieret wol in fürsten wis, diu luhten beide silbergris, und heten schone sich gebogen. uz in geslozzen und gezogen von golde löuber waren, diu glast der heide baren rilichen unde schone....." Sein Helm war also mit zwei Hörnern geziert in der Fürsten Weise, die beide silbergrau leuchteten, und der Klimperschmuck ist golden, im Gegensatz zur heute gängigen grünen Darstellung. Einen ganz ähnlichen Helmschmuck finden wir dem dem Wappen der Landgrafen von Hessen, vgl. gemeinsame Wurzeln.

Mit dem Übergang des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger wurde das einstige Randgebiet Kernland des Reiches und entsprechend mit Pfalzen ausgestattet und verwaltet. Diese Landgrafschaft wurde zwischen 1111-1112 durch Kaiser Heinrich V. gegründet. Die Ludowinger erlangten die Vorherrschaft und wurden unter Lothar III um 1130 mit dem Titel des Landgrafen von Thüringen ausgestattet. Durch Erbheirat bekamen sie Güter in Hessen um Marburg. 1180 wurde von ihnen anläßlich des Sturzes von Heinrich dem Löwen die Pfalzgrafschaft Sachsen erworben, ein Reichslehen. Die Ludowinger erbauten die Wartburg und die Marburger Burg. Die Landgrafschaft Thüringen kam durch die Heirat des Markgrafen Dietrich von Meißen mit Jutta Landgräfin von Thüringen nach dem Tod ihres Bruders Heinrich Raspe (der letzte Ludowinger im Mannesstamm, gest. 1247) aufgrund einer Eventualbelehnung aus dem Jahre 1243 (Belehnung im Falle seines Todes) nach anschließendem 15jährigem Erbfolgestreit (gegen Heinrich I. von Hessen, genannt das Kind von Brabant, ein Enkel von Landgraf Ludwig d. Heiligen von Thüringen und der Heiligen Elisabeth) endgültig 1263/64 an die Markgrafen von Meißen. Unter Markgraf Albrecht dem Entarteten ging die Landgrafschaft wieder verloren, denn er verkaufte sie 1293/94 an König Adolf von Nassau. 1307 wurde die Mark Meißen und Thüringen in der Schlacht bei Lucka von den Markgrafen wieder zurückgewonnen.

Komponente: Die Pfalzgrafschaft Sachsen und ihr Wappen
Das Wappen der Pfalzgrafschaft Sachsen ist in Blau ein golden gekrönter goldener Adler. Einzeldarstellungen mit Helmzier sind selten; am Roten Schloß in Weimar ist es auf gekröntem Helm ein goldener Adler, Helmdecken blau-golden. In der Literatur wird dieses Wappen auch mit dem der Pfalzgrafschaft Thüringen verwechselt, da untingiert das gleiche Schildbild vorliegt. Eine klare Zuordnung ergibt sich aber beispielsweise über eine kursächsische Dokumentenlade aus dem 17., wo das Einzelwappen mit dem Adler PS = Pfalzgrafschaft Sachsen und das mit den Hörnern PD = Pfalzgrafschaft Thüringen bezeichnet ist.

Eigentlich hatte die Pfalzgrafschaft Sachsen kein eigenes Wappen geführt. Einer der Pfalzgrafen, Herzog Heinrich von Braunschweig-Grubenhagen, der sie Pfalzgrafschaft nach seinem Schwiegervater, dem Versager Albrecht dem Entarteten, innehatte, definierte ein Wappen, weil es er im Siegel führen wollte. Dabei griff er auf ein Bild zurück, das Heinrich Raspe 1246-1247 als römischer König geführt hatte. Ob wissentlich oder unwissentlich, ob er das Königswappen übernahm oder sich von der Annahme leiten ließ, es sei das Wappen der Pfalzgrafschaft, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Anfangs war der Adler übrigens ungekrönt, erst später kam die Krone hinzu. Die entsprechende Helmzier wurde noch später dazudefiniert, auch hier haftet damit etwas Künstliches an.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Die Pfalzgrafschaft Sachsen wurde von König Otto I in der Saale-Unstrut-Region eingerichtet, im Süden des Herzogtums Sachsens, das damals noch ungeteilt eine gewaltige Größe hatte. 1088 hatten sie die Grafen von Sommerschenburg inne, 1180 nach dem Aussterben des pfalzgräflich-sächsischen Hauses der Sommerschenburger die Landgrafen von Thüringen als kaiserliches Lehen, 1247/1264 die Wettiner. Diesen Daten liegen die gleichen historischen Hintergründe wie bei der Landgrafschaft Thüringen zugrunde, die Eventualbelehnung, der Tod Heinrich Raspes und die anschließende Erbauseinandersetzung. Als die Markgrafen von Meißen das thüringische Erbe antraten, übernahmen sie wie selbstverständlich auch die anderen Rechte Heinrich Raspes. Kaiser Rudolph von Habsburg belehnte jedoch 1288 Sachsen-Wittenberg mit der Pfalzgrafschaft, und man hatte nur einen Teil. 1291 war die Pfalzgrafschaft Sachsen zur Hälfte in den Händen der Markgrafen von Brandenburg, nachdem sie Albrecht der Entartete verloren hatte, 1347 wieder in denen der Wettiner, nachdem sie Markgraf Friedrich I. wiedergewonnen hatte. Das Haus Wettin bekam einen Teil der Pfalzgrafschaft 1350 von Kaiser Karl IV bestätigt. 1356 wurde ihre endgültige Zugehörigkeit zum Herzogtum Sachsen festgelegt. Mit dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg, das den anderen Teil innehatte, kam schließlich 1425 der Rest der gesamten Pfalzgrafschaft an die Wettiner.

Komponente: Die Pfalzgrafschaft Thüringen und ihr Wappen
Das Wappen der Pfalzgrafschaft Thüringen ist in Schwarz ein goldener Adler. Einzeldarstellungen mit Helmzier sind selten; am Roten Schloß in Weimar ist es ein Paar goldener Büffelhörner, Helmdecken schwarz-golden. Praktisch ist der Schild der Wappenschild des Reiches, farblich invertiert.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Eine eigentliche Pfalz Thüringen hat es historisch nie gegeben. 1247 kamen die Wettiner in den Besitz der Pfalzgrafschaft Sachsen. 1291 wurden die nördlich der Unstrut gelegenen Gebiete an Brandenburg verkauft, Albrecht der Entartete entledigte sich dieser und anderer Gebiete, aber sie wurde 1347 zurückgekauft, dabei vereinigte man die Gebiete beiden aber nicht mehr, sondern nannte den nördlichen Teil Pfalzgrafschaft Sachsen und den südlichen Teil Pfalzgrafschaft Thüringen. Das Haus Wettin bekam einen Teil der Pfalzgrafschaft 1350 von Kaiser Karl IV bestätigt. Kurfürst Ernst nahm den Bestandteil im 15. Jh. in das sächsische Wappen auf. Und als schließlich 1425 der Rest der gesamten Pfalzgrafschaft an die Wettiner kam, beließ man es dabei, zwei Wappensymbole für beide Teile der Pfalzgrafschaft zu haben. Beide Wappensymbole sind damit gleichermaßen künstlich.

Komponente: Die Markgrafschaft (Herrschaft) Landsberg und ihr Wappen
Das Wappen der Markgrafschaft Landsberg ist in Gold zwei blaue Pfähle. Helmzier auf gekröntem Helm ein wie der Schild bez. hoher Hut oder Schaft, aus dessen goldener Krone ein Stoß Pfauenfedern wächst. Helmdecken blau-golden.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Der Name Markgrafschaft ist eigentlich irreführend, denn es handelte sich ursprünglich nicht um eine eigene Mark, sondern nur um eine Herrschaft in der Ostmark (Niederlausitz). Sie umfaßte ein Gebiet zwischen unterer Saale und Elbe. Die Burg Landsberg liegt an strategisch wichtiger Stelle dort, wo sich die Straßen Wittenberg-Halle und Magdeburg-Leipzig kreuzen. Markgraf Dietrich IV von Meißen (gest. 1185) hatte das Gebiet anläßlich einer Teilung 1156 erhalten und baute ca. um 1170 eine Burg an einer Stelle, wo sich schon eine slawische Wallanlage einst befand. Danach nannte sich Dietrich ab 1174 Markgraf oder Graf von Landsberg. Als er starb, sollte Landsberg an Kaiser Barbarossa fallen, doch Dedo aus dem Hause der Wettiner kaufte das Gebiet. 1210 erfolgte die offizielle Belehnung. Landsberg ist damit ein wichtiges Stammland der Wettiner. 1261 wurde gemogelt: Markgraf Heinrich der Erlauchte (1216-1288) gab die nördliche Mark Landsberg seinem Sohn Dietrich dem Weisen (1242-1285) als eigenes Fürstentum, womit neben seinen eigenen vier Fahnlehen des Reiches ein fünftes geschaffen wurde. Da es sich um Reichsgebiet handelte, das zu Lehen gegeben war, handelte er ohne königliche Erlaubnis bei der Schaffung dieses Reichsfürstentums aus eigener Machtvollkommenheit gegen bestehendes Reichsrecht. Seit 1263 gehörte auch die Stadt Leipzig zur Markgrafschaft. Im Grunde gab es nur zwei eigenständige Markgrafen, Dietrich der Weisen (1242-1285, reg. 1261-1283) und sein Sohn Friedrich der Stammler (1269-1291, reg. 1283-1291). Einige Gebiete wurden verkauft, so 1271 die Stadt Schkeuditz und ca. 50 Dörfer und 1285 Markranstädt samt Gerichtsbarkeit und 29 Dörfern, beidesmal an das Bistum Merseburg. Zeitweise kam die nördliche Hälfte ganz in fremde Hände: Der nördliche Teil der Mark Landsberg wurde 1291 nach dem Tode Friedrichs des Stammlers (1269-1291, reg. 1283-1291) von Markgraf Albrecht dem Entarteten, der für den Verlust eines Großteils der Wettiner Ländereien verantwortlich war, an Brandenburg (Askanier) verkauft, kam dann 1347 durch Heirat einer Erbtochter an Braunschweig, wurde schließlich 1347, also noch im gleichen Jahr, an Friedrich den Ernsthaften, Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen, weiterverkauft. So kam es zurück an die Wettiner. Die Stadt Leipzig wurde schon früher zurückerobert. Landsberg blieb bei der albertinischen Linie, kam 1657-1731 an die Nebenlinie Sachsen-Weißenfels, und blieb dann bis 1815 bei Kursachsen, kam 1815 zur preußischen Provinz Sachsen, später an Sachsen-Anhalt.

Das Wappen ist neben dem Meißner Löwen eines der ältesten Wettiner Wappen und es hat eine lange Entwicklung durchgemacht, während der sich Anzahl und Farbe der Pfähle zum jetzigen Bild veränderten. Bereits Otto der Reiche (gest. 1190) führt die Pfähle im Siegel, desgleichen Dietrich der Bedrängte (gest. 1221) und Heinrich der Erlauchte (gest. 1288). In der Tat scheint die Zuordnung von Landsberg zu diesem Wettiner Wappen erst in dem Maße erfolgt zu sein, wie der Meißner Löwe als das alleinige Hauswappen der Wettiner angesehen wurde.

Komponente: Die Herrschaft Pleißen und ihr Wappen
Das Wappen der Herrschaft Pleißen ist in Blau ein von Gold und Silber geteilter Löwe. Helmzier auf gekröntem Helm ein wachsender goldener Löwe zwischen silbern-blau übereck geteilten Büffelhörnern. Helmdecken blau-silbern.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Pleißen (terra plisnensis) lag rings um die Reichsburg Altenburg und war seit dem 10. Jh. Reichsland, denn die durch die Ausdehnung des Reiches neu gewonnen Siedlungsräumen unterstanden mangels älterer dynastischer oder kirchlicher Rechte direkt dem Königtum. Als Kaiser Friedrich Barbarossa um 1158 das Pleißner Land als eigenes Verwaltungsgebilde zur Sicherung der Ostgrenzen einrichtete, vereinigte er ältere Gebiete in Reichsbesitz mit neu erworbenen Gebieten an der Mulde wie Leisnig, Lausick, Colditz etc. und vergab es als Reichslehen an Reichsministerialen. Burggrafschaften und Reichsministerialen waren wichtige Instrumente zur Verwaltung und zur Festigung der Reichsmacht in den neuen Gebieten. Nach entsprechender struktureller Ausstattung (Städte, Pfalzen, Klöster, Märkte) war das Pleißner Land gegen 1165 ein wichtiges Reichsgut geworden. Anfangs dienten diese Institutionen auch tatsächlich der Sicherung der Reichsinteressen, später jedoch waren es genau diese Burggrafen und Ministerialen, die sich verselbständigten und zentrifugale Kräfte entwickelten und durch Ausbau ihrer eigenen Herrschaft die Zentralgewalt des Reiches schwächten. So auch die Markgrafen von Meißen. 1195 wurde das Pleißner Land nach dem Tod des Markgrafen Albrecht des Stolzen als erledigtes Lehen wieder frei und wieder dem Kaiser zugeschlagen. Reichsministerialen verwalteten das Gebiet wieder. Doch der Kontrollverlust des Reiches über das Gebiet war nicht lange aufzuhalten, denn unter Friedrich II nahm die königliche Herrschaftsausübung im Pleißner Land vor dem Hintergrund großer Reichspolitik immer mehr ab, und die Ministerialen dehnten sich auf Kosten des Reichsgutes ohne größere Widerstände aus. Ab Mitte des 13. Jh. hatten die Markgrafen von Meißen Pfandrechte am Pleißner Land inne. Solche Rechte entstanden z. B., als Margarethe, eine Tochter Kaiser Friedrichs II, Albrecht, den Sohn von Markgraf Heinrich von Meißen (Heinrich der Erlauchte) 1255 heiratete, und als Mitgift wurden 1243 anläßlich der Verlobung Pfandrechte übertragen. Der Hintergrund ist auch, daß der Kaiser inneren Zusammenhalt wünschte zwecks gemeinsamer Bewältigung außenpolitischer Probleme. Eigentlich sollten diese Pfandrechte die Wettiner stärker an das staufische Herrscherhaus binden, aber im Gegenteil, es band das Pleißner Land immer stärker an die Wettiner, denn während der Wirren der letzten Jahre staufischer Herrschaft gelangte das Pleißner Land immer fester an die Markgrafen. Aus den trotz einer von Friedrich II eigens dafür in Sizilien erhobenen Sondersteuer nie eingelösten Pfandrechten wurde de facto ein Dauerbesitz, 1310 wurden die Markgrafen der Einfachheit halber mit dem Pleißner Land belehnt, und 1372/73 ging es endgültig in ihren Besitz über.

Komponente: Die Grafschaft Orlamünde und ihr Wappen
Das Wappen der Grafschaft Orlamünde ist in einem mit roten Herzen bestreuten goldenen Feld ein rot gekrönter und bewehrter schwarzer Löwe. Die zugehörige Helmzier ist ein roter, silbern gestulpter niederer Hut (Turnierhut), in dessen Stulp zwei auswärts geneigte, goldene Stäbe mit zwei natürlichen Pfauenfederbüschen übereinander stecken.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Die Grafen von Orlamünde waren einst ein mächtiges thüringisches Grafengeschlecht. Benannt ist die Grafschaft nach der um 900 von den Grafen von Weimar erbauten Burg Orlamünde an der Mündung des Flusses Orla in die Saale. Die Grafen von Weimar waren 1046-1067 auch Markgrafen von Meißen. Ab 1062 wurden die beiden Grafschaften Weimar und Orlamünde zu einer Grafschaft Weimar-Orlamünde verbunden. 1112 starb die ältere Linie der Grafen von Weimar-Orlamünde mit Ulrich II. aus, und eine erste Verbindung zu den Askaniern wurde hergestellt, denn die Erbtochter Adelheid von Weimar-Orlamünde war mit Adalbert II von Ballenstedt aus dem Hause der Askanier verheiratet. Adalbert II von Ballenstedt war der Vater von Siegfried von Ballenstedt, an den die Grafschaft schließlich nach Streitigkeiten fiel, und der Großvater von Albrecht dem Bären.

