Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1846
Schwäbisch Hall (Landkreis Schwäbisch Hall)

Keckenburg (Untere Herrngasse 10)

In der Unteren Herrngasse folgen an der Westseite der Straße unmittelbar aufeinander drei sehr sehenswerte Rokoko-Portale. Das mittlere gehört zur Keckenburg selbst (Untere Herrngasse 10), das nördliche zu einem Anbau (Untere Herrngasse 8) und das südliche zu einem weiteren Anbau (Untere Herrngasse 12). Die Keckenburg ist ein Ensemble, das Bauten aus ganz verschiedenen Jahrhunderten vereint. Der Kern der Anlage ist ein um 1240 entstandener mittelalterlicher Wohnturm, welcher im 14. und 15. Jh. den Richtern Heinrich Kecke und danach Conrat Keck gehörte, daher der Name Keckenburg. Dieses feste Haus von sehr massiver Bauweise war ein befestigter Patriziersitz, eine Kombination aus Wohnhaus und Wehrbau. Auf diesem Steinunterbau sitzt ein Fachwerkaufsatz aus dem Jahr 1515, danach wurde die Anlage durch mehrere Anbauten ergänzt, wobei der rechte Anbau ein verputzter Fachwerkbau ist, und zuletzt im 18. Jh. mit Rokoko-Portalen ausgestattet.

 

Für die heraldischen Zeugnisse an den drei in geringem Abstand voneinander zur Unteren Herrngasse führenden Portalen ist als Eigentümer des Anwesens der Ratsherr und Steuerherr Wolfgang Caspar Sanwald wichtig, der im Jahr 1722 das alte Turmhaus für 475 Gulden kaufte. Nach den Sanwald ging das Anwesen auf dem Erbweg an die Bonhöffer. Seit 1955 ist in der Keckenburg ein Museum des Historischen Vereins für Württembergisch Franken (Hällisch-Fränkisches Museum) eingerichtet.

Das qualitativ und künstlerisch wertvollste Wappen, nach 1722 entstanden und im Stil des Rokoko ausgeführt, befindet sich an dem Anbau in der Unteren Herrngasse 8. Es steht entweder für den Stättmeister Wolfgang Kaspar Sanwald (1669-1734), oder für seinen Sohn, den Stättmeister Johann Lorenz Sanwald (1711-1778). Ersterer hatte das Haus 1722 erworben, letzterer 1736 von seinen Eltern geerbt.

Das Wappen Sanwald zeigt in Blau einen goldenen Balken, pfahlweise überdeckt von einer silbernen, rotgezungten und golden gekrönten Schlange, im Bereich des Balkens begleitet von zwei roten, golden bebutzten Rosen. Auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein blauer Flug, beiderseits mit einem goldenen, mit einer roten Rose belegten Balken. In Schwäbisch Hall findet sich als Vergleichswappen eine Darstellung auf der Stiftertafel Gymnasium in St. Michael für den oben bereits genannten Stättmeister Johann Lorenz Sanwald (1711-1778), dort ist die Schlange grün. Einen weiteren Beleg gibt es in Form eines Kupferstichs auf der Ausgabe der Leichenpredigt für den Genannten, dort sind die Tinkturen Blau und Gold als Schraffur angegeben, wobei die Schlange jedoch ohne Schraffur bleibt, genau wie die Rosen. Johann Lorenz Sanwald (1711-1778) war übrigens der Letzte dieser Familie, und er ließ der Familie in St. Michael ein prunkvolles Denkmal errichten.

Ein Wappen gleichen Inhalts und gleichen Stils, doch von weitaus geringerer künstlerischer Qualität ist über dem Rokokoportal des Haupteinganges zur Keckenburg in der Unteren Herrngasse 10 zu sehen, Blasonierung wie oben angegeben. Der Familienname stammt nach Alberti vielleicht von der Bezeichnung "Sanwal" für einen längst abgegangenen Ort bei Winzenweiler. Die Sanwald hatten Besitz in Übrigshausen, Uttenhofen, Weckrieden, Veinau, Künzelsau, und sie besaßen den Zeilhof in der Gemeinde Willsbach. Ferner gehörte ihnen bis 1529 der Sitz zu Wolkenstein bei Michelfeld.

Im Siebmacher findet sich das Wappen Sanwald im Band: WüA Seite: 61 Tafel: 40, dort mit folgender Blasonierung: In Blau ein goldener Balken mit zwei roten Rosen mit goldenem Butzen, zwischen den Rosen senkrecht den Balken überdeckend eine goldengekrönte naturfarbene Schlange mit roter Zunge. Gekrönter Helm: zwei blaue Flügel, je mit goldenem Balken, darin eine rote Rose. Decken: blau-golden. In dieser Quelle wird auch das Diplom vom 13.7.1541 erwähnt: Der kaiserliche Rat Wolfgang Sonnenwald, der seit zwanzig Jahren Reichsschultheiß in Hall war, wurde von Kaiser Karl V. unter Umwandlung des eigentlichen Namens "Sanwald" mit dem Prädikat "von Sonnenwald" in den Adelsstand erhoben. Außer dem Erhobenen nannten sich die Familienmitglieder aber vorher und nachher stets "Sanwald". Bei dieser Erhebung wurde das althergebrachte Wappen glücklicherweise nicht verändert, nur mit einem Turnierhelm (Bügelhelm) gebessert, mit dem dann auch gesiegelt wurde und den man in den Darstellungen sehen kann. Weiterhin findet sich das Wappen unter der Schreibweise "Sanwaldt" in den handschriftlichen Nachträgen zum Alten Siebmacher, nach dem Wortlaut des Diploms, außerdem ist es im Alberti auf S. 670 beschrieben.

