Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 462
Aschach
(Unterfranken)
Schloß Aschach bei Bad Bocklet in Franken, Teil (1)
Das Wappen
über der Durchfahrt am Kleinen Schloß, Außenseite
Bevor man die durch
das ganze Kleine Schloß geführte Tordurchfahrt betritt, um in
den inneren Burghof einzutreten, grüßt von oben ein Wappen, das
nichts mit den Würzburger Fürstbischöfen zu tun hat: Es ist
das Wappen der Herren von Schaumberg. Das sind nicht etwa die
früheren Besitzer, ehe die Burg 1491 endgültig in die Hände
der Würzburger Bischöfe kam, denn das waren die Aschacher Linie
der Grafen von Henneberg, die die Burg etwa 100 Jahre lang als
Stammsitz innehatten, sondern der Herr von Schaumberg war einfach
der Amtmann in Diensten der Würzburger Bischöfe, der hier im
Kleinen Schloß wohnte und die Geschäfte für die Würzburger
geistlichen Herren führte.
Das Stammwappen von Schaumberg (fränkischer, turniergenossener Uradel) ist von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt, wobei die Farben der Felder in ihrer Verteilung wechseln können. Die Helmzier ist ein Mannesrumpf (Heidenrumpf), der Kopf mit einer nach vorn gebogenen Spitzmütze bedeckt, das Ganze in verschiedenen Tingierungen vorkommend. Die Zuordnung verbindlicher Farben ist bei Schaumberg-Wappen eine undankbare Aufgabe. Die richtige Abfolge ist im Schild offensichtlich Silbern-Rot-Blau. Wir haben hier mit einer erheblichen zulässigen Variationsbreite zu leben.
Das vermehrte Wappen, wie hier abgebildet und ab ca. 1500 geführt, enthält zusätzlich das Wappen derer von Sonneberg. Es ist geviert (wobei die Positionen 1 und 4 vs. 2 und 3 als vertauscht gelten):
Das Wappen hat jetzt zwei Helme (die als vertauscht gelten):
Das vermehrte Wappen hat nach Rahrbach rechts schwarz-silberne, links schwarz-goldene Decken, wobei die schwarz-goldenen eigentlich der Sonneberger Seite zuzurechnen wären und von einer Vertauschung auszugehen ist. Im Siebmacher Bay S. 55, Tafel 58 sind die Decken rechts schwarz-golden und links blau-silbern, ebenso im Siebmacher Bay S. 109, Tafel 133. Weitere Varianten im Siebmacherschen Wappenwerk geben rechts rot-silberne, links blau-silberne oder auch sogar rot-goldene (oder auch rot-silberne) Decken für v. d. Deck auf Helm 1 an. Genau wie bei der Farbabfolge im Schild kann nicht geklärt werden, ob das unterscheidende Gepflogenheiten verschiedener Linien waren oder ob es einfach eine inhärente Vielfalt war, und so sollte auch das Problem der Decken-Tingierung gesehen werden, anhand der Quellen ergibt sich ein höchst vielfältiges Bild, wobei die Decken der rechten Seite relativ klar schwarz-golden sein sollten wegen Sonneberg, die Decken der linken Seite aber jede Kombination schwarz-silbern, blau-silbern, rot-silbern haben können je nach Literatur. In der heutigen Darstellung hat sich die schwarz-silberne Tingierung für das Stammkleinod als korrekte Sichtweise durchgesetzt, und so stellt es auch der Familiengenealoge Oskar von Schaumberg dar.
Geschichte
der Burg Aschach
Seit 1491 hatten die
Würzburger Fürstbischöfe Aschach und seine Burg, ehemaliger
Stammsitz einer Linie der Henneberger Grafen, einem wichtigen
Dynastengeschlecht, endgültig in ihrem Besitz und nutzten sie
als Zwischenquartier bei Reisen in ihren nördlichen Landesteilen
und auch als Ausweichquartier, als in Würzburg 1563 die Pest
wütete. Im Großen Saal des Hochschlosses hielt man Hof, ferner
diente die Burg als Jagdsitz oder Erholungs-"Datsche"
für die Fürstbischöfe, insbesondere, wenn sie zur Kur mit
Heilwasser in Bocklet oder Kissingen weilten. Insbesondere zur
Zeit des Julius Echter von Mespelbrunn lag es nahe, hier zu
weilen, denn sein Bruder Valentin war 45 Jahre lang Aschacher
Amtmann. War der Vorderteil, das sog. Kleine Schloß, Sitz des
Amtmannes, so lagen im Hauptbau, dem über 50 m langen und über
12 m tiefen Großen Schloß, der Repräsentationssaal, im
südlichen Teil war die Küche, im Mittelgeschoß zu beiden
Seiten der Kapelle lagen die holzvertäfelten
fürstbischöflichen Privaträume, im Obergeschoß waren Gäste
und Gefolge untergebracht. Im 17. Jh. wurden die Amtmänner
ausquartiert, weil der Platzbedarf der Hofhaltung zeitgemäß
groß wurde; sie bezogen ein neues barockes Gebäude im Dorf.
