Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 222
Ellingen -
Stadt des fränkischen Barocks und des Deutschen Ordens
Ellingen
(Teil 4)
Wappen an den Ökonomie-Gebäuden des Deutschordens-Schlosses in
Ellingen
Der nordwestlich des Schlosses gelegene Ökonomiehof fällt in die Zeit des Landkomturs Friedrich Carl Freiherr von Eyb (reg. 1749-1764), unter dem die meisten Nebengebäude rund ums Schloß entstanden. All diese Nebengebäude wurden 1750 in einem Idealplan neu angeordnet und ab da Stück für Stück realisiert. Es handelt sich um eine Dreiflügelanlage, in die seitlich als Zwischenriegel die Reithalle hineinragt. Erst wurden 1751 die "Beschließerey" und "Schweizerey" im Osten der Baugruppe erbaut, dann folgte 1752 die Scheune als im Norden abschließender Quertrakt. 1756 folgten die westlichen Gebäude, die "Ochsen Mastung", die "Pferd Stähl" und die "Wagen Remiß" (Abbildung unten), 1761/62 wurden die Ökonomiegebäude noch einmal nach Norden verlängert.
Am nördlichen Querriegel (Scheune) des westlich des Hauptschlosses gelegenen Ökonomiehofes befinden sich über dem mittleren der drei großen Tore gleich drei Wappen nebeneinander: Von Eyb, von Schreckenstein und von Fugger.
Wappen des Landkomturs Friedrich Carl Freiherr von Eyb (reg. 1749-1764). Die von Eyb führen im silbernen Schild drei (2:1) rote Jakobsmuscheln, wobei hier die farbliche Fassung des Sandsteinwappens entweder vollständig verloren ist oder nie gegeben war. Die Helmzier wäre ein wachsender Pfau mit goldenem Halsband, der hier vollständig zerstört ist und dringend auf eine Restaurierung wartet. Die Helmdecken wären rot-silbern. Als Landkomtur hat Friedrich Carl Freiherr von Eyb sein Wappen mit dem Deutschordenskreuz geviert und zusätzlich noch mit einem zweiten Schild mit dem Deutschordenskreuz unterlegt.
Wappen des Ordensritters von Schreckenstein. Bei beiden Ordensritter-Wappen fällt auf, daß sie im Gegensatz zum Komtur ihren Schild nicht mit dem Deutschordenskreuz geviert haben, sondern nur von einem Deutschordensschild unterlegt.
Wappen des Ordensritters Anselm Josef Fortunatus von Fugger (1.6.1733-1793). Joseph Anselm Fortunatus Franz de Paula Petrus de Alcantara Anton Franz Xaver Johann Nepomuk Adam Maria Graf Fugger von Kirchberg und Weißenhorn war der Sohn von Adam Franz Anton Joseph Graf Fugger von Kirchberg und zu Weißenhorn (22.11.1695-11.5.1761) und Maria Isabella Antonia Barbara Freiin von Schönberg (18.2.1693-1762). Er war k. k. Lieutenant beim Jung-Colloredischen Infanterie-Regiment. Das ursprüngliche Stammwappen der schwäbischen Kaufmannsfamilie von Fugger (Zweig von der Lilie) ist ein gold-blau gespaltener Schild, vorne und hinten belegt mit einer Lilie in verwechselten Farben. Der andere Zweig, die Fugger vom Reh, hatten in Blau ein goldenes, springendes Reh. Dieses Stammwappen der Fugger von der Lilie taucht hier sowohl in der (heraldisch) oberen rechten als auch in der unteren linken Ecke auf. Dazu paßt die (optisch) ganz linke Helmzier: Eine blau-golden gespaltene Lilie zwischen einem goldenen und einem blauen Büffelhorn. Helmdecken blau-golden. Die Fugger erhielten am 9.6.1473 ihr Lilienwappen dafür, daß sie Kaiser Friedrich III. von Habsburg und dessen Sohn Maximilian I. in Augsburg ihren äußerst gehobenen Lebensstil finanzierten und für Heiratsverhandlungen in Trier ausstatteten. Anfang des 16. Jh. erfolgte die Erhebung der Fugger in den Grafenstand als kaiserliches Entgegenkommen für weitere Finanzierungen.
