Bernhard
Peter
Wappen der
Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten
Die
Geschichte der Wappen der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten -
Teil (3): 1629-1729
Anselm
Casimir Wambolt von Umstadt (1629-1647)
Eltern: Eberhard Wambolt von Umstadt
(16.5.1546-11.1.1609), Beisitzer am Reichskammergericht in Speyer
und Reichshofrat, Anna von Reiffenberg (-13.11.1583).
Großeltern: Wolf Wambolt vom Umstadt (1513-3.2.1578),
kurpfälzischer Geheimer Rat, Hofmeister und Amtmann zu
Meisenheim, Anna von Gemmingen (-1558), Philipp von Reiffenberg,
Margarethe von Hutten.
Anselm Casimir Wambolt von Umstadt war
ausschließlich Erzbischof von Mainz. Sein Wappen ist also
geviert:
- Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Rad,
Erzstifs Mainz.
- Feld 2 und 3: von Schwarz und Silber geteilt mit drei
nebeneinanderstehenden Wecken (Rauten) in verwechselten
Farben, alternativ: von Schwarz und Silber geteilt mit
fünf (3:2) anstoßenden Spitzen in Gegenfarbe,
Stammwappen der Wambolt von Umstadt
Theoretisch mögliche Helmzieren:
- Helm 1 (Mitte): auf einem
roten Kissen mit goldenen Quasten eine Inful,
Bischofswürde
- Helm 2 (rechts): auf einem roten,
hermelingestulpten Hut (Kurhut) ein aufrecht stehendes,
silbernes, sechsspeichiges Rad, Helmdecken rot-silbern,
Erzstift Mainz
- Helm 3 (links): ein silberner
Brackenkopf mit schwarzen Ohrlappen und goldenem
Halsband, Helmdecken schwarz-silbern, Stammkeinod der
Wambolt von Umstadt
Bildbeispiel:
Mainz, Weihergarten 6
Beispiele
für das Vorkommen dieses Wappens:
- Mainz, Weihergarten 6
- Mainz, Dom, schwarzmarmorne Grabplatte
mit Vollwappen und 4er-Ahnenprobe
- Mainz, Dom, modernes Glasfenster
Johann
Philipp von Schönborn (1647-1673)
Eltern: Georg von Schönborn
(1574-16.4.1613), zu Eschbach, Amtmann der Grafschaft Runkel im
Dienste der Grafen von Wied, vermählt mit Maria Barbara von der
Leyen (-1631). Großeltern: Philipp von Schönborn (-1589), 1568
Amtmann zu Beilstein, 1576-1589 Amtmann zu Runkel, 1593 Belehnung
mit Burg Weilburg, mit Schloß und Tal Freyenfels, wohnhaft im
Burghaus zu Eschbach, Agatha Donner von Lohrheim (-12.9.1599),
Philipp Erwein von der Leyen (-1593), Anna von Heppenheim gen.
von Saal.
Johann Philipp von Schönborn, seit 1663
Reichsfreiherr, war in drei Bistümern Bischof: Würzburg ab
1642, Mainz ab 1647 und Worms ab 1663. Wir finden also aus seiner
Mainzer Zeit erst Wappen ohne Worms, später mit Worms.
Das frühe Wappen ist geviert mit
Herzschild:
- Hauptschild: geviert:
- Feld 1 und 4: in Rot ein
sechsspeichiges, silbernes Rad, Erzstift Mainz
- Feld 2: "Fränkischer
Rechen" = von Rot und Silber mit drei
aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu
Franken
- Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte,
schräggestellte und an den beiden senkrechten
Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit
goldenem Schaft,
Hochstift Würzburg
- Herzschild: in Rot auf drei silbernen
Spitzen ein schreitender goldener Löwe mit Krone,
Stammwappen der Grafen von Schönborn
Bildbeispiel:
Mainz, Zitadelle
Möglich sind 5 Helme, dazu rechts
außen Schwert und links außen Krummstab hinter den Helmdecken
und evtl. in der Mitte ein Vortragekreuz hinter dem Wappen:
- Helm 1 (Mitte): auf einem roten Kissen mit goldenen Quasten
eine Inful, Bischofswürde
- Helm 2 (Mitte rechts): auf einem
roten, hermelingestulpten Hut ein aufrecht stehendes,
silbernes, sechsspeichiges Rad, Helmdecken rot-silbern,
Erzstift Mainz
- Helm 3 (Mitte links): ein Paar Büffelhörner, jeweils im
Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Helmdecken
rot-silbern, Herzogtum zu Franken.
