Bernhard
Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1426
Nürnberg (Mittelfranken)
St.
Lorenz in Nürnberg (12)
Wappen-Medaillons im Fenster "Süd XII" (1)
Im Fenster des südlichen Seitenschiffs im siebten Langhausjoch, von Westen gezählt, befinden sich zahlreiche gläserne Wappenmedaillons. Es ist das Fenster links von dem mit den zahlreichen Rechteckscheiben mit Patrizierwappen, in der Zählung vom Chorscheitel ist es das Fenster "Süd XII". In fünf Reihen sind die Medaillons geordnet, die unteren drei Reihen haben je sechs Felder, die beiden oberen nur vier, weil sie seitlich schon durch Maßwerk im sich verjüngenden Spitzbogen flankiert werden. Die beiden äußeren Spalten haben große Medaillons, je eines pro Scheibe, die beiden inneren Spalten haben je drei kleine Medaillons übereinander in den unteren vier Reihen und in der letzten Reihe ein großes über einem kleinen, so daß wir insgesamt auf 18 große und 26 kleine Medaillons kommen. In dieser Zusammenstellung werden ausschließlich die großen und künstlerisch interessanteren Medaillons beschrieben. Die kleinen Medaillons sind zum überwiegenden Teil von der Familie Pfinzing, genau wie die beiden hier nicht abgebildeten allerobersten großen Medaillons. Hier werden im folgenden, auf dieser Galerie und auf der folgenden, die 14 großen Medaillons der unteren vier Reihen und die beiden äußeren der obersten Reihe diskutiert, je acht pro Galerie.
2. Reihe, 6. Scheibe von links: Wappenmedaillon zur Erinnerung an Georg Friedrich Behaim, geb. 1616, 1651 Beisitzer am Untergericht, 1654 als Alter Genannter Mitglied im Kleineren Rat, 1655 jüngerer Bürgermeister, 1658 Rugherr, 1664 Vormundherr, 1667 Älterer Bürgermeister, 1676 Älterer Herr, Kurator und Förderer der Universität Altdorf, Zinsmeister und Pfleger des Hospitals zu St. Martha, gest. am 4.12.1681. Wappen wie unten bei der vierten Scheibe beschrieben.
1. Reihe, 1. Scheibe von links: Wappenmedaillon zur Erinnerung an Georg Friedrich Behaim (1616-1681), der gleiche wie zuvor. Er war vermählt 1642 in erster Ehe mit Maria Salome Tucher (1623-1652), mit der er in zehn Ehejahren 4 Kinder und dazu zwei früh verstorbene hatte, und die bei der Geburt des sechsten Kindes starb, und 1658 in zweiter Ehe mit Barbara Helena Praun (1633-1705), mit der er vier Kinder hatte, die alle bereits im Säuglingsalter verstarben. Wappen wie unten bei der vierten Scheibe beschrieben.
2. Reihe, 1. Scheibe von links: Wappenmedaillon zur Erinnerung an Georg Christoph I. Behaim, geb. 1599, 1626 Schöffe am Bauerngericht, 1633 als jüngerer Bürgermeister im Rat, 1649 älterer Bürgermeister, 1649 Landpfleger, 1654 Wahl als Älterer Herr, reiste 1658 mit den Reichskleinodien nach Frankfurt zur Krönung des neu gewählten Leopold I., 1665 dritter Oberster Hauptmann, 1670 Zweiter Losunger, 1675/76 Vorderster Losunger, dazu Pfleger der Reichsvesten, auch des Neuen Hospitals zum Hl. Geist und Kloster St. Katharina in St. Leonhard, gest. 31.8.1676, vermählt in erster Ehe 1623 mit Katharina Pfinzing (1598-1633) und 1634 in zweiter Ehe mit Maria Helena Gugel. Wappen wie unten bei der vierten Scheibe beschrieben.
