Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 832
Wappenkunst in
Schwäbisch Hall
Heraldische Denkmäler an St. Michael zu Schwäbisch Hall - Teil (5)
Grabplatte
Nr. 11: Friedrich Schletz
Ein weiterer Stein der
Nordseite, im dritten Joch außen rechts seitlich neben dem
kleinen Vorbau angebracht. Die Inschrift lautet: "Anno
d(omi)ni MCCCCC do starb der erbar und vest Vridrich Schlecz, dem
Gott (genad)".
Friedrich Schletz ist in Schwäbisch Hall ein bekannter Mann: 1477 Ratsherr, 1479/80-1498 Stättmeister. Er starb am 7.11. 1500. Das Geschlecht wanderte später aus Hall nach Bayern und erlosch dort. Erasmus Schletz war 1599 Landsasse zu Burgheim und 1613 Pflegsverwalter in Regenstauf. 1608 war Hans Christoph Schletz Hofjunker in Norgau. Friedrich von Schletz war kurfürstlicher Kämmerer, Oberst und Landrichter zu Wasserburg. Er starb als der Letzte seines Geschlechts 1650, und in der Kirche zu Wasserburg ist sein Wappen gestürzt dargestellt..
Fast die gesamte Platte wird von dem zentralen Wappen Schletz eingenommen. Es ist vor allem wegen der Proportionen interessant und zeigt, welchen Raumbedarf spätgotische Helmzieren mitunter entwickeln können, ehe der darstellerische Trend wieder zu kleineren Helmzieren neigte. Hier erreicht die Höhe der Helmzier das 1.6fache der Schildhöhe, ein durchaus bemerkenswerter Fall und exceptionell.
Das Wappen Schletz hat in golden-blau gespaltenem Schild einen silbernen Sparren. Helmzier zwei golden-blaue Büffelhörner, insgesamt mit dem silbernen Sparren belegt. Helmdecken blau-golden. Es ist beschrieben in Siebmacher BayA3, Seite 65, Tafel 41 und WüA, Seite 15, Tafel 7, wo aber beschrieben ist, daß jedes Büffelhorn mit einem einzelnen Sparren belegt ist, was hier nicht zutrifft. Hier ist es insgesamt ein Sparren auf beiden Büffelhörnern gemeinsam.
Im Innern der St. Michaels-Kirche findet sich auf der bemalten hölzernen Tafel Reichalmosen eine Abbildung für den Edelmann und Ratsherrn Philipp Schletz (-1550), in Farbe, aber gewendet, da Teil eines Allianzwappens.
In den vier Ecken befinden sich vier weitere Wappenschilde, die aber sehr verwittert sind. Heraldisch oben rechts befindet sich das Wappen Schletz, in golden-blau gespaltenem Schild einen silbernen Sparren zeigend. Sein Vater war Michael Schletz, sein Großvater Hans Schletz.
Heraldisch links oben befindet sich das Wappen Senft. Seine Mutter war Anna Senft, sein Großvater Konrad Senft, Sohn des Ritters Walter Senft und der Guta von Neuenstein. Das Wappen der Senft von Sulburg ist in Blau ein goldener Schrägrechtsbalken, Helmzier wachsend Kopf und Hals eines blauen Einhornes mit goldenem Horn, Hals mit dem goldenen Schrägbalken belegt. Helmdecken blau-golden. Siebmacher WüA, S. 26, T. 24. Im Innern der St. Michaels-Kirche findet sich auf den bemalten hölzernen Tafeln eine Abbildung in Farbe.
Der Wappenschild heraldisch unten rechts ist total zerfressen, es sind nur in der Mitte ein Teil einer Spaltung und drei horizontale Ansätze zu erkennen. Von der Logik her müßte es das Wappen von Enslingen sein, denn eine Großmutter war Katharine von Enslingen. Die von Enslingen führten einen gespaltenen Schild, rechts ledig und rot, links dreimal silbern-schwarz geteilt. Auf dem Helm mit rechts rot-silbernen und links schwarz-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte rot, das linke dreimal silbern-schwarz geteilt (Tinkturen nach einer Abb. in einer Haller Chronik um 1600). Dieses Geschlecht darf nicht mit den nichtadeligen Enslinger bzw. von Enslingen verwechselt werden. Ein weiteres Vergleichswappen findet sich im Siebmacher V Tafel 259, aber mit anderen Tinkturangaben als "v. Emslingen". Die Familie ist nach dem Enslingen benannt, das heute zur Gemeinde Untermünkheim gehört. Die Familie taucht auch unter dem Namen "von Hörlebach" auf.