- Helm 4 (rechts außen): drei Straußenfedern in den Farben
Silber, Rot und Blau zwischen zwei rot-silbern gevierten Standarten mit
goldenem Schaft,
Helmdecken rot-silbern, Hochstift Würzburg
- Helm 5 (links außen): ein goldener
und gekrönter Löwe sitzend zwischen zwei rot-silbern im
Spitzenschnitt geteilten Büffelhörnern, die Hörner
außen mit drei goldenen Granatäpfeln besteckt,
Helmdecken rot-golden, Kleinod der von Schönborn
Abb.: Würzburg,
Festung Marienberg, Neutor, Innenseite
Meist wird jedoch eine vereinfachte Form
mit Fürstenhut, Schwert und Krummstab gewählt.
Beispiele für das
Vorkommen dieses Wappens:
- Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis), kath.
Stadtpfarrkirche, Westportal
- Krautheim an der Jagst, St.
Marien-Kirche
- Mainz, Zitadellentor (Peterstor,
restauriert), dreimal an den Festungswällen der
Zitadelle (1x zerstört, 2x restauriert)
- Mernes (zu Bad Soden-Salmünster,
Main-Kinzig-Kreis), Pfarrkirche St. Peter (einfache
Variante ohne Worms)
- Würzburg, untere Mainmühle
- Würzburg, Kiliansdom, eingemauert in
der Nordwand des nördlichen Seitenschiffes, datiert 1656
- Würzburg, Schönbornbrunnen, im
Ringpark (Klein-Nizza), ehemals Pleichacher Tor an der
heutigen Pleichertorstraße
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring,
Schönborntor, Außenseite
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring,
Schönborntor, Innenseite
- Würzburg,
Festung Marienberg:
innerer Schönbornring, Bastion Caesar
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, obere
Ausfallpforte
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, untere
Ausfallpforte
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
St. Johann Nepomuk, Nordflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
St. Johann Nepomuk, Ostflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, östliche
Kurtine unterhalb des Fürstengartens
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
St. Johann Baptist, Ostflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
St. Johann Baptist, Südflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
St. Nikolaus, Südflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
St. Nikolaus, Westflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
Mars, Südflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: innerer Schönbornring, Bastion
Mars, Nordwestflanke
- Würzburg, Festung Marienberg: äußerer Schönbornring, Kurtine
bei Bastion Werda
- Würzburg, Festung Marienberg: äußerer Schönbornring, Bastion
St. Michael
- Würzburg, Festung Marienberg: äußerer Schönbornring, Kurtine
unterhalb von Bastion Caesar
- Würzburg, Festung Marienberg: äußerer Schönbornring, Neutor,
Außenseite
- Würzburg, Festung Marienberg: äußerer Schönbornring, Neutor,
Innenseite
Das spätere Wappen ist wie folgt
aufgebaut:
- Hauptschild: geteilt und zweimal
gespalten:
- Feld 1: "Fränkischer
Rechen" = von Rot und Silber mit drei
aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu
Franken
- Feld 2 und 5: in Rot ein silbernes
sechsspeichiges Rad (Erzstift Mainz)
- Feld 3 und 6: in Schwarz ein
schräg aufwärts gerichteter und
schräggestellter silberner Schlüssel, begleitet
von 4:4 goldenen Schindeln, Hochstift Worms
- Feld 6: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte und an den
beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte,
schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg
- Herzschild: in Rot auf drei silbernen Spitzen ein
schreitender goldener Löwe mit blauer Krone, Stammwappen
der Grafen von Schönborn.
Photobeispiel: Stift Haug,
Würzburg
Als Oberwappen findet man
meist den Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild
gekreuzt.
Beispiele
für das Vorkommen dieses Wappens:
- Erfurt, Zitadelle Petersberg, Bastion
Martin 2x, Bastion Kilian 2x, Bastion Leonhard 2x,
Bastion Philipp, Spolie hinter Peterstor etc.