1. Reihe, 6. Scheibe von links: Wappenmedaillon zur Erinnerung an Georg Christoph I. Behaim (1599-1676), der gleiche wie zuvor. Alle vier hier in Folge vorgestellten Scheiben weisen das vermehrte Wappen der Behaim auf. Es ist geviert, Feld 1 und 4: in silbern-rot gespaltenem Feld ein schwarzer Wellenschrägbalken (Stammwappen), Feld 2 und 3: in silbern-rot gespaltenem Feld ein schwarzer, oben gezinnter Balken. Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, auffliegender Adler mit schwarzer Halskrone, Helm 2 (links): auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein rechts silbernes, links rotes Paar Büffelhörner. Dieses vermehrte Wappen entstand durch die Aufnahme des Wappens der erloschenen Nebenlinie der Behaim von Abensberg.
Später wurde das Wappen noch weiter verbessert, es kam nämlich noch ein Herzschild hinzu, in Gold ein schwarzer, gekrönter Doppeladler, und derselbe kam als dritter Helm zwischen die beiden anderen auf die zentrale Position über dem Schild. Diese Wappenverbesserung wurde erwirkt von Christoph Jakob Behaim (1642-1688), ältester Sohn des hier Besprochenen. Am 10.7.1677 genehmigte Kaiser Leopold I. diese Wappenvermehrung und auch die Erweiterung des Namens zu "Behaim von Schwarzbach", eine fiktive, aus dem Schildbild des Stammwappens abgeleitete Bezeichnung für eine Grundherrschaft, die es gar nicht gab. Es gibt zwar einen Ort namens Schwarzbach in Böhmen, doch haben die Behaim dort nie geherrscht, der Bezug ist eine Fiktion, um einem Mangel abzuhelfen, denn die Behaim besaßen damals einfach keine Grundherrschaft, nach der sie sich nennen konnten. Die Bezeichnung leitet sich allein aus dem schwarzen Wellenschrägbalken im Stammwappen ab, eine Art "umgekehrt redendes" Wappen, denn hier war zuerst das Symbol, danach die "von-" Bezeichnung, nicht, wie sonst üblich, umgekehrt. Christoph Jakob Behaim (1642-1688) wurde 1681 in den Freiherrenstand erhoben.
2. Reihe, 5. Scheibe von links: Georg Christoph I. Behaim (1599-1676), derselbe wie oben, war vermählt in erster Ehe 1623 mit Katharina Pfinzing (1598-1633), Tochter von Martin III. Pfinzing, die bei der Eheschließung nach damaligen Maßstäben schon etwas älter war, neuneinhalb Jahre später starb und mit der er auch keine Kinder hatte, und 1634 in zweiter Ehe mit Maria Helena Gugel (gest. 1670), mit der sich endlich Kinderglück einstellte. Drei Söhne und zwei Töchter hatte das Paar, dazu sechs früh verstorbene Kinder. Hier ist ein Wappenmedaillon, das an seine Wahl zum Vorderster Losunger erinnert, datiert auf 1675. Der heraldisch rechte Schild zeigt das Behaim-Stammwappen, in silbern-rot gespaltenem Feld ein schwarzer Wellenschrägbalken, der heraldisch linke Schild ist gespalten, rechts golden-schwarz geteilt (Pfinzing, das Geuschmid-Wappen verwendend), links in Gold ein blauer Schrägrechtsbalken, belegt mit drei nach der Figur gelegten goldenen Lilien (Gugel). Für den selben Herrn findet sich ein weiteres Medaillon übrigens in St. Martha mit großem Behaim-Wappen und zwei Beischilden wie beschrieben.
3. Reihe, 1. Scheibe von links: Auf 1676 datiertes Allianzwappen der Imhoff (in Rot ein goldener See-Löwe mit einem über dem Kopf schwingenden Fischschwanz, auf dem linken Vorderbein stehend, das rechte vorwärts streckend, aus Courtoisie gewendet) und der Scheurl (in Rot ein aufspringender silberner Panther (Pantier), ohne Flammen). Diese Kombination paßt zu Georg Paul Imhoff, geb. 1603, erst Kastner im Leihhaus, 1637 in den Rat berufen, 1654 älterer Bürgermeister und Landpfleger, 1663 Älterer Herr, 1676-1688 Vorderster Losunger (das Datum der Scheibe erinnert an seine Berufung), gest. am 16.2.1689, der 1630 Helena Scheurl (1610-1686) geheiratet hatte.