1803 wurde das aufgelöste kirchliche Herzogtum Franken von
Kurpfalz-Bayern annektiert. Der bayrische König ließ Aschach
und den fürstbischöflichen Besitz verkaufen bzw. versteigern.
Das Schloß wurde zeitweise vom Revierförster genutzt, denn als
Amtssitz spielte Aschach keine Rolle mehr, denn das Amt Aschach
wurde 1804 nach Bad Kissingen verlagert. 1829 kaufte Wilhelm
Sattler, ein Schweinfurter Industrieller, das Schloß und
richtete eine Produktionsstätte für Steingut ein. Die Erben
schlossen die Manufaktur 1860. 1873 kaufte Dr. Friedrich Graf von
Luxburg das Schloß und richtete es im "altdeutschen"
Stil ein. Damals war er Regierungspräsident von Unterfranken.
Schloß Aschach entwickelte sich zum Domizil illustrer
Persönlichkeiten, von Bismarck bis Richard Strauß und wurde vom
Besitzer als Treffpunkt bedeutender Zeitgenossen geführt. Der
Graf von Luxburg legte in dieser Zeit bedeutende Sammlungen an,
u.a. chinesisches Porzellan, Silber, Teppiche, was man heute im
Graf-Luxburg-Museum im Hauptbau besichtigen kann. Der letzte Graf
Luxburg auf Aschach war kinderlos und schenkte 1955 das Schloß
mit seinem Grundbesitz und Inventar dem Bezirk Unterfranken als
Museum. Innen ist die originale Einrichtung des letzten
Schloßbewohners komplett erhalten, ein selten vollständiges
Denkmal adeliger Wohnkultur in Franken.
Das Wappen
am Kleinen Schloß, Hofseite
Der schönste
Wappenstein von allen befindet sich auf der inneren Fassade des
Kleinen Schlosses, ein Thüngen-Wappen mit Ahnenprobe von
ausgesuchter Schönheit in bester Erhaltung, mit üppig
wuchernden Helmdecken, gerahmt von Zierelementen schönster
Renaissance:
Das Wappen ist geviert:
Zum Wappen gehören folgende mögliche Helmzieren:
Die Helmzier in der Abbildung ist eine Kombination aus den drei Helmzieren. Die Thüngen-Helmzier duckt sich klein unter den Büffelhörnern des Herzogtums zu Franken. Die Standarten des Hochstifts Würzburg sind in die Mundlöcher gesteckt, die Federn zwischen die Hörner gesteckt.
Ringsum ist für Konrad II. von Thüngen eine Ahnenprobe aus vier Wappen angebracht:
Er entstammte der sog. Lutzischen Linie der Familie, und seine Eltern waren Dietz von Thüngen zu Reußenberg und Sodenberg, kurmainzischer und bambergischer Hofmeister, und Anna Truchseß von Wetzhausen. Die vier Großeltern waren Cunz von Thüngen und seine Frau Gutta von Carben väterlicherseits und Karl Truchseß von Wetzhausen, würzburgischer Amtmann in Haßfurt, und seine Frau Barbara von Bibra mütterlicherseits.
Übersicht über die Vorfahren des Konrad von Thüngen (nach Salver):
Eltern:
Großeltern:
|
Urgroßeltern:
|
Die Inschrift lautet: "Anno 1527 hat der hochwürdig Fürst und Herr, Herr Conradt Bischoffe zu Wirtzburg und Herzog in Francken disen Baue virbracht". Die Gesamtaufnahme zeigt die Position des Wappensteines im ersten Stock auf der rechten Seite der hofwärtigen Fassade.
Abb.: Kleines Schloß und links der Eulenturm, vom Innenhof gesehen
Literatur
und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Informationstafeln am Schloß Aschach
Regierung von Unterfranken, Veröffentlichungen zur Friedrich
Graf von Luxburg-Gedächtnisausstellung
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg
Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN
3-87191-309-X
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Familie v. Schaumberg: http://www.von-schaumberg.net/
ein herzliches Dankeschön für wertvolle Hinweise an Herrn
Martin Knoch und an Herrn Andreas Praefcke
Alfred Wendehorst: Konrad II. von Thüngen, in: Neue Deutsche
Biographie 12 (1979), S. 532-533 - http://www.deutsche-biographie.de/pnd118984152.html
Konrad von Thüngen: http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Konrad_II._von_Thüngen
Konrad von Thüngen: http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_II._von_Thüngen
Franz Xaver von Wegele, Konrad von Thüngen, in: Allgemeine
Deutsche Biographie (1882): http://www.deutsche-biographie.de/xsfz44420.html mit Genealogie
Genealogie von Thüngen: Biedermann, Geschlechtsregister Der
Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken
Löblichen Orts Rhön und Werra http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ
Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels
oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 408-411
Aschach (Unterfranken): Schloß Aschach, Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4) - Kirche
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