- Erfurt, Ursulinenkloster, Stuckdecke
- Groß-Umstadt, am sog. Pfälzer
Schloß, auf der Rückseite aufgestellter Wappenstein
- Karlstadt am Main, altes Rathaus,
Treppenaufgang
- Königstein, Burg, Festungstor
- Lohr am Main, ehemalige Stadtmühle,
Ostseite
- Mainz, kurmainzischer Amtskeller im
Stadtteil Ebersheim, Denkmalzone Töngeshof
- Mainz, Waisenhaus in der
Kappelhofgasse 8
- Mainz, Dom, modernes Glasfenster
- Miltenberg, Franziskanerklosterkirche
- Würzburg, Stift Haug
- Würzburg, Karmelitenkirche in der
Sanderstraße, Fassade ganz oben
- Würzburg, Ritterstift St. Burkard,
Schlußstein im Chorgewölbe
- Würzburg, Zeller Tor, 2x, außen
über dem Portal, innen über dem Portal
- Würzburg, Bastion St. Jakob
(linksmainisch)
- Wüstensachsen (zu Ehrenberg/Rhön),
Vogtei
- Würzburg, Festung Marienberg:
Marienkirche, Grabplatte
Daneben gibt es aber auch eine noch
aufwendigere Variante mit insgesamt sechs Helmen:
Abb.: Erfurt, Peterstor
Der Schild ist wie oben aufgebaut:
- Hauptschild: geteilt und zweimal
gespalten:
- Feld 1: "Fränkischer
Rechen" = von Rot und Silber mit drei
aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu
Franken
- Feld 2 und 5: in Rot ein silbernes
sechsspeichiges Rad (Erzstift Mainz)
- Feld 3 und 6: in Schwarz ein
schräg aufwärts gerichteter und
schräggestellter silberner Schlüssel, begleitet
von 4:4 goldenen Schindeln, Hochstift Worms
- Feld 6: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte und an den
beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte,
schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg
- Herzschild: in Rot auf drei silbernen Spitzen ein
schreitender goldener Löwe mit blauer Krone, Stammwappen
der Grafen von Schönborn.
Abb.: Erfurt, Peterstor
Dazu werden sechs Helme geführt. Das ist
eine große Seltenheit, das Wappen dieses Kurfürsten mit
vollständigem Oberwappen in der Bauplastik zu finden.
- Helm 1 (Mitte rechts): auf einem roten Kissen mit goldenen
Quasten eine Inful, Bischofswürde
- Helm 2 (Mitte links): auf dem Helm mit
rot-silbernen Decken auf einem roten, hermelingestulpten
Hut (Kurhut) ein aufrecht stehendes, silbernes,
achtspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Helm 3 (innen rechts): auf dem Helm
mit rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, jeweils im
Spitzenschnitt rot-silbern geteilt, Helmdecken
rot-silbern, Herzogtum zu Franken
- Helm 4 (innen links): auf einem roten,
bequasteten Kissen ein außen an den freien Ecken mit
Pfauenspiegeln bestecktes sechseckiges schwarzes
Schirmbrett, darin zwischen goldenen Schindeln ein
eigentlich schräg, hier aber gerade aufwärts
gerichteter, silberner Schlüssel, Hochstift Worms
- Helm 5 (außen rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen
Decken drei Straußenfedern in den Farben Silber, Rot und
Blau zwischen zwei rot-silbern
gevierten Standarten mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg
- Helm 6 (außen links): auf dem Helm
mit rot-goldenen oder rot-silbernen Decken ein goldener
und golden gekrönter Löwe sitzend zwischen zwei
rot-silbern im Spitzenschnitt geteilten Büffelhörnern,
Stammkleinod der von Schönborn
Beispiele
für das Vorkommen dieses Wappens:
- Erfurt, Zitadelle Petersberg,
Peterstor
Lothar
Friedrich von Metternich-Burscheid (1673-1675)
Eltern: Johann Gerhard von
Metternich-Bourscheid, auf Bourscheid (Lux.) und Esch
(Lux.), Herr zu Bourscheidt und Esch, kurtrierer Rat und Amtmann
von Bruch, Wittlich und Altenesch, Statthalter, Anna Maria von
der Leyen zu Saffig. Großeltern: Dietrich von Metternich,
kurtrierischer Rat und Amtmann zu Wittlich, Catharina von
Wachtendonck, Georg von der Leyen (- 1611), auf Saffig, Eltz und
Leiningen, kurkölnischer Rat, kurtrierischer Groß- und
Landhofmeister, Catharina von Eltz.
