Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 216
Ellingen -
Stadt des Barocks und des Deutschen Ordens
Das Pleinfelder Tor in Ellingen (Franken)
Die Barockstadt Ellingen hatte einst drei Stadttore: Das Weissenburger Tor im Süden, das Brühltor im Westen und das Pleinfelder Tor im Norden. Die beiden erstgenannten wurden Opfer des zweiten Weltkrieges und nicht wieder hergestellt: Das Weißenburger Tor fiel dem so zerstörerischen wie militärisch sinnlosen Bombenangriff auf Ellingen am 23.2.1945 zum Opfer; das Brühltor im Westen des Schlosses wurde von den amerikanischen Truppen nach Kriegsende gesprengt. Einzig erhalten ist dieses wunderschöne frühbarocke Stadttor an der Ausfallstraße nach Pleinfeld, das Pleinfelder Tor. Es wurde 1660 vollendet und ist damit der älteste Teil der Stadtbefestigung.
Sein Reiz kommt zum einen durch die schnuckeligen beiden flankierenden Rundtürmchen mit angeschlossenen Stadtmauerpartien aus dem 17. Jh. zustande, zum anderen durch die herrlichen Deutschordenswappen an der Außenseite, der Nordseite. Im Torturm ist heute ein kleines heimatkundliches Museum mit Schwerpunkt bäuerlicher und handwerklicher Alltagskultur.
Gesamtansicht der Wappentafel an der Nordseite des Pleinfelder Tores in Ellingen.
Der dominierende Hauptschild trägt das Wappen des Hochmeisters, von der Erbauungszeit (1660) her ist das Leopold Wilhelm von Habsburg, Erzherzog von Österreich, geb. 6.1.1614, 46. Hoch- und Deutschmeister, amtierte 1641-1662, Statthalter der habsburgischen Niederlande, Bischof von Halberstadt (1628-1648), Magdeburg (1631-1638), Olmütz (1637-1662), Passau (1625-1662), Breslau (1656-1662), Bremen und Straßburg (1626-1662), eine fast schon klischeehafte Ämterakkumulierung bei hohen Kirchenfürsten der Barockzeit, ein Musterbeispiel für die Versorgung nachgeborener Habsburger-Prinzen mit reichen klerikalen Pfründen. Das Wappen der Erzherzöge von Österreich ist belegt mit dem Hochmeisterkreuz. Die Farbgebung des Wappens ist stellenweise nicht korrekt und verläßlich.
Im Detail lassen sich folgende Elemente zuordnen:
Die beiden den Hochmeisterschild flankierenden symmetrischen Kartuschen sind silbern-schwarz geviert und tragen eine Mitra mit Pedum und abflatterndem Sudarium.
In zwei Zeilen sind darunter die Wappen von sechs Deutschordensrittern dargestellt, alle von einem zweiten Schild mit dem Deutschordenskreuz unterlegt. Auch hier darf die Farbgebung nicht für bare Münze genommen werden, so ist der Grund der äußeren Deutschordensschilde der oberen Zeile z. B. rot statt silbern. In der oberen Zeile ganz rechts ein Wappen der Reichsfreiherren von Buseck, in Gold ein schwarzer Widderkopf, Helmzier ein schwarzer Widderkopf, z. T. mit roten oder goldenen Hörnern und Zunge dargestellt, zwischen einem offenen roten Flug, dessen jeder Teil von einem schwarz-silbern geschachten Balken und darüber schwebendem dreilätzigen Turnierkragen belegt ist. Helmdecken schwarz-golden.
In der unteren Zeile ganz links ist das Wappen derer von und zu der Hees, korrekterweise wäre das in Rot ein silberner Balken, oben von zwei silbernen Mühleisen begleitet, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der Schild zwischen zwei roten, je mit einem silbernen Balken belegten Paar Büffelhörner (Varianten in der Lit.), in der Mitte von Grafeneck, in Rot eine silberne Raute, Helmzier eine golden eingefaßte silberne Bischofsmütze, aus der rechts ein Kreuz (auch als Schwertgriff angesprochen) und links eine Raute hervorkommen, zwischen einem roten, beiderseits mit einer silbernen Raute belegten Adlerflug (Stammkleinod von Gravenegg bzw. von Grafeneck bzw. eine Kombination aus den beiden Stammkleinoden, denn man findet sie auch getrennt, einerseits auf Platz 2 die Inful mit Kreuz und Raute, andererseits auf Platz 1 der Flug, so. B. auf einem Totenschild und einem Grabmal in der Amandus-Kirche in Bad Urach - die von Grafeneck stammen aus dieser schwäbischen Gegend), Helmdecken rot-silbern. Optisch ganz rechts ist das Wappen der von Lichtenstein, in Blau ein silberner Flügel, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken das Schildbild. Die Farben stimmen hier am Tor so gut wie gar nicht.
Literatur:
Die Hochmeister der Residenz
Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur
Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des
Deutschen Ordens e.V. und der Historischen
Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Wappen.htm
http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adb/images/adb018/@ebt-link?target=idmatch(entityref,adb0180404)
Die Wappen der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Glatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Ellingen: Pleinfelder Tor - Schloß, Hauptfassade - Schloß, Nordflügel - Reithalle - Ökonomiegebäude - Mariahilfkapelle - Pfarrkirche St. Georg - Rathaus - Brauerei - Schloßkirche außen - Tor zum Rosental - Mühltor
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