Unten links ist der Schild, wenn auch beschädigt, so doch noch klar zu erkennen: Es ist das Wappen des Haller Geschlechts Egen. Eine Großmutter war Gret Egen, Frau von Konrad Senft, Tochter von Volkhard Egen (der auch mit einem Stein in dieser Sammlung vertreten ist) und Gute Eberhart. Die Familie Egen ist eines der ersten Geschlechter des ansässigen Haller Stadtadels. Sie führen ein Heroldsbild als Wappen: Der Schild ist im Kreuzzinnenschnitt, im Kreuzzinnen-Stufengiebel-Schnitt, im Kreuzzinnen-Zinnen-Schnitt (so auf einer Tafel im Innern der Kirche) oder im Stufengiebelschnitt von Silber und Rot geteilt. Hier ist es der Kreuzzinnenschnitt, wo also nach oben und nach unten Zinnen von der Teilungslinie weggehen, die kreuzförmig ausgezogen sind. Auf dem Helm wird ein wachsender Brackenkopf geführt, dessen Hals wie der Schild geteilt ist. Helmdecken rot-silbern.
Grabplatte
Nr. 12: Konrad Treutwein
Diese Platte befindet sich auf
der Nordseite von St. Michael an einem Strebepfeiler beim
nördlichen Chorportal. Die Inschrift (beginnt unten) lautet:
"anno domini MCCCCXXXVIII starb der erber (ehrbar) und vest
conrat treutwein der alt vor sant gregorien tag...." Sankt
Gregorien Tag 1438 - das ist der 3. September, gemeint ist hier
von den vielen Möglichkeiten Gregor der Große, Gregor Dialogus,
einer der bedeutendsten Päpste des frühen Christentums, der
jüngste der vier großen lateinischen Kirchenlehrer der
Spätantike. Der 3. September ist der Tag seiner Wahl zum Papst
im Jahre 590. Konrad Treutwein starb am Tag davor, also am
2.9.1438, nach dem julianischen Kalender ein Dienstag. "der
Alt" - nun, Konrad Treutwein hatte drei Söhne, Konrad der
Jüngere, Söldner 1438-41, Daniel und Wilhelm, diese lebten auf
ihrem Landgut. 1441 treten sie in Erscheinung, als sie den
Reisachshof bei Enslingen als Comburger Lehen von Götz von
Bachenstein und seiner Frau Anna Trautwein ankauften. Daniel
Treutwein, Konrad des Älteren Enkel, verlegte seinen Wohnsitz
wieder nach Schwäbisch Hall. Daniel hatte einen Sohn Eitel, der
Doktor der Rechte wurde, Domherr zu Worms, Propst zu Neuhausen,
Dekan des Stifts Comburg, Assessor im kaiserlichen Kammergericht,
und einen weiteren Sohn namens Daniel, der 1515 Amtmann zu
Werdeck und danach pfalzgräflicher Amtmann zu Bocksberg wurde.
Der Stein wird fast vollständig vom Wappen Treutwein/Trautwein unter einem flachen Eselsrückenbogen eingenommen, das die Fläche in sehr guten, heute als ideal empfundenen Proportionen füllt. Der Stein ist sehr gut erhalten und ein herausragendes Denkmal, wegen der Plastizität der vorbildlich gestalteten Helmdecken, der fein herausgearbeiteten Gesichtszüge und wegen der guten Proportionen, die genau dem entsprechen, was heute als richtungsweisend und vorbildlich anerkannt ist.
Das Wappen Treutwein/Trautwein zeigt im Schild in Rot einen Kopf und Schultern eines silbern bekleideten, bärtigen Juden mit silbernem Spitzhut, von dem eine Schnur auf die Brust herabhängt, unten mit einer durch einen Knauf befestigten Schlinge. Vgl. Siebmacher WüA, Seite 70, Tafel 43. Helmzier wachsend der silberne Judenrumpf aus dem Schild. Helmdecken rot-silbern. Im Rumohrschen Wappenbuch sind die Schnüre auf dem Hut rot dargestellt.
1381 wird ein Ytel Trautwein unter den rittermäßigen Leuten der Herren von Hohenlohe erwähnt. Besagter Konrad Treutwein/Trautwein ist seit 1403 in Schwäbisch Hall belegt, seit 1416 als Ratsherr. 1425-1428 ist er Obervogt der drei Reichsstädte in Kirchberg an der Jagst. 1418 ist ein Cunrat Trautwein Richter in Schwäbisch Hall.
In den vier Ecken befinden sich vier weitere Wappenschilde, die aber sehr verwittert sind. Heraldisch oben rechts befindet sich der Wappenschild Treutwein/Trautwein, in Rot einen Kopf und Schultern eines silbern bekleideten, bärtigen Juden mit silbernem Spitzhut, von dem eine Schnur auf die Brust herabhängt, unten mit einer durch einen Knauf befestigten Schlinge.
Heraldisch oben links der Wappenschild trägt das Wappen der Senft von Sulburg, in Blau ein goldener Schrägrechtsbalken, Helmzier wäre wachsend Kopf und Hals eines blauen Einhornes mit goldenem Horn, Hals mit dem goldenen Schrägbalken belegt. Helmdecken wären blau-golden.
Heraldisch rechts unten befindet sich ein Wappenschild mit zwei Balken, Zuordnung ungewiß.
Heraldisch links unten sehen wir den Wappenschild der Familie von Venningen, ein altritterliches schwäbisches Geschlecht: in Silber zwei rote, ins Andreaskreuz gesetzte Lilienstäbe (Glevenstäbe). Helmzier wäre eine silberne Bischofsmütze, oft rot eingefaßt, die Mütze mit den gekreuzten zwei roten Lilienstäben belegt, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Die Helmdecken wären rot-silbern.