Er war ab 1652 Fürstbischof von
Speyer und ab 1673 von Mainz und Worms.
Aus seiner Mainzer Zeit gibt es also nur Wappen, die ihn als
Bischof aller drei Bistümer zeigen. Sein ab 1673 geführtes
Wappen ist wie folgt aufgebaut:
- Hauptschild: geteilt und zweimal
gespalten:
- Feld 1 und 6: in Schwarz ein
schräg aufwärts gerichteter silberner
Schlüssel, begleitet von 4:4 goldenen Schindeln,
Hochstift Worms
- Feld 2 und 5: in Rot ein silbernes
sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Feld 3: in Blau ein
durchgehendes silbernes Kreuz, Hochstift Speyer
- Feld 4: in Rot eine silberne
Burg, durchsteckt von einem silbernen Abtsstab,
überhöht von einer goldenen Krone, Propstei
Weißenburg (Wissembourg)/Elsaß
- Herzschild: in Silber 3 (2:1) schwarze Jakobsmuscheln,
Stammwappen der Reichsfreiherren von Metternich
Mögliche Helmzieren (meist wird ein Kurhut
geführt, dazu hinter dem Schild Schwert und Krummstab gekreuzt):
- Helm 1 (Mitte rechts): auf
einem roten Kissen mit goldenen Quasten eine Inful,
Bischofswürde
- Helm 2 (Mitte links): auf dem
Helm mit rot-silbernen Decken auf
einem roten, hermelingestulpten Hut (Kurhut) ein aufrecht
stehendes, silbernes, sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Helm 3 (rechts innen): auf dem Helm mit schwarz-silbernen
Decken einem purpurfarbenen Kissen ein sechseckiges
schwarzes Schirmbrett, darauf
ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel,
begleitet von 4:4 goldenen Schindeln, das Schirmbrett an den fünf freien Ecken mit einer
Pfauenfeder besteckt, Hochstift
Worms
- Helm 4 (links innen): auf dem Helm mit
blau-silbernen Decken ein sechseckiges Schirmbrett,
belegt mit einem silbernen Kreuz, die fünf freien Ecken
mit Pfauenfedern besteckt, Hochstift Speyer
- Helm 5 (rechts außen): auf dem Helm
mit rot-silbernen Decken ein roter Flug, die Flügel
belegt mit einer silberner Burg, durchsteckt von einem
silbernen Abtsstab, überhöht von einer goldenen Krone,
Propstei Weißenburg (Wissembourg)/Elsaß
- Helm 6 (links außen): auf dem Helm
mit schwarz-silbernen Decken ein silberner Schwanenrumpf
(Kopf und Hals) mit rotem Schnabel auf gekröntem Helm.
Der Rücken des Halses kann kammartig gestaltet sein und
mit schwarzen Federbüscheln besteckt, Helmdecken
schwarz-silbern, Stammkleinod Metternich.
Beispiele für das
Vorkommen dieses Wappens:
- Mainz, Dom, Grabplatte mit großem
Vollwappen und Ahnenprobe (Version mit Speyer, Mainz und
Worms)
- Mainz, Dom, modernes Glasfenster
Damian
Hartard von der Leyen (1675-1678)
Eltern: Damian von der Leyen
(1583-17.3.1636), auf Adendorf, 1600 kurtrierischer Amtmann zu
Cochem, Daun und Ulmen, 1602 kurtrierischer Geheimer Rat, 1609
Amtmann zu Boppard und Oberwesel, 1612 kurtrierischer
Landhofmeister, 1612 zu Boppard, Wesel und Wellmich, 1615 Amtmann
zu Pfalzel und Grimburg, kaiserlicher Rat und Statthalter von
Trier, Anna Catharina Waldbott von Bassenheim
(22.12.1587-6.8.1666). Großeltern: Johann Kaspar Michael von der
Leyen (-27.11.1577), kurtrierischer Rat, Eva von Pallandt
(-29.4.1569), Anton Waldbott von Bassenheim (-25.4.1589),
trierischer Landhofmeister zu Koblenz, Katharina von Metternich
(-24.6.1624).
