Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 774
Königstein /
Taunus
Königstein
(Taunus) - kurmainzische Rentei
Das Wappen des Lothar Franz von Schönborn
Als der letzte Graf Christoph I. zu Stolberg-Königstein (10.1.1524, Stolberg - 8.8.1581, Sohn von Bodo Graf zu Stolberg (4.1.1467-1538) und Anna Gräfin von Eppstein-Königstein-Rochefort (- 7.8.1538), der Erbin von Königstein) 1581 ohne eigene Kinder auf Schloß Königstein verstarb, machte der Erzbischof von Mainz mit dem Argument der Lehenserledigung gewaltsam Ansprüche auf die Königsteiner Herrschaft geltend, die 1535 mit dem Tod von Eberhard IV. von Eppstein, Graf von Königstein und Dietz, einem Bruder oben erwähnter Anna, von den Grafen von Eppstein-Königstein auf das Haus Stolberg in weiblicher Erbfolge gefallen war. Seit 1581 gehörte die Herrschaft de facto größtenteils zum Kurfürstentum Mainz; wobei die Stadt Königstein, Oberursel, Vilbel, Eppstein und Rockenberg Mainz unterstanden, aber Gedern, 2/3 Ortenberg, 20/48 der Herrschaft Münzenberg etc., die ehemals stolberg-gedernschen und stolberg-rosslaischen Teile stolbergisch blieben. In der Stadt gibt es zwei ehemalige mainzische Verwaltungsgebäude:
1.) Unterhalb der Burg stand ein erstes kurmainzisches Amtshaus, das aber wegen schlechtem Zustand 1687 unter Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim (1679-1695) an einem nahegelegenen Standort für die Mainzer Amtsleute vom Mainzer Baumeister Veit Schneider (Vitus Schneyder) neu gebaut wurde. Der Neubau wurde größer und repräsentativer und war stilistisch auf der Höhe der Zeit. Der Hintergedanke war die mögliche Nutzung durch den Fürstbischof als Sommerresidenz. Der Bau zog sich aber wegen Unterbrechungen und Beschädigungen durch den Pfälzer Erbfolgekrieg bis 1690 hin. Der Bauherr erlebte noch die Fertigstellung im Inneren, konnte sich aber des Neubaus nicht mehr lange erfreuen. Mehrfache Umbauten folgten. 1803 wurde der Kurstaat säkularisiert; Königstein kam an das Nassauer Fürstenhaus. Nachdem man 1810 die Amtsbehörde in die Gerichtsstraße verlegte, zogen hier erst die Landschreiberei, später die Landoberschultheißerei ein. 1820 wurde das Gebäude privatisiert. 1858 kaufte Herzog Adolph von Nassau das Anwesen. 1866 wurde dieses Amtshaus nicht preußisch, sondern blieb ebenso wie die Burg mit dem Burgberg in Nassauer Hand. Das ehemalige Amtshaus wurde zum Luxemburger Schloß umgebaut und verblieb als Privateigentum der Großherzogin Adelheid Marie, Ehefrau von Adolph von Nassau.
2.) Das hier im Bild vorgestellte Renteigebäude von 1727 in der Gerichtstraße ersetzte einen früheren Renthof, zu dem auch eine Zehntscheune gehörte, der zu Zeiten der Herren von Eppstein, der Grafen zu Stolberg und noch vom Mainzer Fürsterzbischof Anselm Franz von Ingelheim genutzt wurde. Er wurde wegen Baufälligkeit seiner Fachwerkgeschosse von dessen Amtsnachfolger durch den heute noch existierenden, größeren Bau ersetzt. Bis zur Auflösung der geistlichen Fürstentümer 1803 blieb die Nutzung als Rentamt bestehen. In der sich anschließenden Nassauischen Zeit verlegte man 1810 die Amtsbehörde vom alten Amtshaus in das Renteigebäude, das nun zum offiziellen Amtshof wurde. 1868 wurde das Gebäude preußisches Amtsgericht. Beide Gebäude werden heute als Amtsgericht benutzt.
Am Renteigebäude befindet sich über dem Eingang das Prunkwappen des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn. Lothar Franz von Schönborn, seit 1701 Reichsgraf, war in zwei Bistümern Bischof: Bamberg ab 1693 und Mainz ab 1695, jeweils bis 1729. Wir finden also aus seiner Mainzer Zeit nur kombinierte Wappen Bamberg und Mainz. Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Als Oberwappen findet man stets den Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt, so auch hier.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers
Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
http://www.koenigstein.de/sis/zubesuch/geschichte/index.html
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler:
Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen
Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag
München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
ein herzliches Dankeschön an Frau Ellengard Jung für wertvolle
Hinweise
Ellengard Jung: Forschungsarbeit: Das Kurmainzer Amtshaus
Königstein (Taunus): Kurmainzisches Renteigebäude - Burg - altes Rathaus/Stadtmuseum
Die Wappen der Fürstbischöfe von
Bamberg - Teil (1)
- Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Wappen der Erzbischöfe und
Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Entwicklung des Wappens der von Schönborn
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