Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2990
Würzburg
(Unterfranken)
Marienkapelle am Markt: Johanna von Gebsattel
Dieses Epitaph für Johanna von Gebsattel (-26.4.1565) ist dreiteilig aufgebaut, in der Sockelzone ist als Inschrift zu lesen: "An(n)o D(omi)ni 1565 den 26 / Aprillis ist verschieden das / Edel Jungfre(u)lei(n) Johan(n)adle / Philip(p)sen von Gebsat(t)els / zu Hohnburg am Mein / D(o)echterlein der(en) Se(e)l(e) G(ott) G(nade) / A(men)"- Im Jahre des Herrn 1565 am 26. April ist verschieden das edle Jungfräulein Johanna, das Töchterlein von Philipp von Gebsattel zu Homburg am Main, deren Seele Gott gnädig sei, Amen. Die beiden seitlichen Vorlagen tragen einfache Rechteckkassetten als Schmuck. Darüber die Hauptzone besitzt im Zentralfeld eine anmutige Darstellung des verstorbenen Kindes vor einer zentralperspektivisch gearbeiteten Rundbogenarchitektur. Johanna von Gebsattel trägt ein an den Schultern und Ellenbogen geschlitztes und gepufftes Kleid. Das Haar wird von einem Netz zusammengehalten. Sie hält beide Hände vor der Brust so, daß sich nicht die Handflächen, aber die Fingerspitzen berühren. Den Blick hat sie leicht aus der Frontalansicht nach links herausgedreht. Das Gewand reicht bis zum Boden, nur eine Fußspitze lugt darunter hervor. Auf den beiden seitlichen Pilastern ist eine 8er-Ahnenprobe auf Urgroßeltern-Ebene angebracht. Die dritte Zone ist der aedikulaartige Aufsatz, der seitlich von zwei S-förmigen Voluten auf die Breite der Hauptzone angepaßt wird, und der oben mit einem Dreiecksgiebel abgeschlossen wird.
Oben im Mittelfeld des Aufsatzes ist das Vollwappen der von Gebsattel zu sehen, in Rot ein silberner Bocksrumpf, manchmal mit schwarzen Hörnern, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken wachsend der silberne Bocksrumpf wie im Schild. Auf den beiden seitlichen Vorlagen des Zentralfeldes entwickelt sich die Ahnenprobe von oben nach unten in üblicher Logik (heraldisch rechts = optisch links von oben nach unten 1-3-5-7, heraldisch links = optisch rechts von oben nach unten 2-4-6-8). Johanna war die Tochter von Philipp von Gebsattel (-1576), Amtmann zu Homburg am Main und Oberschultheiß von Würzburg, und von Anna von Bibra, der zweiten Ehefrau des Vaters. Damit war sie die Schwester des Bamberger Fürstbischofs Johann Philipp von Gebsattel (lebte 13.5.1555-26.6.1609, regierte 1599-1609). Entsprechend wiederholt der oberste Wappenschild auf der Schwertseite das Gebsattel-Wappen, und gegenüber führt das Wappen der von Bibra die Reihe auf der Spindelseite an, in Gold ein aufspringender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz.
Die Großeltern väterlicherseits waren Hans Reichard von Gebsattel (-1540, Epitaph in der Kirche zu Trennfeld), würzburgischer Pfandamtmann zu Homburg, und Johanna Maria von Berlichingen (-1536, Epitaph in der Kirche zu Trennfeld). Die Großeltern mütterlicherseits waren Caspar von Bibra und Lucretia von Heßberg. Entsprechend sind die nächsten Wappenschilde die der Familien von Berlichingen, in Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad (Abb. oben links, unteres Wappen), und von Heßberg, gespalten, rechts in Silber drei rote Rosen pfahlweise, links 5x von Rot und Silber geteilt (Abb. oben Mitte links, unteres Wappen). Die acht Urgroßeltern waren Peter von Gebsattel zu Königshofen und Trennfeld (-1491) und eine nicht näher bekannte Frau von Thüngen, Conrad von Berlichingen und Maria von der Tann, Berthold von Bibra und eine nicht näher bekannte Frau von Aufseß sowie Eberhard von Heßberg und Barbara von Crailsheim. Die Angaben bei Biedermann sind unbrauchbar und irreführend (im Detail im Kapitel zu Schloß Homburg erläutert). Biedermann führt auch diese unvermählt gebliebene und jung verstorbene Johanna von Gebsattel überhaupt nicht auf.