Damian Hartard von der
Leyen-Hohengeroldseck war Reichsritter und ab 1653
Reichsfreiherr. Er wurde 1675 gleichzeitig Fürstbischof von
Worms und Fürsterzbischof von Mainz. Alle seine Wappen enthalten
folglich beide Bistümer, wovon das wichtigere und
reichspolitisch bedeutsamere in den Feldern 1 und 4 zu finden
ist:
- Hauptschild: Geviert:
- Feld 1 und 4: in Rot ein
sechsspeichiges, silbernes Rad, Erzstift Mainz
- Feld 2 und 3: in Schwarz ein
schräg aufwärts gerichteter silberner
Schlüssel, begleitet von 4:4 goldenen Schindeln,
Hochstift Worms
- Herzschild: in Blau ein silberner
Pfahl, Stammwappen der Reichsfreiherren von der Leyen.
Als Oberwappen findet man meist den Kurhut
und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt. Es geht
aber auch komplizierter mit senkrecht hinter den Schild
gestelltem Vortragekreuz und hinter dem Schild schräggekreuzten
Insignien Schwert und Krummstab sowie 4 Helmen:
- Helm 1 (Mitte rechts): auf
einem roten Kissen mit goldenen Quasten eine Inful,
Bischofswürde
- Helm 2 (Mitte links): auf einem roten,
hermelingestulpten Hut (Kurhut) ein aufrecht stehendes,
silbernes, sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Helm 3 (rechts außen): auf
einem roten oder purpurfarbenen Kissen ein sechseckiges
schwarzes Schirmbrett, darauf
ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel,
begleitet von 4:4 goldenen Schindeln, das Schirmbrett an den fünf freien Ecken mit einer
Pfauenfeder besteckt, Hochstift
Worms
- Helm 4 (links außen): ein silberner
Brackenrumpf mit goldenem Halsband zwischen mit silbernen
Lindenblättern bestreutem blauen Flug. Helmdecke
blau-silbern. Stammkleinod von der Leyen.
Bildbeispiel: Mainzer
Schloß, über dem Westportal des Rheinflügels
Beispiele
für das Vorkommen dieses Wappens:
- Erfurt, im Petersberg ausgestellter
Wappenstein
- Mainz, Dom, Epitaph des Erzbischofs;
Vollwappen mit 4 Helmen und 16er-Ahnenprobe
- Mainz, Dom, schwarzmarmorne Grabplatte
mit Vollwappen und 4er-Ahnenprobe
- Mainz, Dom, Altar im Seitenschiff mit
Vollwappen
- Mainz, Schloß, in vielfacher
Wiederholung, kleine Kartuschen ohne Prunkstücke und
große Kartuschen mit Kurhut, Schwert und Krummstab
- Mainz, Schönbornstraße 11-13, Ecke
zum Kirschgarten
- Wöllstein, am Torbogen
Kreuznacherstr. 5
Karl
Heinrich von Metternich-Winneburg (1679-1679)
Eltern: Wilhelm von Metternich-Winneburg
(-1652), zu Berburg, 1630 Kauf der Herrschaft Königswart,
kaiserlicher Hof- und Kriegsrat, kurtrierischer Amtmann von
Mayen, Monreal und Kaisersesch, Burggraf zu Starkenburg,
kurmainzischer Geheimer Rat, spanischer Oberst, 28.10.1635
Reichsfreiherr, Oberstmarschall, Oberhofmeister der Kaiserin
Eleonore, kaiserlicher Kammerherr, Burggraf zu Eger, Anna
Eleonora Brömser von Rüdesheim. Großeltern: Hans Dietrich von
Metternich (1553-20.3.1625), Anna Frey von Dehrn (-1625), Hans
Reichard Brömser von Rüdesheim (1566-1622), Margaretha von
Cronberg (-1609).
