Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 831
Wappenkunst in
Schwäbisch Hall
Heraldische Denkmäler an St. Michael zu Schwäbisch Hall - Teil (4)
Grabplatte
Nr. 8: Margarete Neuffer
Angebracht auf der Südseite
von St. Michael. Inschrift: "Anno D(o)m(ini) 1581 am Tag
Letare starb die erbar und Tugentsam Margareta Bechstainin geborn
Neyfferin nachmals des ernvesten und weysen Herren Melchior
wetzels Stetmayster nachgelassene Witfraw der Gott gnädig sey
Amen." Der Sonntag Laetare ist der 4. Fastensonntag oder 3.
Sonntag vor Ostern, benannt nach dem "Freuet Euch!" der
Liturgie. Da der Ostersonntag nach dem julianischen Kalender im
Jahre 1581 auf den 26.3. fällt, ist Sonntag Letare der 5.3.1581.
Wappen Bechstein: Gespalten, vorne rot, hinten nach dem Siebmacher blau-silbern dreimal geteilt, hier zwei Balken. Helmzier zwei Büffelhörner, wie der Schild tingiert, also das vordere rot, das hintere blau-silbern. Helmdecken vorne rot-silbern, hinten blau-silbern. Vgl. Siebmacher WüA. Seite 150, Tafel 81. Vgl. Alter Siebmacher IV, 86. Margarete Neuffer heiratete in erster Ehe Lienhard Bechstein aus Gelbingen, einen Wirt, Mitglied des großen Rates 1552. Ihrer beider Sohn Michael Bechstein aus Schwäbisch Hall erhielt 1570 den Wappenbrief und 1595 einen kaiserlichen Adelsbrief mit Wappenbesserung.
Wappen Neuffer / Neyffer: Margarete Neuffer, gest. 5.3.1581, ist die Tochter des Junkers Hans Neyffer (gest. 1508). Sie entstammt einer angesehenen Tucher- und Siederfamilie. Auf diesem Stein ist aufgrund der fortgeschrittenen Verwitterung nicht mehr viel zu erkennen außer einem Schrägbalken, der mit drei Objekten belegt ist. Hingegen wird das Wappen abgebildet in der Haller Chronik nach Georg Widman und Johann Herolt, um 1600 entstanden: In Schwarz ein goldener Schrägbalken, nach der Figur belegt mit drei roten Salzsiederwerkzeugen (Schieber oder Schaufeln mit Handgriff), auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender Mann in schwarzer Gewandung und mit schwarzem Hut, in jeder Hand ein rotes Salzsiederwerkzeug haltend.
Wappen Wetzel: Von Blau und Gold gegengesparrt bzw. gespalten, vorne dreimal von Blau und Gold schräglinksgeteilt, hinten von Gold und Blau schrägrechtsgeteilt. Auch gespalten, vorne dreimal von Gold und Blau schräglinksgeteilt, hinten von Blau und Gold schrägrechtsgeteilt. Im Innern der Kirche finden sich auf den bemalten Holztafeln aus dem 16./17. Jh. mehrere Abbildungen, eines in der ersten Variante, drei in der zweiten Variante tingiert, jeweils für die Erben der Kunigunda Werner geb. Wetzel (1578-1660) und für Maria Barbara Wetzel geb. Stadtmann (1624-1672). Helmzier ein wie der Schild bez. Adlerflug. Helmdecken blau-golden. Margarete Neuffer heiratete nach dem Tod ihres ersten Mannes am 17.1.1566 Melchior Wetzel, Stättmeister.
Grabplatte
Nr. 9: Johann Seefried
Angebracht auf der Südseite
von St. Michael. Inschrift: "Leichtext Aus der 2. Epistel an
Timotheum am 2. Cap(itel) Vers 3. Leide dich als ein gutter
streiter Jesu Christi" und "Der Edle Ehrenveste
Hochachtbare und Wohlweise Herr Johann Seefried wohlverdienter
Stadtschulthais und Kriegs Commissarius alhier ist im Herrn sanft
und Seelig eingeschlaffen den 9. tag Mertzens abe(n)ds zwischen 1
und 2 Uhr im Jahr der letzten Zeit MDCXXXVI seines Alters im XXIX
Jahr Gott verleihe ihm ein froliche Aufferstehung. Amen."
