Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1842
Schwäbisch Hall (Landkreis Schwäbisch Hall)
Café am Markt (Am Markt 10)
Das Café am Markt (Am Markt 10) ist Teil der nördlichen Randbebauung des Marktplatzes und steht zwischen dem Egenhaus (Am Markt 9) zur Linken und dem Gasthaus "Adler" (Am Markt 11) zur Rechten. Es handelt sich um einen barocken Putzbau von drei Stockwerken Höhe mit Mansarddach und Zwerchgiebel über der mittleren der insgesamt fünf Achsen. Über dem Erdgeschoß befindet sich ein Balkon auf drei mächtigen Kragsteinen. Wie im vorangegangenen Kapitel bereits erwähnt, wurde das Vorgängergebäude, da links von der im Bild sichtbaren massiven Trennmauer, beim großen Stadtbrand von 1728 ein Raub der Flammen.
Der Ratsherr und Geheimrat Johann Stier (1682-1748) hat dieses Haus im Jahre nach 1728 im Stil des Rokoko neu erbaut. Nach seinem Tod bekam es seine Witwe Maria Euphrosina Stier geb. Textor (1697-1762). Das Anwesen verbleibt noch einige Generationen in der Familie, es folgen 1788 als Erbe Johann Peter Stier, Mitglied des Inneren Rates und dessen Sohn Wilhelm Wolfgang Stier (-1808). Danach ging das Haus an den Konditor und Gewürzhändler Carl Spengler, danach an die Kaufmannsfamilie Finckh. Heute gehört das 1958-1961 grundlegend sanierte und 1972-1979 noch einmal umgebaute und renovierte Gebäude der Stadt Schwäbisch Hall. Die letzte Fassadenrenovierung erfolgte 1997-1998. Über das Café am Markt kann man auch das mit sehenswerten Stuckdecken geschmückte Obergeschoß des Nachbarhauses zur Linken erreichen.
In der mittleren Achse befindet sich zwischen den Fenstern des ersten und denen des zweiten Obergeschosses ein aus der Bauzeit stammender Wappenstein, rechts und links von Girlanden begleitet und namentlich zugeordnet, und auf dem Giebelbogen darüber tummeln sich zwei Putten. Die übrigen vier Fensterbekrönungen der Beletage haben unter dem jeweiligen Rundbogen Medaillons mit plastischen Köpfen, darunter Carolus Magnus und Carolus Quintus.
Heraldisch rechts befindet sich die Kartusche mit dem Wappen von Ratsherr Johann Stier (1682-1748); der Schild ist in der hier vorgefundenen Farbfassung geviert, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein schwarzer Löwe (Verstoß gegen Farbregel), in den Vorderpranken eine goldene Lilie haltend, Feld 2 und 3: in Rot zwei silberne Balken, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender Greif, eine goldene Lilie in den Klauen haltend. Eine andere Familie Stier ist auf den Stiftungstafeln in St. Michael mit einem redenden Wappen vertreten, welches nichts mit dem hier gegebenen gemein hat.
Im Siebmacher findet sich nichts Vergleichbares, aber ein ähnliches Wappen Stier ist im Rietstap verzeichnet, leider nur mit der weitgefaßten Herkunftsbezeichnung "Allem.", aber mit einem nahezu identischen Blason, der auch keinen Farbregelverstoß mehr hat: écartelé, aux 1 et 4 de sable au lion d'or, tenant entre ses pattes une fleur-de-lis du même, celui du 1 contourné, aux 2 et 3 de gueules à deux fasces ondées d'argent. Casque couronné. Cimier: un griffon d'or tenant entre ses pattes une fleur-de-lis du même. Lambrequins: à dextre d'or et de sable, à senestre d'argent et de gueules. Das wäre also: Geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz einwärts ein goldener Löwe, in den Vorderpranken eine goldene Lilie haltend, Feld 2 und 3: in Rot zwei silberne Wellenbalken, auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken ein wachsender goldener Greif, eine goldene Lilie in den Klauen haltend.
Heraldisch rechts befindet sich die Kartusche mit dem Wappen von Johann Stiers Ehefrau Maria Euphrosina Textor (1697-1762). Ihr Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein blauer, mit drei goldenen, sechszackigen Sternen übereinander belegter Pfahl, Feld 2 und 3: in Rot zwei schräggekreuzte, goldene, mit den Spitzen nach oben gerichtete Pfeile, auf dem Helm mit hier ganz goldenen Decken ein wachsender Mann, in rot-silbern (?) gespaltenem Gewand mit silbern (?)-rot gespaltener Mütze, in der Rechten einen goldenen, sechszackigen Stern emporhaltend, in der Linken einen goldenen Pfeil mit der Spitze nach oben haltend.
Dieses Wappen findet sich nicht im Siebmacher und auch nicht im Rietstap, aber im Alberti S. 821. Dort ist zu finden, daß Timotheus Weber, Pfarrer in Groß-Altdorf, Sohn des Jakob Weber, Pfarrer in Lorenzenzimmern, einen gleichnamigen Sohn Timotheus Weber hatte, der Pfarrer in Stöckenburg war und seinen Namen latinisierte zu Textor. Für dessen Enkel Johann Lorenz Textor in Hall wird das selbige Wappen abgebildet, wobei nur die Darstellung des Mannes der Helmzier im Detail abweicht. Ein weiteres Wappen Textor identischen Inhalts kann in Schwäbisch Hall gefunden werden auf einem Grabstein in der Kirche St. Urban, für den Pfarrer Christoph Felix Gräter, der Susanna Maria Anna Textor, die Tochter von M. Albrecht Karl Textor und dessen Frau Anna Regina Zinn, geheiratet hatte und auf seinem Grabstein ein großes Ehewappen führt.
Abb.: Nächtliche Ansicht der nordwestlichen Bebauung des Marktplatzes von der Turmbasis von St. Michael aus gesehen. Ganz links befindet sich das Egen-Haus, das zweite Gebäude von links ist das Café am Markt, rechts ist der Gasthof Goldener Adler.
Literatur,
Links und Quellen:
Häuserlexikon
Schwäbisch
Hall: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon.html - Gebäudeverzeichnis: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html
Gebäude: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/haeuserlexikon/gebaeudeverzeichnis.html?Detail=274
Wappen Stier: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-se-su.html
Wappen Stier: Rietstap / Rolland
Wappen Textor: http://www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/stadtarchiv/familienwappen/wappen-t-z.html
Wappen Textor: Hans Werner Hönes, Sprechende Wände -
Die
Inschriften der Urbanskirche in Schwäbisch Hall, Sonderdruck
aus: Württembergisch Franken, Jahrbuch 2005, S. 209-210
Wappen Textor: Alberti, Württembergisches Wappenbuch, S. 821
Der Stadt Schwäbisch Hall und dem Stadtarchiv ein herzliches
Dankeschön für mustergültige und
vorbildliche Präsentation
der Häuser und Wappen der Stadt im Internet.
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