Die kurze Regierungszeit von Karl Heinrich
von Metternich-Winneburg, Reichsritter und seit 1635
Reichsfreiherr, in den Bistümern Worms und Mainz macht seine
Wappen eher rar. Alle seine Wappen, die komplex mit Haupt-,
Mittel- und Herzschild aufgebaut sind, enthalten beide Bistümer,
wovon das wichtigere und reichspolitisch bedeutsamere in den
Feldern 1 und 4 des Hauptschildes zu finden ist:
- Hauptschild: geviert:
- Feld 1 und 4: in Rot ein
sechsspeichiges, silbernes Rad, Erzstift Mainz
- Feld 2 und 3: in Schwarz ein
schräg aufwärts gerichteter silberner
Schlüssel, begleitet von 4:4 goldenen Schindeln,
Hochstift Worms
- Mittelschild: geviert:
- Feld 1 und 4: in Rot ein
schrägrechter, staffelförmiger, silberner
Balken, oben und unten begleitet von je drei
(oben 1:2 und unten 2: 1) goldenen Kreuzchen,
Herrschaft Winneberg
- Feld 2 und 3: in Rot drei
(2:1) silberne Hifthörner mit goldenen Spangen
und Bändern, Herrschaft Beilstein
- Herzschild: in Silber 3 (2:1)
gestürzte schwarze Jakobsmuscheln, Stammwappen der
Grafen von Metternich
Mögliche Helmzieren (meist wird jedoch ein
Kurhut geführt, dazu hinter dem Schild Schwert und Krummstab
gekreuzt):
- Helm 1 (Mitte): auf einem
roten Kissen mit goldenen Quasten eine Inful,
Bischofswürde
- Helm 2 (Mitte rechts): auf einem roten, hermelingestulpten Hut
(Kurhut) ein aufrecht stehendes, silbernes,
sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Helm 3 (Mitte links): auf einem purpurfarbenen Kissen ein
sechseckiges schwarzes Schirmbrett, darauf ein schräg aufwärts gerichteter
silberner Schlüssel, begleitet von 4:4 goldenen
Schindeln, das Schirmbrett an den fünf freien Ecken mit einer
Pfauenfeder besteckt, Hochstift
Worms
- Helm 4 (rechts außen): ein silberner
Schwanenrumpf (Kopf und Hals) mit rotem Schnabel auf
gekröntem Helm. Der Rücken des Halses kann kammartig
gestaltet sein und mit schwarzen Federbüscheln besteckt,
Helmdecken schwarz-silbern, Stammkleinod Metternich
- Helm 5 (links außen): ein von Schwarz
und Silber gespaltener Steinbocksrumpf mit goldener
Bewehrung, Decken schwarz-silbern oder rot-silbern,
Kleinod Winneberg
Beispiele für das
Vorkommen dieses Wappens:
- Mainz, Dom, schwarzmarmorne Grabplatte
mit Vollwappen und 4er-Ahnenprobe
- Mainz, Dom, modernes Glasfenster
Anselm
Franz von Ingelheim (1679-1695)
Eltern: Georg Hans von Ingelheim (-1648),
kurmainzischer Marschall, Anna Elisabeth von Sturmfeder zu
Oppenweiler. Großeltern: Marsilius Gottfried von Ingelheim
(-20.7.1619), Amalia Langwerth von Simmern (-1615), Wolff
Friedrich Sturmfeder von Oppenweiler (-1625), Elise/Elisabeth
Nagel von Dirmstein.
Mit Anselm Franz von Ingelheim begegnet uns
wieder ein ganz einfaches Wappen, weil er nur in Mainz Bischof
war. Seit 1680 war er übrigens auch Reichsfreiherr. Das Wappen
ist geviert:
- Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes,
sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Feld 2 und 3: in Schwarz ein
rot-golden geschachtes, durchgehendes Kreuz, Stammwappen
der von Ingelheim
Als Oberwappen findet man fast immer den
Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt. Am
Epitaph im Mainzer Dom ist es jedoch mit drei Helmen dargestellt:
- Helm 1 (Mitte): auf einem Kissen eine
Inful
- Helm 2 und 3 (rechts und links): auf
dem Helm mit rot-goldenen Decken jeweils ein halber
schwarzer Flug, mit einem rot-golden in zwei Reihen
geschachten Kreuz belegt, Stammkleinod Ingelheim, quasi
auf zwei Helme verteilt.
Kurioserweise fehlt in dieser
ungewöhnlichen Darstellung das Mainzer Rad unter den Kleinoden.
Dazu werden Schwert, Krummstab und Vortragekreuz dargestellt.