Oh je, was für ein Schicksal. Nur 29 Jahre alt wurde der junge Mann, der am 28. oder 29.3.1607 im Kloster Zimmern im Ries geboren wurde. Dort war sein Vater Emmeram Seefried (03.08.1554 - 1621) Oettinger Pfleger (Bürgermeister) und Vogt in Klosterzimmern. Nach dem Tod seiner Mutter Katharina Willing (1561 - April 1607 - offensichtlich im Kindbett) und der erneuten Heirat seines Vaters wurde er 1625 zu seinem Bruder Balthasar Seefried (27.11.1574 - 30.01.1643) nach Schwäbisch Hall geschickt. Balthasar war hier Ratsherr und sollte sich des Jungen annehmen. Johann Seefried heiratete am 14.6.1631 Anna Magdalena Wetzel aus einem bekannten und bedeutenden Haller Geschlecht (geb. 13.1.1613, gest. 16.4.1676). Er stieg in der Stadt auf, wurde 1632 mit 25 Jahren Schultheiß und Kriegskommissar. Doch nur drei Jahre später, am 20.9.1635 wurde er in einem Gefecht gegen kroatische Truppen im 30jährigen Krieg am Kopf verwundet, und diese Verletzung sollte ihm den Tod bringen, nach einem halben Jahr Siechtum, denn das Todesdatum ist der 9.3.1636.
Zur heraldisch Rechten sehen wir das Wappen der Seefried, hier noch das einfache Stammwappen (erster Wappenbrief vom 20.6.1546 für Emmeran (Heimbrand) Seefried (20.02.1482 - 1562), Adelsbestätigung 1723): Geteilt:
Helmzier der wie im Schild bez. Mann zwischen einem gold-blau und einem blau-golden geteilten Büffelhorn. Helmdecken blau-golden.
Später wurde das Wappen vermehrt, das Freiherrenwappen nach dem Diplom von 17.7.1790, von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern für Wilhelm Christian Friedrich von Seefried ausgestellt, sieht folgendermaßen aus:
Auf der anderen Seite befindet sich das Wappen der Ehefrau: Anna Magdalena Wetzel: Von Blau und Gold gegengesparrt bzw. gespalten, vorne dreimal von Blau und Gold schräglinksgeteilt, hinten von Gold und Blau schrägrechtsgeteilt. Auch gespalten, vorne dreimal von Gold und Blau schräglinksgeteilt, hinten von Blau und Gold schrägrechtsgeteilt. Im Innern der Kirche finden sich auf den bemalten Holztafeln aus dem 16./17. Jh. mehrere Abbildungen, eines in der ersten Variante, drei in der zweiten Variante tingiert. Helmzier ein wie der Schild bez. Adlerflug. Helmdecken blau-golden. Die junge Witwe Anna Magdalena, die mit 23 Jahren ihren Mann verlor wurde, heiratete daraufhin erneut, diesmal Lukas UIstadt (gest. 1659).
Die vier Wappenschilde in den Ecken sind sehr zerfressen. Optisch rechts unten ist eine Waage zu erkennen, auf den anderen kaum noch etwas. Oben links (optisch) könnten zwei gekreuzte Stäbe sein.
