Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 572
Bischofsstadt Eichstätt

Eichstätt: Ulmer Hof

Hier handelt es sich um einen prächtigen ehemaligen Domherrenhof, der einst der Familie von Ulm gehörte. 1625 wurde das Gebäude errichtet, aber 1688 von Hofbaumeister Jacob Engel umgestaltet. 1977-1980 wurde das Gebäude von der katholischen Universität Eichstätt restauriert, innen erneuert und seitdem genutzt. Blick vom Leonrodplatz auf die beiden Schauseiten mit dem für diese Architektur typischen polygonalen Eckturm:

Die Freiherren von Ulm sind schwäbischer Uradel und gehörten zur reichsunmittelbaren Ritterschaft. Ursprünglich führten sie den Namen Erbishofen. Diese Burg lag in der Grafschaft Helfenstein. Nachdem aber ein Familienmitglied vom Kaiser nach Ulm zum Reichsvogt eingesetzt wurde, nahm die Familie den anderen Namen an. Die Familienmitglieder bekleideten im Bistum Konstanz das Erbküchenmeisteramt. Der Reichsvizekanzler Johann Ludwig von Ulm wurde in den Reichsfreiherrenstand erhoben (1613, 1622). Damit verbunden war die Erlaubnis, die Wappen der erloschenen Familien von Marbach (geteilt, oben in Gold ein roter Löwe, unten von Blau und Silber in 3 Reihen geschacht, Helmzier ein wachsender roter Löwe, am Rücken mit drei Pfauenfedern besteckt) und von Ellerbach (von Gold und Grün geviert, Helmzier zwei von Gold und Grün gevierte Hörner) dem Stammwappen beizufügen. Anläßlich der Standeserhöhung wurde auch ein Herzschild mit dem Reichsadler verliehen. Hier ist eine vereinfachte Variante des freiherrlichen Wappens ohne Marbach und Ellerbach gewählt worden, dadurch kann der Adler, der sonst im Herzschild wäre, nun die obere Hälfte des Schildes (und noch ein bißchen mehr) einnehmen.

Über dem Portal an der im obersten Photo rechts im Schatten liegenden, nach hinten ein wenig einknickenden Fassade befindet sich ein sehr stark beschädigter Wappenstein. Er zeigt das Wappen der Freiherren von Ulm, flankiert von zwei Greifen als Schildhaltern: Der Schild ist geteilt:

Drei stark beschädigte Helmzieren sind abgebildet: von Ulm, von Marbach und von Ellerbach. In der Darstellung ist das Wappen analog zu dem im Dom. Zwei Helme werden hier abgebildet für Ansprüche, die nicht im Schild auftauchen, denn das freiherrliche Wappen wurde erheblich vereinfacht.

Zu jeder Seite des Wappens befindet sich eine Fahne, die eine zeigt das Wappen von Marbach mit dem roten Löwen in Gold und hat einen geschachten Schwenkel, die andere ist lt. Siebmacher von Gold und Grün geteilt und verweist auf Ellerbach. Diese Details sind hier aber verwittert.

In Eichstätt wichtig war Carl Ferdinand Freiherr von Ulm, Dom- und Kapitularherr in Eichstätt und Augsburg, der 1710 in Eichstätt verstarb (zu seinem Epitaph im Dom gibt es ein eigenes Kapitel). Er wurde in der Ulm-Kapelle am Dom begraben. Ein zweiter Domherr war Joseph Melchior Freiherr von Ulm, Domherr in Eichstätt und Dompropst in Augsburg. Ein drittes geistliches Familienmitglied war Ferdinand Melchior Alexander Freiherr von Ulm, Domherr und geistlicher Ratspräsident in Eichstätt. Und der vierte war Johann Baptist Anton Xaver Freiherr von Ulm auf Mittelbibrach, Eichstätter Domherr. Von letzterem folgt beispielhaft die Ahnenprobe (nach Franckenstein):

Proband: Domherr Johann Baptist Anton Xaver Freiherr von Ulm

Eltern:

  • Johann Antonius Albertus Freiherr von Ulm
  • Maria Rosa Franziska von Reinach

Großeltern:

  • Paulus Matthias Freiherr von Ulm
  • Maria Ursula von Reinach
  • Beatus Melchior von Reinach
  • Maria Catharina Blarer von Wartensee

Urgroßeltern:

  • Johann Ludovicus Freiherr von Ulm
  • Euphrosina Schadt von Warthausen und Mittelbibrach
  • Melchior von Reinach
  • Ursula von Reinach
  • Johann Beatus von Reinach
  • Catharina von Reinach
  • Jacob Christoph Blarer von Wartensee
  • Eva Reich von Reichenstein
  Ururgroßeltern:
  • Johann Caspar von Ulm
  • Dorothea von Hoheneck
  • Bernhard Schadt von und zu Warthausen
  • Veronica Speth von Zwiefalten
  • Johann Theobald von Reinach
  • Ursula Graß gen. von Way
  • Johann Theobald von Reinach
  • Cleophe Dägelin von Wangen
  • Franz Theobald von Reinach
  • Ursula Graß gen. von Way
  • Hanns Rudolph von Reinach
  • Maria Jacobe Dägelin von Wangen
  • Hanns Dietrich Blarer von Wartensee
  • Barbara von Lichtenfels
  • Hanns Diring Reich von Reichenstein
  • Apolonia von Benhausen

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher, bes. Band Bistümer
Reclams Kunstführer Bayern
Wolfgang Kootz, Willi Sauer: Bischofsstadt Eichstätt im Naturpark Altmühltal, Stadtführer, 2003 Kraichgau-Verlag, ISBN 3-929228-10-6
Johann Heinrich von Falckenstein: Antiquitates Nordgavienses oder Nordgauische Alterthümer und Merckwürdigkeiten, aufgesucht in der Aureatensischen Kirche, oder Hochfürstl. Hochstifft Eichstett, 2. Teil, Lochner, Frankfurt und Leipzig 1733 -
https://books.google.de/books?id=fwZDAAAAcAAJ

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