Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1830
Schwäbisch Hall (Landkreis Schwäbisch Hall)

Ehem. Unterlimpurgisches Spital

Dieses Haus steht in der Unterlimpurger Straße 49 direkt neben der Kirche St. Urban im Stadtteil Unterlimpurg. Es handelt sich um das ehemalige Unterlimpurgische Spital, das später zur Gastwirtschaft "Zum Schwanen" wurde, wie das Wirtshaus-Aushängeschild an der linken Gebäudeecke zeigt. Das barock umgestaltete Haus mit Krüppelwalmdach und zwei straßenseitigen Zwerchhäusern ist eigentlich unter dem Putz ein Fachwerkbau auf steinernem Sockel, und einige bauliche Details wie das spitzbogige Portal an der östlichen Seite und die Stiftertafel stammen noch aus der Spätgotik.

Das Haus geht zurück auf eine 1328 gestiftete Frauenklause, daher auch die Nähe zur Kirche. Nach der Auflösung der Frauenklause wurde das Haus in ein Spital umgewandelt. Als 1541 die Burg Limpurg mit dem unter dem Burghügel befindlichen Stadtteil verkauft wurde, kam auch das Spital in den Besitz der Stadt Hall. Danach wechselten sich viele Besitzer ab, die hier den Gasthof betrieben, Melchior Rappoldt, Wolf Weidenbach, zwischenzeitlich kam das Haus an die Herren von Tegernau, dann wurde es 1648 wieder Wirtschaft mit seit 1649 angeschlossener Brauerei unter häufig wechselnden Eignern.

An der südöstlichen Gebäudeecke befindet sich die Stiftertafel mit der Nennung des Jahres 1475. Die Inschrift beschreibt das Jahr wie folgt: "ANNO D(OMI)NI M CCCC L XXV CIRCVMCISION(IS) D(OMI)NI" und nennt den Stifter als "GENEROSVS D(OMI)N(V)S D(OMI)N(V)S WILHELMVS D(OMI)N(V)S IN LIMPVRG" in seinem Amt als "SACRI IMPERIALIS AVLEPINCERNA" (Erbschenk des Heiligen Römischen Reiches) als "FVNDATOR HVI HOSPITALIS" (Gründer dieses Spitals) und wünscht dem Stifter "CVIVS ANIMA IN SANCTA PACI FELICITER REQVIESCAT AMEN".

Das Wappen der Schenken von Limpurg ist geviert, Feld 1 und 4: in Blau 5 (3:2) aufrechte silberne Heerkolben, Feld 2 und 3: in Rot vier aufsteigende silberne Spitzen. Auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen oder auch rot-silbernen Decken (je nachdem, welcher Inhalt in Feld 1 ist) ein goldener Schenkenbecher (Doppelbecher) zwischen zwei rot-silbern im Spitzenschnitt geteilten Büffelhörnern, in den Mundlöchern jeweils mit einem rot-silbern im Spitzenschnitt geteilten Fähnchen an silberner Stange besteckt.

Das Stammwappen der Schenken von Limpurg sind die Heerkolben. Durch den Schenkenbecher, das Zeichen ihres Erbamtes, welches als Beizeichen schon im 13. Jh. in Siegeln vorkommt, wird das Wappen eine Kombination aus einem Familienwappen und einem Amtszeichen. Der König von Böhmen war im Reich der Erzmundschenk (Archipincerna), und dieser hatte den Herren von Limpurg das Schenkenamt als Erbamt zur Vertretung weiterverliehen, und diese hatten stellvertretend die zeremoniellen Aufgaben bei der Kaiserkrönung zu übernehmen. Die mit Spitzen geteilten Hörner sehen wir seit dem 14. Jh., die Spitzenteilung im Schilde taucht erst seit Anfang des 15. Jh. im Wappen auf. Dieses fränkische Geschlecht, deren Mitglieder Reichsministerialen und Erbhofbeamte des Kaisers waren und dem hohen Adel nahestanden, wurde 1648 in den Reichsgrafenstand erhoben. Höher als den Grafenstand schätzten die Schenken jedoch ihren Titel "semperfrei". Sie sind eines Stammes mit den Schenk von Schüpf und Klingenburg. Die Schenken von Reicheneck (bei Hersbruck) stammen wiederum ab von Walther Schenk von Klingenburg (um 1240) und der Erbtochter Elisabeth von Königstein; sie saßen auf dem Erbgute ihrer Stammutter und führten auch das Wappen derselben, weshalb sie öfter für ein besonderes Schenkengeschlecht gehalten wurden (Münchener Kalender 1907). Ein Schenk von Limpurg ist im Codex Manesse vertreten. Das Geschlecht, dessen ehemaliges Herrschaftsgebiet zwischen Schwäbisch Hall, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen lag, blühte in drei Linien. Die Gaildorfsche (Gaildorf war Hauptort der Grafschaft) erlosch mit Wilhelm Heinrich 1690, die Speckfeldische mit Georg Eberhard 1705 und die Sontheimische mit Vollrat 1713.

Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: WüA Seite: 13 Tafel: 5, ferner bei Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 70 Seite 214, 210. Otto Hupp zeichnet im Münchener Kalender 1907 die Decken rechts rot-silbern, links silbern-rot und außerdem die Hörner rot-silbern übereck im Spitzenschnitt geteilt, auch sind beim zweiten Fähnchen die Farben vertauscht. Ferner sind die Fähnchen nicht geteilt, sondern gespalten. Hupp und Wolfert positionieren die Spitzenteilung in die Positionen 1 und 4, hier ist es umgekehrt, entsprechend der Anordnung im Scheiblerschen Wappenbuch, welches übrigens auch die Hörner übereck teilt, aber silbern-rot.

Literatur, Links und Quellen:
Wappen in Schwäbisch Hall: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-k-m.html
A. Maisch, D. Stihler: Schwäbisch Hall. Geschichte einer Stadt, Künzelsau 2006, S. 62, 98
Wappen der Schenk von Limpurg: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon. 312 c), Folio 224
Wappen der Schenk von Limpurg: Siebmacher Band: WüA Seite: 13 Tafel: 5
Wappen der Schenk von Limpurg: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 70 Seite 214, 210
Wappen der Schenk von Limpurg: Otto Hupp, Münchener Kalender 1907
Wappen der Schenk von Limpurg:
http://codicon.digitale-sammlungen.de//Blatt_bsb00020447,00457.html
Wappen der Schenk von Limpurg:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/images/Informationsstadt/Stadtar...1580.jpg
Wappen der Schenk von Limpurg:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/images/Informations...._009_RS.jpg
Häuserlexikon Schwäbisch Hall:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon.html - Gebäudeverzeichnis: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html
Geschichte des Hauses:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html?Detail=897
Schenken von Limpurg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schenk_von_Limpurg
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches Dankeschön für mustergültige und vorbildliche Präsentation der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.

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