Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 834
Wappenkunst in Schwäbisch Hall

Heraldische Denkmäler an St. Michael zu Schwäbisch Hall - Teil (7)

Grabplatte Nr. 17: Johann Friedrich Wibel
Die Inschrift dieses an der Nordseite von St. Michael aufgestellten Steines lautet: "Hier ruhet der getreue Statt= und Landes=Vatter, Tit. Herr Joh:(ann) Friderich Wibel. J.(uris) U.(triusque) L.(icentiatus) Stättmeister, Steuer Herr, Consist:(orialis) Schol:(archats) et Cancell:(ariae) Director, welcher a(nn)o 1645 zu Pfortzheim gebohren, auff Universitaeten, Speier und Wien großen ruhm und wissenschafft erlangt, zu Gottes Ehr, und dieser Statt nutzen rühmlich gelebet und voll Ehren a(nn)o 1702 den 29. May in Iesu seelig eingeschlaffen, hinderlassend eine Eintzige Frau Tochter, welche auß Kindlicher liebe ihrem seeligen Herrn Vatter dießes grab und Ehrenmal auffgerichtet"

Das Wappen der Familie Wibel zeigt in von Schwarz und Silber gespaltenem Schild eine aufsteigende Spitze, der Schild belegt mit 3 (2:1) Ringen, alles in verwechselten Farben. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken eine schwarze Greifenklaue, belegt mit einem schräggestellten, wie der Schild bez. Schildchen. Diese Tinkturen sind weiterhin belegt durch die Darstellungen für den Ratsherrn Johann Balthasar Wibel (1693-1737) im und am Haus Am Markt 8, sowie durch zwei Darstellungen auf der Stiftertafel Reichalmosen in St. Michael für Catharina Elisabetha Wibel geb. Seiferheld (1694-1762), Witwe des Johann Balthasar Wibel (1693-1737), und für Baugegenschreiber Heinrich Nikolaus Wibel (1668-1741).

Eine ganz andere Tinktur-Variante begegnet uns hingegen in der Literatur: Nach Siebmacher Bg3, Seite 34, Tafel 39 (Wibel) und Bg1, Seite 32, Tafel 40 (Wiebel) zeigt das Wappen in von Rot und Silber gespaltenem Schild eine aufsteigende Spitze, der Schild belegt mit 3 (2:1) Ringen, alles in verwechselten Farben. Helmzier eine Greifenklaue, belegt mit einem schräggestellten, wie der Schild bez. Schildchen. Helmdecken rot-silbern. Ebenso wird das Wappen in den Farben rot-silbern abgebildet im Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag. Eine weitere Darstellung in dieser Farbkombination findet sich in einem in Kupfer gestochenen Portrait des Georg Bernhard Wibel (1623-1707), Prediger an St. Michael, wo die Tinktur Rot durch entsprechende vertikale Schraffur kenntlich gemacht wurde. Es scheint folglich beide Formen für verschiedene Familienzweige nebeneinander gegeben zu haben.

Johann Friedrich Wibel war ein Sohn des Johann Georg Wibel, Superintendant. Er wurde in Pforzheim geboren. 1647 zog die Familie nach Schwäbisch Hall. In Straßburg studierte Johann Friedrich Wibel Theologie, wechselte aber auf Anweisung (!) des Rats das Fach und wurde Jurist. Er schloß seine Studien mit der Lizentiatenwürde ab. In Speyer und Wien, beide in der Inschrift erwähnt, machte er Praktika. 1672 wurde Johann Friedrich Wibel in den Rat der Stadt Hall gewählt. Er heiratete am 29.4.1673 Susanne Marie Seiferheld (1655-1693), die Tochter von Georg Friedrich Seiferheld, einem wichtigen Stättmeister. 1687, als sein Schwiegervater starb, rückte Johann Friedrich Wibel auf dessen Platz als Stättmeister auf. Die Familie wohnte im Seiferheldhaus am Markt, heute Ratskeller. Die erwähnte Tochter, die dieses Grabmal stiftete, ist Susanne Katherine Wibel (1676-1746), verheiratet mit Johann Georg von Grüneisen (1659-1726), kaiserlicher Rat und Oberkommissar.

