Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 228
Ellingen -
Stadt des fränkischen Barocks und des Deutschen Ordens
Ellingen
(Teil 10)
Tor zum Rosental des Deutschordens-Schlosses in Ellingen
Das
Tor zum Rosental
Dieses Tor wurde um 1760
errichtet. Der plastische Schmuck und das Wappen wurden von
Matthias Kaspar Maucher hergestellt. Das Tor bildet den
nördlichen Eingang zum Residenzgelände und wird als das
"Tor gegen das Rosental" bezeichnet. Gegenüber dem
Idealplan von 1750 ist die realisierte Variante eine
vereinfachte.
Das Tor stand lange Zeit abseits des Interesses und verfiel, insbesondere die zartgliedrigen Sandsteinteile waren Opfer des Verfalls, bis es erst vor wenigen Jahren restauriert und farblich neu gefaßt wurde und sogar einen Denkmalpreis gewann. Besonders auffällig ist auch an diesem Tor der kriegerische Formenkanon, der sich wie ein roter Faden durch die Ellinger Bauskulptur zieht: Kanonenrohre, Fahnen mit Deutschordenskreuz, Säbel - diese martialische Dekoration hinter dem Wappenschild lag zum einen am Stil der Zeit, andererseits verdeutlicht diese Symbolsprache den kriegerischen Auftrag des Deutschen Ordens.
Das Wappen ist das den Landkomturs Friedrich Carl Freiherr von Eyb (reg. 1749-1764). Die von Eyb führen im silbernen Schild drei (2:1) rote Jakobsmuscheln. Die Helmzier ist ein wachsender Pfau mit goldenem Halsband. Der Pfau kann farblich variieren, meistens ist aber der Rumpf grün oder blau bzw. "natürlich", die Flügel aber silbern. Helmdecken rot-silbern. Als Landkomtur hat Friedrich Carl Freiherr von Eyb sein Wappen mit dem Deutschordenskreuz geviert und zusätzlich noch mit einem zweiten Schild mit dem Deutschordenskreuz unterlegt.
Frühere
Wappen von Eyb
Ganz früher hatten die von
Eyb noch keine Pilgermuscheln im Schild, sondern - den
Pfauenrumpf. Ab ca. 1400 wanderte der Pfauenrumpf nach oben in
das Oberwappen, und die drei Pilgermuscheln kamen in den Schild.
Der Pfau hat auch seine Begründung: Ein Ahn war Georg von Eyb,
genannt Pfau. Dadurch kam er ins Wappen.
Vermehrtes
Wappen von Eyb
Aber auch das Wappen wie hier
präsentiert ist nicht so geblieben: Später gab es ein
vermehrtes Wappen der Familie von Eyb: Der Schild wurde geteilt
und zweimal gespalten:
Das vermehrte Wappen von Eyb hatte nun drei Helme:
Landkomtur
Friedrich Carl Freiherr von Eyb
Landkomtur Friedrich Carl
Freiherr von Eyb (reg. 1749-1764) ist zugleich der bedeutendste
Bauherr der Ellinger Schloßlandschaft als auch einer der
zwielichtigsten Charaktere auf dem Posten des Landkomturs.