Bildbeispiel:
Erzbischöfliche Burg in Eltville am Rhein
Beispiele für das Vorkommen dieses Wappens:
- Aschaffenburg, Stiftskirche, Epitaph
- Bad Ems, sog. Mainzer Haus
(Wappenstein völlig falsch angestrichen), Mainzer
Straße
- Eichenbühl, Valentinuskapelle, Wappen
im Altargesprenge
- Eltville am Rhein. erzbischöfliche
Burg
- Erfurt, Zitadelle Petersberg, 1x an
der Bastion Michael, 2x am Ravelin Anselm, 1 Spolie
hinter dem Peterstor
- Heppenheim, Starkenburg, am
neuzeitlichen Bergfried (westlicher Turm beim Eingang)
- Külsheim, Schloß, Innenhof
- Mainz, Dom, Epitaph für den
Fürstbischof, mit Helmen, kurioserweise von einem
Gerippe getragen
- Mespelbrunn, Schloß Mespelbrunn,
bemalte Glasscheibe im Innern
- Tonndorf, Schloß Tonndorf
Lothar
Franz von Schönborn (1695-1729)
Eltern: Philipp Erwein Freiherr von
Schönborn (1607-4.11.1668), 9.7.1654 Belehnung mit Haus
Freyenfels, kurmainzischer Geheimer Rat und Oberamtmann zu
Steinheim, Freiherr zu Reichelsberg, 1670 Erbschenk des
Erzbistums Meinz, Erbtruchseß im Hochstift Würzburg, Maria
Ursula von Greiffenclau-Volraths (15.7.1612-28.8.1682).
Großeltern: Georg von Schönborn (-16.4.1613), zu Eschbach, 1605
Amtmann der Grafschaft Runkel in Amöneburg und Neustadt, Maria
Barbara von der Leyen (-1631), Heinrich Freiherr von
Greiffenclau-Volraths (30.10.1577-29.5.1638), kurmainzischer
Geheimrat, 1605 Oberamtmann zu Bischofsheim an der Tauber, Orb,
Hausen und Altzenau, später zu Steinheim, 1630 Vicedom im
Rheingau, Anna Maria Gräfin zu Eltz (1575-27.1.1640).
Lothar Franz von Schönborn, seit 1701
Reichsgraf, war in zwei Bistümern Bischof: Bamberg ab 1693 und
Mainz ab 1695. Wir finden also aus seiner Mainzer Zeit nur
kombinierte Wappen Bamberg und Mainz. Gegenüber seinem
Amtsvorgänger hat unterdessen das Familienwappen der Schönborns
Bereicherungen erfahren, die jetzt den Schild verkomplizieren.
- Hauptschild: geteilt und zweimal
gespalten
- Feld 1 und 6: in Gold ein
schwarzer Löwe, darüber eine silberne
Schrägrechtsleiste, Hochstift Bamberg
- Feld 2 und 5: in Rot ein
silbernes sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Feld 3: in Rot drei (2:1)
silberne Schildchen, reichsständische Herrschaft
Reichelsberg
- Feld 4: in Blau ein silberner
Balken, begleitet von 3 (2:1) silbernen Rauten,
Herrschaft Heppenheim, von Heppenheim genannt von
Saal
- Herzschild: in Rot auf drei silbernen
Spitzen ein schreitender, gekrönter goldener Löwe (als
Variante findet sich auch eine blaue Krone), Stammwappen
der Grafen von Schönborn
Als Oberwappen findet man stets den Kurhut
und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt.