Erst später kamen die anderen Elemente dazu, z. B. in Silber eine schwarzgewandete und gekrönte Mohrenjungfrau mit Mitra in der rechten Hand, heraldisch ganz links oben zu sehen (dazu gehörte als Helmzier die Mohrenjungfrau wachsend, Mitra auf dem Kopf, hier auf Platz 5 optisch ganz rechts, Helmdecken schwarz-silbern), in Rot 3 silberne Jagdhörner mit goldenen Beschlägen pfahlweise, heraldisch ganz rechts unten zu sehen, etc. Die Mohrenjungfrau mit Mitra gehörte zum Besitz Kirchberg, der im 16. Jh. erworben wurde. Die drei Hörner stehen für den Besitz Weißenhorn, ebenfalls zur Absicherung des Familienvermögens durch Grundbesitz im 16. Jh. erworben. Weitere Besitzungen der Familie Fugger waren die Schlösser in Oberndorf, Niederalfingen und Duttenstein, ferner der Herrschaftssitz Gablingen, Schloß und Ort Glött bei Dillingen und Babenhausen.
Im einzelnen ist das Wappen wir folgt aufgebaut, wobei man den besten Vergleich im farbigen Wappen am Chorbogen der Kirche in Witzighausen hat, danach die nachfolgenden Angaben: Geteilt und dreimal gespalten,
Dazu werden fünf Helme geführt:
Ein weiteres Wappen dieser Zusammensetzung ist über dem Torbogen des Schlosses Oberkirchberg für die Raymundlinie angebracht, und man kann es auch an und in mehreren Patronatskirchen der Familie finden, meist Adam Franz Anton Joseph Graf von Fugger (1695-1761) zuzuordnen, dem Vater des hier relevanten Ordensritters. Im Siebmacher wird dieses Wappen den Grafen von Fugger-Gloett in der Speziallinie Dietenheim-Brandenburg zugeordnet. Dort fehlen in der Darstellung die beiden Mondsicheln in Feld 3, der Löwe in Feld 2 ist wachsend, und in Feld 7 fehlt der Dreiberg. Im Siebmacher wird das Wappen ohne Helme abgebildet. Auch sonst findet sich in den Darstellungen in und an den Kichen eine große Variationsbreite im Detail.
Wappen am Ostflügel des Ökonomiehofes, Ostseite zum Park hin. Wappen des Landkomturs Friedrich Carl Freiherr von Eyb.
Blick in den Schloßpark von Ellingen, flache Novembersonne streift durch den alten Baumbestand im Herbstkleid.
Literatur,
Links und Quellen:
Die Hochmeister der Residenz
Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur
Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des
Deutschen Ordens e.V. und der Historischen
Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Wappen.htm
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener 3. Aufl. 1999
Harald Bodenschatz und Johannes Geisenhof, Deutschordensresidenz
Ellingen: Visionen, Pläne und Bauten einer barocken
Schloßlandschaft, Schriftenreihe "Stadterneuerung" der
Stadt Ellingen, Heft 3, Verlag Buchdruckerei W. Lühker GmbH,
Weißenburg in Bayern, Ellingen/Weißenburg 1990, ISBN
3-921-354-22-6
Residenz Ellingen, amtlicher Führer, bearbeitet von Christoph
Graf Pfeil, Hrsg. Bayerische Schlösserverwaltung, 8. Auflage,
München 2005, ISBN 3-932982-59-2
http://www.barockverein.de, http://www.barockverein.de/Denkmaehler/index.htm
Götz von Pölnitz: Die Fugger, 6. Auflage 1999
Günter Ogger, Kauf Dir einen Kaiser. Die Geschichte der Fugger,
München 1995
Karl-Heinz Dobsky: Die Fugger. Ein Kaufmannsgeschlecht im Zeichen
der Macht. Thales Verlag 1991
Die Fugger, Karfunkel Nr. 68, Feb.-März 2007, S.6-15,
Karfunkel-Verlag Wald-Michelbach.
Wappen der Fugger in Farbe: https://erdteilallegorien.univie.ac.at/personen/adam-franz-joseph-fugger-kirchberg-weissenhorn# - https://erdteilallegorien.univie.ac.at/files/styles/zoom/public/witzighausen-nu-chorbogen-wappen-fugger-schoenberg.jpg
Herrschaft Bocksberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Bocksberg
Horst Reul: Die Patronatskirchen der Fugger-Kirchberg-Weißenhorn
im Landkreis Neu-Ulm - Erbe und Verpflichtung, in: Geschichte im
Landkreis Neu-Ulm, 2019
ein herzliches Dankeschön an Herrn Horst Reul für wertvolle
Hinweise
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