Die vier unteren Schilde der Ahnenprobe sind damit diejenigen der Familien von Thüngen, in Silber ein 5x im Wellenschnitt golden-rot gespaltener Balken (Abb. oben Mitte rechts, oberes Wappen), von Aufseß, in Blau ein silberner Balken, belegt mit einer roten Rose (Abb. oben ganz rechts, oberes Wappen), von der Tann, in Rot eine mit dem Rücken nach oben gebogene silberne Forelle (Abb. oben Mitte rechts, unteres Wappen), und von Crailsheim, in Schwarz ein goldener Balken. Beim letzteren Wappen ist hier nur eine Teilung zu sehen (Abb. oben ganz rechts, unteres Wappen), das ist nicht korrekt, es muß ein Balken sein, wie der Vergleich mit dem Epitaph für Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel in der Bamberger Klosterkirche St. Michael und mit dem Wappenstein für Johannas Eltern an Schloß Homburg (Markt Triefenstein) zeigt, wo überall genau diese Wappen der Ahnenprobe auch auftauchen, und dort ist es jeweils korrekt. Ein ganz ähnliches und hinsichtlich der Ahnenprobe identisches Epitaph ist in der Pfarrkirche St. Georg in Trennfeld für Johannas Bruder Jörg Friedrich Philipp zu sehen.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.7947946,9.9295677,20z - https://www.google.de/maps/@49.7948267,9.9295932,81m/data=!3m1!1e3
Homepage der Dompfarrei: https://www.dom-wuerzburg.de/seelsorge/dompfarrei/
Marienkapelle in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Marienkapelle_(Würzburg)
Marienkapelle im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Marienkapelle
Marienkapelle im Historischen Lexikon Bayerns: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Marienkapelle,_Würzburg
Marienkapelle auf der Webseite des Bistums Würzburg: https://www.bistum-wuerzburg.de/bildung-kunst/sehenswuerdigkeiten/marienkapelle-wuerzburg/
Verwendung der Innenaufnahmen mit
freundlicher Erlaubnis von Frau Alexandra Eck, Referentin für
die Dombesucherpastoral, vom 27.6.2022, wofür ihr an dieser
Stelle herzlich gedankt sei.
Peter Kolb: Wappen in Würzburg, Mainfränkische Studien 90,
hrsg. vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und
Geschichte e. V. Würzburg, 169 S., Spurbuch-Verlag, Würzburg
2019, ISBN: 978-3-88778-572-7
Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren
Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ
Biedermann: Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren
Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
Stammtafel und Geschichte Bibra: http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN229607926/253/LOG_0039/ - http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/fullscreen/PPN229607926/253/ - http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN229607926/1/LOG_0003/ - http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN22960823X/1/LOG_0003/ - http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN229608175/1/LOG_0003/ - http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/toc/PPN229607853/0/LOG_0000/
Marienkapelle: Johann Friedrich Eckenbert von Dalberg - Marienkapelle: Johann Philipp Eckenbert von Dalberg - Marienkapelle: Anton Franz Friedrich Stein von Nord- und Ostheim - Marienkapelle: Johann Georg von Mauchenheim gen. Bechtolsheim - Marienkapelle: Maria Johanna Faust von Stromberg - Marienkapelle: Anna Maria Amalia Sophia von Würtzburg - Marienkapelle: Maria Rosina von Greiffenclau-Vollraths - Marienkapelle: Konrad von Schaumberg - Marienkapelle: Maria Anna Theresie von Breidbach-Bürresheim - Marienkapelle: Jörg Schrimpf - Marienkapelle: Ludwig Wilhelm von Bibra - Marienkapelle: Valentin von Münster und seine zwei Frauen - Marienkapelle: Martin von Seinsheim
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2022
Impressum