Nach Albrecht des Bären Tod 1170 bildete sich eine jüngere Linie der Grafen von Orlamünde, die zuerst zu einer kurzen Blüte der Grafschaft als Gegenpol zur sich ausbreitenden Macht der Wettiner führte, dann aber im Zuge von Teilungen und Verkäufen Stück für Stück unterging, während die Wettiner sich das askanische Gebiet Scheibchen für Scheibchen einverleibten. Ein klägliches Ende für ein einst mächtiges Geschlecht. 1247/48 teilte sich die Grafschaft wieder in eine Weimaraner und eine kurzlebige Orlamünder Linie, eine thüringische und eine osterländische Linie. 1347 mußte die Weimarer Linie die Landesherrschaft der Markgrafen von Meißen anerkennen. Das bis dahin askanische Weimar fiel unter die Wettiner Landeshoheit, nachdem Friedrich den Wettinern im Thüringer Grafenkrieg 1342-1346 unterlag. Er war gezwungen, Weimar den Wettinern als Lehen aufzutragen und Vasallenstatus anzunehmen. Nach dem Aussterben der Weimarer Linie im Jahre 1373 fiel das Gebiet als erledigtes Lehen heim an den Lehnsherrn, und seitdem ist es Wettiner Gebiet. Weimar wurde später im Zuge der Teilungen Hauptort einer eigenen Linie. Andere Linien der Grafen von Weimar-Orlamünde lebten erst noch fort, 1467 ging ihr letzter Territorialbesitz an die Wettiner über, und 1486 waren sie ausgestorben.

Das Wappen ist eine alte Erinnerung an Dänemark: Ursprünglich waren es drei blaue schreitende Löwen, die durch die Heirat von Sophia von Dänemark mit Siegfried von Orlamünde ins Spiel kamen. Die Anzahl der Löwen wurde auf 1 reduziert. Beim Verkauf der Grafschaft an Meißen wechselte die Farbe des Löwen von Blau auf Schwarz.

Komponente: Die Herrschaft Eisenberg und ihr Wappen
Das Wappen der Herrschaft Eisenberg ist in Silber drei blaue Balken (kann abweichen). Helmzier ein silbern-blau geteilter wachsender Jungfrauenrumpf mit einer Kopfbinde mit abflatternden silbernen und blauen Bändern. Helmdecken blau-silbern.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Eisenberg (Isenberg) liegt auf dem Plateau zwischen den Flüssen Saale und Elster, heute im sog. Saale-Holzland-Kreises in Thüringen. Die Stadt Eisenberg, seit 1274 im Besitz der Stadtrechte, gehörte einst zur Markgrafschaft Meißen und war schon im 12. Jh. Wettiner Stammbesitz. Eine Kunigunde von Eisenberg (gest. 1286) ist die zweite Frau des unglückseligen Markgrafen Albrecht d. Entarteten, nachdem seine erste Frau Margherita von Sizilien (1237 - 8.8.1270) verstorben war. Bei der Erbteilung 1485 und der großen Spaltung in ernestinische und albertinische Linie kam Eisenberg zur ersteren, dann zur Linie Weimar, dann an die Linie Gotha, und es gab sogar eine eigene Linie Sachsen-Eisenberg 1680-1707. Der Wappenbestandteil taucht erstmals 1525 im Wappen des Kurfürstentums Sachsen auf. 1826 kam Eisenberg an Sachsen-Altenburg.

Komponente: Die Burggrafschaft Altenburg und ihr Wappen
Das Wappen der Burggrafschaft Altenburg ist in Silber eine fünfblättrige rote Rose, golden bebutzt, mit grünen Kelchblättern. Helmzier eine fünfblättrige rote Rose, golden bebutzt, umgeben von 4-5 natürlichen Pfauenfedern. Helmdecken rot-silbern.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Altenburg ist eine Reichsstadt bei Leipzig. An der Stelle eines slawischen Rundwalls wurde im 10. Jh. eine erste Burg errichtet, die ab 976 der Bischof von Zeitz innehatte. Die Pfalz Altenburg war Mittelpunkt des Pleißner Landes in staufischer Zeit. Die Burg selbst wurde seit 1165 von einem Burggrafen verwaltet, das vor den Wettinern die Herren von Leisnig innehatten. Die Aufgabe des Burggrafen war die Verteidigung der kaiserlichen Burg und die Wahrung kaiserlicher Hoheitsrechte über seine in Altenburg ansässigen Vasallen. Ab Mitte des 13. Jh. hatten die Markgrafen von Meißen Pfandrechte am Pleißner Land um die Stadt Altenburg herum inne anläßlich der Verlobung von Margarethe, einer Tochter Kaiser Friedrichs II, mit Albrecht, einem Sohn von Markgraf Heinrich von Meißen (Heinrich dem Erlauchten). Altenburg wurde 1290 reichsunmittelbar, und die sich um die Burg entwickelnde Stadt wurde Reichsstadt. 1328 wurde das von Kaiser Ludwig als Lehen (1310) eröffnete Burggrafenamt in der freien Reichsstadt Altenburg von den Markgrafen von Meißen erlangt. Bereits 1324 erfolgte Verpfändung des Amtes an die Markgrafen von Meißen. So ging es oft, erst wurde der Inhaber durch Verpfändung von dringenden Geldnöten befreit, und des Pfandes entledigte man sich zur Vermeidung von Auslösungszahlungen durch Lehensvergabe. Der Wappenbestandteil kam unter Wilhelm III in das sächsische Wappen. Bei der Erbteilung 1485 und der großen Spaltung in ernestinische und albertinische Linie kam die Burggrafschaft Altenburg an erstere, wechselte 1547 bis 1554 an die albertinische Linie. Altenburg wurde Sitz mehrerer eigener ernestinischer Linien, das ältere Sachsen-Altenburg 1603-1672, Sachsen-Gotha-Altenburg 1681-1825 und das jüngere Sachsen-Altenburg 1826-1818.

Komponente: Die Grafschaft Brehna und ihr Wappen
Das Wappen der Grafschaft Brehna sind in Silber 3 (2:1) im Dreipaß ausgeschlagene rote Seeblätter. Helmzier ein roter, silbern gestulpter Turnierhut, in dessen Stulp zwei auswärtsgeneigte, goldengestielte Pfauenwedel mit naturfarbenen Federn stecken. Helmdecken rot-silbern.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Brehna ist eine Burg bei Bitterfeld, vor 1053 von Graf Thiemo I von Kistritz errichtet. Burg, angrenzende Stadt (Stadtrechte vor 1220) und Grafschaft, ursprünglich wettinischer Besitz, wurden 1290 nach dem Erlöschen der dort ansässigen Wettiner-Nebenlinie von König Rudolf I an den askanischen Herzog Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg verliehen, die dadurch auch Grafen von Brehna wurden. Brehna ist damit askanischer Besitz. Mit dem Aussterben der Askanier von Sachsen-Wittenberg im Jahre 1422 kam die Grafschaft Brehna 1423 an den Wettiner Friedrich den Streitbaren, jetzt wieder in wettinischem Besitz. Dieser wurde mit dem Kurfürstentum Sachsen, aber auch u.a. mit der Grafschaft Brehna belehnt. 1485 kam Brehna bei der Leipziger Teilung an die vom Kurfürsten Ernst begründete Ernestinische und 1547 an die Albertinische Linie. 1815 mußte die Grafschaft Brehna an Preußen abgetreten werden (preußische Provinz Sachsen, späteres Sachsen-Anhalt). Die Stadt Brehna führt übrigens noch heute das nämliche Wappenbild.

Komponente: Der Regalienschild im Wappen
Der Regalienschild ist ledig und rot, meist damasziert dargestellt. Wenn das Wappen außerhalb eines gemeinsamen Kontextes als einzelnes Vollwappen dargestellt wird, besteht die Helmzier auf gekröntem Helm aus einem offenen roten Adlerflug, Helmdecken rot-silbern.

 

Abb. links: Weimar, Wappen über dem Portal des Roten Schlosses, Ausschnitt. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Das Regalienwappen ist also inhaltsfrei, da die Damaszierung reiner Schmuck ist und nicht Symbolträger ist, aber nicht bedeutungsfrei. Die Farbe ist immer Rot. Synonym wird der Regalienschild auch als Bannschild, Bannfeld oder Blutbannfeld bezeichnet. Er symbolisiert Herrscherwürde und das Recht über Leben und Tod und die entsprechende Blutgerichtsbarkeit, den Blutbann. Er zeigt zwar nur das wichtigste, mächtigste und für die Untertanen gefährlichste Recht an, steht aber als Sinnbild stellvertretend für weitere Souveränitätsrechte.

Spätgotisches Wappen der Wettiner als Landgrafen von Thüringen
Hier eine Darstellung des Wappens der Herzöge von Sachsen, an der Rückseite der sog. Bastille eingemauert, dem Torhaus der alten Burg in Weimar, die im spätgotischen Stil ab 1439 errichtet wurde:

Der Wappenstein ist durch Inschrift auf 1439 datiert, also in die Zeit des regierenden thüringischen Landgrafen, Friedrich Markgraf v. Meißen, Landgraf v. Thüringen (- 7.5.1440), Sohn von Balthasar Markgraf v. Meißen, Landgraf v. Thüringen (21.12.1336 - 18.5.1406), gen. Friedrich der Friedfertige (pacificus) oder der Einfältige (simplex), 1406 Landgraf, 1407 Markgraf, vererbt Hildburghausen an Kurfürst Friedrich II., selbst kinderlos. Der Schild ist geviert:

Dazu wird einzig der gekrönte Helm der Landgrafschaft Thüringen geführt: zwei silberne Büffelhörner, die mit je mehreren goldenen Lindenzweigen besteckt sind, der jeweils letzte in der Hornmündung. Helmdecken rot-silbern.

Die große Teilung am 26.8.1485 (Leipziger Teilung)
1423 bekamen die Wettiner nicht nur die Kurwürde, sondern auch das Kurland und den Namen Sachsen. Die Kurwürde war an das Kurland Wittenberg gebunden. Der Name Sachsen wurde jetzt auch auf die Gebiete Meißen, Lausitz, Thüringen übertragen. Wer also Wittenberg regierte, war Kurfürst und Reichserzmarschall. Das Herzogtum war zwar noch klein, aber wichtig. Das Gebiet wuchs jedoch schnell: Es kamen hinzu 1423 Stollberg (Erzgebirge), 1425 Finsterwalde, 1427 Weida (Thüringen), 1439 Burggrafschaft Meißen, 1443 Hohnstein, 1448 Senftenberg, 1451 Wildenstein, 1466 Plauen und Kern des Vogtlandes, 1472 Sagan, 1477 Storkow etc. Das Kurfürstentum wuchs damit im wesentlichen nach Osten und Süden. Dieses neue große Herzogtum und Kurfürstentum wurde am 26.8.1485 bzw. 9.11.1485 zwischen zwei Brüdern geteilt. Es wurde eine unwiderrufliche Teilung, die auf immer ernestinische Linie und albertinische Linie voneinander scheiden sollte.

Ernst (reg. 1464-1486) bekam das Kurland, also Sachsen-Wittenberg, dazu den größten Teil Thüringens mit Weimar, Eisenach, Gotha, ferner die Reichsgrafschaften Reuß, Gleichen, Kirchberg, z. T. Schwarzburg. Weiterhin konnte er sich über den Erhalt von Altenburg, Zwickau, Schwarzenberg, Coburg, Plauen, Grimma, Borna, Leisnig und Eilenburg freuen. Die Landesteile hingen nicht zusammen, sondern bildeten drei größere Komplexe, erstens das Gebiet um Gotha und Eisenach, zweitens das Gebiet um Coburg und drittens als größtes zusammenhängendes Gebiet die Region Weimar, Jena, Saalfeld, Plauen, Zwickau, Altenburg und Torgau. Doch selbst dieses Gebiet hatte Lücken für Besitzungen anderer Herrscherhäuser, z. B. Schwarzburg und Reuß.

Sein Bruder Albrecht (reg. 1464-1500) hingegen bekam die östlichen Landesteile, die Markgrfschaft Meißen, wobei die Hauptorte Dresden und Freiberg waren, mit den Ämtern Leipzig, Zörbig und Delitzsch-Landsberg, ferner Chemnitz. Albert gehörte ferner die Pfalzgrafschaft Sachsen. Einige Gebiete und Schutzherrschaften wurden von beiden Brüdern sogar gemeinsam beherrscht. Von da an entwickelten sich beide Gebiete total unterschiedlich. Die ernestinische Linie machte Geschichte durch unglaublich viele und unübersichtliche Teilungen und Aufsplitterungen, deren verschiedene Linien werden im folgenden näher beleuchtet. Die albertinische Linie dagegen teilte sich eigentlich gar nicht, dafür wurde sie politisch groß und wichtig.

Erst war die ernestinische Linie die reichspolitisch bedeutungsvollere, später die albertinische.

Ernestiner Wappen vor dem Verlust der Kurwürde (1)
Dieses Wappen stammt vom Schloß Torgau und ist Teil der Ahnenprobe für Johann Friedrich Kurfürst v. Sachsen (30.6.1503 - 3.3.1554). Es ist am Unterbau des Wendelsteines angebracht und steht innerhalb der Ahnenprobe für Friedrich I. Kurfürst v. Sachsen (11.4.1370 - 4.1.1428). Für Johann Friedrich Kurfürst v. Sachsen befindet sich innerhalb des Frieses ein inhaltsgleiches Wappen optisch weiter rechts. Hier ist das kurfürstlich-sächsische Wappen noch einfach aufgebaut mit fünf Komponenten:

Torgau, Schloß Hartenfels. Im Detail zeigt das reale Beispiel geringfügige Abweichungen gegenüber der Idealdarstellung, die sich insbesondere aus der gewendeten Anbringung im Kontext ergeben.

Geviert mit Herzschild:

Auf dem Helm eine Kombinationshelmzier aus zwei Kleinoden, ein gekrönter Spitzhut, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, in der Hutkrone ein natürlicher Pfauenstoß (Herzogtum Sachsen), zwischen zwei schwarz-silbern geteilten Büffelhörnern, die außen mit je fünf geteilten Fähnchen besteckt sind (Kurwürde, Erzmarschallamt).

Ernestiner Wappen vor dem Verlust der Kurwürde (2)
Wappenschild für Friedrich II. Kurfürst v. Sachsen (22.8.1412 - 7.9.1464) aus einer Ahnenprobe von Johann Friedrich II dem Mittleren, Herzog von Sachsen, Bronzegußplatte in der St. Moriz-Kirche in Coburg: Die Pfalzgrafschaft Sachsen ist den Landsberger Pfählen gewichen.