In vier Medaillons über dem Wappen befinden sich weitere kurze Sinnsprüche.

Grabplatte Nr. 18: Johann Peter Hetzel
Diese Platte trägt folgende Inschrift: "Symbolum: Dominus Providebit" (oben in der Kartusche unter der Krone) - Der Herr wird sorgen. "Hiernächst ruhet in Gott der Hoch Edle und gestrenge Herr Johann Peter Hetzel, 25jähriger hochverdienter Städtmeister und Steuerherr, auch Consistorii und Collegii Scholarcharum Director etc: welcher den 22. Febr: 1638 gebohren: Mit Frau Martha Catharina Bonhöfferin in 47jähriger Ehe erzeigt 14 Kinder, davon noh 4 Söhn(e) und 4 Töchter bey Leben / und endlich den 23. Nov: A(nn)o 1711 im 74. Jahr seines alters Ehrenvoll und Lebenssatt Seelig entschlaffen"

Das Wappen Hetzel zeigt in Rot einen rückwärtssehenden, silbernen Widder auf einem grünen Dreiberg. Helmzier der silberne Widder wachsend, ebenfalls nach rückwärts blickend. Helmdecken rot-silbern. Vgl. Siebmacher Bg2, Seite 26, Tafel 45, dort allerdings ohne Tinkturangaben. Das Wappen wird weiterhin im Siebmacher Band: Bg2 Seite: 52 Tafel: 87 beschrieben, wo aber unpräzise nur von einem Schildfuß die Rede ist, nicht von einem Dreiberg.

Die Tinkturen können drei Abbildungen auf einer Stiftertafel im Innern der St. Michaels-Kirche entnommen werden (Johann Christopf Hetzel, Mitglied des Inneren Rats 1654, Schultheiß Simon Hetzel 1662, Christian Heinrich Hetzel 1681). Alle diese Darstellungen zeigen in Rot auf grünem Dreiberg einen stehenden, silbernen, widersehenden, golden gehörnten Widder, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken der silberne, widersehende, golden gehörnte Widder wachsend. In Schwäbisch Hall gibt es zwei bauplastische Darstellungen des Wappens, eine an der Balkonbrüstung eines Hauses in der Oberen Herrengasse 13 für Anna Magdalena Hezel (1644-1714), und die andere an einem Haus in der Gelbinger Gasse 25 für Anna Magdalena Engelhardt geb. Hezel (1644-1714), wo aber der Inhalt der Helmzier in einer geteilten Fläche unrichtigerweise unvermittelt ohne Helm auf die Trennungslinie gesetzt wurde.

Grabplatte Nr. 19: Johann Michael Hartmann
Diese Platte auf der Nordseite von St. Michael trägt folgende Inschrift: "Hier ruhen die gebeine des weyl(and) Hoch Edelgeb(orenen) H(er)rn Johann Michael Hartmanns I(uris) C(onsul)ti bey allhiesiger Freyen Reichs Stadt hochverdient gewesenen älteren Städtmeisters, Steuer Herrn, Consist(orialis) et Scholarch(arum) Directoris, und der Kirchen auf dem Land Visitat(oris) perpetui. Er kam von vornehmen Eltern auf die Welt den 13. Decemb(ris) 1670 A(nn)o 1696 den 21. Apr(il) wurde er mit S(ine) T(itulis) Frauen Christina Magdalena einer geb.(orenen) Bäurin von Stuttgard ehel(ich) getraut, er zeugte mit ihr 11 Kinder, davon noch ein einziger H(er)r Sohn als hiesiger Raths Consulent und 2 glücklich verheyrathete Fr(auen) töchter bey leben von welchen er 16 Enckel gesehen. Nachdem er mit aller treue das beste der Stadt gesuchet, starb er seelig den 25. Ian.(uar) 1744 aetat(is) 73 jahr 1 mon(at) 12 tag. Jesu, die verklärten beine einstens mit dem Geist vereine."

