Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 311
Mainz - Erzbischöfe, Kurfürsten, Adelspaläste

Das Schloß in Mainz - Teil (9)
Wappen des Johann Friedrich Karl von Ostein (1743-1763), Ostseite

Es gibt zwei Typen heraldischer Darstellungen für Johann Friedrich Karl von Ostein, einerseits die vollständigen Amtswappen, andererseits die Kartuschen mit Einzelmotiven. Von der ersten Sorte gibt es genau vier Darstellungen, von denen hier die drei im Osten des kurfürstlichen Schlosses vorgestellt werden. Das ist zum einen das Wappen im Giebel auf dem Ostabschluß des Nordflügels (Markierung in der Abb. unten links), weiterhin das am Balkon darunter (Markierung in der Abb. unten links), und schließlich das am Rheinflügel über der rheinseitigen Durchfahrt (Markierung in der Abb. rechts).

 

Johann Friedrich Karl von Ostein, seit 1712 Reichsgraf, hatte zwei Fürstbistümer inne: 1743-1763 Mainz, und 1756-1763 Worms. Sein frühes Wappen nur als Fürsterzbischof von Mainz ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, sechsspeichiges Rad (Erzstift Mainz), Feld 2 und 3: in Blau ein springender, goldener, rot gezungter Windhund mit rotem Halsband (Stammwappen von Ostein). Als Oberwappen findet man stets den Kurhut und Schwert sowie Krummstab hinter dem Schild gekreuzt.

Dieses Prunkwappen ist im Scheitel über der Rahmung des Ostportals des Rheinflügels angebracht. Darunter befindet sich das modern ausgeführte Stadtwappen von Mainz am Portal selbst.

Das zweite Wappen befindet sich am schmiedeeisernen, teilvergoldeten Balkongeländer des östlichen Abschlusses des Nordflügels, in Höhe des ersten Obergeschosses. Die unten spitz zulaufende Kartusche wird von einem Kurhut überhöht. Schwert und Krummstab fehlen.

Der Detailausschnitt zeigt die aufwendige Verarbeitung und hohe künstlerische Qualität des Geländers.

Wappen im Giebel der östlichen Stirnseite des Nordflügels, geviert aus dem Symbol für das Hochstift Mainz und dem Familienwappen der von Ostein. Das geschweifte Gebälk rollt sich nach innen zu zwei Voluten ein, die mit denen der Kartuschenumrandung korrespondieren. Ein Muschelornament füllt oben die Lücke zwischen beiden Voluten. Seitlich begleiten zwei Vasen den giebelartigen Dachkantenaufsatz.

Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "DEI GRATIA FRIDERICVS CAROLVS PRINCEPS ELECTOR SIBI SVISQVE SVCCESSORIBVS BIENNIO EREXIT" - Friedrich Karl von Gottes Gnaden Kurfürst hat für sich und für seine Nachfolger im zwanzigsten Jahr seiner Herrschaft errichtet - und enthält das Chronogramm D + I + I + I + D + I + C + V + C + L + V + I + C + L + C + I + I + V + I + V + V + C + C + I + V + I + I + X + I = 500 + 1 + 1 + 1 + 500 + 1 + 100 + 5 + 100 + 50 + 5 + 1 + 100 + 50 + 100 + 1 + 1 + 5 + 1 + 5 + 5 + 100 + 100 + 1 + 5 + 1 + 1 + 10 + 1 = 1752. In diesem Jahr wurde das Schloß endlich im Außenbau vollendet.

Johann Friedrich Karl von Ostein (1743-1763)
geb. 6.7.1689 als Sohn von Johann Franz Sebastian Freiherr von Ostein (4.11.1652-24.6.1718) und Anna Carolina Maria von Schönborn (3.10.1671-7.2.1716)
1724 Propst des Frankfurter St. Bartholomäusstifts
1725 Domkustos in Mainz
22.4.1743 Wahl zum Erzbischof von Mainz
1752 Fertigstellung des Mainzer Schlosses
1755 Kurmainzer Landrecht, Reform des Rechtswesens
18.1.1756 Bischof von Worms
1758 Reform des Schulwesens
gest. 4.6.1763

Literatur:
Baedeker: Mainz, Karl Baedeker-Verlag, 2004. ISBN 3-87954-074-8
Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln, eine Reise durch das romantische Rheintal, DuMont Kunstreiseführer, DuMont Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-7701-4799-1
Siebmachers Wappenbuch.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
http://www.ccmainz.de/cms/index.php?id=51
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Stadt Mainz, Band 2.2: Altstadt, bearb. von Ewald Wegner, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1988, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 3. Auflage 1997, ISBN 3-88462-139-4, S. 164-169

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