Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2983
Würzburg (Unterfranken)

Marienkapelle am Markt: Maria Rosina von Greiffenclau-Vollraths

Zentrales Gestaltungselement dieser Epitaphien-Platte für Maria Rosina von Greiffenclau-Vollraths (20.3.1669-5.8.1708) ist ein Wappenzelt, bestehend aus einem kuppelförmigen, im Querschnitt polygonalen Baldachin, aus dem ein beiderseits mit Abbindungen hochgerafftes Tuch bis zum unteren Ende der Platte herabfällt. Die Falten des Tuches bilden den seitlichen Rand, die gesamte untere Hälfte ist mit der Inschrift belegt. Im oberen Teil ist das Allianzwappen aus zwei unter einer Krone zusammengestellten Kartuschen positioniert. Beide Kartuschen sind unten zu einem Fortsatz ausgezogen, der eine schräg nach außen gestürzte brennende Fackel als Vergänglichkeitssymbol umschließt. Auch sonst ist diese Platte reich an Vergänglichkeitssymbolik: Auf dem Kuppelbaldachin ist ein Totenschädel über Knochen positioniert, den Betrachter frontal anblickend. Auf dem Schädeldach steht ein Stundenglas, dahinter ist ein Paar Fledermausflügel ausgebreitet. Über den beiden Hochraffungen des Tuchs blicken zwei weitere Totenschädel einwärts, auf deren Schädeldach stehen zwei kurzgestielte Feuerschalen. Ganz unten ist das Tuch in der Mitte angehoben und gibt den Blick frei auf weitere Schädel.

Vom heraldischen Programm her ist das ein Epitaph für eine verheiratete Frau mit dem Ehewappen an zentraler Stelle und einer 4er-Ahnenprobe nur für die Ehefrau in den vier Ecken der Platte. Das Wappen heraldisch rechts ist das gräfliche Wappen der Fuchs von Bimbach und Dornheim, wie es ab dem 4.7.1706 geführt wurde (Bestätigung des Grafenstandes, Wappenbesserung, "Hoch- und Wohlgeboren" für Christoph Ernst Fuchs von Bimbach und Dornheim, österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 127.40): Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: rot-silbern geteilt und 5x gespalten (von Rosenberg), Feld 2 und 3: in Blau ein silbernes Schloß mit rundem Turm auf einem grün bewachsenen Felsen, Herzschild: in Gold ein aufspringender roter Fuchs (von Fuchs). Hier wird das Wappen ohne Oberwappen geführt, der Vollständigkeit wegen seien aber die zugehörigen drei Helme genannt, Helm 1 (Mitte): ein silbern gestulpter roter Turnierhut, auf dem ein roter Fuchs sitzt (Fuchs), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm ein roter und ein silberner Schwanenhals, voneinander abgewendet, dazwischen eine rote Rose (Rosenberg), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm zwischen einem schwarzen Flug ein hermelingestulpter Herzogshut, ringsum mit acht goldenen Lilienzeptern besetzt, Decken rechts rot-silbern, links silbern-blau. Schildhalter zwei goldene, widersehende, rotgezungte Greifen (Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 104 Tafel: 51, leicht abweichend bei Conrad Tyroff in: Neues adeliches Wappenwerk, Tafel 189, Grafen). Dieses Wappen steht für den Ehemann, Christoph Ernst Graf Fuchs von Bimbach und Dornheim (-1719), kaiserlicher wirklicher Reichshofrat und geheimer Rat des Fürstbischofs zu Würzburg.

Das Wappen der Ehefrau, Maria Rosina von Greiffenclau-Vollraths, ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-blau geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad, Stammwappen der von Greiffenclau-Vollraths, Feld 2 und 3: in Schwarz ein silberner Schräglinksbalken, Herrschaft Ippelbrunn (Eppelborn). Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu blau-silbernen oder rechts blau-silbernen und links schwarz-silbernen Decken eine goldene Greifenklaue mit blau-silbernen Federn. Sie war die Tochter von Georg Philipp Freiherr von Greiffenclau-Vollraths (20.8.1620-6.7.1689), kurmainzischer Geheimrat, Oberamtmann der Grafschaft Königstein. Dieser war ein großer Genealoge, der viele Stammtafeln zusammengetragen hat, die von Humbracht in seinem Werk über rheinische und hessische Geschlechter veröffentlicht wurden. Er wurde am 7.5.1664 Reichsfreiherr. Die Mutter von Maria Rosina war die zweite Ehefrau, Anna Margaretha von Buseck (-8.12.1696). Entsprechend wiederholt sich oben links das Wappen der von Greiffenclau-Vollraths wie zuvor beschrieben, während oben links der Schild der hessischen Familie von Buseck zu sehen ist, in Gold ein rot gezungter, schwarzer Widderkopf, Hörner typischerweise golden. Beide Schilde sind ca. 45° einwärts geneigt.