Zu den vornehmen Eltern: Sein Vater Georg Michael Hartmann war Sohn eines armen Schulmeisters aus Michelfeld und selbst als Schreiber angestellt. Die Mutter ist Margarete Gräter, eine Pfarrerstochter. Johann Michael Hartmann studierte in Straßburg, Jena und Tübingen. In Stuttgart heiratete er die Tochter des Oberrats Dr. Johann Jakob Baur. Johann Michael Hartmann war der Aufsteiger der Familie, in Schwäbisch Hall wurde er Advokat des Rats, Konsulent, Ratsherr 1724, Stättmeister 1734. Bis 1735 wurde unter seiner Regierung das neue Rathaus gegenüber von St. Michael im Rokokostil erbaut.

Das Wappen Hartmann zeigt in hier offensichtlich gespaltenem Schild einen aus dem linken Schildrand kommenden Arm, der einen Palmzweig in der Hand hält. Helmzier ein wachsender Mann, in der Rechten einen Hammer schwingend. In Schwäbisch Hall gibt es drei Vergleichssteine, einen am nach 1773 entstandenen Rokoko-Portal in der Unteren Herrngasse 12 für Maria Magdalena Hartmann (1750-1821), wobei das Objekt in der rechten Hand des Mannes in der Helmzier eine Hellebarde ist und der Mann außerdem ein Geharnischter ist, weiterhin befindet sich ein Wappenstein an der Hauswand in der Oberen Herrngasse 5 für den Ratsherrn Johann Friedrich Hartmann d. Ä. (1705-1778), wo aber die Spaltung des Schildes nicht verifiziert werden kann, sondern der ganze Schild golden mit einem Bord ist. Doch das muß nicht korrekt sein, denn eine Wappenzeichnung aus einer Haller Chronik aus dem 18. Jh. (StadtA SHA 4/2242, S. 27) zeigt einen rot-silbern gespaltenen Schild und rot-silberne Decken, der Mann der Helmzier ist schwarz tingiert mit einer roten, silbern aufgeschlagenen Mütze. Und genauso ist es auch am dritten Haller Wappenstein an der Keckenburg dargestellt. Das Wappen ist nicht in den Standardsammlungen enthalten, daher die Blasonierung nach Befund.

 

Der Sohn von Johann Michael Hartmann, Dr. Johann Friedrich Hartmann (1705-1778) war ebenfalls Ratsherr in Hall. Zwei Töchter waren ebenfalls mit Ratsherren vermählt.

Grabplatte Nr. 20: Hermann von Neuenstein
Diese Platte für den 1379 verstorbenen Hermann von Neuenstein auf der Südseite von St. Michael ist im 5. Joch sehr weit oben in ca. 10 m Höhe angebracht und wird leicht übersehen. Dabei ist sie eine der ältesten. Die Inschrift lautet: "AN(N)O D(OMI)NI) M CCC L XXIX IN VIGILIA ANDREE O(BIIT) HERMAN DE NEWE(N) STAIN". Er ist am 29.11.1379 verstorben. Von der Seite seiner Mutter her war Hermann der Enkel von Hermann Lecher, und er war der Erbe des reichen Großvaters, wovon er 1359-62 gemeinsam mit seiner Mutter etliche Güter zu Geld machte.

