Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1916
Schwäbisch Hall (Landkreis Schwäbisch Hall)

ehem. Pfarrhaus (Unterlimpurger Straße 5)

Dieser Ortsteil liegt außerhalb der mauerumgürteten Kernstadt. Einst war hier "vermintes Gelände": Außerhalb der schützenden Wehrmauern, auch noch auf der der Burg Limpurg zugewandten Seite, niemand hätte zu besten Zeiten des Konfliktes zwischen der Reichsstadt und den Schenken zu Limpurg hier gebaut. Erst als die Stadt Hall nach jahrhundertelangem Streit 1541 den Ort Unterlimpurg von den Schenken gekauft hatte und diese auf ihre Besitzungen in Obersontheim und Gaildorf zogen, konnte hier gebaut werden und das Stadtgebiet nach Süden erweitert werden. Dieses Haus Nr. 5 war das erste ältere Haus außerhalb der Befestigungen, als die Oberschicht den neuen Stadtteil zu besiedeln begann.

 

Das Erdgeschoß ist aus Stein, die oberen Geschosse sind in verputztem Fachwerk ausgeführt. Seitlich ist ein Anbau. Im Keller wurden ältere Mauern aus dem 12. Jh. verwendet, und eine Buckelquaderdecke im Südwesten verweist ebenso auf die Verwendung von Bauteilen aus dem 12./13. Jh. Dendrochronologisch konnte der heutige Bau genau datiert werden: Rüsthölzer verweisen auf die Jahre 1547-48 und Dachbalken auf die Zeit 1548-49. Im Kern stammt das zweistöckige Haus mit drei weiteren Ebenen im hohen Giebel also aus der Renaissance. Bauelemente aus dieser Zeit sieht man im Innern, so hat sich z. B. eine getäfelte Stube mit Ausmalung aus der Zeit um 1600 original und vollständig erhalten.

Das Gebäude, das im frühen 18. Jh. dem Präzeptor Sattler und dann ab 1715 dem Actuarius Johann Friedrich Hezel gehörte, wurde im späten 18. Jh. barock überformt und umgebaut. Aus dieser Zeit stammt das Sandsteinportal mit einem Volutengiebel und mit einem zweiflügeligen hölzernen Türblatt, und zwar fand der Umbau unter dem Besitzer Johann Ernst Mayer (1718-1775) statt. Er kam als Handelsmann und Umschlagsexpeditor zu Kapital, kaufte das Anwesen und wurde Ratsherr und Amtmann. Sein Sohn Dr. Friedrich Franz Erasmus Mayer (1741-1810) stieg ebenfalls zum Ratsherr und sogar Stättmeister von Hall auf, und sein Enkel Andreas Jacob Valentin Mayer war Stadtschultheiß. 1827 gehört das Haus dem geistlichen Verwalter Andreas Jacob Valentin Mayer. Das Gebäude wurde 1851 vom Kameralamt Hall als Wohnung für den 2. Pfarrer an St. Michael ("Archidiakon"), Herrn Helfferich, gekauft und auch zeitweise als Unterlimpurger Stadtpfarrhaus genutzt.

Das Wappen Mayer ist ein redendes, denn es zeigt in Blau auf einem Berg eine grüne Maiglöckchenpflanze mit drei Blütenrispen mit silbernen Blüten, auf dem Helm ein wachsender, doppelschwänziger, goldener Löwe, der in seiner rechten Vorderpranke eine Maiglöckchenpflanze mit silbernen Blütenrispen hält. Ob das Wappen nun von Johann Ernst Mayer oder von seinem Sohn Dr. Friedrich Franz Erasmus Mayer angebracht wurde, läßt sich mangels Datierung nicht feststellen, aufgrund stilistischer Erwägungen dürfte es der Vater gewesen sein, insbesondere wenn man die Darstellung mit der am Clausnizerhaus vergleicht, die dem Sohn zuzurechnen ist.

 

Die Verwendung von Maiglöckchen als redendes Motiv für eine Familie Mayer (Meyer, Meier, Mayr) kommt übrigens öfters vor, so z. B. für die Mayer von Mayersbach (in Blau ein roter Sparren, oben zu jeder Seite von einer natürlichen Maiglöckchen-Pflanze, unten von einer silbernen Lilie begleitet, Siebmacher Band: Wü Seite: 16 Tafel: 21), die Regensburger Familie Maier (in Silber auf schwarzem Dreiberg ein Strauch mit Maiglöckchen und grünen Blättern, Siebmacher Band: Bg1 Seite: 52 Tafel: 71), die Familie Mayer (golden-schwarz gespalten, im ganzen Schild ein oberhalber Mann mit Kopfbinde, Kleidung verwechselter Tinktur, in der Rechten einen Maiglöckchenstrauß haltend, Siebmacher Band: Bg5 Seite: 27 Tafel: 32), die Familie Mayer (in Rot auf grünem Dreiberg eine nackte Jungfrau, über die Hüften ist ein nach unten geschwungenes goldenes Tuch gelegt, in der Rechten einen Pfeil, in der Linken drei Maiglöckchenstengel haltend, Siebmacher Band: Bg5 Seite: 28 Tafel: 33), die Familie Mayr (geteilt golden-rot, oben ein wachsender blaugekleideter Mann, mit blauer Mütze bedeckt, in der Rechten drei Maiglöckchenzweige haltend, unten eine silberne Spitze, darin eine Rose, Siebmacher Band: Bg7 Seite: 46 Tafel: 46), die Züricher Familie Meyer (in Rot auf grünem Dreiberg eine Maiglöckchenpflanze mit vier Blütenstengeln, in Rot eine goldene Vase mit Stengeln von Maiglöckchen gefüllt, von goldenem Stern überhöht, Siebmacher Band: Bg7 Seite: 68 Tafel: 71) u. v. a. m.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Häuserlexikon Schwäbisch Hall:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon.html - Gebäudeverzeichnis: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html
Gebäude:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html?Detail=130
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches Dankeschön für mustergültige und vorbildliche Präsentation der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.
Eduard Krüger, Schwäbisch Hall, ein Gang durch Geschichte und Kunst, neu bearb. von Fritz Arens und Gerd Wunder, Eppinger Verlag Schwäbisch Hall 1990.
Hinweistafel am Haus
Wappen Meyer:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-k-m.html

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