Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 112
Bad Mergentheim und der Deutsche Orden

Wappen des Johann Caspar von Stadion am Brunnen im Hof des Hochschlosses in Bad Mergentheim

Johann Kaspar von Stadion, geboren 1567 in Beffort, Ordenseintritt 1603, 1626 Statthalter der Ballei Elsaß-Burgund, 1627 Landkomtur der Ballei. Im selben Jahr noch wurde er zum Hochmeister gewählt. Er amtierte als solcher 1627-1641. Sein bauliches Wirken in Mergentheim erstreckte sich auf das Kapuzinerkloster draußen vor der Stadtmauer, es war einst mit dem Schloß durch einen Gang verbunden. Er errichtete die deutsche Schule am Eingang zum Hänserhof 1628. Außerdem war Johann Kaspar von Stadion kaiserlicher General und Präsident des Reichkriegsrates. Er starb im Feldlager. Im Hof des Mergentheimer Deutschordensschlosses ist seine Statue auf einem der beiden Brunnen aufgestellt, seine Linke stützt sich auf den Wappenschild.

Sein Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz (Deutschordenskreuz), Feld 2 und 3: in Schwarz drei goldene gestürzte Wolfsangeln (Wolfsanker) pfahlweise (von Stadion). Über allem ein Hochmeisterkreuz, ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz, ein goldener Herzschild belegt mit einem schwarzen, einköpfigen Adler.

Dazu gehören eigentlich folgende Helmzieren: 1.) Ein silbernes Schirmbrett, belegt mit dem Hochmeisterkreuz, besteckt mit 7 goldenen hahnenfederbesteckten Kugeln. Helmdecken schwarz-silbern. 2.) Ein silberner Flug, belegt mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz für die Mitgliedschaft im Deutschen Orden. Helmdecken schwarz-silbern. 3.) eine goldene Wolfsangel (ein goldener Wolfsanker) mit dem Ring nach oben auf einem schwarz-goldenen Kissen, im Ring ein Pfauenstoß, gehört zum Stammwappen von Stadion. Helmdecken schwarz-golden.

Wappen des Johann Eustach von Westernach am Brunnen im Hof des Hochschlosses in Bad Mergentheim

Johann Eustach von Westernach (21.12.1545-25.10.1627) war Ordensmitglied seit dem 13.5.1566. Seine Aufnahme erfolgte in Horneck. Er wurde Küchenmeister der Kommende in Ellingen 1567, Trappier in Frankfurt-Sachsenhausen 1571, Hauskomtur in Ellingen 1580, Hauskomtur von Mergentheim am 5.9.1585, Statthalter des Meistertums 1585-1599 und 1613-1624, Ratsgebietiger der Ballei Franken 1603, Landkomtur der Ballei Franken mit Sitz in Ellingen 1618 und Koadjutor des Hochmeisters 1618. Er nahm an den Feldzügen des Hochmeisters Maximilian von Österreich teil. Er war 1619-1622 Reichskriegskommissar. Die Wahl zum 44. Hochmeister erfolgte am 19.3.1625. Er amtierte bis 1627. Sein Grabmal befindet sich in der Ordensgruft in Mergentheim unter der Schloßkirche.

 

Sein Wappen ist geviert durch ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Glevenkreuz (Lilienkreuz), das Ganze in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in Gold den schwarzen Reichsadler zeigt (Hochmeisterkreuz),

Dazu würden noch drei Helme gehören, die hier nciht dargestellt sind:

Das Original der Statue aus dem 17. Jh. ist verschollen. Das heutige Standbild ist eine Kopie der 1930er Jahre nach dem Original und ist eine Leihgabe des Staatlichen Vermögens- und Hochbauamtes Heilbronn.

Veränderungen des Wappens der Hochmeister im Laufe der Zeit:
Die frühen Hochmeister führten entweder den Schild mit dem Hochmeisterkreuz oder den Schild ihres Familienwappens oder beide zusammen. Entgegen des Bildes, das später entstandene historische Wappenbücher vermitteln, war das Quadrieren damals noch ncht allgemein üblicher Usus.

Mit Friedrich von Sachsen (1498-1510) gab es eine weitere Änderung: Das Hochmeisterkreuz wurde dem in mehrere Felder unterteilten Schild zentral aufgelegt. In dieser Form wurde das Ordenskreuz bis in die Neuzeit angeordnet. Walther von Cronberg (1527-1543), Wolfgang Schutzbar gen. Milchling (1543-1566), Georg Hundt von Wenckheim (1566-1572), Heinrich von Bobenhausen (1572-1590/95), Johann Eustach von Westernach (1625-1627) und Johann Kaspar von Stadion (1627-1641) führten das Hochmeisterkreuz in der beschriebenen Form, aber hatten den darunter liegenden Schild zusätzlich geviert mit dem einfachen Deutschordenskreuz (für das Deutschmeistertum) und dem Stammwappen.

Der Herzschild mit dem Adler wurde bei einigen Hochmeistern bisweilen nochmals mit einem weiteren winzigen Schild belegt: Maximilian von Habsburg (1590/95-1618, Habsburg-Schild), Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694-1732), Clemens August von Bayern (1732-1761), Karl Alexander von Lothringen (1761-1780), Maximilian Franz von Habsburg-Lothringen (1780-1801), Karl Ludwig von Habsburg-Lothringen (1801-1804), Anton Victor von Habsburg-Lothringen (1804-1835), Maximilian Joseph von Habsburg-Lothringen-Este (1835-1863), Wilhelm Franz Karl von Habsburg-Lothringen (1863-1894), Eugen Ferdinand von Habsburg-Lothringen (1894-1923)

Die Wappen sind in der Regel die von Rittern und folgen in der Gestaltung den Wappen fürstlicher und adeliger Häuser. Daß Kleriker die Position des Hochmeisters innehatten, kam zu Zeiten des frühen Ritterordens nicht vor, wurde aber im 17. und 18. Jh. üblich, kam dann wieder außer Mode und ist heute Standard, da die Position des Hochmeisters i.d.R. von Äbten besetzt wird. Entsprechend haben diese aufgrund ihrer kirchlichen Würden Krummstab, Schwert, Vortragekreuz und Mitra zum Wappen, dazu den klerikalen Hut mit Fiocchi.

Unter Einbezug mittelalterlicher Vorgängerbauten prägt die Renaissance das Bild des Hochschlosses.

Literatur, Links und Quellen:
Hans-Georg Boehm: Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens 1198-1618, Frankonia Buch 1990, Fränkische Nachrichten Druck- und Verlags-GmbH, Tauberbischofsheim, ISBN 3-924780-15-3
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
Udo Arnold: Deutscher Orden 1190-2000, ein Führer durch das Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim, hrsg. von Maike Trentin-Meyer für das Deutschordensmuseum, Spurbuch-Verlag, 2. Auflage, Baunach 2011, ISBN: 978-3-88778-212-2
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html

Mergentheim: Deutschordensschloß, äußeres Tor (1) - Äußeres Tor (2) - Priesterseminar - Spital zum hl. Geist (1) - Spital zum Hl. Geist (2) - Spital zum Hl. Geist (3) - Schloß, Archivbau - Inneres Tor zum Hochschloß - Brunnen im Hochschloß - Hinteres Tor zum Park - Milchlingsbrunnen - Burg Neuhaus, Wolfgang Schutzbar - Burg Neuhaus, Walther von Cronberg - Burg Neuhaus, Maximilian von Habsburg - Schöntaler Hof

Wappen des Deutschen Ordens - Hochmeister des Deutschen Ordens

Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
Impressum