Ernestiner Wappen vor dem Verlust der Kurwürde (3)
Das zweite, komplexere Beispiel stammt von der sog. Bastille, dem Torbau der alten Burg in Weimar, ab 1539 im Stile der Renaissance umgestaltet, und es zeigt ein Wappen für Johann Friedrich Kurfürst v. Sachsen (30.6.1503 - 3.3.1554), wie es von der ernestinischen Linie bis 1547 in Gebrauch war:

Drei Helme:

Helmdecken rechts rot-silbern, links schwarz-golden. Man beachte, daß diese Darstellung eine der zeitlich ersten ist, bei der das Kleinod des Erzmarschallamtes im Wappen erscheint. Eine noch frühere Darstellung ist von Münzen aus dem Jahre 1535 bekannt. Interessant ist ferner, wie dabei platzsparend zwei Helmzieren miteinander kombiniert werden, Sachsen und Kurwürde/Erzmarschallswürde. Diese enge Verquickung trägt auch der Tatsache Rechnung, daß die Ämter an das Kurland Sachsen-Wittenberg und seinen Besitz gebunden ist, von daher ist es ein legitimer Anspruch.

Ein weiteres Wappen diesen Aufbaues findet man an der auf hohem Sockel stehenden Kurfürstenfigur am Treppenaufgang zum Wendelstein des Schlosses Hartenfels in Torgau.

Komponente: Die Burggrafschaft Magdeburg im Wappen
Das Symbol der Burggrafschaft Magdeburg ist ein gespaltener Schild, vorne in Rot ein halber, goldenbewehrter und -gekrönter silberner Adler am Spalt, hinten siebenmal von Silber und Rot geteilt. Helmzier je nach Darstellung eine liegende silberne Mondsichel mit aufrechten Spitzen, an jedem Horn mit drei schwarzen Straußenfedern besteckt und in der Höhlung mit drei einzelnen schwarzen Straußenfedern besteckt, oder ein Paar Büffelhörner, wie das hintere Feld bezeichnet (so in Gotha an Schloß Friedenstein). Helmdecken rot-silbern. In den sächsischen Wappen erscheint dieses Feld erstmals 1535 ff.

Abb.: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Eine Abbildung des Vollwappens findet sich im Konstanzer Wappenbuch. Die Burggrafschaft Magdeburg darf nicht mit dem Erzbistum oder gar dem Herzogtum Magdeburg verwechselt werden. Die Burggrafschaft war die Statthalterschaft im Namen des Kaisers, seit Kaiser Otto I verbunden mit der Vogtei über das neu gegründete Bistum Magdeburg. Zuerst hatten Mitglieder der Familien Walbeck und Plötzke die Burggrafschaft inne, dann kam sie 1118 an den Grafen Wiprecht von Groitzsch, danach an dessen Sohn Heinrich von Groitzsch, Markgraf der Lausitz. Nach dessen Tod kam sie 1136 an Burkhard von Querfurt, bei dessen Familie sie bis 1269 blieb. 1269 kam die Burggrafschaft an die Herzöge von Sachsen-Wittenberg (Askanier!), sie gehört damit zu den ältesten Besitzungen der Herzöge von Sachsen, und noch 1425 belehnte der Kaiser den frischgebackenen Kurfürsten Friedrich den Streitbaren (Wettiner!) "mit Burggrafschaft und Grafgeding zu Magdeburg und Hall". Zurück zum Jahr 1269: Die Verhältnisse drehten sich, denn Erzbischof Konrad II. kaufte das Burggrafentum mit dem damit verbundenen magdeburgischen Erzschenkenamt und den burggräflichen Rechten zu Magdeburg und Halle sowie den Ämtern Gommern, Ranis, Elbenau und Grottau von dem Grafen Burkhard zu Mansfeld und gab es den Herzögen Johann von Lauenburg und Albrecht II. von Wittenberg als Lehen des Erzstifts. 1294 wurde es noch komplizierter, das Burggrafentum wurde wieder an das Erzstift zurückverpfändet, bis es 1538 Kurfürst Johann Friedrich, Rechtsnachfolger der Askanier, mit erheblichen Kosten auslöste, um es zu gunsten der Evangelischen gegen Albrecht V. geltend zu machen. Später gelangte diese Burggrafschaft zwar an Brandenburg, doch man hielt an dem Schildbild bis zum Ende des Kurfürstentums fest (vgl. Vertrag aus dem Jahre 1579, Magdeburger Permutationsrezeß zu Eisleben zwischen Kurfürst August von Sachsen und dem Erzstift Magdeburg, Beibehaltung von Titel und Wappen für Sachsen, Abtretung des meisten Gebietes an Mansfeld, Verzicht des Kurfürstentums auf die Ausübung des Burggrafentums, Behalten der oben genannten vier Ämter).

Komponente: Die Kurwürde im Wappen
Die Kurwürde und das Reichserzmarschallamt (Archimareschallus) wird als Herzschild oder als Feld durch folgendes Bild dargestellt: In von Schwarz und Silber geteiltem Feld zwei schräggekreuzte rote Schwerter. Helmzier zwei schwarz-silbern geteilte Büffelhörner, die außen mit je fünf (früher auch nur drei) blauen oder schwarz-silbern geteilten Fähnchen an roten Stangen besteckt sind, das letzte jeweils in der Hornmündung, Helmdecken schwarz-silbern.

Abb.: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Obwohl die Wettiner die Kurwürde seit 1423 innehatten und die Kurschwerter als Herzschild schon im 15. Jh. geführt wurden, erscheint sie als Helmzier erstmals 1535.

Der Übergang der Kurwürde
Die ernestinische Linie als Kurlinie war die reichspolitisch bedeutsamere. Eine wichtige Änderung ergab sich durch die Niederlage und Gefangennahme Johann Friedrichs des Großmütigen (reg. 1532-1547) von der ernestinischen Linie im Schmalkaldischen Krieg in der Schlacht bei Mühlberg in der Lochauer Heide 1547. Die ernestinische Linie war ein wichtiger Förderer der Reformation und Friedrich der Weise der Beschützer Luthers. Zusammen mit der Landgrafschaft Hessen bildete die ernestinische Linie die Führung der evangelischen Reichsstände und auch des Schmalkaldischen Bundes, der 1531 gegründet wurde. So gerieten sie in Opposition zu den kaiserlichen, katholischen Reichsständen. Die Niederlage bei Mühlberg am 24.4.1547 und die Wittenberger Kapitulation besiegelten das politische Schicksal beider sächsischer Häuser. Friedrich der Großmütige war bis zum 2.10.1552 in Gefangenschaft. Karl V. nahm ihm zur Strafe die Kurwürde weg und übertrug sie samt Kurland an Moritz von Sachsen von der albertinischen Linie, offizieller Verzicht Johann Friedrichs des Großmütigen auf die Kurwürde am 19.5.1547. Damit wurde diese Linie ihres Rechtes der Königswahl und ihres bisherigen Einflusses im Reich beraubt, was eine politische Katastrophe darstellte, ferner verlor sie zwei Drittel des Landes, eine territoriale Katastrophe, und beides auch noch an die konkurrierende Bruderlinie, eine familiäre Katastrophe. Die Ernestinische Linie wurde damit aus der hohen Reichspolitik katapultiert und zu einer thüringischen Herzogsdynastie degradiert.

Wappen des Herzogs Johann Friedrich I. (30.6.1503-3.3.1554), wie es bis 1547 gültig war, aber offensichtlich noch länger bis 1554 unberechtigterweise benutzt wurde. Es ist eine Spolie von Schloß Grimmenstein und befindet sich an Schloß Friedenstein in Gotha.

Genealogie der Wettiner bis zum Übergang der Kurwürde:

Die Ernestinischen Herzogtümer (1)
Die Ernestiner hatten nach dem Übergang des Kurlandes 1547 noch Weimar, Jena, Gotha, Eisenach, Saalfeld, Weida und Coburg. 1554 bekamen sie noch als Nachschlag Sachsenburg, Eisenberg, Herbsleben und Altenburg. Von nun an ist die Geschichte der Ernestinischen Herzogtümer eine der vielen Spaltungen und Linien. Stets entstanden mehrere selbständige Herzogtümer durch immer neue Teilungen, und jede erloschene Linie wurde wieder an die übriggebliebenen Linien verteilt.

Die erste Teilung fand 1572 statt (sog. Erfurter Teilung): Es entstanden dabei Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) teilte sich in einer zweiten Teilung 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638) auf.

Auch Sachsen-Weimar (1572-1603) erlebte eine zweite Teilung 1603, wobei Sachsen-Weimar (1603-1640) und Sachsen-Altenburg (1603-1672) entstanden. Herzog Johann v. Sachsen-Weimar (22.5.1570 - 31.10.1605) überließ die Regierungsgeschäfte längere Zeit seinem Bruder Friedrich Wilhelm I und richtete nach seiner Vermählung seine Hofhaltung in Altenburg ein, während der Bruder von Torgau aus regierte. 1596 drängte Johann auf Landesteilung und Regierungsantritt seiner selbst, was der Bruder jedoch bis zu seinem Tod 1602 verzögerte. Die angestrebte Landesteilung fand erst 13.11.1603 vertraglich statt, und Johann übernahm die Regierung in Weimar. Zu seinem Gebiet gehörten Weimar, Jena, Oberweimar, Kapellendorf, Oldisleben, Ringleben, Schwarzwald, Königsberg in Franken, Reinhardsbrunn und Georgenthal sowie Ichtersleben. Johann, der der Stammvater aller nachfolgenden ernestinischen Herzöge werden sollte, regierte selber nicht einmal zwei ganze Jahre, denn er starb mit 35 Jahren am 31.10.1605. Er selber war politisch unwichtig, doch einige seiner Söhne wurden zu den erfolgreichsten und bedeutendsten Figuren der ernestinischen Linie.

Drei dieser Linien erloschen wieder: Als die Coburger Linie 1633 erlosch, gingen die Güter an Eisenach. Als dann nur 5 Jahre später Eisenach erlosch, gingen zwei Drittel an Weimar und ein Drittel an Altenburg. Altenburg erlosch schließlich erst 1672 und fiel an Weimer, der einzigen noch übriggebliebenen Linie. Halt, nein, das ist so einfach nicht korrekt, denn die Linie Weimar hatte sich unterdessen, nach Aufnahme zweier erloschener Herzogtümer, schon 1640 wieder geteilt, in die Linien Eisenach (1640-1644), Gotha (1640-1680) und natürlich Weimar (1640-1672). Altenburg fiel also nach seinem Erlöschen 1672 zu einem Viertel an Sachsen-Weimar und zu drei Vierteln an Sachsen-Gotha. Sachsen-Eisenach war kurzlebig und fiel nur vier Jahre später wieder je zur Hälfte an die Linien Weimar und Gotha. Sachsen-Gotha, mittlerweile kräftig durch die Erbschaften von den erloschenen Linien Altenburg und Eisenach gewachsen, zerfällt 1680/81 in sieben verschiedene Linien, dazu woanders mehr. Sachsen-Weimar, ebenfalls durch die Erbschaften von den erloschenen Linien Altenburg und Eisenach gewachsen, teilt sich 1672 schon wieder, wiederum in drei verschiedene Linien, Eisenach (1672-1741, schon die dritte Linie dieses Namens), Jena (1672-1690) und natürlich die Hauptlinie Sachsen-Weimar selbst, die im Prinzip unter wechselnden Staatsformen bis 1918 bleibt. Die beiden anderen Seitenlinien, Jena und Eisenach, fallen nach ihrem Erlöschen an die Hauptlinie zurück. Die Linie Gotha geht einen separaten Weg.

Im Grunde sind die vielen Teilungen das Ergebnis einer auf ganzer Linie gescheiterten Politik einer Dynastie, die nicht mit dem Verlust ihrer reichspolitischen Bedeutung und eines Großteils ihrer Territorien fertig wurde und sich durch mangelnde Geschlossenheit und dadurch resultierende Aufspaltungen machtpolitisch endgültig ins Abseits brachte. Umgekehrt resultierte dadurch das Aufblühen vieler kleiner Residenzen mit entsprechend reichhaltigem kulturellen Leben, von denen in der Folgezeit beachtliche kulturelle Impulse ausgehen sollten.

Genealogie zu den ernestinischen Herzogtümern (1)

Wappen von Sachsen-Weimar
Hier eine Darstellung des Wappens der Herzöge von Sachsen-Weimar, wo alle Einzelkomponenten als Vollwappen dargestellt sind, am Portal des Roten Schlosses in Weimar (1574-1576 erbaut):

Die Beschreibung der Einzelkomponenten folgt der Vorstellung derselben in den einzelnen Unterkapiteln. Die her. linke Spalthälfte des zentralen Schildes tut hier nichts zur Sache, denn es handelt sich um ein zusammengeschobenes Ehewappen.

Wappen an der Westseite des Alten Rathauses in Gotha. Dieses Wappen ist undatiert, ist aber vermutlich Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar (25.4.1562-17.7.1602) zuzurechnen, der noch unter Vormundschaft stand, als der Bau vollendet wurde.

Komponente: die gefürstete Grafschaft Henneberg
Das Wappen zeigt in Gold auf grünem Dreiberg eine schwarze Henne mit rotem Kamm und ebensolchem Kehllappen, die Helmzier ist zu schwarz-goldenen Decken ein wachsender, goldengekleideter Jungfrauenrumpf mit goldenem Zopf, mit Krone, aus der sich ein goldener hoher Hut erhebt, dessen Spitze mit einem Pfauenfederbusch besteckt ist. 1274 teilte sich die Familie in drei Linien auf: Henneberg-Schleusingen (1274-1583), Henneberg-Aschach (1274-1459) und Henneberg-Hartenberg-Römhild (1274-1378/79). Das redende Wappen mit der Henne erscheint um 1300 und ist auch schon in der Züricher Wappenrolle. 1310 wurde die Grafschaft unter Berthold gefürstet. Aufgrund zunehmender Verschuldung des einst mächtigen Grafengeschlechtes, und weil sich das Aussterben der Familie abzeichnete, kam es am 1.9.1554 zu Kahla zu einer Erbverbrüderung von Wilhelm VI. mit den ernestinischen Herzögen Johann Friedrich II., Johann Wilhelm I. und Johann Friedrich III. dem Jüngeren von Sachsen, die 1555 vom Kaiser abgesegnet wurde (Kahlaer Vertrag), gemäß dem bei kinderlosem Ableben der Henneberger Linie die Übernahme der Henneberger Besitzungen durch die Sachsen-Herzöge vorgesehen war. Die Gegenleistung für diesen Anspruch war die Übernahme der Schulden der Henneberger. Am 25.12.1583 starb das Grafengeschlecht aus, zuletzt in der Linie Henneberg-Schleusingen. Problematisch war, daß bei Eintritt des Erbfalls 1583 sowohl die ernestinischen als auch die albertinischen Wettiner gleichermaßen Erbansprüche stellen konnten und auch stellten, worauf sich langwierige Erbstreitigkeiten entwickelten. Über das Erbe erhob sich Streit zwischen den beiden sächsischen Häusern, und die Güter wurden eine Zeitlang gemeinsam verwaltet. Endgültig wurden die hennebergischen Besitzungen erst am 9.8.1660 geteilt, wobei der größere Teil, 7/12, an die Ernestiner (Hauptteil an Sachsen-Meiningen (10 Quadratmeilen), des weiteren Sachsen-Weimar-Eisenach (5,3 Quadratmeilen), Sachsen-Coburg-Saalfeld (2,7 Quadratmeilen), Sachsen-Gotha-Altenburg (0,6 Quadratmeilen), Sachsen-Hildburghausen (0,75 Quadratmeilen)) und 5/12 an die albertinische Linie (8,5 Quadratmeilen) fielen. Die Albertinische Linie bekam also die Gebiete um Schleusingen und Suhl, und die Ernestinische Linie bekam die Gebiete um wasungen, Meiningen, Ilmenau und Themar. So kamen beide Linien in den Genuß, das hennebergische Wappen in ihr vermehrtes Wappen aufnehmen zu können. Für die in der vergangenen Geschichte territorial benachteiligten Ernestiner war das ein politisch-territoriales Highlight, konnten sie doch dadurch die südthüringischen Grenzen etwas zu ihren Gunsten ausrunden. Eine Sonderrolle nahm die Herrschaft Schmalkalden ein, denn hier kam der hennebergische Anteil aufgrund der Vereinbarungen des zwischen Graf Georg Ernst von Henneberg, Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel und Vertretern des ernestinischen Sachsens geschlossenen Salzunger Vertrages von 1583 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, die bereits die andere Hälfte besessen hatte. Die albertinische Linie ging aber 1815 der einst hennebergischen Besitzungen wieder verlustig, denn die kamen an Preußen, und seitdem ist Henneberg für die albertinische Linie nur noch ein Erinnerungswappen. Der hessische Teil kam 1866 an Preußen.