Das nach 1773 entstandene Rokoko-Portal in der Unteren Herrngasse 12 zeigt zwei ehelich vereinte, inhaltlich gänzlich andere Wappen. Das optisch linke, heraldisch rechte Wappen steht für Maria Magdalena Hartmann (1750-1821), Ehefrau des Stadtschultheißen Ludwig Franz Bonhöffer (1746-1802). Ungewöhnlich ist die Anordnung auf der heraldisch rechten Seite, wo normalerweise das Wappen des Ehemannes zu finden ist. Das gewendete Wappen Hartmann zeigt hier in rot-silbern gespaltenem Schild einen aus dem Schildrand hervorkommenden, silbern gekleideten Arm, der einen goldenen Palmzweig (Palmwedel) hält, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, silberner Geharnischter mit Hellebarde in der Rechten, die Linke eingestemmt, auf dem Helm drei Straußenfedern, eine rote zwischen zwei silbernen. In Schwäbisch Hall gibt es zwei Vergleichssteine, ein Grabdenkmal für den Stättmeister Johann Michael Hartmann (1670-1744) außen an der Nordseite von St. Michael, weiterhin ein Wappenstein an der Hauswand in der Oberen Herrngasse 5 für den Ratsherrn Johann Friedrich Hartmann d. Ä. (1705-1778), wobei das Objekt in der rechten Hand der Helmzier jeweils eher wie ein Hammer aussieht. Das Wappen ist nicht in den Standardsammlungen enthalten, daher obige Blasonierung nach Befund.

Das optisch rechte, heraldisch linke Wappen steht für den Stadtschultheiß Ludwig Franz Bonhöffer (1746-1802). Ungewöhnlich ist die Anordnung auf der heraldisch linken Seite, wo normalerweise das Wappen der Ehefrau zu finden ist. Das Wappen Bonhöffer zeigt über einem gemauerten, silbernen Schildfuß in Blau einen gekrönten, goldenen, hier doppelschwänzigen Löwen, welcher in der Rechten eine grüne Bohnenranke mit einer rot aufgesprungenen Hülse hält, auf dem bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken der Löwe mit der Ranke und der roten Hülse wachsend. Das redende Wappen der Bo(h)nhöffer (oder Bonhöfer) wird beschrieben im Genealogischen Handbuch bürgerlicher Familien, Band 8, sowie im Siebmacher Band: Bg6 Seite: 1 Tafel: 1. Das Wappen findet sich mehrfach auf den Stiftertafeln Reichalmosen und Gymnasium in St. Michael, so für Stadtpfarrer Johann Michael Bonhöffer (1652-1716), Aktuar Christoph Andreas Bonhöffer (1681-1748), Dekan Georg Philipp Bonhöffer (1614-1676), Anna Magdalena Groß geb. Bonhöffer (1647-1728), Maria Magdalena Arnold geb. Bonhöffer (1695-1751) etc., ferner an etlichen Haller Bürgerhäusern wie dem Bonhöffer-Haus und dem Stadtpalais in der Haalstraße 5.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Häuserlexikon Schwäbisch Hall:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon.html - Gebäudeverzeichnis: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html
Untere Herrngasse 8:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html?Detail=349
Untere Herrngasse 10:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html?Detail=351
Untere Herrngasse 12:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html?Detail=352
Wappen Sanwald:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-r-sc.html
Wappen Sanwald:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/...anwald_T02-R02-P01.jpg
Wappen Sanwald:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/images........Lorenz_Sanwald_1778.jpg
Wappen Sanwald in einer Haller Chronik:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/images......_009.jpg
Wappen Hartmann:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-g-j.html
Wappen Hartmann:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_uploa...en_Feb_2008.jpg
Wappen Hartmann:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/im........_Wappen_1_Nov_2009.jpg
Wappen Hartmann: Wappenzeichnung aus einer Haller Chronik:
www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/im..........S_027.jpg
Wappen Bonhöffer:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-a-c.html
Wappen Bonhöffer: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Band 8
Wappen Bonhöffer: Band: Bg6 Seite: 1 Tafel: 1
Wappen Bonhöffer:
http://www.schwaebischhall.de/filead...T01-R09-P02.jpg
Wappen Bonhöffer:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/i...02-R01-P09.jpg
Wappen Bonhöffer:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload.....Maerz_2007.jpg
Wappen Bonhöffer:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/images/Informa.....is.jpg
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches Dankeschön für mustergültige und vorbildliche Präsentation der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.
Museum:
http://www.schwaebischhall.de/index.php?id=283

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