Landkomtur Friedrich Carl Freiherr von Eyb war
selbstverständlich wie viele Fürsten seiner Zeit von einem
unstillbaren Repräsentationsbedürfnis getrieben. Zu seiner
Amtszeit stand zwar der Hauptbau des Schlosses schon, deswegen
wird seine Rolle als Bauherr gerne unterschätzt. Aber es ist
gerade nicht der geschlossene Baukörper des Hauptbaus, der die
Einzigartigkeit der Ellinger Schloßlandschaft ausmacht, sondern
das städtebauliche Gefüge insgesamt, die Verwobenheit mit
Landschaft und Nebengebäuden. Und gerade hier hat Friedrich Carl
Freiherr von Eyb erheblich dazu beigetragen, daß Ellingen nicht
seinesgleichen als Gesamtanlage hat. Gerade die kleineren
Nuzbauten sind es, die unter Friedrich Carl Freiherr von Eyb
errichtet wurden, unter seiner Regierung wurde ferner 1750 der
Idealplan erstellt, der Visionen barocken Landschaftsgefühles
Gestalt annehmen läßt. Hatten seine Vorgänger die isolierten
Großbauten errichtet, stand bei Friedrich Carl Freiherr von Eyb
das städtebauliche Gesamtkonzept und die Vernetzung und
Unterordnung der einzelnen Elemente im Vordergrund. Unter seiner
Zeit als Landkomtur wurden nicht nur Mühltor und das Tor zum
Rosental errichtet, sondern auch die Hofmühle und die
vielfältigen Ökonomiegebäude im Westen und Nordwesten des
Schlosses mit ihren klaren, ruhigen und horizontalbetonten
Formen. Auch das Brühltor im Westen und die Neukonzeption der
Neuen Gasse wurden von ihm begonnen. Sein wichtigster Architekt
war Matthias Binder. Und es wurde bei weitem nicht alles gebaut,
was dieser ehrgeizige Planer angedacht hatte, sein Idealplan von
1750 sieht noch wesentlich tiefgreifendere Änderungen der
Stadtarchitektur vor als jemals verwirklicht wurde. Gerade dieser
visionäre Plan rechtfertigt die Einstufung als bedeutendsten
Bauherrn von Ellingen.
Die
Familie von Eyb
Die von Eyb sind eines der
ältesten Adelsgeschlechter Frankens. Sie sind ab ca. der Mitte
des 12. Jh. nachgewiesen. Erster urkundlich erwähnter Eyb ist
"Tiederich de Iwe" 1165. Einst hatten sie ihren
Stammsitz in der Nähe von Ansbach. Von da aus verbreitete sich
die Familie praktisch in ganz Süddeutschland und spaltete sich
in mehrere Linien auf. Mitglieder der katholischen Familienzweige
hatten viele geistliche Ämter in den Hochstiften Eichstätt und
Bamberg inne. Die Familie stellte während der Renaissance auch
einen Bamberger Fürstbischof (Martin von Eyb 1580-1583) sowie
mit Gabriel von Eyb (1496-1535) und Johannes Martin von Eyb
(1697-1704) zwei Fürstbischöfe von Eichstätt. Albrecht von Eyb
war Domherr in Bamberg, Eichstätt und Würzburg und gilt als
bedeutender Frühhumanist. Insgesamt sind vier Ritterhauptleute
in den Kantonen Altmühl und Odenwald bekannt (Veit Erasmus von
Eyb 1586, Georg Friedrich von Eyb 1615, Hans Christoph von Eyb
1647, Albrecht Ludwig von Eyb 1694). Weiterhin erlangte Christoph
Friedrich von Eyb als württembergischer Rat, Oberst und
Oberhofmarschall Bedeutung (gest. 1691), sowie Heinrich von Eyb
als Obrist und Generalfeldzeugmeister in Würzburg (gest. 1741).
Die von Eyb waren Erbkämmerer der Markgrafschaft Ansbach und
Erbschenken des Bistums Eichstätt. 1694 wurden sie zu
Reichsfreiherren ernannt. Der Dettelsauer Zweig wurde 1694 in den
Grafenstand erhoben, starb aber aus. Heute blühen die Freiherren
von Eyb in zwei fränkischen Linien, eine zu Dörzbach und die
andere zu Wiedersbach.
Literatur:
Die Hochmeister der Residenz
Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur
Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des
Deutschen Ordens e.V. und der Historischen
Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Wappen.htm
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener 3. Aufl. 1999
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Harald Bodenschatz und Johannes Geisenhof, Deutschordensresidenz
Ellingen: Visionen, Pläne und Bauten einer barocken
Schloßlandschaft, Schriftenreihe "Stadterneuerung" der
Stadt Ellingen, Heft 3, Verlag Buchdruckerei W. Lühker GmbH,
Weißenburg in Bayern, Ellingen/Weißenburg 1990, ISBN
3-921-354-22-6
Residenz Ellingen, amtlicher Führer, bearbeitet von Christoph
Graf Pfeil, Hrsg. Bayerische Schlösserverwaltung, 8. Auflage,
München 2005, ISBN 3-932982-59-2
http://www.barockverein.de, http://www.barockverein.de/Denkmaehler/index.htm
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