Abb.: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Ernestinische Wappen zwischen 1583 und 1609, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar und Sachsen-Coburg
In diesem eng umrissenen Zeitraum hatten die ernestinischen Linien zwar schon das Wappen für die gefürstete Grafschaft Henneberg aufgenommen, aber sie hatten noch nicht die sechs Felder für Cleve, Jülich, Berg, Mark, Ravensberg und Moers, die erst ab 1609 beansprucht wurden und ab 1610 Eingang in die offizielle Heraldik fanden. Lt. Siebmacher tritt im Wappen für Herzog Friedrich-Wilhelm von Sachsen-Altenburg 1586 erstmalig das Feld für die 1583 angefallene gefürstete Grafschaft Henneberg auf. Der Wappenschild ist in dieser Entwicklungsstufe typischerweise über einem gespaltenen Schildfuß zweimal gespalten und dreimal geteilt und besitzt einen Herzschild. Aufbau eines typischen Wappens, hier am Gymnasium Casimirianum in Coburg, im Detail:

Drei Helme:

 

Bildbeispiel: Wappen für Johann Casimir Herzog von Sachsen-Coburg (12.6.1564-16.7.1633) in Coburg, Gymnasium Casimirianum (Gymnasiumsstraße 2), 1601-1605 erbaut.

Wappen dieser Entwicklungsstufe sehen wir in Coburg und Umgebung oft in fehlerhafter Restaurierung. Aus Feld 6 wird dann ein roter Löwe in silbernem Feld, und Feld 10 wird entweder zu Cleve (Coburg, Schloß Ehrenburg) oder zu Ravensberg (Kirche St. Johannis Rödental-Oeslau), jedenfalls zu Elementen, die erst 1610 offiziell Eingang in das offizielle Wappen fanden. In der Tat gibt es keine Begründung für a) die so frühe Aufnahme und b) nur eines Teiles der Ansprüche, nur Berg und Ravensberg, nicht aber Cleve, Jülich, Moers und Mark. Es ist also nicht nur zeitlich falsch, diese Felder bereits vor 1609 zu zeigen, sondern auch unlogisch von der begrenzten Auswahl; und berechtigte Inhalte fallen dafür unter den Tisch, was unsinnig ist, wenn sie 1610 wieder aufgenommen werden. Es ist folglich ein oft zu findender Mißgriff in der Farbgebung. Was ist hier passiert? Man hat sich beim Anmalen des Wappens anläßlich einer späteren Restaurierung an die vielen farbigen Vorbilder aus der Zeit nach 1610 gehalten, und da war der rote Löwe eben da oben an dieser Position - also wurde er auch hier rot gemalt, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, daß es den damals noch nicht gab, dafür einen anderen, berechtigten Löwen. Die Versuchung zur Verwechslung ist groß, zumal ein schwarzer Löwe in goldenem Feld sowohl die Markgrafschaft Meißen als auch das Herzogtum Jülich darstellen kann - deshalb taucht das Feld vor 1609 auch nur einmal, ab 1610 aber zweimal auf. Aber man kann die Inhalte von ab 1610 nicht auf die Zeit vor dem Erbanspruch projizieren. Das wurde leider öfters gemacht, am Stadthaus Coburg z. B., und an Schloß Ehrenburg wurde das Regalienfeld zu Cleve geändert, aber die ganz falsche Position verrät dort den Mißgriff, denn Cleve hätte ganz oben sein müssen, nicht unten im Eck. Genauso handelt es sich bei der Kirche St. Johannis in Rödental-Oeslau um eine nachträgliche fehlerhafte Umdeutung der Felder, weil man sich einfach nicht vergegenwärtigte, daß es auch eine Zeit vor 1610 gab, wo es weder Berg noch Ravensberg im Wappen geben konnte, und daß der Segen der sechs neuen Inhalte erst danach über das Wappen hereinbrach. Einzig korrekt angestrichen ist das Wappen dieser Zusammensetzung am Gymnasium Casimirianum (s. o.), dort kann man korrekt die Herrschaft Pleißen und das Regalienfeld sehen.

 

Bildbeispiel: Wappen für Johann Casimir Herzog von Sachsen-Coburg (12.6.1564-16.7.1633) in Rödental-Oeslau, über dem Chorbogen der Kirche St. Johannis, 1603-1604 umgebaut. Feld 6 und und Feld 10 sind später falsch restauriert worden; Herrschaft Pleißen und das Regalienfeld fehlen, aber die statt dessen gemalten Felder für Herzogtum Berg und Grafschaft Ravensberg sind zu dem Zeitpunkt ein Anachronismus.

Komponenten: Die Ansprüche auf Cleve, Jülich, Berg, Mark und Ravensberg
Das Wappen der Grafschaft Ravensberg zeigt in Silber drei rote Sparren, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine silberne Säule, rechts und links mit je drei Fähnchen in den Formen und Farben des Schildes besteckt, oben aus der goldenen Krone hervorkommend ein natürlicher (grüner) Pfauenstoß. Das Wappen wird beschrieben im Westfälischen Wappenbuch und im Siebmacher Band: Souv3 Seite: 29 Tafel: 41 sowie in der Landes- und Wappenkunde der Brandenburgisch-Preußischen Monarchie, M. Gritzner, 1894. Ravensberg war der Sitz der Grafen von Kalvelage (Calveslage, Calvelage), die 1082 erstmals bezeugt sind. Um 1100 setzten sie sich in Ravensberg im Teutoburger Wald fest. Ravensberg war damals ein Lehen der Herzöge von Sachsen. Ihren Namen änderten sie ab 1140 und nannten sich nach ihrer neuen Burg Grafen von Ravensberg. Ca. um 1180 wurde die Grafschaft reichsunmittelbar. Ihr Besitz vergrößerte sich zusehends: Im Osnabrücker Nordland um Vechta hatten sie Güter, vermutlich nach 1100 von den Grafen von Zutphen geerbt. Von Otto von Northeim (gest. 1083) erbten sie die Grafschaft im Emsland. Um Bielefeld, Herfold und Halle (Westfalen) hatten sie weiteren Besitz. Die Grafen von Ravensberg wurden 1214 zum Gründer von Bielefeld. 1226 wurden die Güter geteilt. 1252 wurden die Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster verkauft. 1289 und 1309 wurden Vlotho und der Limberg wieder zurückgekauft. 1346 starben die Grafen von Ravensberg im Mannesstamme aus. Die Grafschaft Ravensberg im nordöstlichen Westfalen um Bielefeld und Vlotho (Zentrum: Bielefeld) war ab 1346 mit Berg, ab 1437 mit Jülich-Berg und ab 1511 mit Kleve verbunden. 1346 starb das Haus Calvelage-Ravensberg im Mannesstamm aus, über Margarete, Nichte des letzten Grafen von Ravensberg, zugleich Erbin der Grafschaft Berg, Ehefrau von Gerhard VI Graf von Jülich, wird dieser 1348 der neue Graf von Berg und 1346 Graf von Ravensberg. 1409 wird die Grafschaft pfandweise um das lippische Amt Enger erweitert. 1511 gibt es einen weiteren Erbfall, als Wilhelm IV. Herzog v. Jülich stirbt: Jülich-Berg-Ravensberg verbindet sich mit Cleve-Mark. Und gemeinsam mit diesen kommt der Anspruch mit dem Aussterben des Herzogshauses 1609 an Sachsen (siehe Abschnitt zu Cleve). Es blieb beim Anspruch, tatsächlich besessen hat Sachsen die Grafschaft Ravensberg nicht; der Nutznießer war Brandenburg.

 

Abb. links: Grafschaft Mark, Abb. rechts: Grafschaft Ravensberg. Beide Abb.: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Der Schild der Grafschaft Mark zeigt in Gold einen zu drei Reihen von Rot und Silber geschachten Balken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken eine Laubkrone, deren breiter Reif in drei Reihen silbern-rot geschacht ist, darauf ein goldener Flug. Das Wappen wird im Münchener Kalender 1907 beschrieben sowie im Westfälischen Wappenbuch, ferner im Siebmacher Band: FstM Seite: 34 Tafel: 53 und 74. Die Grafschaft Mark lag beiderseits der Ruhr in Westfalen/Sauerland. Sie lag zwischen Recklinghausen, Dortmund, dem Fürstbistum Münster, der Grafschaft Limburg, den Herzogtümern Westfalen und Berg, der Grafschaft Gimborn, der Reichsabtei Werden und Essen. Ihre Grafen, eine um ca. 1160 von den Grafen von Berg abgespaltene Linie, waren im Hochmittelalter einst sehr mächtig und einflußreich. Erst nannten sie sich nach der gleichnamigen Burg an der Lenne Grafen von Altena. Um 1175 spaltete sich die Linie Isenberg-Limburg ab, und zur Unterscheidung wurde jetzt eine andere Burg namengebend, die man 1198 erworben hatte, die Burg Mark im gleichnamigen Dorf bei Hamm. Die Grafen von der Mark schufen sich ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet aus verschiedenen Quellen: 1288 bekamen sie die Vogtei über Essen, desgleichen über Werden, 1243 den Königshof Unna. In der Schlacht von Worringen 1288 zählten die Grafen von der Mark zur brabantischen Siegerpartei. So konnten sie ihre Territorialmacht weiter ausbauen und zwar unabhängig von Köln. Die Grafen von der Mark sind 1226/1227 Gründer der Stadt Hamm. Eine Schlüsselfigur der weiteren Geschichte der Grafschaft Mark ist Adolf I. (III) Graf v. d. Mark u. v. Cleve (vor 1350 - 7.9.1394), der erst eine kirchliche Laufbahn einschlug und sogar Erzbischof von Köln wurde, ehe er 1364 aus Familienräson das Amt niederlegte und die Nachfolge als Graf von der Mark antrat. Sein Vater war zum Erben von Cleve eingesetzt worden. Wer sollte die Nachfolge übernehmen? Die anderen Brüder waren geistlich oder ohne Nachkommen. So kam es, daß der Erzbischof von Köln resignierte und heiratete, nämlich Margareta v. Jülich (ca.1350 - 10.10.1425). Insgesamt hatten sie 17 Kinder. 1394 wurden bei seinem Tod das Herzogtum Kleve und die Grafschaft Mark vereinigt, und die Grafen von der Mark wurden 1368 die neuen Herzöge von Cleve. Seit 1461 wurden das Herzogtum Cleve und die Grafschaft Mark gemeinsam verwaltet. 1511 wurden sie in Personalunion mit Jülich, Berg und Ravensberg verbunden, als Maria Herzogin v. Jülich-Berg, Gräfin v. Ravensberg, Herrin v. Heinsberg (3.8.1491-1543), Johann III. Herzog v. Cleve, Jülich u. Berg (10.11.1490-6.2.1539) heiratete. Das alte Haus Jülich starb 1511 aus, und die Herzöge von Cleve, die ehemaligen Grafen von der Mark, beerbten auch diese und wurden die neuen Herzöge von Cleve, Jülich und Berg. Und gemeinsam mit diesen kommt der Anspruch mit dem Aussterben des Herzogshauses 1609 an Sachsen (siehe Abschnitt zu Cleve). Es blieb beim Anspruch, tatsächlich besessen hat Sachsen die Grafschaft Mark nicht; der Nutznießer war Brandenburg.

 

Abb. links: Herzogtum Berg, Abb. rechts: Herzogtum Cleve. Beide Abb.: Abb.: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Das Wappen des Herzogtums Berg zeigt in Silber einen roten, blau gezungten und ebenso bewehrten Löwen, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Pfauenfederbusch. Ab 1101 tritt ein Geschlecht unter dem Namen der Grafen von Berg auf, das Güter zwischen Rhein, Ruhr, Sieg und Lippe innehatte, u. a. die Vogteien über die Klöster Deutz, Siegburg und Werden, 1122 auch über das Stift Cappenberg, sowie Güter aus der Erbmasse der Grafen von Werl, zwischen Emscher und Ruhr, im Raum Bochum sowie bei Unna, Kamen und Hamm, zum einen über eine Tante der Adelheid von Lauffen, Ida von Werl, zum andern durch die erste Frau von Adolf III aus dem Hause Werl. Vor dem Hintergrund einer schwachen Reichsgewalt schaffte die Familie einen politischen Senkrechtstart. 1150 herrschten sie über das Deutzgau. Engelbert erwarb Burg Bensberg mit umliegenden Ländereien. Weiterhin erwarb er die Vogtei Kaiserswerth. Sie waren bald Landesherren des Gebietes zwischen den Herrschaftsgebieten der Grafen von Cleve im Norden und der Grafen von Sayn im Süden. Hauptsitz war erst die ca. 1060 errichtete Burg Berge (Altenberge), heute nur noch eine Spur im Gelände, dann 1133-1288 die ab 1118 erbaute Burg Neuenberg an der Wupper (heute Schloß Burg). Die Grafen von Berg teilten sich in eine rheinische Linie (Grafen von Berg) und in eine westfälische Linie (Grafen von Berg-Altena-Mark. Letzterer entstammen die Grafen von der Mark. 1176 erhielten die Grafen von Berg Güter um Haan und Hilden. Die Stadt Düsseldorf bekamen sie 1189. Weiterhin stellten die Grafen von Berg mehrere Erzbischöfe von Köln (Bruno II Graf von Berg, Friedrich II Graf von Berg, Bruno III Graf von Berg, Engelbert I Graf von Berg). 1225 starben die Grafen von Berg in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Die Erbtochter heiratete Heinrich IV. Herzog v. Limburg, wodurch die Grafschaft an das Haus Limburg kam. Deshalb ist der bergische Löwe eigentlich der Löwe des Hauses Limburg. Besondere Erwähnung verdient Graf Adolf V von Berg, der 1259 minderjährig die Nachfolger seines Vaters antrat und noch bis ca. 1267 unter der Vormundschaft seiner Mutter Margarethe von Hochstaden stand. Er gab 1276 Ratingen das Stadtrecht, 1288 Düsseldorf. 1282 erhebt er Ansprüche auf das Herzogtum Limburg, kann sich aber nicht gegen Reinald von Geldern durchsetzen. Schließlich verkauft er 1283 sein Erbrecht auf Limburg an Brabant und findet sich 1288 bei der Schlacht von Worringen auf der Seite der Gegner des Erzbischofs von Köln wieder, ja er nimmt den Erzbischof von Köln sogar gefangen und hält ihn ein Jahr lang auf Schloß Burg fest unter Abpressung vielfältiger Zugeständnisse und Sühneleistungen. Damit war der wichtigste Gegner bergischer Interessen im Westen ausgeschaltet. Nach seinem Tod ging die Herrschaft erst an seinen Bruder Wilhelm, dann an seinen Neffen Adolf IX. Graf von Berg, der kinderlos starb, so daß die Erbin dessen Schwester Margaretha wurde. Sie brachte die Grafschaft Berg mittelbar an das Haus Jülich. 1380 wurde Berg zum Herzogtum erhoben. Diesem neuen Herzogtum wurde die Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 wurden die Herzogtümer Berg und Jülich durch Erbfall vereinigt. Die ehemalige Grafschaft und das spätere Herzogtum Berg kam bei der Teilung 1614 an Pfalz-Neuburg. Das territoriale Tortenstück umfaßte Düsseldorf, Ratingen, Solingen, Elberfeld, Lennep, Wipperfürth, Gerresheim als Städte, die Ämter Landsberg, Düsseldorf, Mettmann, Elberfeld, Solingen, Burg, Haan, Hilden, Schöller, Angermund, Monheim, Mühlheim etc. Berg kam 1685 an die Kurpfalz, 1777 mit der Pfalz an Bayern. Seit dem Aussterben des Herzogshauses 1609 erhob Sachsen den Anspruch auf das Erbe, tatsächlich besessen hat Sachsen das Herzogtum Berg nie; der tatsächliche Nutznießer war die Pfalz.

