Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1424
Nürnberg (Mittelfranken)

St. Lorenz in Nürnberg (10)
Fenster mit Muffel-Wappen

Die hier vorgestellten Scheiben befinden sich in dem Seitenschiff-Fenster des letzten Langhausjoches vor dem Choransatz, dem neunten Abschnitt von Westen gezählt, oder vom Chorscheitel aus gezählt in Fenster "Nord X". In der zweiten Reihe von oben befinden sich zwei rechteckige Scheiben, flankiert von zwei Scheiben mit runden Wappenmedaillons.

Die beiden mittleren Scheiben zeigen das Wappen der zum Nürnberger Patriziat gehörenden Muffel. Stammvater der Muffel ist ein Ministeriale namens Marquard, in der Mitte des 13. Jh. zur Verwaltung des Reichsgutes in Nürnberg eingesetzt. Auf ihn gehen drei stammesverwandte Familien zurück, die Muffel, die von Neumarkt und die Weigel. Alle drei waren rings um Neumarkt begütert. Diese drei Familien verselbständigten sich und wanderten als Kaufleute nach Nürnberg zu. Die Muffel von Eschenau sind 1784 ausgestorben; 1912 erloschen die Muffel von Ermreit/Ermreuth. Das Wappen ist gespalten, rechts in Gold ein rot gekrönter, schwarzer Löwe, links in Rot ein pfahlweise gestellter, gekrümmter, silberner Fisch. Auf dem Helm mit eigentlich rot-silbernen, hier abweichend silbern-goldenen Decken eine wachsende, silberne, rotgezungte Bracke mit schwarzem Behang.

Für die Muffel von Eschenau gibt es später noch ein vermehrtes Wappen, es ist geviert: Feld 1 und 4 (Stammwappen): gespalten, rechts: in Rot ein pfahlweise gestellter, manchmal gekrümmter, silberner Fisch, links: in Gold ein gewendeter, gekrönter, schwarzer Löwe, Feld 2 und 3: gespalten, rechts: in Gold ein gekrönter, schwarzer Löwe, links: in Schwarz ein gekrönter, goldener Löwe. Zu diesem vermehrten Wappen gehören zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine wachsende silberne Bracke mit schwarzem Behang (Stammkleinod) oder je nach Quelle auch mit schwarzem Halsband, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen (oder rot-goldenen, je nach Quelle) Decken ein wachsender, gekrönter, goldener Löwe zwischen einem schwarzen, mit silbernen oder goldenen gestürzten Lindenblättchen oder Herzchen (je nach Quelle) belegten Flug. Das Wappen wird beschrieben bei Schöler, Tafel 80, ferner im Siebmacher Band: Bay Seite: 99 Tafel: 119, Band: SchwA Seite: 22 Tafel: 15, Band: ThüA Seite: 16 Tafel: 11, im alten Siebmacher von 1605 einige Farben abweichend.

Die linke Scheibe hat als Beiwappen in Rot ein gestürztes silbernes Dreieck, an den Spitzen mit halben silbernen Lilien besteckt, wie es sowohl die Stromer als auch die Nützel führen. Hans d. J. Muffel, gest. 1382, hatte - zeitlich passend - Gerhaus Stromer geheiratet, möglicherweise kann die Scheibe mit diesen beiden assoziiert werden. Die rechte Scheibe hat als Beischild das Wappenbild der Reichel (Reich, Reichl), von Rot und Silber mit zwei Spitzen geteilt, die beiden silbernen Spitzen mit je einer silbernen, die gestürzte rote Spitze dazwischen mit einer gestürzten roten halben Lilie (Gleve) besteckt.

Im Bild ist die linke der beiden flankierenden runden Medaillons mit je zwei als Allianzwappen zusammengestellten Schilden. Der optisch linke Schild des Ehemannes ist der Muffel-Schild, Beschreibung s. o. Der optisch rechte Schild für die Ehefrau zeigt hier das Wappen der Schlüsselfelder, in von Silber und Schwarz geteiltem Schild drei deichselförmig im Dreipaß gestellte Schlüssel an einem gemeinsamen Ring in verwechselten Farben. Jakob III. Muffel (1471-1526), also derjenige, der 1502/04 einen Halbteil von Eschenau erwarb und 1512 das Eschenauer Schloß errichten ließ, hatte 1501 Agathe Schlüsselfelder geheiratet. Das andere, hier nicht abgebildete Medaillon hat als zweiten Schild den der nürnbergischen Ayrer (Ayrer von Landseck), er zeigt in Rot ein oberhalbes, natürlich tingiertes Reh, von vorn mit einem golden geschafteten und silbern gefiederten Pfeil durchbohrt (Siebmacher Band: BayA1 Seite: 29 Tafel: 24, Band: Bg1 Seite: 5 Tafel: 1 und Band: BayA3 Seite: 180 Tafel: 127). Das Medaillon enthält dazu zwei Symbole ritterlicher Orden, das linke ist das des Schwertordens von Zypern.

Literatur, Links und Quellen:
St. Lorenz, Nürnberg: http://www.lorenzkirche.citykirche-magazin.de/
Kunst in St. Lorenz:
http://www.lorenzkirche.citykirche-magazin.de/index.php.....=147
St. Lorenz, Nürnberg:
http://www.nuernberginfos.de/kirchen-nuernberg/lorenzkirche-nuernberg.html
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum von St. Lorenz in Nürnberg mit freundlicher Genehmigung von Herrn Marco Popp, Lorenzer Archiv,
wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6

Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.

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