Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1415
Nürnberg (Mittelfranken)

St. Lorenz in Nürnberg (1)
Schmidtmayer-Fenster

Das Schmidtmayer-Fenster befindet sich auf der Südseite des Langhauses von St. Lorenz, es ist das zweite Fenster auf der Südseite von Westen gezählt, und es ist auf 1509 zu datieren. Nur noch zwei vollständige Reihen zu je sechs Scheiben sind erhalten. Davon ist die untere Zeile vollständig heraldisch (Stifterzone), die obere Reihe enthält Szenen aus der Laurentius-Überlieferung, passend zum Patron der Kirche. Die Entwürfe zu diesem Fenster stammen von Albrecht Dürer und seinem Schüler Hans Süß von Kulmbach (ca. 1480-1522); die Ausführung erfolgte durch die Werkstatt des Veit Hirsvogel d. Ä. (1461-1515).

In der oberen Reihe haben wir zwar sechs Scheiben, aber nur fünf Szenen, weil die beiden rechten Scheiben zu einer Doppelszene zusammengefaßt werden. Die untere Zeile mit den Wappen ist in jedem einzelnen Feld gleich aufgebaut, ein Vollwappen des Stifters wird unten von Beischilden für die Ehefrau(en) begleitet. Das Wappen ist jeweils unter einem kielbogenförmigen, weißen Astwerkabschluß vor eine leicht perspektivisch dargestellte, ziegelfarbene Mauerzinne gesetzt, die rechts und links den Blick auf blauen Himmel freigibt. Insgesamt wirkt das wie eine sich über die ganze Fensterbreite ziehende Mauerzinnenreihe.

Szenen aus der Laurentius-Legende: Linkes Feld: Abschied des durchgängig in eine grüne Dalmatika gekleideten Laurentius von Rom von Papst Sixtus II, an der Tiara und dem Vortragekreuz zu erkennen. Hier wird die prunkvolle zeitgenössische Kleidung auf historische Ereignisse projiziert, tatsächlich mußte Papst Sixtus II. während der Christenverfolgungen in den Untergrund gehen und seinen Beruf in den Katakomben ausüben. Laurentius war Archidiakon des Papstes. Der Kaiser Roms, Valerian, ließ Papst Sixtus II. enthaupten und wollte sein Vermögen einziehen. Mittleres Feld: Den Armen von Rom spendet der Heilige Almosen. Er war für die Verwaltung des Kirchenvermögens zuständig und widersetzte sich der kaiserlichen Aufforderung zur Herausgabe des Vermögens durch Verteilung an die Gemeinde, denn die Menschen derselben seien der wahre Reichtum. Der unmittelbare Zusammenhang mit der ersten Szene wird durch die beide Scheiben verbindende Girlande deutlich gemacht, auf der ein Affe schaukelt. Der Affe, als Symbol des Lachhaften eingesetzt, könnte sich auf die Unüberlegtheit der Almosenspende beziehen, die einfach die Rache des Kaisers heraufbeschwören mußte. Rechtes Feld: Zerstörung eines Götzenbildes allein durch die Kraft des Gebetes, die Säule zerbirst, und das teufelsähnliche Götzenbild fällt herab. Links steht der Kaiser und erkennt, wie gefährlich der Heilige für ihn wirklich ist.

Szenen aus der Laurentius-Legende: Linkes Feld: Verhör des Heiligen durch den römischen Kaiser Valerian. Die Szene ist fast spiegelbildlich zur vorhergehenden, Kaiser und Heiliger haben die Plätze getauscht. Mittleres und rechtes Feld: Märtyrertod des Hl. Laurentius (gest. 10.8.258 in Rom). Der Kaiser, hier mit goldenem Brokatmantel und Hermelinschulterkragen sowie mit Bügelkrone dargestellt und mit seinem Zepter auf den Kopf des Verurteilten weisend, der seinen festen Blick auf ihn richtet, ließ den Heiligen foltern und auf einem glühenden Eisenrost hinrichten - weshalb dieser das Erkennungsattribut des Heiligen wurde. Im rechten Bildteil erkennen wir einen Helfer, der den Blasebalg zum Anfachen des Feuers betätigt. Dürers originaler Entwurf zu dieser Doppelszene wird im Kupferstichkabinett Berlin aufbewahrt. Seine perspektivische Säulenhallenarchitektur, die in dieser Skizze erscheint, wurde jedoch nicht verwirklicht, erste Änderungen machte sein Schüler Hans Süß von Kulmbach, weitere die Glasmacherwerkstatt.