Bildbeispiel: Kronberg im
Taunus, kurmainzische Rezeptur
Beispiele
für das Vorkommen dieses Wappens:
- Aschaffenburg, ehem. Jesuitenkirche,
Südportal zum Hof des Jesuitenkollegs hin
- Bad Ems, alte katholische Kirche,
Kapellenstraße
- Bamberg, Obere Pfarrkirche, innen im
Chor
- Bamberg, St. Martin, Sebastiansaltar
und Anna-Altar
- Bamberg, Benediktinerkloster
Michaelsberg, über dem Kirchenhaupteingang
- Bamberg, Neue Residenz, über dem
Eingang des östlichsten Flügels
- Bamberg, Gabelmann-Brunnen, Sockel der
Neptunstatue
- Burgebrach, Hauptstraße 1
- Erfurt, Kurmainzische Statthalterei,
heute thüringische Staatskanzlei in der
Regierungsstraße
- Erfurt, Angermuseum
- Forchheim, sog. Kaiserpfalz, im
Innenhof aufgestellter Wappenstein, der von abgebrochenen
Festungswerken stammt
- Forchheim, Nürnberger Tor
- Gößweinstein, Wappenstele im Ort
- Gößweinstein, am Franziskanerkloster
- Herzogenaurach, Amtsschloß
- Höchstadt an der Aisch, Schloßportal
- Höchstadt an der Aisch, Hauptstraße
33
- Klein-Auheim (Hessen), über dem
Eingang des Alten Jagdhauses
- Königstein, kurmainzische Rentei
- Königstein, Festungstor
- Kronach, Festung Rosenberg, Bastion
St. Lothar im Norden, an der nordöstlichen Flanke
- Kronach, Festung Rosenberg,
Südkurtine, innere Mauer zur Rampe, die vom inneren
Wallgraben auf die Bastion hoch führt
- Kronach, Festung Rosenberg,
Artilleriekaserne, genau am Gebäudeknick im Südosten
- Kronach, Kastenamt
- Kronach, Bürgerspital
- Kronach, Am Pförtchen 5
- Kronberg, kurmainzische Rezeptur
- Lahnstein, Martinsburg
(Martinsschloß) in Oberlahnstein, zwei Wappensteine
- Mainz, Rochusstraße, Rochusspital
- Mainz, Neues Zeughaus, südliche
Stirnseite
- Mainz, Zitadelle, Kommandantenbau (in
der Revolution herausgeschlagen)
- Memmelsdorf, Schloß Seehof
- Memmelsdorf, Pfarrkirche
- Miltenberg, Franziskanerklosterkirche
- Prächting, Pfarrkirche Maria
Immaculata (Hankirche), über dem Haupteingang
- Weismain, Wappen an der Stadtmauer
(dat. 1719)
- Weismain, Wappen am Kastenhof (datiert
1702)
- Zeyern bei Marktrodach, an der Kirche
St. Leonhard (dat. 1721)
Hier finden wir die
Symbole für Bamberg in den höherwertigen, angeseheneren Feldern
im Schild. Der Bamberger Löwe kommt bei einem geteilten und
zweimal gespaltenen Schild in die Felder 1 und 6, während das
Mainzer Rad in die Felder 2 und 5 kommt. Was ist der Grund? Zum
einen war Bamberg eine kaiserliche Stiftung, ein kaiserliches
Hochstift, weshalb die Bischofswappen auch die Kaiserkrone
zeigen. Mainz war zwar Erzbistum, und der Mainzer Fürstbischof
war zwar Kurfürst und hatte als Erzkanzler des Heiligen
Römischen Reiches eine wichtige politische Schlüsselposition im
Reich, aber das Bistum Mainz war keine kaiserliche Stiftung. Zum
anderen war das Bistum Bamberg exemt, also aus der
kirchenrechtlichen Zuständigkeitsstruktur ausgegliedert und Rom
unmittelbar unterstellt, was ihm eine weitreichende
Eigenständigkeit ermöglichte, ohne einem Erzbistum unterstellt
zu sein. Diese Exemtion war ein besonderen Privileg, das z. B.
auch das Kloster Fulda besaß.
Abb.:
Altes Rathaus von Königheim (Main-Tauber-Kreis).
Daneben gibt es auch eine
seltene Variante, die weder das Feld für Reichelsberg noch das
für Heppenheim enthält und damit von dem sonst allgemein zu
findenden Aufbau seines Wappens abweicht. Eine solche Form sieht
man am alten Rathaus von Königheim (Main-Tauber-Kreis):
- Hauptschild: geviert
- Feld 1 und 6: in Rot ein
silbernes sechsspeichiges Rad, Erzstift Mainz
- Feld 2 und 5: in Gold ein
schwarzer Löwe, darüber eine silberne
Schrägrechtsleiste, Hochstift Bamberg
- Herzschild: in Rot auf drei silbernen
Spitzen ein schreitender, goldener Löwe, Grafen von
Schönborn.
Beispiele für das
Vorkommen dieses Wappens:
- Königheim (Main-Tauber-Kreis), Altes
Rathaus
Literatur,
Links und Quellen:
Siehe zusätzlich allgemeines
Quellenverzeichnis bzw. die bei den jeweiligen Objekten und
Familien angegebenen Quellen, sofern eigene Seiten existieren.
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz,
erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert
Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN
978-3-7954-1637-9
Die Wappen der Erzbischöfe und
Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Der Bamberger Löwe - Der Fränkische Rechen - Das Rennfähnlein
Die Entwicklung des Wappens der von
Schönborn
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