Das Wappen der von Neuenstein zeigt in Silber einen aufrechten roten Hammer, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rechts silberner, links roter Flug. In Schwäbisch Hall gibt es noch zwei weitere steinerne Belege für dieses Wappen, nämlich den unbeschrifteten, vermutlich dem 1371 verstorbenen Konrad von Neuenstein zuzuordnenden Wappenstein in der ehem. Johanniterkirche an deren Nordwand innen im Emporenbereich, und das Grabdenkmal für Michael Senft an St. Michael, wo das Neuenstein-Wappen in der Ahnenprobe auftaucht. Das Wappen wird ferner zeichnerisch dargestellt in der um 1600 entstandenen Haller Chronik nach Georg Widman und Johann Herolt (StadtA SHA 4/4 Bl. 11V). Im Fürstschen Wappenbuch ist das Wappen im fünften Teil auf Tafel 256 abgebildet. Das Wappen wird ferner beschrieben im Siebmacher Band: WüA Seite: 59 Tafel: 39.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Gerd Wunder: Personendenkmale der Michaelskirche in Schwäbisch Hall, Verlag Haller Tagblatt 1987
Gerd Wunder, Die Bürger von Hall. Sozialgeschichte einer Reichsstadt 1216-1802 (Forschungen aus Württembergisch Franken, Bd. 16), Sigmaringen, Jan Thorbecke, 1980
Gerd Wunder u. Georg Lenckner: Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395 - 1600 (Württembergische Geschichtsquellen, Bd. 25), Stuttgart (Kohlhammer) 1956
Eduard Krüger: Schwäbisch Hall - Ein Gang durch Geschichte und Kunst, Eppinger-Verlag Schwäbisch Hall 1990
Die Michaelskirche in Schwäbisch Hall, ein Begleiter durch die mittelalterlichen Kirchen St. Michael, St. Katharina und Urbanskirche, hrsg. von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Hall, 2. Auflage 2004
Der freundlichen Dame am Bücherstand von St. Michael ein herzliches Dankeschön für Literatur-Einsichtnahme.
Wappen Wibel:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-t-z.html
Wappen Wibel: Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag (1703-1780), Bearbeitung von Karl Borchardt 2007
Wappen Wibel:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin....-R01-P05.jpg
Wappen Wibel:
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Wappen Wibel:
http://www.schwaebischhall.de/......_Georg_Bernhard_Wibel_nach_1707.jpg
Wappen Hezel:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-g-j.html
Wappen Hezel:
http://www.schwaebischhall.de/filea......_Hall_1801_Deckel_Innen_Wappen.jpg
Wappen Hezel:
http://www.schwaebischhall.de/fileadm...natomia_Leiden_1651_BGD_I_46.jpg
Wappen Hezel:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user...nbuch_18_Jh_S_017.jpg
Wappen Hezel:
http://www.schwaebischhall.de/filea....01-R09-P09.jpg
Wappen Hezel:
http://www.schwaebischhall.de/file....05-P02.jpg
Wappen Hezel:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/.....1-P10.jpg
Wappen Hartmann:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-g-j.html
Wappen Hartmann:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_uploa...en_Feb_2008.jpg
Wappen Hartmann:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/im........_Wappen_1_Nov_2009.jpg
Wappen Hartmann: Wappenzeichnung aus einer Haller Chronik:
www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/im..........S_027.jpg
Wappen Neuenstein:
http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/g.......n/wappen-n-q.html
Wappen Neuenstein:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/imag........t_176.jpg
Wappen Neuenstein:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/im.......stein_Apr_2009.jpg
Wappen Neuenstein:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/ima.....4-0004_Bl_011VS.jpg
Wappen Neuenstein:
http://www.schwaebischhall.de/fileadmin/user_upload/imag........ik_um_1580.jpg
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches Dankeschön für mustergültige und vorbildliche Präsentation der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.

St. Michael, Personendenkmale (1) - Personendenkmale (2) - Personendenkmale (3) - Personendenkmale (4) - Personendenkmale (5) - Personendenkmale (6) - ehem. Unterlimpurgisches Spital - St. Urban, Portal - St. Urban, Grabplatten außen - Stadtpalais Haalstraße 6 - Wohnhaus Am Säumarkt 6 - Geschäftshaus Marktstraße 3 - Widmanhaus, Am Markt 5 - Stellwaghaus, Am Markt 4 - Löchnerhaus, Klosterstraße 8 - Bonhöfferhaus, Klosterstraße 7 - ehem. Engelapotheke, Marktstraße 2 - Egenhaus, Am Markt 9 - Café am Markt, Am Markt 10 - barockes Bürgerhaus, Am Schuppach 2 - Bürgerhaus, Obere Herrngasse 13 - Wibelhaus, Am Markt 8 - Keckenburg, Untere Herrngasse 8-12 - Neubau - ehem. Johanniterkommende, Heimbacher Gasse 2 - ehem. Pfarrhaus, Unterlimpurger Straße 5 - Berlin-Haus, Unterlimpurger Straße 7 - Seiferheld-Haus, Zollhüttengasse 6 - Vogelmann-Haus, Gelbinger Gasse 28 - die öffentlichen Brunnen - Rathaus - Bürgerhaus, Obere Herrngasse 5 - Sandelsches Haus, Marktstraße 9 - Clausnizerhaus, Am Markt 2 - Engelhardt-Palais, Gelbinger Gasse 25 - Katharinenkirche

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