Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 452
Kirchehrenbach (Oberfranken)

Die kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus in Kirchehrenbach

Kirchehrenbach liegt wenige Kilometer östlich von Forchheim in Oberfranken. Kirchehrenbach ist in seiner Geschichte ein Spiegelbild der sich gegenseitig überlagernden Rechtsverhältnisse und Interessen, des örtlichen Adels einerseits (von Wiesenthau, von Stiebar), des Bistums Bamberg andererseits.

Die Pfarrei gehört zum heutigen Erzbistum Bamberg. Die allererste Pfarrkirche ist offensichtlich eine Stiftung von Adeligen im 12. Jh., genannt werden die Herren von Reifenberg und die Edelfreien von Leutenbach. In der ersten Hälfte des 14. Jh. kam es zu einem Neubau der Pfarrkirche, diesmal treten als Stifter die Freiherren von Wiesenthau auf, ein reichsritterliches Geschlecht, das die Geschichte des Ortes nachhaltig prägte. Im Innern der Kirche gibt es bedeutende Epitaphien der Familie, z. B. das für Sigmund von Wiesenthau, gest.1595, Propst des Benediktinerklosters Banz, und das für Wilhelm von Wiesenthau, fürstlich bambergischer Rat, Schultheiß zu Forchheim und Amtmann zu Neunkirchen und Wolfsberg, gest.1587 und seine Ehefrau Anna von Wiesenthau, gest. 1594. Bei der Kirche handelte es sich einst um eine Wehrkirche. Erst beim Neubau im 18. Jh. wurde der Wehrcharakter aufgegeben. Ein erster Entwurf wurde von Johann Roppelt 1749 erstellt, aber die Vorbereitungen für den Neuentwurf ziehen sich noch ein paar Jahre hin. Erst 1765 beginnt man mit dem Abbruch des bisherigen Langhauses, 1767 ist der Rohbau vollendet. Bei der Vergrößerung dreht man die Kirche um 90 Grad, so daß die Schaufassade mit dem Wappen im Giebel nach Norden zeigt und die Kirche insgesamt nicht mehr geostet ist, sondern nach Süden weist. Wegen Geldmangels kommt es 1767 zu einem befristeten Baustopp, die Weihe erfolgt 1776. Heute präsentiert sich der barocke Bau auf seiner Anhöhe hinter einer Freitreppe mit einer monumentalen Quaderstein-Fassade von drei Geschossen, der mittlere Teil springt leicht vor und wird von Kolossalpilastern eingerahmt. Im Giebelfeld ist das Wappen des Bamberger Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim, eine Arbeit des Bamberger Bildhauers Martin Mutschele. In den Seitennischen der Fassade stehen Statuen der hl. Katharina und des namengebenden Patrons St. Bartholomäus, Werke des Bildhauers Andreas Müller aus Staffelstein, darunter jeweils ein großes ovales Fenster.

Das Wappen des Bamberger Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (reg. 1757-1779, auch Fürstbischof von Würzburg) stammt von 1767 und wurde von Martin Mutschele aus Bamberg geschaffen. Es ist durch zwei bogenförmige Linien in vier Teile unterteilt mit geviertem Herzschild:

Zu diesem Seinsheimer Wappen würden folgende zwei Helmzieren gehören:

Dazu hätte er noch Anspruch auf die Helme der Hochstifte Bamberg und Würzburg sowie auf den des Herzogtums zu Franken. Stattdessen wurde hier eine Kombination aus Insignien gewählt, Schwert und Krummstab schräggekreuzt hinter dem Schild, über demselben der Fürstenhut und zuoberst die Kaiserkrone des kaiserlichen Hochstifts Bamberg.

Die Familie von Seinsheim ist ein fränkisches Ministerialengeschlecht mit zwei Lehnherren, der Bischof von Würzburg und der Abt des Klosters Michelsberg. Die Stammreihe beginnt mit Siegfried von Seinsheim (Sifridus de Sowensheim), 1172-1209 erwähnt. Zu dem ausgedehnten Besitz der Familie in Franken gehörten Erlach, Schwarzenberg, Astheim bei Volkach, Burg Kottenheim, Burg Hohenlandsberg, Seehaus, Hörblach, Wässerndorf etc. Die Familie ist in zwei Linien aufgespalten, von Seinsheim-Seinsheim und von Seinsheim-Schwarzenberg. 1429 erhielt ein Angehöriger der zweiten Linie den Freiherrentitel; der Stamm lebt in den Fürsten von Schwarzenberg fort. Die Linie von Seinsheim-Seinsheim erwarb den Besitz Sünching im Jahre 1572. Das liegt in der Oberpfalz. Anläßlich ihrer Erhebung in den Reichsfreiherrenstand 8 Jahre später vierten sie ihren Schild mit dem Wappen der ausgestorbenen Familie von Sünching, auf deren Gütern sie saßen. So kam die Wildsau ins Wappen. Die Familie von Seinsheim ist heute im Mannesstamm erloschen, der letzte war Maximilian Graf von Seinsheim (1844-1917). Die letzte Seinsheimerin, Gräfin Gabriele von Seinsheim, heiratete Johann Freiherr von Hoenning O'Carroll; ihnen gehört heute noch der Besitz Sünching. In der Fürstenfamilie von Schwarzenberg lebt der andere Zweig jedoch fort.

Literatur:
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Georg Knörlein, Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus, Kirchehrenbach, Schnell Kunstführer Nr. 1885, 1. Auflage 1991, Verlag Schnell & Steiner GmbH München und Zürich
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Wappen der Fürstbischöfe von Bamberg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein - Der Bamberger Löwe

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