Grabplatte
Nr. 10: Sitz Schneewasser
Dieser hochinteressante Stein
befindet sich rechts neben dem nördlichen Seitenportal seitlich
neben der Treppe (daher der störende Handlauf im Photo). Die
Inschrift lautet: "Anno d(omi)ni MCCCCIX do starb sicz
schnewasser am neichsten Dinstag noch Sant Vicz dag"
Sitz Schneewasser entstammt einer adeligen Familie namens Hagen aus Haagen, wo sie den dortigen Edelsitz besaßen, die auch Lecher oder Gleicher/Glaicher genannt wurde. Sitz Schneewasser ist gemäß den alten Unterlagen 1380-1408 Ratsherr. 1392 hatte er das Schultheißenamt inne, das war das höchste Amt, das die Reichstadt Schwäbisch Hall zu bieten hatte. Er war mit Anna von Gailenkirchen verheiratet und starb am 18.6.1409, denn der Sankt-Veits-Tag ist der 15. Juni, aber zu dieser Zeit rechnete man noch nach dem Julianischen Kalender, und nach diesem war der 15.Juni 1409 ein Samstag, und Sitz Schneewasser starb am Dienstag danach, welcher julianisch der 18. Juni ist.
Sein Wappen findet sich in Siebmacher WüA, Seite 231, Tafel 129, sowie WüA, Seite, 25, alter Siebmacher V, 260 beschrieben. Das Schneewasser-Wappen hat in Gold balkenweise fünf steile, schwarze Wecken. Helmzier wachsend ein goldener, spitzer, nach vorn gebogener hornförmiger Hut, der hinten mit drei schwarzen Hahnenfederbüschen besetzt ist. Die Schneewasser sind Wappengenossen der Hagen, Glaicher und Lecher. Georg Widman beschreibt das Wappen Schneewasser 1595 in seiner Chronik: funff schwarze schifflin oder spießeysen in ainem goldenen veld. Uff dem helm ein goldener krumbten haidenhuott mit 4 schwarzen knopfen mit schwarzen Federbuschen habendt. Das Motiv wird also als Rauten = Wecken, Spindeln, Spießeisen und Schiffchen interpretiert, der Hut als Heidenhut.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Gerd Wunder: Personendenkmale der Michaelskirche in Schwäbisch
Hall, Verlag Haller Tagblatt 1987
Gerd Wunder, Die Bürger von Hall. Sozialgeschichte einer
Reichsstadt 1216-1802 (Forschungen aus Württembergisch Franken,
Bd. 16), Sigmaringen, Jan Thorbecke, 1980
Gerd Wunder u. Georg Lenckner: Die Bürgerschaft der Reichsstadt
Hall von 1395 - 1600 (Württembergische Geschichtsquellen, Bd.
25), Stuttgart (Kohlhammer) 1956
Eduard Krüger: Schwäbisch Hall - Ein Gang durch Geschichte und
Kunst, Eppinger-Verlag Schwäbisch Hall 1990
Die Michaelskirche in Schwäbisch Hall, ein Begleiter durch die
mittelalterlichen Kirchen St. Michael, St. Katharina und
Urbanskirche, hrsg. von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde
Schwäbisch Hall, 2. Auflage 2004
Berechnung von Kalenderdaten: http://www.ortelius.de/kalender/forme_de.php und http://emr.cs.iit.edu/home/reingold/calendar-book/Calendrica.html
Mitgliedern des GwF-Forums ein herzliches Dankeschön für
wertvolle Hinweise
Der freundlichen Dame am Bücherstand von St. Michael ein
herzliches Dankeschön für Literatur-Einsichtnahme.
Familie Seefried: http://www.seefriedahnen.de/seefriedahnen.htm
Wappen Bechstein: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-a-c.html
Wappen Neuffer: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-n-q.html
Wappen Neuffer: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/.....21_RS.jpg
Wappen Wetzel: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-t-z.html
Wappen Wetzel: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin...P10.jpg
Wappen Wetzel: http://www.schwaebischhall.de/fileadm......1-R08-P04.jpg
Wappen Wetzel: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_u....Jh_S_022.jpg
Wappen Wetzel: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/imag.....oct_176.jpg
Wappen Seefried: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-se-su.html
Wappen Schneewasser: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-r-sc.html
Wappen Schneewasser: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/use...Bl_024_VS.jpg
Wappen Schneewasser: http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/image....oct_176.jpg
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches
Dankeschön für mustergültige und vorbildliche Präsentation
der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.
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