Das Wappen des Herzogtums Kleve zeigt in Rot ein silbernes Schildchen, überdeckt von einem goldenen Glevenrad (Lilienhaspel), auf dem Helm mit rot-goldenen oder rot-silbernen Decken ein larvenartig über den Helm gezogener Stierkopf mit silbernen Hörnern, dessen offenes Maul das Visier des Helmes freiläßt, den Kopf deckt eine goldene Krone, deren Reif in drei Reihen silbern-rot geschacht ist (Münchener Kalender 1911). Cleve (Kleve) war eine Grafschaft und späteres Herzogtum. Als Grafschaft wurde das linksrheinische Territorium um 1020 von Heinrich II. gegründet. Die Grafen von Cleve sind seit 1092 belegt (Thiedericus de Cleve). Gebietserweiterungen auf Kosten des Nachbarn Kurköln und des Reiches folgten. Im 13. Jh. kam rechtsrheinischer Besitz hinzu: Duisburg, Wesel, Herrschaft Dinslaken. Die Grafen von Cleve starben 1368 im Mannesstamm aus. Erbe von Cleve ist Adolf I. (III) Graf v. d. Mark u. v. Cleve (vor 1350-7.9.1394). Eigentlich hatte er eine kirchliche Laufbahn eingeschlagen. 1346 und 1357 war er zum Studium in Montpellier immatrikuliert. Im Jahre 1348 ist er Domherr zu Köln, 1351 Kanoniker zu St. Lambert zu Lüttich, 1353 finden wir ihn als Domherren in Münster, 1354 als Propst in Schildesche, 1355 als Domscholasticus in Speyer, schließlich wird er 1357-1363 Bischof von Münster, zuletzt erklimmt er die nächste Karrieresprosse als Erzbischof von Köln 1363-1364. Aber: Wie bei Familien mit dynastischen Interessen zu allen Zeiten durchaus üblich, resignierte er, um 1368 Graf von Cleve zu werden. 1368-7.9.1394 ist er Graf v. Cleve, 1391/1392 Graf v. d. Mark. Somit stellt das Haus von der Mark die nächsten Grafen und späteren Herzöge von Cleve. Johann Wilhelm Herzog v. Cleve, Jülich u. Berg (28.5.1562-25.3.1609) ist der letzte der Stammreihe, der alle Grafschaften und Herzogtümer des betreffenden Raumes "eingesammelt" hatte. Er entstammt dem Geschlecht der Grafen von der Mark, die erst Cleve und dann Jülich beerbten. Eigentlich hatte er eine kirchliche Laufbahn vor sich. 1571-1585 war er Administrator im Bistum Münster, 1573-1585 Domherr in Köln, 1575-1585 Domherr in Straßburg. Im Jahre 1585 resignierte er. Ab 1589 zeigten sich Anzeichen einer Geisteskrankheit. 1592 wurde er Herzog der vereinigten Herzogtümer, 1600 auch Graf v. Moers. Trotz zweimaliger Vermählung starb er kinderlos. Sein Tod war Auslöser des Erbfolgestreits 1609-1614, in dessen Folge die Gebiete aufgeteilt wurden. 1614 fielen Cleve und Mark an Brandenburg. 1795 leistete Preußen zugunsten Frankreichs Verzicht auf das linksrheinische Cleve (Frieden von Basel). 1805 verlor Preußen den restlichen clevischen Besitz rechts des Rheines an Frankreich. Beim Wiener Kongreß bekam Preußen 1815 den Großteil der verlorenen Gebiete zurück. 1816-1821 bestand die preußische Provinz Jülich-Kleve-Berg. 1822 wurde es der Rheinprovinz zugeschlagen. Ein kleiner Teil, Zevenaar, Malburg und Huissen kamen 1815 an die Niederlande. 1946 kam das ehemals preußische Gebiet an Nordrhein-Westfalen. Seit dem Aussterben des Herzogshauses 1609 erhob Sachsen den Anspruch auf das Erbe, tatsächlich besessen hat Sachsen das Herzogtum Kleve nie; der tatsächliche Nutznießer war die Brandenburg, später Preußen.

Abb.: Herzogtum Jülich. Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Das Wappen für das Herzogtum Jülich zeigt in Gold einen schwarzen Löwe, rotbewehrt und ebenso gezungt, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken der Rumpf eines wachsenden goldenen, rotgezungten Greifen mit schwarzen Flügeln, und mit rotem Halsband (ursprünglich war das ein Hund). Das Wappen wird beschrieben im Münchener Kalender 1909 und in der Landes- und Wappenkunde der Brandenburgisch-Preußischen Monarchie, M. Gritzner, 1894. Jülich war Grafschaft, Markgrafschaft und Herzogtum und lag auf der linken Rheinseite zwischen Kurköln, Kurtrier, Lüttich, Limburg und Geldern. Alter Besitz des Erzstiftes Köln war das, der von den Grafen von Jülich als Vögte verwaltet wurde. Grafen nennen sie sich ab 1081 (comes de Julicho), und dies wurden sie durch den Erwerb der Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und der Grafschaft Nörvenich, jeweils durch Heirat. Diese ersten Grafen von Jülich starben 1207 aus. Über die Schwester des letzten Grafen von Jülich (Wilhelm II. Graf v. Jülich (ca. 1150-1207)) kam der Besitz an die Herren von Heimbach, einem Geschlecht aus der Nordeifel. Sie nannten sich jetzt Grafen von Jülich. An Gebieten gewannen sie hinzu 1335 die Vogtei über Aachen, die Vogtei über die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens. Bei der Schlacht von Worringen 1288, die den Kölner Erzbischof in seine Schranken wies, waren sie zusammen mit Brabant, Kleve und Berg Hauptbeteiligte. 1346 gewannen die Grafen von Jülich durch Heirat Ravensberg und 1348 Berg. 1336 wurden die Grafen Markgrafen von Jülich. 1356, nur zwanzig Jahre später wurden sie zu Herzögen erhoben. Sie residierten in Düsseldorf. Weitere Gebiete wurden im 15. Jh. erworben: 1435 Monschau, des weiteren Geilenkirchen, Euskirchen, Millen, Heinsbeg, Löwenburg. Gerhard VI. Graf v. Jülich wurde 1345/1346 Graf v. Ravensberg, 1348 Graf v. Berg, 1355 zu Sichem und Sint-Agtenrode. Er kommt bei einem Turnier in Schleiden zu Tode beim Kampf gegen Arnold Graf v. Blankenheim. Sein Sohn Wilhelm VII. wird 1360/1361 Graf v. Berg und 1361-1395 auch v. Ravensberg. Mit der Erhebung zum Herzogtum wird er am 24.5.1380 Herzog v. Berg. Wilhelm IX. beschritt eigentlich eine kirchliche Laufbahn. 1399 sieht man ihn als Domherr zu Köln, 1400 ist er Abt von Corvey, 1399 besitzt er ein Postulat zu Paderborn, wird dort 1399/1400-1415 Bischof, aber aus dynastischen Gründen erfolgt ca. 1415 seine Resignation, so daß er 1402/1416-1428 Graf v. Ravensberg sein kann und die Familie fortführen kann. Bei seinem Sohn ist das ganz ähnlich, auch Gerhard beschreitet erst eine klerikale Laufbahn. 1430-1444 ist er Domherr zu Köln, resigniert 1444, 1437 wird er Herzog v. Jülich, Graf v. Berg und v. Ravensberg. Am 3.11.1444 besiegt er bei Linnich Herzog Arnold v. Geldern. Gerhard stiftete den Hubertus-Orden. Am 21.11.1445 kommt es zwischen den verfeindeten Parteien zum sog. Vergleich von Wesel, in dem der besiegte Arnold v. Geldern auf Jülich, nicht aber auf den Herzogstitel verzichtet. Am 20.6.1473 verkauft Gerhard die Erbrechte an Geldern an den Herzog v. Burgund und kauft selbst dafür die heinsbergischen Lande. Wilhelm VI. Herzog v. Jülich u. Berg erwirbt 1498 noch Wassenberg, Borne und Herzogenrath als brabantisches Pfand. Er tauscht gegen Ende des 15. Jh. Diest, Sichem und die Burggrafschaft Antwerpen an Nassau gegen Gangelt ein. Er ist der Erbauer der Karthause vor Jülich. Das Problem der Erbfolge wurde früh geregelt, Kaiser Maximilian I. sichert ihm das Erbfolgerecht für die Tochter Maria zu, während deren Vater sich um die Heirat derselben mit dem Thronfolger von Cleve bemüht. Der Haken an der Sache war nämlich, daß Kaiser Friedrich III. im Jahre 1485 dem Herzog Albrecht von Sachsen die Nachfolge in Jülich und Berg versprochen hatte, und auch Kaiser Maximilian hatte 1495 dieses Versprechen bestätigt. Im Jahre 1496 kam es zur entscheidenden Übereinkunft beider Herzöge über die Ehe ihrer Kinder. Nach Erhalt der Zustimmung der Landstände und des Kaisers konnte die Schlüsselhochzeit, die die beiden Herzogtümer vereinigte, am 1.10.1510 stattfinden. Maria Herzogin v. Jülich-Berg, Gräfin v. Ravensberg, Herrin v. Heinsberg (3.8.1491-1543), heiratete Johann III. Herzog v. Cleve, Jülich u. Berg (10.11.1490-6.2.1539). 1511 starb das Geschlecht im Mannesstamme aus, und die Herzöge von Cleve, die ehemaligen Grafen von der Mark, beerbten auch diese und wurden die neuen Herzöge von Cleve, Jülich und Berg. Der Kaiser belehnte Johann mit Jülich nach Wilhelms Tod im Jahre 1511. Johann erlangt im Jahre 1521 die Macht in Cleve und konnte so alle Gebiete in einer Hand vereinen, so daß er die Vormachtstellung im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis inehatte. 1614 fiel Jülich an Pfalz-Neuburg. Ab 1777 war Jülich mit Berg mit Bayern vereinigt. 1794-1714 besetzte Frankreich die Gebiete, und Bayern bekam im Ausgleich 1806 Ansbach und 1810 Bayreuth von Frankreich. Beim Wiener Kongreß wurde alles neu geregelt, erst plante man eine Aufteilung von Jülich zwischen Preußen und den Niederlanden, 1815 kam es gänzlich an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen. Seit dem Aussterben des Herzogshauses 1609 erhob Sachsen den Anspruch auf das Erbe, tatsächlich besessen hat Sachsen das Herzogtum Jülich nie; der tatsächliche Nutznießer war die Pfalz.

Das Wappen von Sachsen-Eisenach 1661-1741
In der Linie Sachsen-Eisenach kam es zu einer interessanten Wappenvermehrung: Johann Georg I. Herzog von Sachsen-Eisenach (12.7.1634 - 19.9.1686) hatte am 29.5.1661 in Wallau Johannette Gräfin von Sayn und Wittgenstein (27.4.1632-1701) geheiratet, welche nach Prozessen mit der Schwester aus dem Familien-Fideikommiß Altenkirchen, Freusburg, Bendorf, Homburg etc. bekam (ihre Schwester bekam Hachenburg, Details s. u.), und deshalb kamen nun ein paar nur in dieser Linie vertretene Felder hinzu, die von Sayn, Wittgenstein, Homburg und Freusburg, alles Felder, welche die Grafen von Sayn-Wittgenstein führten. Johann Georg I. Herzog von Sachsen-Eisenach saß 1661 zu Friedewald, Freusburg, Altenkirchen und Bendorf, 1662 in Marksuhl, 1671 in Eisenach. Er starb auf der Jagd.

Das Wappen dieser Linie ist zweimal gespalten und siebenmal geteilt und trägt über den Feldern 8, 11 und 14 einen Herzschild:

Bildbeispiel: Philippsthal (Werra), Schloß Philippsthal, Wappen für Carolina Christina Herzogin von Sachsen-Eisenach (15.4.1699-25.7.1743), Tochter von Johann Wilhelm Herzog von Sachsen-Jena-Eisenach (17.10.1666-4.1.1729) und Christine Juliane Markgräfin von Baden-Durlach (12.9.1678-10.7.1707). Ein weiteres, farbig gefaßtes und gut erhaltenes Vergleichswappen ist an der Herrschaftsloge in der Schloßkirche Philippsthal zu finden. Der prinzipielle Aufbau des in dieser Form nicht im Siebmacher enthaltenen Wappens wird ferner durch ein Exlibris des Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Jena-Eisenach bestätigt.

Sachsen-Eisenach und die Grafschaft Sayn-Altenkirchen 1661-1741
Zum Verständnis des Auftretens dieser spannenden Felder 15, 17, 22 und 24 muß etwas weiter ausgeholt werden (und auch das kann hier nur eine Kurzform sein, denn die Verhältnisse sind aufgrund der vielen Linien und der Ereignisse des Dreißgjährigen Krieges extrem verworren):

Die an der mittleren Sieg gelegene Herrschaft Freusburg mit Betzdorf war zunächst Sitz der Edelherren von Freusburg. Als diese erloschen, kam sie an den mit letzteren verwandten Kölner Burggrafen Eberhard von Arenberg, dessen Frau Adelheid von Molsberg in erster Ehe mit einem Herren von Freusburg verheiratet gewesen war. Um 1220 kamen Burg und Herrschaft Freusburg an die Grafen von Sayn. Freusburg wurde 1378 dem Hochstift Trier zu Lehen aufgetragen. Freusburg wurde von Trier seit 1598 als heimgefallenes Lehen betrachtet, dazu von Graf Heinrich 1600/1602 an Trier verkauft, wiederbeansprucht, 1606 gewaltsam von Trier eingezogen, als der Mannesstamm der Grafen von Sayn aus dem Hause Sponheim mit Graf Heinrich am 17.1.1606 erlosch, 1633 von den Schweden für die Grafen von Sayn anderer Linie eingenommen, 1637 von Kurtrier eingenommen und 1639 vor dem Reichskammergericht verhandelt, im Detail noch weit verwickelter. Freusburg mußte jedenfalls 1652 an die Sayner Erbtöchter wieder herausgegeben werden. Es kam bei der Teilung zum Erbteil Sayn-Altenkirchen.

Die Reichsherrschaft Homburg kam im 13. Jh. durch die Heirat von Gottfried von Sayn mit Jutta von Isenburg an die Grafen von Sayn. Die Herrschaft lag im Oberbergischen und war von bergischem Besitz umgeben. Gottfried von Sayn übertrug 1276 sein Eigengut mit der Burg Homburg bei Marienberghausen an den Kaiser Rudolf von Habsburg und erhielt es als Lehen zurück. 1635 wurde Homburg kurzfristig Sitz einer Seitenlinie.

