Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 223
Ellingen - Stadt des fränkischen Barocks und des Deutschen Ordens

Ellingen (Teil 5)
Mariahilfkapelle in Ellingen

Die Mariahilfkapelle wurde 1731 nach Plänen von Franz Ludwig Roth erbaut als Gruftkapelle des Landkomturs von Hornstein. Sie liegt in direkter Flucht westlich hinter der Stadtpfarrkirche. Sie ist als kleiner, ovaler Zentralbau mit Seitenflügeln konzipiert und war von Anfang an als Begräbniskapelle mit anschließender Gruft geplant. Erster "Bewohner" wurde der Landkomtur Johann Ludwig von Roggenbach (reg. 1669-1682), dessen Grab dem Neubau der angrenzenden Pfarrkirche St. Georg Platz machen mußte.

Ansicht von Osten - die Fassade ist klein, aber dennoch voller barocker Bewegung und Schwung

Ansicht von Nordosten

Über dem Eingang befindet sich ein monumentales Wappen in reichlich barock ausgeformter Kartusche, das Wappen von Carl Heinrich Freiherr von Hornstein, Landkomtur der Ballei Franken, früher Komtur zu Ellingen und Würzburg, Deutschordensritter, dazu Geheimrat des Clemens August von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln, mit geviertem Schild, Feld 1 und 4 in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Deutschordenskreuz), Felder 2 und 3: In Blau über einer goldenen Krone eine halbkreisförmig gebogene silberne Hirschstange. Dieser Schild ist zusätzlich von einem zweiten Schild mit dem schwarzen Deutschordenskreuz in Silber unterlegt. Interessant ist die Gestaltung der Helmzier, die hier aus einer dünnen geschmiedeten metallenen gebogenen und vergoldeten Hirschstange besteht, hier im Gegensatz zu vielen anderen Darstellungen abweichend (falsch) nach (optisch) links gebogen.

Im Inneren befinden sich zwei reich mit Wappen verzierte Grabmonumente in die Wand eingelassen. Zur Linken ist das die Platte für Johann Ludwig von Roggenbach, zur Rechten für Carl Heinrich Freiherr von Hornstein. Beide Platten zeigen eine umfangreiche Ahnenprobe. In der nur durch Führung zugänglichen Gruft unterhalb der Mittelachse liegen die aufgebahrten Mumien beider Landkomture. In einem Zinnbehältns wird das Herz des letzten fränkischen Landkomturs Franz Sigismund Adalbert Freiherr von Lehrbach aufbewahrt.

Dieses ist die Epitaphienplatte für Carl Heinrich Freiherr von Hornstein. Der Text in der unteren Hälfte der Platte lautet: "Gott gebe / dem in 77 1/2 Jahr seines alters / Den 31. Julii A(nn)o 1745 hochseel(iglich) verstorbenen / Hochwürdig hochwohlgebohrnen Herrn, Herrn / Carl Heinrich / Freiiherrn von Hornstain Land Comenthurn / der Balley Francken Comenthurn zu Ellingen u(nd) Wirzburg / T(eutsch) O(rdens) R(itter) / u: Jubilao s. Römisch Kayse(rlicher) May(estät) dan(n) s. / Churf(ürstlichen) Durchl(aucht) zu Cölln wie auch des Herrn Herrn / Hoch und Teutschm(eister) würck(lichen) Geheimen Rath / die Ewige Ruhe / Amen". Das zentrale Wappen im oberen Mittelfeld ist dasjenige des Landkomturs mit den gleichen Inhalten wie außen über dem Eingang.

Dieses Hauptwappen wird zu beiden Seiten im Bogen von einer 8er-Ahnenprobe eingefaßt, wobei die einzelnen Vollwappen in ihrer Stellung dem Bogen folgen, die oberen also einwärtsgeneigt und die unteren auswärtsgeneigt dargestellt werden. Die Reihenfolge ist derart, daß die beiden Seiten entgegen üblichen Gepflogenheiten von unten nach oben 1-3-7-5 bzw. 2-4-6-8 gelesen werden. Auf der heraldisch rechten Seite gibt es einen logischen Versatz im Vergleich zur anderen Seite; die Positionen 5 und 7 sind vertauscht. Die Liste der Vorfahren ermöglicht die Zuordnung der Wappen der Ahnenprobe: Eltern-Generation:

Großeltern-Generation:

Urgroßeltern-Generation:

Abb. links: Wappen der Freiherren von Hornstein, in Blau über einer schwebenden goldenen Laubkrone eine im Bogen von rechts nach links gekrümmte silberne Hirschstange, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine im Bogen von vorne nach hinten gekrümmte silberne Hirschstange. Hier steht das Wappen für den vater, Johann Heinrich von und zu Hornstein, den Großvater väterlicherseits, Sigmund von Hornstein, und dessen Vater, Balthasar von Hornstein.