Die Reihe mit den Wappendarstellungen zeigt in allen sechs Scheiben das Schmidtmayer-Wappen, fünfmal als Vollwappen, einmal nur als kleiner Beischild. Es zeigt in golden-rot schrägrechtsgeteiltem Schild drei auf die Teilungslinie schrägrechtsbalkenweise gelegte Rosen in verwechselten Farben. Auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender Rumpf einer nackten, natürlichen Mohrin, um den Kopf eine hier in den meisten Fällen rot-silberne Binde mit abfliegenden roten und goldenen Enden. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 90 Tafel: 90 (Schmidtmayer von Schwarzenbruck). Dort wird die Kopfbinde auch als rot-golden angegeben, was hier aber nur ganz links verwirklicht ist. Für Hans Schmidtmayer gibt es einen kaiserlichen Wappenbrief vom 6.11.1465, ausgestellt von Kaiser Friedrich III in Neustadt. Vom 16.8.1585 datiert ein Adelsbrief für Andreas Schmidtmayer, ausgestellt von Kaiser Rudolf II. in Prag. Den Namen "von Schwarzenbruck" bekamen die Schmidtmayer, als der 1600 verstorbene Andreas Schmidtmayer durch Margaretha Pfinzing den Herrensitz erheiratete. Mit Wolf Jakob Schmidtmayer von Schwarzenbruck erlosch das Geschlecht im Jahre 1707.

Die zweite Scheibe von links hat das Schmidtmayer-Wappen nur als Beischild, zudem aus Courtoisie gewendet. Das Hauptwappen des Ehemannes der Tochter aus dem Hause Schmidtmayer, ist das der Familie Marb aus Nürnberg (beschrieben im Siebmacher Band: Bg10 Seite: 45 Tafel: 51, Schöler Tafel 3). Der Schild zeigt in Gold einen aufspringenden schwarzen Windhund mit silbernem Halsband, einen silbernen Knochen mit den Vorderpfoten haltend. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Windhund mit silbernem Halsband wachsend. In Siebmacher Band: Bg1 Seite: 38 Tafel: 50 wird das gleiche Wappen für Ulrich Marb aus Nördlingen beschrieben.

Die kleinen Beischilde repräsentieren stets die Ehefrau(en) der jeweiligen Stifter. Die zweite Fensterscheibe von links, weil abweichend, wurde bereits beschrieben. Die Scheibe ganz links hat als Beiwappen den Schild der Familie Franck, silbern-blau schräglinksgeteilt mit einem schrägrechtsgelegten roten Feuerhaken. Fast genauso ist übrigens der Schild der Frank von Ettmansdorf, nur sind dort die Farben Blau und Silber vertauscht. Die dritte Fensterscheibe von links hat gleich drei Beischilde, 1.) in Blau zwei silberne, voneinander abgewandte Schwanenhälse, das Wappen Perckmeister (oder Bergkmaister, Schöler Tafel 71), 2.) in Rot auf einer silbernen, ausgestreckten Hand sitzend ein silberner Vogel, möglicherweise Eisenwanger (Siebmacher Band: Bg3 Seite: 78 Tafel: 84, Band: Bg1 Seite: 59 Tafel: 84, Band: BayA2 Seite: 29 Tafel: 18), und 3.) einen rot-blau gespaltenen und von einem goldenen Balken überzogenen Schild (Hinweise willkommen). In der vierten Scheibe ist der Inhalt des Beischildes verlorengegangen, in der fünften Scheibe durch nichtheraldischen Inhalt bei einer Reparatur ersetzt worden. Diese Scheibe trägt übrigens auch die Datierung 1509. Die sechste, ganz rechte Scheibe hat zwei klar wiedererkennbare Beischilde, 1.) in Rot ein silberner Sparren, von drei (2:1) silbernen, sechsstrahligen Sternen begleitet, das Wappen der mit Jakob Fütterer zu Enderndorf und Harrlach 1586 erloschenen Ratsfamilie Fütterer (Schöler Tafel 32, Siebmacher Band: BayA1 Seite: 70 Tafel: 70, Helmzier wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild bez. Flügel), und 2.) in silbern-rot gespaltenem Schild eine Lilie in verwechselten Farben, der Schild des nicht nur in Nürnberg, sondern auch in Augsburg bedeutenden Patrizier- und Ratsgeschlechtes der Welser (Welser von Neunhof), dargestellt in Siebmacher Band: Bay Seite: 63 Tafel: 67, die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein Flug, jeweils mit dem Schildbild belegt.

Literatur, Links und Quellen:
St. Lorenz, Nürnberg: http://www.lorenzkirche.citykirche-magazin.de/
Kunst in St. Lorenz:
http://www.lorenzkirche.citykirche-magazin.de/index.php.....=147
St. Lorenz, Nürnberg:
http://www.nuernberginfos.de/kirchen-nuernberg/lorenzkirche-nuernberg.html
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum von St. Lorenz in Nürnberg mit freundlicher Genehmigung von Herrn Marco Popp, Lorenzer Archiv,
wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999, Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6

Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN 978-3-87191-333-4.
Veit Funk, Glasfensterkunst in St. Lorenz, Verlag A. Hofmann, Nürnberg 1995, ISBN 3-87191-200-X

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