Die Grafschaft Wittgenstein fiel 1361 nach dem Erlöschen der Grafenfamilie im männlichen Hauptstamm 1357 aufgrund einer Heirat an das Haus Sayn, das sich fortan Sayn-Wittgenstein nannte. Sie mußten ihre Güter den Grafen von Nassau-Dillenburg zu Lehen auftragen; 1436 folgte eine Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen, denen sie ebenfalls 1439 ihre Güter zu Lehen auftrugen. 1603 wurde die Grafschaft geteilt in Sayn-Wittgenstein-Berleburg im Norden und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein im Süden. 1605/1607 teilte man in Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (= Sayn-Wittgenstein-Hohenstein). Die Grafschaft Sayn fiel 1606 nach dem Tode des letzten Grafen Heinrich IV. an seine Nichte Anna Elisabeth von Sayn, die mit Wilhelm III. von Sayn-Wittgenstein-Sayn (1569-1623) verheiratet war. Durch den Tod Graf Wilhelms III. von Sayn-Wittgenstein fiel die Grafschaft 1623 an Graf Ernst zu Sayn-Wittgenstein und Homburg (1600-1632).

Im Jahre 1636 fand eine Erbteilung im Hause der Grafen Sayn-Wittgenstein-Sayn statt: Ludwig Graf von Sayn und Wittgenstein (8.9.1628-16.7.1636) zu Altenkirchen und Hachenburg aus der von Wilhelm III. begründeten Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn war der Sohn von Ernst Graf zu Sayn und Wittgenstein in Sayn und dessen Frau Louise Juliana von Erbach (18.6.1603-28.9.1670) und starb kinderlos. Das besitzrechtliche Chaos in der Grafschaft Sayn war durch den Dreißigjährigen Krieg mittlerweile völlig undurchschaubar geworden. Erst der Friedensschluß von 1648 brachte wieder ein bißchen Ordnung, und es ist vor allem schwedischem Einfluß zu verdanken, daß die Friedensbestimmungen die Wiederherstellung der Grafschaft Sayn forderten und etliche verlorene Gebiete zurückkamen, darunter auch am 22.7.1652 Freusburg aus trierischer Hand, auch Bendorf kehrte zurück, ebenso bekam man die trierischen Rechte an Maxsain und Selters und den Besitz in Vallendar zurück.

Über Ludwigs Schwestern Ernestina Salentina und Johannette wurde nun das Erbe nach entsprechenden Prozessen und Verträgen am 23.8./2.9.1652 wie folgt aufgeteilt: Ernestina Salentina bekam Hachenburg; Johannette bekam Freusburg an der Sieg und das Kirchspiel Kirburg. 1662 wurde den saynischen Erbtöchtern die Herrschaft Altenkirchen und der Bann Maxsain zurückgeben, nachdem der Reichshofrat am 3.3.1661 einen entsprechenden Beschluß gefaßt hatte und Graf Christian von Sayn-Wittgenstein die Gebiete herausrücken mußte. 1662 wurde man auch wieder mit Altenkirchen belehnt. Infolge der Rückgaben wurde am 26.3.1662 der Teilungsvertrag von 1652 abgeändert (1. Friedewalder Vertrag). Johannette hatte sich zwischenzeitlich erneut verheiratet, und ihr zweiter Gemahl, Johann Georg I. Herzog von Sachsen-Eisenach, drang auf gerechte Verteilung. Ernestina Salentina - also Manderscheid - bekam nun das Kirchspiel Birnbach, die Vogtei Roßbach und Giershausen, Fiersbach, Hirzbach, Mehren, Nieder- und Obermaulsbach, Neuenhof vom Kirchspiel Mehren und den Hof Honneroth. Johannette - also Sachsen - bekam nun Altenkirchen, das Kirchspiel Altenkirchen, Ersfeld Forstmehren, Kraam und Rettersen vom Kirchspiel Mehren und den Hof Bergenhausen. Der Bann Maxsain bleibt gemeinsam. Diesem Vertrag folgte kurz darauf der 2. Friedewalder Vertrag vom 14./24.6.1662, der am 18./28.1.1668 bestätigt wurde, gefolgt von einem Gebietsaustausch am 24.2.1671 und am 27.10./6.11.1671, wo um jeden einzelnen Hof gerungen wurde. Das Fazit dieser ganzen Verträge waren zwei völlig neue, selbständige Territorien, die Reichsgrafschaften Sayn-Altenkirchen, durch Johannette im Besitz von Sachsen-Weimar-Eisenach, und Sayn-Hachenburg, durch Ernestina Salentina im Besitz von Manderscheid-Blankenheim. Beide Reichsterritorien gingen nun völlig unterschiedliche Wege.

Hier noch einmal die genealogischen Rahmenbedingungen für die komplexen Besitzübergänge:

Die Reichsgrafschaft Sayn-Altenkirchen nahm nun folgenden Weg: Obwohl man erbittert um sie prozessiert und gestritten hatte, interessierte sie die Besitzer nicht wirklich. In Altenkirchen regelte der herzogliche Statthalter die Angelegenheiten, Geheimrat Baron Johann Heinrich von Griesheim. Weder Herzog Johann Georg von Sachsen-Eisenach noch seine Frau waren oft in ihrer Altenkirchener Residenz, auch nicht, als die Witwe ab 1686 die Regentschaft für ihre Kinder übernahm. Sie bestimmte ihren Sohn Johann Wilhelm Herzog von Sachsen-Jena-Eisenach (17.10.1666-4.1.1729) 1685 testamentarisch zum Erben der Grafschaft Sayn. Schon im Jahre 1686 hatte er die Grafschaft als Apanage zu seiner standesgemäßen Lebenshaltung erhalten. Schon 1688 hatte sich dieser als Graf von Sayn huldigen lassen. Dann trat die Mutter ihm am 26.4.1697 die Grafschaft Sayn endgültig, vollständig und vorzeitig ab. Die Grafschaft war im Prinzip zu einer Pfründe für die sächsischen Herzöge geworden, und sie wurde entsprechend gemolken. 1729 folgte ihm sein Sohn Wilhelm Heinrich Herzog von Sachsen-Eisenach (10.11.1691-26.7.1741), zur Abwechslung mal ein planmäßiger Übergang der Grafschaft Sayn-Altenkirchen. Doch dann gingen die Probleme weiter: Er starb 1741 kinderlos, und die Erbfolgefragen wurden wieder aktuell.

Abb.: Philippsthal (Werra), Schloß Philippsthal, Wappen für Carolina Christina Herzogin von Sachsen-Eisenach (15.4.1699-25.7.1743), Hervorhebung der Felder aus dem Anspruch auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen

Vor diesem Hintergrund machten sich natürlich alle diejenigen Hoffnungen auf die Grafschaft Sayn, die als mögliche Erben in Frage kamen, natürlich auch die Schwester Wilhelm Heinrichs, Carolina Christina Herzogin von Sachsen-Eisenach (15.4.1699-25.7.1743), die "unseren" Carl I. Landgraf von Hessen-Philippsthal (23.9.1682-8.5.1770) geheiratet hatte, und dieser sah sich durchaus erbberechtigt. Carolina Christina konnte ihre Ansprüche nicht durchsetzen. Tatsächlich lief es anders: Man suchte den Erben unter den Nachkommen von Johannettas ältester Tochter, das war deren Enkel Karl Wilhelm Friedrich Markgraf von Brandenburg-Ansbach (12.5.1712-3.8.1757). Und so kam die Grafschaft Sayn-Altenkirchen von Sachsen-Weimar-Eisenach 1741 an Brandenburg-Ansbach. 1757 übernahm Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach die Landesherrschaft. Er war kinderlos und schloß einen Staatsvertrag mit seinem Vetter König Georg III. von Großbritannien über die Grafschaft Sayn-Altenkirchen, der die sich daraus ergebenden Rechte aber nicht in Anspruch nahm. 1791 kam die Grafschaft durch Verkauf seitens Markgraf Christian Friedrich Alexander von Brandenburg-Ansbach an Preußen und 1802-1806 zu Nassau-Usingen, 1806 zum Herzogtum Nassau, 1815 an Preußen.

Die Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg nahm ihrerseits folgenden Weg: Seit 1652 war Hachenburg Residenz des neuen Landesherren Graf Salentin. Der nächste Wechsel war im Jahre 1715, ebenfalls aufgrund einer Heirat kam das Territorium an die Burggrafen von Kirchberg, nun Burggrafen von Kirchberg Grafen zu Sayn-Wittgenstein. Das selbständige reichsunmittelbare Territorium Sayn-Hachenburg währte nach vier Generationen der Burggrafen von Kirchberg Grafen zu Sayn-Wittgenstein bis 1799. Letzter war Johann August Burggraf von Kirchberg Graf zu Sayn-Wittgenstein (6.6.1714-11.4.1799), der 1777 seinem Neffen in der Regierung gefolgt war. Da er selber keine Nachkommen hatte, ging das Erbe an die Tochter des besagten Neffen, an Louise Isabella Alexandra Augusta Henriette Friederike Maria Burggräfin von Kirchberg Gräfin von Sayn-Hachenburg (19.4.1772-6.1.1827), die am 31.7.1788 in Hachenburg Friedrich Wilhelm Fürst zu Nassau-Weilburg (25.10.1768-9.1.1816) geheiratet hatte. Sayn-Hachenburg war damit an Nassau-Weilburg gefallen und ging 1806 zusammen mit dem 1802 von Preußen an Nassau-Usingen gefallenen Sayn-Altenkirchen im neu gegründeten Herzogtum Nassau auf, wo es nach territorialen Teilverlusten 1815 bis 1866 verblieb und dann an Preußen kam.

Sachsen-Weimar ab 1741: Vom Herzogtum zum Großherzogtum
Nachdem die beiden Seitenlinien Sachsen-Eisenach (1672-1741, die dritte Linie dieses Namens) und Jena (1672-1690) schlußendlich an die Hauptlinie Sachsen-Weimar zurückgefallen sind, entwickelt diese sich wieder konstant unter wechselnden Staatsnamen bis 1918. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde 1815 im Zuge des Wiener Kongresses zum gleichnamigen Großherzogtum, dessen Name sich 1877 zum Großherzogtum Sachsen wandelte. Nach der Abdankung des letzten Großherzogs 1918 wurde das Land zum Freistaat, und am 1.5.1920 ging der freie Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach im neuen Land Thüringen auf.

Genealogie für Sachsen-Weimar-Eisenach von 1741 bis zum Ende der Monarchie:

Das Wappen des Großherzogtums Sachsen
Aufbau des Großen Staatswappens:

Das Große Staatswappen führt drei Helme:

Orden: Um den Schild liegt der Orden der Wachsamkeit oder Vom Weißen Falken an einem ponceauroten Bande mit goldener Schrift "VIGILANDO ASCENDIMUS" - Indem wir wachsam sind, steigen wir auf. Dieser Orden wurde am 2.8.1732 von Herzog Ernst August gestiftet. Das Kleinod besteht aus einem achtspitzigen Kreuz, golden bordiert, von einer goldenen Königskrone überhöht, mit einem goldbewehrten silbernen (weißen) Falken belegt. Die Winkelecken sind rot und golden bordiert und an den Spitzen mit Perlen besetzt.

Prunkstücke: Ein hermelingefütterter roter (purpurner) Wappenmantel, der aus einer Königskrone herabfällt.

Aufbau des Mittleren Staatswappens:
Hauptschild und Herzschild wie beim Großen Staatswappen, auf einem hermelingefütterten roten Wappenmantel, der aus einer Königskrone herabfällt.

Abb.: Wappenschild des mittleren Staatswappens des Großherzogtums Sachsen über dem Südflügel des Residenzschlosses Weimar (1913-1914 errichtet).

Abb.: Wappen des Großherzogtums Sachsen-Weimar, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1904, mit Abweichung in Feld 3.

Komponente: Die Herrschaft Neustadt-Arnshaugk im Wappen
Das Wappen der Herrschaft Neustadt-Arnshaugk ist von Silber und Rot gespalten, je ein Schrägrechtsbalken in verwechselter Tinktur. Helmzier ein wachsender Pfau oder nur Pfauenfedern. Helmdecken rot-silbern.

Die Herrschaft Arnshaugk liegt bei Neustadt an der Orla, einst ein Besitz der Dynasten von Lobdaburg. 1289 erlosch die Linie Lobdaburg-Arnshaugk, die anderen Linien bemühten sich vergeblich um das Erbe, denn es fiel über die Witwe und die Erbtochter des letzten Herren von Lobdaburg-Arnshaugk an die Wettiner. Die Witwe, Elisabeth von Lobdaburg-Arnshaugk geborene von Orlamünde, war die dritte Frau von Albrecht dem Entarteten (Heirat 1290). So wurde Arnshaugk ein Gebiet, das der unglückselige Albrecht der Entartete gewann, nicht verlor. Friedrich der Freidige, sein Sohn aus erster Ehe, ehelichte die Tochter des letzten Herren von Lobdaburg-Arnshaugk und damit die Tochter seiner zweiten Stiefmutter aus deren erster Ehe, dadurch fiel die Herrschaft 1302 endgültig an die Wettiner

Komponente: Die Herrschaft Blankenhain im Wappen
Das Wappen der Herrschaft Blankenhain ist in Silber ein nach links gewandter, rotbewehrter schwarzer Löwe, darüber ein goldener Schrägrechtsbalken.

Blankenhain ist eine Herrschaft südlich von Weimar, zwischen Weimar und Rudolstadt gelegen, 1252 erstmals erwähnt, ein kurmainzisches Lehen. Die Herren von Blankenhain starben 1416 aus. Erben waren die Grafen von Gleichen. Heinrich VII. Graf v. Gleichen-Heimburg (ca. 1365 - nach 12.3.1415) hatte Katharina v. Blankenhain geheiratet, die Tochter von Ludwig v. Blankenhain und Tannrode und Anna v. Schönburg-Crimmitschau). Katharina war die Erbin von Blankenhain.

Die Grafen von Gleichen starben ihrerseits im Jahre 1631 mit Johann Ludwig Graf v. Gleichen-Tonna (1565 - 1631) aus. Von seinem Besitz (Gleichen, Tonna, Burg-Tonna, Kranichfeld, Blankenhain, Remda, Ohrdruf, Wechmar, Pyrmont und Spiegelberg) gingen Gleichen und Blankenhain formal an Kurmainz (Lehnsherr), die Obergrafschaft Gleichen und Ohrdruf an Hohenlohe, die Herrschaft Tonna an die Schenken v. Tautenburg, die Untergrafschaft Gleichen an Schwarzburg, die Grafschaften Pyrmont und Spiegelberg an Waldeck (die er zu seinen Erben eingesetzt hatte), Remda an Sachsen-Altenburg.

Danach ging der Besitz Blankenhain an die Grafen von Mörsberg, denn Georg Freiherr v. Mörsberg u. Beffort (- 1648) hatte Dorothea Susanna v. Gleichen-Blankenhain (- 1638) geheiratet, Tochter von Volrad Graf v. Gleichen-Blankenhain (- 1627) und Dorothea v. Hanau-Münzenberg sowie Erbin eines Drittels des Besitzes.

Die Grafen von Mörsberg verzichteten 1675 nach Streitigkeiten zugunsten der von Hatzfeld und Mandeloh auf den Besitz. Dort verblieb der Besitz bis zu deren Erlöschen 1794. Als erledigtes Lehen unterstand Blankenhain dann bis 1802 dem Kurfürstentum Mainz. Die nächsten Stationen der Odyssee waren Preußen bis 1806, französische Verwaltung bis 1813, wieder Preußen bis 1815, und schließlich überließ Preußen die Herrschaft Blankenhain 1815 an Sachsen-Weimar. Somit ist Blankenhain ein sehr junger Bestandteil des Wappens und ausschließlich in den Wappen des Großherzogtums Sachsen-Weimar bzw. des Großherzogtums Sachsen zu finden.

