Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 569
Bischofsstadt Eichstätt

Eichstätt: Willibaldsburg, Äußeres Tor

Die Bischöfe von Eichstätt haben ihren Wohnsitz im frühen und hohen Mittelalter in der Stadt gehabt. In der ersten Hälfte des 11. Jh. wurde in der Innenstadt südlich des Domes ein Bischofshof gebaut, der sog. "Alte Hof". Er wurde als ständiger Wohnort des Bischofs zugunsten der Willibaldsburg aufgegeben. Im 14. Jh. änderte sich die Sicherheitslage nämlich: Die Herren von Hirschberg, mächtige Schirmvögte des Bistums, starben 1305 aus. Der letzte war Graf Gebhard. Jetzt mußten sich die Bischöfe selbst um Sicherheitsfragen kümmern, und die Stadt, die wie auf dem Präsentierteller am Flußufer der Altmühl lag, bot diesbezüglich eher Standardausstattung. Außerdem verlangte die Bürgerschaft Eichstätts mehr Rechte - im Grunde stritt man sogar ziemlich lange mit der Bürgerschaft, bis 1307 mit den Philippinischen Friedensbriefen ein Vergleich erreicht wurde. Auch kein Anlaß für die Bischöfe, sich in der Stadt unten so richtig rundum glücklich, zufrieden und sicher zu fühlen. Deshalb wurde 1355 unter Bischof Berthold von Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg, (reg. 1351–1365) die Willibaldsburg gegründet. Hier residierten die Eichstätter Bischöfe bis zum Beginn des 18. Jh. Im Barock waren es die Fürstbischöfe leid, auf der Willibaldsburg zu wohnen. Sie war zwar wehrhaft, und seit dem Renaissance-Umbau auch repräsentativ, aber beengt und ungemütlich, außerdem zu weit weg von Stadt und Dom. Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges fühlte man sich auch wieder hinreichend sicher. Eine neue Residenz wurde in der Innenstadt errichtet, dort, wo früher der alte Bischofshof gestanden hatte. Endgültig war der Umzug 1725 im Zusammenhang mit der Vollendung des Südflügels vollzogen.

Das äußere Tor der Willibaldsburg regelt den Zugang zur Willibaldsburg von Südosten her. Im wesentlichen präsentiert es sich heute als extrem massiver Bau, durch den ein langer gerader Tunnel auf die Ebene des Burghofes hochführt. Die Außenseite zeigt zwei Wappensteine, einer unter einer Statue direkt über dem Tor, der andere weiter oben.

Das Wappen von Bauherr Johann Christoph von Westerstetten (reg. als Eichstätter Fürstbischof 1612-1636) befindet sich weiter oben an der Fassade über einem vergitterten Fenster und ist hier als Allianzwappen zwischen Bistumswappen und Familienwappen dargestellt:

Es sind keine Helme und sonstigen Insignien abgebildet. Unten zwischen beiden Schilden die Jahreszahl 1619. Die schwäbisch-fränkische Familie derer von Westerstetten taucht zuerst 1264 auf und erlischt 1636. Das Wappen von Westerstetten wird von zwei anderen Familien nach dem Erlöschen des Geschlechts weitergeführt, einerseits von den Freiherren von Syrgenstein, andererseits von den Grafen Beckers zu Westerstetten.

Das Wappen von Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen (reg. als Eichstätter Fürstbischof 1705-1725) befindet sich unterhalb der Statue direkt über der Einfahrt in das äußere Tor und ist geviert:

Auf die möglichen Helme wurde zugunsten einer üppigen Kartusche verzichtet.

Die Regierungszeit von Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen (reg. 1705-1725) bildet ein kurzes Intermezzo beim Rückzug der Bischöfe von der Burg wieder in die Stadt. Sein Vorgänger hatte bereits den Westflügel der neuen Stadtresidenz errichten lassen, Knebel von Katzenelnbogen zog es wieder in die Burg (Angst vor dem Spanischen Erbfolgekrieg, der Eichstätt aber zum Glück verschonte). Der Bau der Stadtresidenz wurde solange unterbrochen und erst unter seinem Nachfolger Franz Ludwig Schenk von Castell fortgesetzt.

Ober Abb.: Blick auf die Willibald-Statue in ihrer mit Rustika-Steinen gerahmten Nische, per Inschrift datiert auf 1713. Die Figur im barocken Stil wird dem Eichstätter Bildhauer Christian Handschuher zugeschrieben. Man achte nicht nur auf den bemoosten Knebel-Wappenstein unter seinen Füßen, sondern auch auf die in die Mauer eingelassenen Rollen, über die einst die Ketten für die Zugbrücke liefen. Von dieser ist heute nichts mehr übrig, der Besucher kann mit dem Wagen sogar bis in den Burghof hochfahren. Dabei wird eine größe Höhendifferenz überwunden, stadtseitig haben wir 5 Geschosse, hofseitig nur zwei. Man kann sich vorstellen, welche Mühe es früher Tiere und Kutscher kostete, Lasten in diese Burg hineinzuschaffen. Der 63 m lange Tunnel konnte früher innen nocheinmal durch Fallgatter gesperrt werden, die Ausnischungen sind noch zu sehen.

Untere Abb.: Blick auf das extrem massive äußere Tor als Gesamtansicht. Nur wenige Fenster und Schießscharten gliedern die steil aufragende Fassade. Man beachte den mehrgeschossigen polygonalen Erker auf der Nordseite mit reichlicher Profilierung.

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher, bes. Band Bistümer
Reclams Kunstführer Bayern
Wolfgang Kootz, Willi Sauer: Bischofsstadt Eichstätt im Naturpark Altmühltal, Stadtführer, 2003 Kraichgau-Verlag, ISBN 3-929228-10-6
Amtlicher Führer: Die Willibaldsburg in Eichstätt, bearbeitet von Manfred F. Fischer, 1977, Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München

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