Abb. rechts: Wappen der Freiherren von Freyberg, silbern-blau geteilt, unten drei (2:1) goldene Kugeln, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein silberner Straußenfederstoß (5-7 Straußenfedern, Straußenfederbusch). Hier steht das Wappen für die Mutter, Maria Ursula Freifrau von Freyberg, den Großvater mütterlicherseits, Simprecht Freiherr von Freyberg, und dessen Vater, Caspar Ludwig von Freyberg.

Abb. links: Wappen der Herren von Muggenthal, in Gold ein aufspringender natürlicher Marder, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Flug, eigentlich beiderseits mit einem aufspringenden natürlichen Marder belegt, hier abweichend der Marder vor einem goldenen Flug. Hier steht das Wappen für die Großmutter väterlicherseits, Maria Sabina von Muggenthal, und deren Vater, Heinrich von Muggenthal, ein Sohn von Johann Heinrich von Muggenthal und Euphrosina Schadt von Mittelbibrach.

Abb. rechts: ohne ersichtlichen Grund vollständig gewendetes Wappen der Freiherren von Bodman, geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Bock, Feld 2 und 3: in Silber drei (2:1) grüne Lindenblätter, mit dem Stiel nach oben weisend., auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen - grün-silbernen Decken ein hoher, mit Hermelin bezogener Spitzhut, oben besetzt mit einer goldenen Krone, aus der ein Busch Pfauenfedern wächst. Hier steht das Wappen für die Großmutter mütterlicherseits, Clara Eva von Bodman, und deren Vater, Johann Georg von Bodman, ein Sohn von Johann Caspar von Bodman und Barbara von Hallwyl.

Abb. links: Wappen der Herren von Stain, in Gold drei schwarze Wolfsangeln (Wolfsanker, Ring nach unten) übereinander, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken eine gestürzte schwarze Wolfsangel (Wolfsanker) mit dem Ring nach oben, die Enden mit zwei Pfauenstößen besteckt. Hier steht das Wappen für die Urgroßmutter Euphrosina von Stain, Tochter von Friedrich von Stain und Margarita von Landau.

Abb. rechts: Wappen der Herren Geuder von Zaneck, in Blau drei (2:1) silberne Sterne, von denen die drei zur Schildmitte gerichteten Strahlen durch ein silbernes Dreieck miteinander verbunden sind, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein silbern-blau gespaltener sechszackiger Stern, an den Spitzen mit je zwei Straußenfedern in verwechselten Farben besteckt. Hier steht das Wappen für die Urgroßmutter Anna Geuder von Zaneck, Tochter von Johann Anton Geuder von Zaneck  und einer Frau von Homburg.

Abb. links: Wappen der Herren von Hallwyl, in Gold ein schwarzer Flug, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein silberner Flug. Hier steht das Wappen für die Urgroßmutter Catharina von Hallwyl, Tochter von Dietrich von Hallwyl und Eva von Bernhausen.

Abb. rechts: Wappen der Truchsessen von Rheinfelden, fünfmal von Silber und Blau geteilt, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein Ballen, fünfmal rot-silbern geschichtet (geteilt). Hier steht das Wappen für die Urgroßmutter Anna Truchseß von Rheinfelden, Tochter von Ulmann Truchseß von Rheinfelden und Petronella Hundpiß von Waltrams.

Literatur:
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Wappen.htm
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Harald Bodenschatz und Johannes Geisenhof, Deutschordensresidenz Ellingen: Visionen, Pläne und Bauten einer barocken Schloßlandschaft, Schriftenreihe "Stadterneuerung" der Stadt Ellingen, Heft 3, Verlag Buchdruckerei W. Lühker GmbH, Weißenburg in Bayern, Ellingen/Weißenburg 1990, ISBN 3-921-354-22-6
Residenz Ellingen, amtlicher Führer, bearbeitet von Christoph Graf Pfeil, Hrsg. Bayerische Schlösserverwaltung, 8. Auflage, München 2005, ISBN 3-932982-59-2
http://www.barockverein.de, http://www.barockverein.de/Denkmaehler/index.htm
Genealogie nach der Ahnenprobe im Deutschordensarchiv

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