 

Die Großeltern von Maria Rosina waren väterlicherseits Heinrich Freiherr von Greiffenclau-Vollraths (30.10.1577-29.5.1638), kurmainzischer Geheimrat, 1605 Oberamtmann zu Tauberbischofsheim, Orb, Hausen und Alzenau, später zu Steinheim, 1630 Vicedom im Rheingau, und dessen Frau, Anna Maria Gräfin zu Eltz (1575-27.1.1640). Entsprechend sehen wir heraldisch rechts unten das Wappen der Grafen von Eltz, geteilt, oben in Rot ein wachsender goldener Löwe, unten silbern und ledig. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein hermelingestulpter roter Turnierhut, aus dem zwischen einem mit silbernen gestürzten Lindenblättern (Herzen) bestreuten roten Flug ein goldener Löwe wächst. Die vier Urgroßeltern väterlicherseits waren Dietrich von Greiffenclau-Vollraths (17.10.1549-28.7.1614), Apollonia von Reiffenberg (1553-11.7.1601), Kaspar Graf zu Eltz (-20.1.1619) und Ursula von Kerpen (-1602).

 

Die Großeltern von Maria Rosina waren mütterlicherseits Henrich Reinhard von Buseck (seine zweite Ehe), landgräflich hessen-kasselscher Obristlieutnant, kurmainzischer Amtmann zu Amöneburg, Oberamtmann in Fürsteneck, und Anna Elisabeth (Elise) von Rheinberg (4.6.1593-17.6.1660, ihre zweite Ehe). Das Wappen der von Rheinberg ist heraldisch links unten zu sehen, in Rot ein silberner Sparren, begleitet von drei (2:1) goldenen Adlern. Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu silbern-roten Decken wachsend ein silberner Bocksrumpf mit roten Hörnern (Gruber, Siebmacher Band: NaA Seite: 34 Tafel: 55 mit silbernen Adlern). Die beiden unteren Wappen sind ca. 45° nach außen geneigt. Die Urgroßeltern waren Johann Rudolph von Buseck und Margaretha von Schutzbar gen. Milchling sowie Johann Marquard von Rheinberg (1555-1615) und Dorothea Göler von Ravensburg (5.1.1554-1599).

Maria Rosina von Greiffenclau-Vollraths war die Schwester von Johann Erwein Freiherr von Greiffenclau-Vollraths (1663-1727), Burggraf zu Friedberg, Herr zu Gundheim, kurmainzischer Geheimrat, kaiserlicher Reichshofrat, Ritterhauptmann des Kantons Wetterau, Rat und Vicedom im Rheingau, kurmainzischer Erbtruchseß, und sie war die Halbschwester von Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths (13.2.1652-3.8.1719), ab dem 9.2.1699 Fürstbischof von Würzburg. Dieser stammte aus der ersten Ehe ihres Vaters mit  Rosina von Oberstein (1623-20.5.1658).

Die Genealogie zu diesem Epitaph noch einmal übersichtlich zusammengestellt:
Eltern:

Großeltern:

Urgroßeltern:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7947946,9.9295677,20z - https://www.google.de/maps/@49.7948267,9.9295932,81m/data=!3m1!1e3
Homepage der Dompfarrei:
https://www.dom-wuerzburg.de/seelsorge/dompfarrei/
Marienkapelle in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marienkapelle_(Würzburg)
Marienkapelle im Würzburg-Wiki:
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Marienkapelle
Marienkapelle im Historischen Lexikon Bayerns:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Marienkapelle,_Würzburg
Marienkapelle auf der Webseite des Bistums Würzburg:
https://www.bistum-wuerzburg.de/bildung-kunst/sehenswuerdigkeiten/marienkapelle-wuerzburg/
Verwendung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis von Frau Alexandra Eck, Referentin für die Dombesucherpastoral, vom 27.6.2022, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
von Fuchs:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_(Adelsgeschlecht)
von Fuchs:
http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Fuchs_von_Bimbach_und_Dornheim
von Fuchs:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Fuchs,_Adelsfamilie
Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Alexander Tittmann: Die ritterschaftliche Familie der Fuchs, ihre Genealogie und ihr Besitz im Altlandkreis Haßfurt, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Nr. 58, 1998, S. 37-95:
http://daten.digitale-sammlungen.de/0004/bsb00048848/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00048848&seite=49
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 127.40:
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2239569
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Genealogische Datenbank des Christoph Graf von Polier:
https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=henrich+reinhard&n=von+buseck
Genealogie von Buseck:
http://www.buseckertal.de/buseck/personen-m/bob/1029.htm - http://www.buseckertal.de/buseck/stammtafeln/1aa.htm
Rudolf Buttlar-Elberberg: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, Kassel 1888:
http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PID=PPN513401067
Peter Kolb: Wappen in Würzburg, Mainfränkische Studien 90, hrsg. vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg, 169 S., Spurbuch-Verlag, Würzburg 2019, ISBN: 978-3-88778-572-7

Marienkapelle: Johann Friedrich Eckenbert von Dalberg - Marienkapelle: Johann Philipp Eckenbert von Dalberg - Marienkapelle: Anton Franz Friedrich Stein von Nord- und Ostheim - Marienkapelle: Johann Georg von Mauchenheim gen. Bechtolsheim - Marienkapelle: Maria Johanna Faust von Stromberg - Marienkapelle: Anna Maria Amalia Sophia von Würtzburg - Marienkapelle: Konrad von Schaumberg - Marienkapelle: Maria Anna Theresie von Breidbach-Bürresheim - Marienkapelle: Jörg Schrimpf - Marienkapelle: Ludwig Wilhelm von Bibra - Marienkapelle: Valentin von Münster und seine zwei Frauen - Marienkapelle: Martin von Seinsheim - Marienkapelle: Johanna von Gebsattel

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2022
Impressum