Komponente: Die Herrschaft Tautenburg im Wappen
Das Motiv taucht in manchen späten Wappen der Sachsenherzöge auf. Das Wappen der Herrschaft Tautenburg zeigt in Silber fünf bis sechs blaue Schrägbalken, auch 9 oder 11 mal schrägrechts geteilt vorkommend, so wie hier. Die zu blau-goldenen Decken geführte Helmzier besteht aus einem Paar Büffelhörner, sparrenförmig wie der Schild von Blau und Silber mehrfach schräggestreift (Siebmacher Band: Pr Seite: 62 Tafel: 81, Band: OstN Seite: 184 Tafel: 123, Band: SaA Seite: 146 Tafel: 96, Band: ThüA Seite: 19 Tafel: 14). Es gibt auch Darstellungen mit einer goldenen Kugel in den Mündungen. Die Herrschaft Tautenburg mit gleichnamiger Burg, heute eine Ruine, liegt nordöstlich von Jena. Anfangs war es ein Reichslehen, das die Herren von Lobdeburg innehatten. Die Familie der Herren von Tautenburg waren vermutlich Gefolgsleute der Lobdeburger. Danach hatten die Schenken von Vargula (Belehnung 1243) und deren Zweig, die Schenken von Dornburg und Tautenburg, die Herrschaft inne. Als der thüringische Zweig der Schenken von Tautenburg mit Christian Schenk von Tautenburg am 3.8.1640 erlosch, fiel die Herrschaft als erledigtes Lehen an Sachsen zurück, und zwar an das albertinische Kursachsen. 1657-1718 gehörte das Amt Tautenburg zur Sekundogenitur Sachsen-Zeitz. 1815 kam die Herrschaft an Preußen, wurde aber umgehend an Sachsen-Weimar-Eisenach abgetreten.

Abb.: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Zur Erläuterung der anderen Komponenten vgl. bitte die ausführliche Darstellung beim Kapitel über das Rote Schloß in Weimar.

Genealogie für Sachsen-Weimar-Eisenach vom Ende der Monarchie bis heute:

Die Ernestinischen Herzogtümer (2)
Ausgangspunkt ist Sachsen-Gotha, dessen Territorium sich aus folgenden vier Quellen speist: Teilung von Sachsen-Weimar 1640 in drei Linien, Hälfte des Herzogtums Sachsen-Eisenach, was 1644 nach dem Erlöschen dieser Linie anfällt und mit der Hauptlinie geteilt wird, ferner drei Viertel von Sachsen-Altenburg, welches 1672 anfällt und ebenfalls (ungleich) mit der Hauptlinie zu Weimar geteilt wird, letzte Quelle ist die 1660 endgültig geteilte Grafschaft Henneberg. Doch wie gewonnen, so zerronnen, denn weit davon entfernt, einmal ein geschlossenes Herzogtum zu schaffen und effektiv gemeinsam zu regieren, zerfiel das Land schon 1675 in insgesamt sieben Linien, weil die gemeinsame Verwaltung scheiterte und jeder Sohn bei der Aufteilung mit einem eigenen Herzogtum bedacht wurde. So entstanden die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (1680-1710), Sachsen-Eisenberg (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (1680-1735), das nach dem Erlöschen von Sachsen-Coburg zu Sachsen-Coburg-Saalfeld wurde. Von diesen sieben Linien blieben nur noch vier übrig, denn Sachsen-Coburg wurde 1699 an die Linien Saalfeld und Meiningen verteilt, Sachsen-Eisenberg kam 1707 an die Linie Gotha-Altenburg. Die Linie Römhild wurde 1710 auf Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen aufgeteilt. Der nächste große Umverteilungsprozeß kam 1825 in gang, als von den verbliebenen Herzogtümern Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb. Die vier Herzogtümer wurden alle in einen großen Topf geworfen und 1826 zu drei neuen Herzogtümern zugeschnitten: Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg und Gotha. In dieser Form blieben sie bis zur Aufhebung der Monarchie bestehen und alle vier sächsischen Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach mitgezählt) gingen in Folge 1920 im Land Thüringen auf. Mit einer einzigen Ausnahme: Coburg fiel an Bayern.

Das Wappen des Herzogtums Sachsen-Meiningen (1826-1918)
Das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Meiningen nach 1889 zeigt folgenden Aufbau:

Cave: Einige doppelschwänzige Löwen wurden hier zu einfachgeschwänzten Exemplaren reduziert, wohl aus darstellerischen Platzgründen.

Das Große Staatswappen führt sechs Helme:

Orden: Um den Schild hat das Wappen den Herzoglich-Sachsen-Ernestinischen Hausorden, an einem ponceauroten, dunkelgrün bordierten Band. Dieser Orden wurde am 25.12.1833 von den Herzögen von Altenburg, Coburg-Gotha und Meiningen gestiftet zum Andenken an den Gründer der ernestinischen Herzogtümer, Herzog Ernst d. Fromme. Das Kleinod ist ein achtspitziges Kreuz, weiß, goldengesäumt, mit Kugelenden, die vier Winkel des Kreuzes mit je einem goldenen Löwen gefüllt. Das zentrale Medaillon wird von einem grünen Eichenlaubkranz umschlossen, der an vier Stellen mit goldenem Bande gebunden ist, und es zeigt innerhalb eines blauen, goldgefaßten Bordes das goldene Brustbild von Ernst d. Frommen. Im Reif mit goldenen Lettern: "FIDELITER ET CONSTANTER" - treu und beständig.

Prunkstücke: Zwei silberne Geharnischte als Schildhalter, die jeweils die äußersten Helme tragen und eine sächsische Fahne in der freien, äußeren Hand tragen. Alles auf einem roten, hermelingefütterten Wappenmantel, der aus einer Herzogskrone herabfällt.

Abb.: Wappen des Herzogtums Sachsen-Meiningen, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1909.

Daneben gibt es noch ein Mittleres Staatswappen:

Prunkstücke: Alles auf einem roten, hermelingefütterten Wappenmantel, der aus einer Herzogskrone herabfällt.

Das Kleine Staatswappen besteht nur aus dem herzoglich gekrönten Schild für das Herzogtum Sachsen. Von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.

Vor 1843 enthielt das Große Staatswappen von Sachsen-Meiningen übrigens noch zwei Felder mehr: Ganz zuunterst befanden sich die Felder der Herrschaft Homburg (in Rot eine zweitürmige silberne, schwarzgefugte Burg) und der Herrschaft Freusburg (in Schwarz ein mit drei schwarzen Schweinsköpfen belegter silberner Schrägbalken).

Ab 1843 bis 1889 war das oben beschriebene Wappen mit den Kleinoden v. l. n. r. (optisch) Kleve, Thüringen, Sachsen, Meißen, Jülich, Berg in Gebrauch, was in etwa noch den Rang widerspiegelte.

1889 wurde ein Helm ausgetauscht, und es wurde die Reihenfolge v. l. n. r. (optisch) Sachsen, Thüringen, Henneberg, Meißen, Jülich, Berg. Kleve fiel weg, dafür kam Henneberg hinein, und sogar auf dem vornehmsten Platz. Otto Hupp bildet das Wappen so im Münchener Kalender 1909 ab mit identischem Schild wie oben angegeben, aber mit einem abweichenden Oberwappen, denn der Hut der Henneberger Helmzier ist wie der sächsische Hut gestaltet.

Genealogie des Herzogtums Sachsen-Altenburg (1602-1673)
Übersicht über die Ältere Linie Sachsen-Altenburg:

Genealogie des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg (1680/81-1825/26)
Übersicht über die Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg:

Aussterben der Grafen von Gleichen und Aufteilung des Erbes
Der letzte Graf von Gleichen war Johann Ludwig Graf von Gleichen-Tonna (1565-17.1.1631), Sohn von Georg II. Graf von Gleichen-Tonna (1509-24.9.1570) und dessen zweiter Frau Walburg Gräfin von Pyrmont und Spiegelberg (-22.7.1599). Johann Ludwig war zwar mit Erdmuthe Juliane von Hohnstein (11.5.1587-28.7.1633) verheiratet, doch das Paar blieb kinderlos. Wie sah es mit Johann Ludwigs Geschwistern aus? Aus der ersten Ehe seines Vaters mit Elisabeth von Plesse (28.6.1531-1556) gab es als Halbgeschwister neben dem jung verstorbenen Wolfgang noch Siegmund Graf von Gleichen-Tonna (1553-16.5.1578), Elisabeth von Gleichen-Tonna (1554-19.7.1615) und Margarethe von Gleichen-Tonna (28.5.1556-14.1.1619). Alle vier starben also vor ihm. Aus der zweiten Ehe seines Vaters gab es neben Johann Ludwig noch die Brüder Philipp Ernst Graf von Gleichen-Tonna (4.10.1561-18.11.1619) und Georg von Gleichen-Tonna. Auch diese beiden starben alle vor ihm. Philipp Ernst hatte Anna Agnes von Hohenlohe-Weikersheim (2.9.1568-8.9.1616) geheiratet, die Tochter von Wolfgang Graf von Hohenlohe-Weikersheim (14.6.1546-28.3.1610) und Magdalena von Nassau (15.12.1547-16.5.1633), aber das Paar blieb kinderlos.

Diese Verschwägerung bildete die Basis für eine am 27.4.1621 vom Haus Hohenlohe mit dem Grafen Johann Ludwig von Gleichen angesichts des vorauszusehenden Aussterbens geschlossene Erbverbrüderung, genauer wurde die Erbverbrüderung zwischen dem Grafen Johann Ludwig zu Gleichen einerseits und den Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim, Kraft von Hohenlohe-Neuenstein und Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg wegen der Obergrafschaft Gleichen andererseits, sowie mit den Grafen von Schwarzburg (Vertrag vom 12.3.1623), dem Schenken zu Tautenburg (Vertrag vom 1.5.1621), den Grafen von Waldeck und den Grafen von Nassau mit Zustimmung der Herzöge zu Sachsen-Coburg und Sachsen-Eisenach geschlossen. Letztere hatten angesichts des bevorstehenden Todes des Grafen Johann Ludwig zu Gleichen durchaus ein Interesse an der rechtzeitig geplanten Abwehr von territorialen Ansprüchen des Stiftes Hersfeld und von Kurmainz. 

 

Abb. links: Burg Gleichen. Abb. rechts: Gotha, Schloß Friedenstein, Hofarkaden.

Als nun der Ernstfall eintrat und das Grafenhaus Gleichen-Tonna völlig verschuldet im Mannesstamm erlosch, nahmen die Grafen von Hohenlohe, an die gemäß dem Vertrag von 1621 die Obergrafschaft Gleichen gefallen war, zusätzlich den Titel eines Grafen von Gleichen an. Beide Linien, die zu Neuenstein und die zu Langenburg, übten die Herrschaft und Verwaltung gemeinsam aus. Erst 1665 fand eine Realteilung der Territorien zwischen beiden Hohenloher Linien statt. Fürst Hermann zu Hohenlohe verkaufte 1869 das Schloß, die Stadt und die Grafschaft an den gothaischen Staat. Die Grafen von Schwarzburg-Arnstadt (später im Erbwege an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen) erhielten bei der Teilung der Gebiete der Grafen von Gleichen im Jahre 1631 entsprechend dem am 12.3.1623 geschlossenen Vertrag die 2,5 Quadratmeilen große Untergrafschaft. Die Herrschaft Tonna kam gemäß dem Vertrag vom 1.5.1621 an Christian Schenk von Tautenburg. Die Schenken von Tautenburg starben aber 1640 mit dem Genannten in der thüringischen Linie aus, danach ging die Herrschaft Tonna an die Grafen von Waldeck und danach durch Verkauf am 4.10.1677 an Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha und Altenburg. Die Grafen von Waldeck bekamen die Grafschaften Pyrmont und Spiegelberg, die ihnen Graf Johann Ludwig von Gleichen-Tonna bereits 1625 abgetreten hatte. Sie behielten die Herrschaft Tonna aber nur 37 Jahre lang, denn am 4.10.1677 verkauften sie diese an Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Die Burg Gleichen fiel mit dem Ort Wandersleben als erledigtes Lehen zunächst an das Erzstift Mainz zurück, ebenso Blankenhain. Mainz belehnte 1639 die Grafen von Hatzfeld damit. Die Ernestinischen Herzogtümer hatten sowohl unmittelbaren Besitz aus der Erbmasse als auch die Landeshoheit über die ehemalige Grafschaft Gleichen. Ab 1826 lag die Landeshoheit über das Amt Tonna beim Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Die Herrschaft Remda kam an Sachsen-Altenburg, desgleichen die Dörfer Böseleben und Trommlitz. Sülzenbrücken kam 1640 an Sachsen-Gotha. Blankenhain kam nach dem Aussterben der Grafen von Hatzfeld-Gleichen 1794 an das Herzogtum Sachsen-Weimar, zu dem es bis 1920 gehörte. Parallel dazu beanspruchte Sachsen-Weimar (bzw. die entsprechenden Unterlinien) die Landeshoheit über das gesamte Gebiet der ehemaligen Grafschaft Gleichen. Erst lag die Landeshoheit über die Ober- und Untergrafschaft Gleichen beim Gesamthaus Sachsen-Weimar. Ab 1657 lag sie alleine bei der Linie der Herzöge von Sachsen-Gotha, und ab 1672 beim Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg.

Die Ernestinischen Herzogtümer hatten also sowohl unmittelbaren Besitz aus der Erbmasse als auch die Landeshoheit über die ehemalige Grafschaft Gleichen. Unmittelbarer Besitz war die Herrschaft Tonna. Sie gehörte 1640-1677 den Grafen von Waldeck, dann wurde sie an Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg verkauft. Die ehemalige Herrschaft wurde als Amt weitergeführt. Er ließ ab 1677 in Gräfentonna das neue Schloß am Markt erbauen, ein riesiger, dreistöckiger Bau von 84 m Länge und 12 m Tiefe, in dem heute die Gemeindeverwaltung ihren Sitz hat. Ab 1826 lag die Landeshoheit über das Amt Tonna beim Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Die Herrschaft Remda kam an Sachsen-Altenburg, desgleichen die Dörfer Böseleben und Trommlitz. Sülzenbrücken kam 1640 an Sachsen-Gotha. Blankenhain kam nach dem Aussterben der Grafen von Hatzfeld-Gleichen 1794 an das Herzogtum Sachsen-Weimar, zu dem es bis 1920 gehörte.

Parallel dazu beanspruchte Sachsen-Weimar (bzw. die entsprechenden Unterlinien) die Landeshoheit über das gesamte Gebiet der ehemaligen Grafschaft Gleichen. Erst lag die Landeshoheit über die Ober- und Untergrafschaft Gleichen beim Gesamthaus Sachsen-Weimar. Ab 1657 lag sie alleine bei der Linie der Herzöge von Sachsen-Gotha, und ab 1672 beim Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg. So blieb es auch nach dem "Gothaer Hauptrezeß" des Jahres 1680. Erst als nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg im zu Hildburghausen am 12.11.1826 geschlossenen Teilungsvertrag die Ernestinischen Herzogtümer territorial neu gegliedert wurden, kamen die Grafschaften Ober- und Untergleichen an das Herzogtum Sachsen-Gotha bzw. zum vereinten Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, dessen beide Landesteile in Personalunion regiert wurden. Erst 1848 wurde die Obergrafschaft Gleichen formal aufgelöst, indem die Patrimonialgerichtsbarkeit aufgehoben und durch das staatliche Justizamt Ohrdruf ersetzt wurde. Auch die Untergrafschaft wurde in juristischem Sinne aufgelöst, indem Günthersleben dem Justizamt Gotha zugeteilt wurde und das Justizamt Ichtershausen nun für die Orte Ingersleben, Stedten und Sülzenbrücken zuständig war. Weitere Neugliederungen folgten in den Jahren 1858 und 1879, wobei die ehemals eigenständigen Territorien immer mehr eingegliedert wurden und mit der Verwaltungsstruktur des Gesamtlandes verschmolzen.

