Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2985
Würzburg (Unterfranken)

Marienkapelle am Markt: Maria Anna Theresie von Breidbach-Bürresheim

Dieses Grabdenkmal aus rotem Sandstein wurde für Maria Anna Theresie von Breidbach-Bürresheim (-25.6.1737) angefertigt. Die Platte ist aufgeteilt in eine Inschriftenzone, welche die unteren 2/5 einnimmt, und eine Wappenzone, die die oberen 3/5 umfaßt. Die Inschrift im unteren Teil lautet, soweit zu entziffern: "(Im) Jahr christi 1737 den 25 / (ta)g des Monats Juny ist in (dem) 22 Jahr in gott seelig ver/(schi)eden die Reichsfrey hoch/(wo)hlgeborne frau frau Maria / (Ann)a Theresie von Würtzburg / (gebohrne von Breidenbach) deren / ...". Der untere Teil der Inschrift ist durch Beschädigungen des Steins unleserlich. Maria Anna Theresie war frisch verheiratet und erst 22 Jahre alt, als sie starb, vermutlich im Kindbett. Sie war seit 1736 vermählt mit Johann Philipp Veit von Würtzburg (5.8.1712-16.4.1784), der nach ihrem frühen Tod in zweiter Ehe 1738 Maria Johanna Sophia Groß von Trockau heiratete. Ihr Ehemann war der Sohn von Freiherr Georg Heinrich Wilhelm von Würtzburg (10.7.1679-21.3.1724) und Anna Theresia von Mauchenheim genannt Bechtolsheim (10.9.1684-1760). In der Marienkapelle gibt es noch ein Epitaph für die jung verstorbene Schwester des Ehemannes.

Die Wappenzone enthält ein Allianzwappen in der Mitte und eine Ahnenprobe auf Urgroßeltern-Ebene an den beiden Seiten. Das zentrale Ehewappen ist zusammengesetzt aus dem Vollwappen der Freiherren von Würtzburg heraldisch rechts, es zeigt in Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes (hier linksgewendet), schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken aus einer Krone ein Stoß Pfauenfedern, außen je zwei besonders tingierte umgebogene Hahnenfedern oder Straußenfedern: rechts golden und schwarz, links schwarz und golden. Auf der linken Seite befindet sich das Vollwappen der von Breidbach zu Bürresheim, in Silber ein roter, geflügelter Drache mit zwei Beinen und untergeschlagenem Schwanz, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der rote Drache wie im Schild.

 

Die Ahnenprobe besteht aus insgesamt acht Schilden, die im oberen Teil der Platte rechts und links spaltenweise angeordnet sind. Durch die Einheirat einer Ehefrau aus einer mittelrheinisch-moselländischen Familie kommen hier mehrere in Franken eher seltene Familien ins Spiel. Der Schild der von Breidbach zu Bürresheim ("BREIDENBACH") wiederholt sich in der Ahnenprobe heraldisch oben rechts (Abb. unten ganz links, oberes Wappen). Hier steht der Schild für den Vater, Anselm Franz Ferdinand von Breidbach zu Bürresheim, sowie für den Großvater, Anselm Franz von Breidbach zu Bürresheim (-20.11.1708), erst Domherr in Mainz, resignierte, dann Oberhofmarschall, kurmainzischer Geheimer Rat, Oberamtmann zu Algesheim, Regiments-Burgmann zu Friedberg, Rat der Ober- und Niederrheinischen Ritterschaft, und bis hin zum Urgroßvater, Wolf / Wolfgang Heinrich von Breidbach zu Bürresheim (-1635), erst Domherr in Mainz, resignierte, Geheimer Rat und Vicedom im Rheingau, Sohn von Johann Jakob von Breidbach zu Bürresheim (1552-27.8.1588) und Gertraud Schall von Bell (-1614).

Gegenüber steht an erster Stelle der Schild der Rotenhan ("ROTENHAN", Abb. unten Mitte rechts, oberes Wappen), eigentlich in Silber ein schrägrechter roter Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten fünfzackigen Stern, hier ist aber ein Fehler passiert, statt dessen ist das Motiv der Helmzier in den Schild gewandert, ein stehender roter Hahn, was nicht dem von der Familie geführten Wappen entspricht und auch anhand anderer gemalter Ahnenproben der Familie ins Reich der Fehler verwiesen werden kann. Hier steht der Schild für die Mutter, Maria Sophia Amalia von Rotenhan, und den Großvater mütterlicherseits, Joachim Ignaz von Rotenhan, und den Urgroßvater, Georg Wolfgang von Rotenhan.