Grabplatte
Nr. 13: Hans und Bartholomäus Büschler
Diese Platte ist außen an St.
Michael am 6. Joch angebracht, auf der Nordseite. Die Inschrift
lautet: "An(n)o d(omi)ni MCCCCXCVII starb der erber (ehrbar)
hans buschler am mittwoch nach Martini anno d(om)ini MCCCCXCI
starb der erber barthelmes buschler am c(h)rist abent. got(t)
gnad i(h)m." Die Daten: Martini ist der Martinstag, der am
11. November an Martin von Tours erinnert. Der 11.11.1497 war
nach dem julianischen Kalender ein Samstag und entspricht dem
20.11.1497 nach gregorianischer Zeitrechnung. Der Mittwoch nach
Martini ist der 15.11.1497, da starb Hans Büschler. "crist
abent" ist klar, Bartholomäus Büschler starb am
24.12.1491.
Beide Personen waren Brüder und Kinder von Konrad Büschler, Weinhändler, und Katharina Büschler. Die Eltern hatten 1461 das Büschlerhaus am Markt gekauft, wo sich heute der Ratskeller befindet. Der ältere Bruder Bartholomäus war Pfleger des Spitals und der Kirche St. Michael. Seine Frau war Klara Rormann. Beide hatten einen Sohn, der als Stättmeister einmal sehr berühmt wurde, Hermann Büschler. Der jüngere Bruder Hans Büschler wurde als erster der Familie Ratsmitglied. Auch er hatte einen besonderen Bezug zur Kirche St. Michael, denn er war es, der den Vertrag mit dem Baumeister des Chores abgeschlossen hatte.
Das Wappen der Familie Büschler/Buschler zeigt in Blau zwei goldene, schräggekreuzte Schaufeln, die krückenförmigen Handgriffe nach unten. Helmzier zwei Büffelhörner, rechts golden, links blau (so auf einer Stiftertafel im Innern der Kirche für den 1568 verstorbenen Stättmeister und Junker Philipp Büschler) oder umgekehrt, an den Mündungen mit Hahnenfedern in verwechselten Farben oder in schwarz besteckt. Helmdecken blau-golden (vgl. Siebmacher, Bg1, Seite 21, Tafel 2, WüA, Seite 38, Tafel 30). Eine weitere Abbildung des Wappens befindet sich auf einer 1719 angefertigten notariellen Abschrift der 1479 angefertigten Urkunde über die Wappenverleihung an Hans Büschler und seine Brüder Bartholomäus und Conrad durch Kaiser Friedrich III., dort ist der Schild wie beschrieben, aber die Hörner der Helmzier sind golden-blau übereck geteilt mit einem schwarzen Hahnenfederbusch in den Mündungslöchern.
Der Stein ist mäßig erhalten, ist aber vor allem bemerkenswert wegen der filigranen Decken, die die Fläche des hochrechteckigen Feldes gut ausfüllen unter Ermöglichung guter Proportionen für die Wappendarstellung, die genau dem entsprechen, was heute als richtungsweisend und vorbildlich anerkannt ist (3:2:3).
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Gerd Wunder: Personendenkmale der Michaelskirche in Schwäbisch
Hall, Verlag Haller Tagblatt 1987
Gerd Wunder, Die Bürger von Hall. Sozialgeschichte einer
Reichsstadt 1216-1802 (Forschungen aus Württembergisch Franken,
Bd. 16), Sigmaringen, Jan Thorbecke, 1980
Gerd Wunder u. Georg Lenckner: Die Bürgerschaft der Reichsstadt
Hall von 1395 - 1600 (Württembergische Geschichtsquellen, Bd.
25), Stuttgart (Kohlhammer) 1956
Eduard Krüger: Schwäbisch Hall - Ein Gang durch Geschichte und
Kunst, Eppinger-Verlag Schwäbisch Hall 1990
Die Michaelskirche in Schwäbisch Hall, ein Begleiter durch die
mittelalterlichen Kirchen St. Michael, St. Katharina und
Urbanskirche, hrsg. von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde
Schwäbisch Hall, 2. Auflage 2004
Berechnung von Kalenderdaten: http://www.ortelius.de/kalender/forme_de.php und http://emr.cs.iit.edu/home/reingold/calendar-book/Calendrica.html
Der freundlichen Dame am Bücherstand von St. Michael ein
herzliches Dankeschön für Literatur-Einsichtnahme.
Wappen Büschler: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-a-c.html
Wappen Büschler: http://www.schwaebischhall.de/filea....Wappenbrief_1479_Abschr_1719.jpg
Wappen Büschler: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin.......P07_08.jpg
Wappen Treutwein: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-t-z.html
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Wappen Treutwein: http://www.schwaebischhall.de/fil.......17_VS.jpg
Wappen Schletz: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-r-sc.html
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Wappen Enslingen: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_up....B_oct_176.jpg
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches
Dankeschön für mustergültige und vorbildliche Präsentation
der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.
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