Das Wappen des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg
Das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg zeigt folgenden Aufbau:

Abb.: barocker Triumphbogen am Altenburger Schloß

Dieses Wappen entspricht in weiten Teilen dem üblichen Bilderteppich der ernestinischen Herzogtümer, aber hier taucht ein selten gesehenes Feld im Schildfuß auf: Der silberne Löwe im blauen Feld für Gleichen-Tonna. Bei der Leipziger Teilung 1485 bekam Ernst (reg. 1464-1486) das Kurland, also Sachsen-Wittenberg, dazu den größten Teil Thüringens mit Weimar, Eisenach, Gotha, ferner die Reichsgrafschaften Reuß, Gleichen, Kirchberg, z. T. Schwarzburg. 1631 starben die Grafen von Gleichen aus, und die Grafschaft kam in andere Hände. Formal aber beanspruchten die Altenburger Herzöge die Landeshoheit über die gesamte Grafschaft, zudem hatten sie 1677 die Herrschaft Tonna aus dem ehemaligen Besitz der Grafen von Gleichen gekauft, so daß sie sich in doppeltem Sinne berechtigt sahen, den Löwen zu führen.

Inhaltlich gleich zusammengesetzte, aber leicht anders angeordnete Wappen lassen sich in Gotha am Schloß Friedrichsthal im Giebelfeld und an einer Spolie im Lapidarium der Südgalerie von Schloß Friedenstein finden. Dort ist der Herzschild jeweils um ein Feld nach unten gerutscht und nimmt die Felder 8 und 11 ein, ferner gehen die beiden Spaltlinien bis unten durch, so daß in der letzten Reihe das mittlere Feld zweimal gespalten ist.

Abb.: Amtsgericht in Altenburg

Das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg führt sechs Helme:

Genealogie des Herzogtums Sachsen-Altenburg (1826-1918)
Übersicht über die Jüngere Linie Sachsen-Altenburg:

Das Wappen des Herzogtums Sachsen-Altenburg (1826-1918)
Das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Altenburg zeigt einen erweiterten Aufbau (nach Ströhl, analog von Otto Hupp im Münchner Kalender 1910). Neu sind die Felder für das Herzogtum Westfalen und für die Herrschaft Ravenstein, und neu ist der Helm für Engern-Westfalen (bei Hupp: Brehna). Im Detail:

Das Große Staatswappen führt sieben goldene (!) Helme:

Bei Hupp, Münchner Kalender 1910, sind alle Helme normale Bügelhelme.

Abb.: Wappen des Herzogtums Sachsen-Altenburg, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1910.

Prunkstücke: Zwei goldene, hersehende, herzoglich gekrönte, auf einem goldenen Ornament stehende Löwen als Schildhalter, die jeweils eine silbern-grüne Fahne an grüngeschäfteter Lanze mit silberner Spitze tragen. Alles auf einem roten, hermelingefütterten Wappenmantel, der aus einem königlich gekrönten Baldachin herabfällt. Über dem Baldachin flattert ein grün-silbern bordiertes, silbern-grünes Banner, das über eine silberne Querstange an silberner Lanze gelegt ist.

Daneben gibt es noch ein Mittleres Staatswappen:

Drei Helme gehören zum Mittleren Staatswappen:

Prunkstücke: Zwei goldene, hersehende, herzoglich gekrönte, auf einem Postament stehende Löwen als Schildhalter, die jeweils eine silbern-grüne Fahne an grüngeschäfteter Lanze mit silberner Spitze tragen.

Das Kleine Staatswappen besteht nur aus dem Schild für das Herzogtum Sachsen: Von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz. Dieser auf einem königlich gekrönten Wappenmantel.

Genealogie von Sachsen-Coburg und Sachsen-Coburg-Gotha
Sachsen-Coburg steht für mehrere ganz verschiedene Gebilde, denn es wurde im Laufe der Zeit mehrfach gebildet und aufgelöst sowie umbenannt, war mal Nebenresidenz, mal Sitz einer eigenständigen Landesregierung.

Genealogie von Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Coburg (1596-1633)

Genealogie von Sachsen-Coburg 1681-1699, Sachsen-Coburg-Saalfeld 1699-1735 und Sachsen-Coburg-Gotha 1826-heute

Das Wappen des Herzogtums Sachsen-Coburg (1596-1633) und seine Entwicklung
Der Wappenschild der Herzöge von Sachsen-Coburg in seiner bis 1609 gültigen Form wurde oben bereits vorgestellt. Das Wappen veränderte sich noch unter Johann Casimir Herzog von Sachsen-Coburg (12.6.1564-16.7.1633), denn unter seiner Regierung fand der Jülich-Klevische Erbfolgestreit statt, und die Elemente fanden zunehmend Eingang in das Wappen, erst zaghaft, dann immer mehr Felder, schließlich alle: Kleve, Jülich, Berg, Moers, Mark, Ravensberg. Aus der Übergangszeit stammt folgendes Wappen von der Veste Coburg, außen an der Lutherkapelle angebracht, wo in Feld 2 Kleve statt der Pfalzgrafschaft Sachsen auftaucht (ansonsten alles gleich), ein erster Versuch, sich mit den im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit erhobenen Ansprüchen auseinanderzusetzen (unter Vorbehalt - sofern es keine spätere Umdeutung des Feldes ist, z. B. anläßlich einer Restaurierung):

Abb.: Veste Coburg, außen an der Lutherkapelle

So strebte das Wappen unter zunehmender Aufnahme der genannten Anspruchselemente einen komplexeren Zustand an, wie er in Vollendung auf dem bronzenen Grabdenkmal für Johann Kasimir Herzog von Sachsen-Coburg (12.6.1564-16.7.1633) in der Kirche St. Moriz zu Coburg zu sehen ist (Verwendung der Aufnahmen aus St. Moriz zu Coburg mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Markus Metz vom 30.6.2008, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei): Der Wappenschild des Herzogtums Sachsen-Coburg enthält 19 verschiedene Elemente:

Abb.: Coburg, Bronzeplatte in St. Moriz

6 Helme:

Interessant ist, daß allein 3 Helmzieren reine Anspruchswappen darstellen, denn Sachsen ging damals bei der Aufteilung der Gebiete des Herzogtums Jülich-Kleve-Berg leer aus, denn die Gebiete wurden zwischen Pfalz-Neuburg und Brandenburg aufgeteilt. Sachsen erhielt nur Anspruch und Wappen. Natürlich sind die Anspruchs-Helme denen, deren zugehörige Gebiete tatsächlich beherrscht wurden, im Rang nachgeordnet.

Das Wappen des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918)
Die Wappen wurden in einer Ministerialverfügung vom 19.10.1883 revidiert und neu zusammengestellt. Das Große Staatswappen des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha zeigt folgenden Aufbau:

Keine Helme.

Abb.: Wappen des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha, gezeichnet von Otto Hupp für den Münchener Kalender 1911.

Prunkstücke: Zwei goldene, widersehende, herzoglich gekrönte, auf einem goldenen Ornament stehende Löwen als Schildhalter. Alles auf einem roten, hermelingefütterten Wappenmantel, der aus einer Herzogskrone herabfällt, wobei der Reichsapfel dieser Krone abweichend grün tingiert ist.

Daneben gibt es noch ein Mittleres Staatswappen:

Alles auf einem roten, hermelingefütterten Wappenmantel, der aus einer Herzogskrone herabfällt, wobei der Reichsapfel dieser Krone abweichend grün tingiert ist.

Ggf. Orden: Um den Schild hat das Wappen bisweilen den Herzoglich-Sachsen-Ernestinischen Hausorden, an einer Kette aus abwechselnd königlich gekrönten goldenen Löwen, goldenen Herzogskronen, sieben goldenen, mit zwei E und zwei gekreuzten Schwertern belegten Kreuzen, dem sächsischen Wappen als Email-Schildchen. Dieser Orden wurde am 25.12.1833 von den Herzögen von Altenburg, Coburg-Gotha und Meiningen gestiftet zum Andenken an den Gründer der ernestinischen Herzogtümer, Herzog Ernst d. Fromme. Das Kleinod ist ein achtspitziges Kreuz, weiß, goldengesäumt, mit Kugelenden, die vier Winkel des Kreuzes mit je einem goldenen Löwen gefüllt. Das zentrale Medaillon wird von einem grünen Eichenlaubkranz umschlossen, der an vier Stellen mit goldenem Bande gebunden ist, und es zeigt innerhalb eines blauen, goldgefaßten Bordes das goldene Brustbild von Ernst d. Frommen. Im Reif mit goldenen Lettern: "FIDELITER ET CONSTANTER" - treu und beständig.

Das Kleine Staatswappen besteht nur aus dem herzoglich gekrönten Schild für das Herzogtum Sachsen: Von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz.

Auf sich durch die englische Thronfolge ergebende Variationen wird hier nicht weiter eingegangen.

Exkurs: Neueste Änderungen des belgischen Königswappens
Im Jahre 2019 wurde übrigens am 12. Juli das belgische Königswappen wieder geändert. Das betraf nur das persönliche Wappen des belgischen Königs und die der anderen Mitglieder der Königsfamilie, nicht jedoch das Staatswappen. Dem belgischen Löwen wurde wieder der sächsische Rautenkranzschild aufgelegt. Wortlaut des "Arrêté royal déterminant les armoiries de la Maison Royale et de ses membres": "Article 1er. Nos armes sont de sable, au lion d’or, armé et lampassé de gueules, chargé sur l’épaule d’un écusson burelé d’or et de sable de dix pièces, au crancelin de sinople, brochant en bande sur le tout."

Weiterhin führt der Belgische Staatsanzeiger die Prunkstücke wie folgt aus: "L’écu est entouré du collier de l’Ordre de Léopold, placé sur un sceptre au lion de l’écu et une main de justice passés en sautoir d’or et sommé d’un heaume, taré de front, ouvert et sans grilles, d’or, doublé de sable, aux lambrequins d’or doublés de sable. Cimier: la couronne royale. Les supports sont deux léopards lionnés au naturel, accompagnés chacun d’une bannière d’or, frangée de même, tiercée en pal de sable, d’or et de gueules. Devise: eendracht maakt macht - l’union fait la force - einigkeit macht stark, en lettres d’or, sur un listel de gueules, bordé de sable. Le tout est placé sur un manteau de pourpre, doublé d’hermine, frangé, cordonné et houppé d’or et surmonté de la couronne royale."

Abgedankte Könige und Königinnen führen einen dreilätzigen roten Turnierkragen mit Krone über dem Wappenschild: "Le Roi ou la Reine qui a abdiqué porte l’écu des armes tel qu’il est décrit à l’article 1er, chargé d’un lambel à trois pendants de gueules, surchargé de la couronne royale; l’écu sommé d’un heaume, taré de trois quarts, ouvert et sans grilles, d’or, doublé et attaché de sable, aux lambrequins d’or doublés de sable. Cimier: la couronne royale. L’écu de la Reine qui a abdiqué est en losange et sommé de la couronne royale. Les supports avec leurs bannières, la devise, le manteau et sa couronne sont tels que décrits à l’article 1er.

Das älteste Kind des Königs, der Kronprinz oder die Kronprinzessin, ist Herzog oder Herzogin von Brabant. Dieses Wappen wird mit einem goldenen Turnierkragen geführt: "Le Duc ou la Duchesse de Brabant porte l’écu des armes tel qu’il est décrit à l’article 1er, chargé d’un lambel à trois pendants d’or; l’écu sommé tel que décrit à l’article 2. Cimier: la couronne princière de notre Maison Royale. L’écu de la Duchesse de Brabant est en losange et sommé de la couronne princière de Notre Maison Royale. Les supports sont tels que décrits à l’article 1er, accompagnés chacun une bannière d’or, frangée de même, portant de sable au lion d’or, armé et lampassé de gueules. La devise, le manteau et sa couronne sont tels que décrits à l’article 1er." (alle Zitate aus dem Belgischen Staatsanzeiger 2019).

Literatur:
Siebmachers Wappenbücher (insbes. Bände Fürsten, Landesfürsten)
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Die Herrscher Sachsens: Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089-1918. Hrsg. v. Frank-Lothar Kroll. Becksche Reihe, Verlag C. H. Beck 2007, ISBN 978-3-406-54773-7.
Joachim Menzhausen: Kulturgeschichte Sachsens, Edition Leipzig 2007, ISBN 978-3-361-00628-7
http://www.sachsen-coburg-gotha.de/?Das_Herzogshaus:Geschichte:Das_Haus_Wettin
http://www.holger-szymanski.de/wettinerge.htm
http://www.holger-szymanski.de/regententafel.htm
http://www.peter-marquardt.de/wappen/sachsen.html
http://www.dhm.de/lemo/objekte/karten/D1871/thueringen.html
http://www.die-sachsen-kommen.de/wetthtm/besitz.htm
Burggrafschaft Magdeburg:
http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=110751
Burggrafschaft Magdeburg:
http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Magdeburg+%5B1%5D
Thomas Gehrlein, Das Haus Sachsen-Altenburg, vormals Sachsen-Hildburghausen, 1. Auflage 2009, ISBN 978-3-9811 993-5-2, Börde-Verlag Theresia Platte, 59457 Werl
Franz Haarmann, Das Haus Sachsen-Coburg und Gotha,  1. Auflage 2006, ISBN 978-3-9810315-5-3, Börde-Verlag Theresia Platte, 59457 Werl
Sven Michael Klein, Das Haus Sachsen-Weimar-Eisenach, 1. Auflage 2008, ISBN 978-3-9811 993-3-8, Börde-Verlag Theresia Platte, 59457 Werl
Der sächsische Rautenkranz: heraldische Monographie, Friedrich-Karl zu Hohenlohe-Waldenburg - 1863 http://books.google.de/books?id=Uf9BAAAAcAAJ
Burg und Herrschaft Freusburg: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=46
Die Grafschaft Sayn:
http://argewe.lima-city.de/sonstiges1/Grafschaft_Sayn/6_Die_Grafschaft_Sayn.html
Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes
Grafschaft Sayn:
http://wiki.westerwald-gymnasium.de/index.php/Landesherrschaft
Chronologie Grafschaft Sayn:
http://www.bendorf-geschichte.de/bdf-0218.htm#Herzogtum%20Sachsen
Otto Hupp, Münchener Kalender 1902, Verlagsanstalt München und Regensburg 1902
Otto Hupp, Münchener Kalender 1904, Verlagsanstalt München und Regensburg 1904
Otto Hupp, Münchener Kalender 1909, Verlagsanstalt München und Regensburg 1909
Otto Hupp, Münchener Kalender 1910, Verlagsanstalt München und Regensburg 1910
Otto Hupp, Münchener Kalender 1911, Verlagsanstalt München und Regensburg 1911
Otto Hupp, Münchener Kalender, Jahrgang 1895, Verlagsanstalt, München und Regensburg, 1895.
Wappenänderung der Königsfamilie 2019, im Belgischen Staatsanzeiger
http://www.ejustice.just.fgov.be/mopdf/2019/07/19_2.pdf#Page8

Sächsische Wappen (2), Albertinische Linie
Das Feld für die Grafschaft Gleichen und seine Verbreitung in deutschen Adelswappen

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