In der zweiten Reihe steht heraldisch rechts der Schild der von Frankenstein ("..KENSTEIN", Abb. unten ganz links, unteres Wappen), geviert: Feld 1 und 4: in Gold ein schräglinks gestelltes rotes Axteisen mit quergestellter Stielöffnung, aber ohne Stiel (Frankenstein). Feld 2 und 3: in Gold drei mit den Stielen dreipaßförmig zusammengestellte Kleeblätter oder herzförmige Blätter (von Klee, Cleen). Die Familie tritt auf Großeltern-Ebene hinzu, Sophia Elisabetha von Frankenstein war die Großmutter väterlicherseits, und sie war die Tochter von Philipp Ludwig von Frankenstein (1612-1686) aus der Ockstädter Linie, dem Sohn von Philipp Christoph von Frankenstein und Anna Barbara von Kerpen.

Gegenüber ist der Schild der von Wernau ("V: WERNAV", Abb. unten Mitte rechts, unteres Wappen) zu sehen, in Silber ein schwarzer Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Kugeln. Auch diese Familie tritt auf Großeltern-Ebene hinzu; Maria Elisa (Elisabeth) von Wernau war die Großmutter mütterlicherseits, und sie war die Tochter von Veit Wolff von Wernau.

In der dritten Reihe ist wegen der starken Beschädigungen gerade noch verifizierbar das Schildbild der von Metzenhausen ("...NHAVSEN", Abb. unten Mitte links, oberes Wappen), in Schwarz eine silberne Wolfsangel (Doppelhaken). Mit dieser Familie betreten wir die Urgroßeltern-Ebene: Anna Magdalena von Metzenhausen (-1673), die Tochter von Bernhard von Metzenhausen und Regina Elisabeth von Hagen zur Motten, war die zweite Ehefrau von Wolf / Wolfgang Heinrich von Breidbach zu Bürresheim.

Gegenüber steht der Schild der von Neuhausen ("V: NEIHAVSEN", Abb. unten ganz rechts, oberes Wappen), in Silber auf einem schräggestellten, gekrümmten grünen Ast ein roter Löwe, hier der Löwe den Ast haltend. Auch dieser Schild steht für eine Urgroßmutter; Margaretha Susanna von Neuhausen war die Frau von Georg Wolfgang von Rotenhan.

Der unterste Schild auf der Schwertseite gehört zu den von Eppe ("...E", Abb. unten Mitte links, unteres Wappen), in Gold ein schwarzer sitzender Affe, der in seiner linken Pfote eine gestielte rote Rose hält, hier gewendet. Die Platte ist an der Seite so beschädigt, daß gerade noch ein Teil der Pfote mit der Rose erkennbar ist. Dieser Schild steht für die Urgroßmutter Anna Catharina von Eppe, welche Philipp Ludwig von Frankenstein geheiratet hatte.

Als letztes Wappen auf der Spindelseite folgt der Schild der von Freyberg ("V: FREIBERG", Abb. unten ganz rechts, unteres Wappen), silbern-blau geteilt, unten drei (2:1) goldene Kugeln. Dieser Schild steht für die letzte Urgroßmutter, also die Mutter der Mutter der Mutter, das war Anna Elisabeth von Freyberg, die Ehefrau von Veit Wolff von Wernau.

Die Genealogie zu diesem Epitaph noch einmal übersichtlich zusammengestellt:
Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7947946,9.9295677,20z - https://www.google.de/maps/@49.7948267,9.9295932,81m/data=!3m1!1e3
Homepage der Dompfarrei:
https://www.dom-wuerzburg.de/seelsorge/dompfarrei/
Marienkapelle in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienkapelle_(Würzburg)
Marienkapelle im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Marienkapelle
Marienkapelle im Historischen Lexikon Bayerns:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Marienkapelle,_Würzburg
Marienkapelle auf der Webseite des Bistums Würzburg:
https://www.bistum-wuerzburg.de/bildung-kunst/sehenswuerdigkeiten/marienkapelle-wuerzburg/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Frau Alexandra Eck, Referentin für die Dombesucherpastoral, vom 27.6.2022, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Genealogie:
https://www.genealogieonline.nl/de/genealogie-richard-remme/I611157.php und abhängige Seiten
Johann Philipp Veit von Würtzburg:
https://www.von-wuertzburg.de/p2.htm#i1314
Dr. Wilhelm Hotzelt, Familiengeschichte der Würtzburg, Herder & Co., Freiburg im Breisgau, 1931, mit Stammbaumtafel
von Würtzburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Würtzburg
Genealogische Tafeln von Humbracht
Ahnentafel auf Monasterium.net:
http://images.monasterium.net/pics/AT-DOZA/Ahnentafeln/DOZA-Ahnenproben_Ri-0062-Nr.206a_a_r.jpg
Genealogische Datenbank des Christoph Graf von Polier:
https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+breidbach+burresheim&oc=0&p=anselm+franz+ferdinand
Ahnenprobe eines Bruders:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/LQ7GLCHEWSG6YAXASE4IDFCNZJ7IBNNE und eines Neffen: https://www.archivportal-d.de/item/YT74L2O6QT3RDVZ47SNB4E4GOCIWJTVN
Peter Kolb: Wappen in Würzburg, Mainfränkische Studien 90, hrsg. vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg, 169 S., Spurbuch-Verlag, Würzburg 2019, ISBN: 978-3-88778-572-7

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