2. Reihe, 2. Scheibe von links: Auf 1655 datiertes Allianzwappen der Kreß (in Rot ein schrägrechts gestelltes silbernes Schwert, hier aus Courtoisie gewendet) und der Koler (in Rot ein silberner Ring). Zu dieser Kombination paßt Johann Wilhelm I. Kreß, geb. 1589, 1615 Genannter des Größeren Rates, 1619 Schöffe am Bauerngericht, 1620 Schöffe am Stadtgericht, 1625 jüngerer Bürgermeister, 1636 Landpfleger, 1654 dritter Oberster Hauptmann, 1654 Zweiter Losunger, 1655 Reichsschultheiß, 1655-1657 Vorderster Losunger (das Datum der Scheibe ist das Jahr seiner Berufung), gest. am 5.1.1658, vermählt 1615 mit neunzehnjährigen Susanna Koler (1596-1668), Tochter von Erkenbrecht VI. Koler und Susanna Seckler, die 1631 Schloß Neunhof als Alleinerbin in die Ehe brachte.
1. Reihe, 2. Scheibe von links: Auf 1653 datiertes Allianzwappen der Grundherr (in Rot ein oberhalber, golden gekrönter, rotgezungter, silberner Löwe, hier aus Courtoisie gewendet) und der Rothengatter oder Rottengatter (in Silber ein rotes Schräggitter, ein redendes Wappen, vgl. Schöler Tafel 19). Diese Kombination paßt zu Ulrich III. Grundherr, geb. 1570, 1607 Mitglied des Kleineren Rates, jüngerer Bürgermeister, 1613 Rugherr, 1617 Waldherr, 1620 Landpfleger, 1620 älterer Bürgermeister, 1622 Scholarch, 1637 dritter Oberster Hauptmann, 1642 Zweiter Losunger, 1653-1654 Vorderster Losunger und Reichsschultheiß (die Scheibe trägt das Datum seiner Wahl), gest. am 11.10.1654, der 1607 die Nürnberger Kaufmannstochter Maria Magdalena Rothengatter (gest. 1646) geheiratet hatte.
Literatur,
Links und Quellen:
St. Lorenz, Nürnberg: http://www.lorenzkirche.citykirche-magazin.de/
Kunst in St. Lorenz: http://www.lorenzkirche.citykirche-magazin.de/index.php.....=147
St. Lorenz, Nürnberg: http://www.nuernberginfos.de/kirchen-nuernberg/lorenzkirche-nuernberg.html
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum von St. Lorenz in
Nürnberg mit freundlicher Genehmigung von Herrn Marco Popp,
Lorenzer Archiv, wofür ihm an
dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999,
Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger
Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte,
herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS
Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN
978-3-87191-333-4.
St. Lorenz: Schmidtmayer-Fenster - St. Lorenz: Löffelholz-Fenster - St. Lorenz: Haller-Fenster - St. Lorenz: Rieter-Fenster - St. Lorenz: Knorr-Fenster - St. Lorenz: Fenster mit Patrizierwappen auf der Südseite, 1. Teil - St. Lorenz: Fenster mit Patrizierwappen auf der Südseite, 2. Teil - St. Lorenz: Fenster mit Patrizierwappen auf der Südseite, 3. Teil - St. Lorenz: Fenster mit Schnöd-Wappen - St. Lorenz: Fenster mit Muffel-Wappen - St. Lorenz: Kaiser-Fenster - St. Lorenz: Wappenmedaillons im Fenster "Süd XII" (1) - St. Lorenz: Wappenmedaillons im Fenster "Süd XII" (2) - St. Lorenz: Wappenmedaillon im Fenster "Süd X" - St. Lorenz: Wappenmedaillon im Fenster "Nord XI" - St. Lorenz: Wappenmedaillon im Fenster "Nord VI" - St. Lorenz: Wappendarstellungen im Fenster "Süd XI" - St. Lorenz: Wappendarstellungen im Fenster "Nord XIII" - St. Lorenz: Wappendarstellungen im Fenster "Nord XVI" - St. Lorenz: Totenschilde
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